JKU-Studie: Energiewende kaum leistbar – AK OÖ fordert Reform

Redaktion

Aktuell am 17.12.2025: In Oberösterreich wachsen die Zweifel, ob die Energiewende für Haushalte tatsächlich leistbar ist. Eine neue Studie des Energieinstituts an der Johannes-Kepler-Universität Linz im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt Hürden, die viele Familien nicht ohne Hilfe überspringen können. Der Befund betrifft nicht nur einzelne Gemeinden, sondern breite Bevölkerungsschichten – von Eigentümerinnen und Eigentümern älterer Einfamilienhäuser bis zu Beschäftigten mit mittleren Einkommen. Die Kernbotschaft: Hohe Anfangsinvestitionen, unübersichtliche Förderlandschaften und fehlende Liquidität bremsen den Umstieg auf klimafreundliche Wärme und Mobilität spürbar aus. Was bedeutet das für Menschen in Linz, im Bezirk Rohrbach oder im Innviertel? Und welche Maßnahmen können die Lücke zwischen Anspruch und Realität schließen, ohne die Energiewende zu einem Luxusprojekt verkommen zu lassen? Die Debatte ist dringlich, denn die politischen Vorgaben sind klar – und die Zeit läuft.

Energiewende leistbar machen: Was die JKU-Studie für Oberösterreich zeigt

Laut der aktuellen Untersuchung des Energieinstituts der JKU Linz, beauftragt von der Arbeiterkammer Oberösterreich, ist die finanzielle Last der Energiewende für viele Haushalte hoch. Gemeint sind insbesondere die Kosten für Heizungstausch, thermische Sanierung und den Umstieg auf E-Mobilität im Eigenheim. Die Studie diagnostiziert drei zentrale Problemfelder: hohe Anfangsinvestitionen, unzureichende und komplexe Förderungen sowie fehlende Liquidität zur Vorfinanzierung. Besonders stark betroffen sind Haushalte ohne Zugang zu Fernwärme und Bewohnerinnen und Bewohner älterer Einfamilienhäuser. Die AK OÖ fordert daher eine sozial treffsichere Förderpolitik, die sich an realen Lebenslagen orientiert, die Direktverrechnung von Förderungen mit ausführenden Firmen und zusätzliche Instrumente wie einen Wohnbonus von bis zu 800 Euro jährlich. Ziel ist, die Energiewende leistbar zu machen, statt sie einer kleinen, finanziell starken Gruppe vorzubehalten.

Ein Satz aus der Stellungnahme der AK OÖ bringt den Anspruch auf den Punkt: „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie für alle leistbar ist, nicht nur für jene, die hohe Investitionen aus der eigenen Tasche vorfinanzieren können.“ Dieser Anspruch ist nicht nur sozialpolitisch begründet, sondern auch wirtschaftlich: Eine breite Teilnahme senkt volkswirtschaftliche Kosten langfristig und schafft Anreize für regionale Wertschöpfung in Handwerk, Energieberatung und Planung.

Zahlen und Fakten: Oberösterreich zwischen Eigentum und Investitionslücke

Oberösterreich gilt als Land der Eigenheime. Rund 60 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leben im Eigentum. Dieser Wert ist für die Energiewende entscheidend, denn Eigentümerinnen und Eigentümer treffen Investitionsentscheidungen über Heizung, Dämmung und Photovoltaik selbst. Gleichzeitig zeigt die Studie: Nur ein kleiner Teil der Haushalte kann umfassende Sanierungen oder den Umstieg auf ein neues E-Auto aus Eigenmitteln stemmen. Hier klafft eine Investitionslücke zwischen dem, was technisch geboten und langfristig sinnvoll wäre, und dem, was kurzfristig finanzierbar ist.

Die Fördersysteme sind derzeit unübersichtlich und oft nicht ausreichend, um diese Lücke zu schließen. Besonders kritisch ist die Vorfinanzierung: Selbst wenn Förderungen theoretisch einen Teil der Kosten übernehmen, müssen Familien häufig zuerst zahlen und lange auf die Rückerstattung warten. Diese Liquiditätsbarriere verlangsamt die Umsetzung. Die AK OÖ schlägt daher die Direktverrechnung mit der ausführenden Firma vor: Die Förderung würde direkt von der Rechnung abgezogen, wodurch die Vorleistung entfällt. Das entlastet Budgets und reduziert das Risiko, dass Projekte an fehlendem Cashflow scheitern.

Worum es konkret geht: Heizungstausch, Sanierung, E-Mobilität

Die Studie stellt drei Handlungsfelder in den Mittelpunkt. Erstens der Heizungstausch, also der Wechsel von alten, fossilen Heizsystemen auf klimafreundliche Alternativen wie Fernwärme oder moderne Wärmepumpen. Zweitens die thermische Sanierung, die Wärmeverluste durch bessere Dämmung, Fenstertausch oder Fassadenmaßnahmen reduziert. Drittens der Umstieg auf E-Mobilität im Eigenheim, der neben dem Fahrzeug auch Ladeinfrastruktur und unter Umständen Netzanschlüsse umfasst. Alle drei Bereiche sind technisch ausgereift, stoßen aber an dieselbe finanzielle Hürde: geringe Liquidität, hohe Anfangsinvestition, komplexe Förderkulisse.

Fachbegriffe verständlich erklärt

Dekarbonisierung

Dekarbonisierung beschreibt den systematischen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Für Haushalte bedeutet das vor allem, von Öl- oder Gasheizungen auf erneuerbare Alternativen umzusteigen und beim Verkehr Emissionen zu senken. Der Prozess erfolgt schrittweise: zunächst durch Effizienzsteigerungen (weniger Energiebedarf), dann durch den Umstieg auf erneuerbare Quellen (etwa Fernwärme oder Wärmepumpen) und den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien. Dekarbonisierung ist kein kurzfristiges Projekt, sondern ein Umbau über Jahre, der politische, technische und finanzielle Maßnahmen braucht.

Fernwärme

Fernwärme ist ein System, bei dem Wärme zentral erzeugt und über ein isoliertes Leitungsnetz zu Gebäuden transportiert wird. Die Erzeugung kann aus verschiedenen Quellen erfolgen, etwa industrieller Abwärme, Biomasse, Großwärmepumpen oder Kraft-Wärme-Kopplung. Für Haushalte hat Fernwärme zwei Vorteile: Sie benötigen keine eigene Feuerungsanlage und profitieren von professionellem Betrieb und Wartung. Besonders in dicht besiedelten Gebieten kann Fernwärme eine kosteneffiziente Lösung sein. Der Ausbau benötigt jedoch Investitionen in Netze und Anschlüsse und setzt eine ausreichende Abnehmerdichte voraus.

Thermische Sanierung

Thermische Sanierung umfasst Maßnahmen, die den Wärmeverlust eines Gebäudes verringern. Dazu zählen Dämmung von Dach, Fassade und Kellerdecke, der Austausch von Fenstern und Türen sowie luftdichte Bauausführung. Für Laien wichtig: Eine gute thermische Sanierung reduziert den Energieverbrauch dauerhaft, erhöht den Wohnkomfort (gleichmäßigere Temperaturen, weniger Zugluft) und kann Heizsysteme kleiner dimensionierbar machen. Die anfänglichen Kosten stehen langfristigen Einsparungen gegenüber. Ohne geeignete Förderung kann die Startfinanzierung jedoch herausfordernd sein.

Direktverrechnung von Förderungen

Bei der Direktverrechnung wird die Förderung nicht erst nachträglich an den Haushalt ausbezahlt, sondern unmittelbar mit der Rechnung der ausführenden Firma gegengerechnet. Praktisch bedeutet dies: Die Rechnung ist sofort um den Förderbetrag reduziert, der Haushalt muss weniger vorfinanzieren. Das mindert das Liquiditätsrisiko und beschleunigt Entscheidungen. Für Betriebe schafft die Direktverrechnung Planungssicherheit und reduziert administrativen Aufwand bei Kundinnen und Kunden, die sonst Anträge, Nachweise und Wartezeiten selbst managen müssten.

Negativsteuerfähiger Absetzbetrag (Wohnbonus)

Ein negativsteuerfähiger Absetzbetrag ist ein Steuerinstrument, das auch dann wirkt, wenn die Einkommensteuerlast niedrig oder null ist. Der von der AK OÖ vorgeschlagene Wohnbonus von bis zu 800 Euro pro Jahr würde unabhängig von der Steuerklasse wirksam werden und damit gezielt Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen entlasten. Der Vorteil: Es handelt sich um eine laufende, planbare Entlastung, die Budgets über mehrere Jahre stabilisiert und Spielraum für Investitionen in Sanierung oder Heizungstausch schafft.

Investitionslücke

Die Investitionslücke ist die Differenz zwischen den erforderlichen Gesamtkosten eines Projekts und den tatsächlich verfügbaren Eigenmitteln plus Förderungen. In der Praxis heißt das: Auch wenn eine Förderung existiert, bleibt oft ein zu hoher Restbetrag, der kurzfristig nicht finanzierbar ist. Diese Lücke verhindert Vorhaben, obwohl sie langfristig sinnvoll wären. Besonders bei älteren Einfamilienhäusern ist die Lücke laut Studie ausgeprägt. Eine treffsichere Förderpolitik zielt darauf ab, genau diese Lücke zu schließen.

E-Mobilität im Eigenheim

E-Mobilität im Eigenheim meint nicht nur den Kauf eines Elektroautos, sondern auch die Installation einer geeigneten Ladeinfrastruktur am Wohnort. Für Laien wichtig: Eine Wallbox lädt sicherer und schneller als eine gewöhnliche Steckdose. Je nach Gebäudezustand können zudem Anpassungen an der Hauselektrik oder dem Netzanschluss nötig sein. Die Gesamtkostenperspektive umfasst somit Fahrzeug, Ladepunkt, Installation und einen passenden Stromtarif. Förderungen und Beratung helfen, die wirtschaftlich sinnvolle Kombination zu finden.

Sozial treffsichere Förderpolitik

Sozial treffsicher heißt, dass Förderungen dort ankommen, wo die Hürden am größten sind. Es geht nicht nur um die Höhe der Förderung, sondern um deren Ausgestaltung: einkommensabhängige Sätze, einfache Anträge, rasche Auszahlung oder Direktverrechnung. Entscheidend ist, dass Haushalte mit mittleren und niedrigeren Einkommen handlungsfähig werden. Eine treffsichere Politik reduziert Fehlanreize, verhindert Mitnahmeeffekte und unterstützt den Umbau dort, wo er ohne Hilfe nicht stattfinden würde.

Schrittweise Umrüstungspfade

Schrittweise Umrüstungspfade bezeichnen individuelle Sequenzen von Maßnahmen, die auf Gebäudezustand, Region, Eigentumsverhältnis und Budget zugeschnitten sind. Statt alles sofort umzusetzen, wird in einem sinnvollen Ablauf vorgegangen: zuerst Energieberatung, dann etwa Dämmung, anschließend Heizungstausch und schließlich Ergänzungen wie Photovoltaik oder E-Ladepunkt. Dieser Ansatz verteilt Kosten über mehrere Jahre, minimiert Fehlinvestitionen und erleichtert die Finanzierung. Förderungen sollten diese Pfade unterstützen und nicht durch starre Regeln erschweren.

Historischer Kontext: Vom Klimaziel zur Haushaltsrealität

Der europäische und nationale Weg zur Energiewende ist das Ergebnis mehrerer politischer Schritte. Auf EU-Ebene markierte der Europäische Grüne Deal einen Meilenstein, der die Dekarbonisierung von Verkehr und Gebäude als Kernaufgaben festschreibt. Daraus abgeleitete Maßnahmen, etwa ambitioniertere Emissionsziele und Rahmenwerke für erneuerbare Energien und Effizienz, setzen den Rahmen auch für Österreich. National wurden Programme für Heizungsumstellungen, Sanierungsförderungen und Beratungsangebote ausgebaut. Gleichzeitig prägten steigende Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten die öffentliche Debatte, was den Handlungsdruck erhöhte.

In Oberösterreich wirkt diese Entwicklung in eine Region hinein, die stark von Eigentum im Einfamilienhaus geprägt ist. Hier sind die Entscheidungspfadabhängigkeiten besonders sichtbar: Wer vor Jahrzehnten auf Öl- oder Gasheizung gesetzt hat, steht heute vor einer komplexen Umstellung. Politische Ambition trifft auf finanzielle Realität in den Haushaltsbudgets. Die vorliegende Studie platziert sich genau an dieser Schnittstelle. Sie ergänzt die allgemeine Klimapolitik um die Frage, ob die Umsetzung in Wohnzimmern, Kellern und Einfahrten tatsächlich gelingt. Ihre Antwort ist differenziert: Technisch ist vieles machbar, finanziell bleibt jedoch eine Schere offen, die ohne Strukturreformen nicht schließt.

Vergleiche: Innerösterreichisch und im DACH-Raum

Innerhalb Österreichs zeigen sich Unterschiede vor allem im Zugang zur Fernwärme und in der Gebäudestruktur. Wien profitiert von einem weit ausgebauten Fernwärmenetz und hoher Siedlungsdichte, was den Anschluss wirtschaftlich erleichtert. Bundesländer mit stärker ländlicher Prägung, wie Oberösterreich oder Teile der Steiermark, stehen häufiger vor Einzelfalllösungen im Einfamilienhaus. Tirol wiederum kombiniert alpine Witterungsbedingungen mit einem Bestand, der oft besondere Sanierungsdetails erfordert. Diese Vielfalt bedeutet: Ein einheitliches Fördermodell wird der Realität nicht gerecht. Differenzierte, regional angepasste Lösungen sind notwendig.

Im DACH-Vergleich zeigt sich ebenfalls ein Spektrum. In Deutschland existieren etablierte Programme für Gebäudesanierung und Heizungstausch, die in verschiedenen Förderlinien kombiniert werden. Entscheidend bleibt aber auch dort die Frage der Vorfinanzierung und der Verständlichkeit der Programme. In der Schweiz ist die Rolle der Kantone stark: Das Gebäudeprogramm wird regional umgesetzt, wodurch die Ausgestaltung variieren kann, gleichzeitig aber Nähe zu den lokalen Gegebenheiten besteht. Der gemeinsame Nenner im DACH-Raum: Haushalte benötigen verlässliche und einfache Rahmenbedingungen, um komplexe Investitionen zu wagen. Vorfinanzierung, Beratung und Klarheit in der Abwicklung sind die Schlüsselfaktoren.

Bürger-Impact: Was bedeutet das für Haushalte konkret?

Für eine Familie in einem älteren Einfamilienhaus ohne Fernwärmeanschluss stellt sich die Frage: Zuerst dämmen oder zuerst die Heizung tauschen? Eine Energieberatung kann einen Pfad entwickeln, der Maßnahmen sinnvoll reiht. Wird zuerst die Gebäudehülle verbessert, sinkt die benötigte Heizleistung, was wiederum kleinere, kostengünstigere Heizsysteme ermöglicht. Dennoch bleibt die anfängliche Hürde: Es braucht Geld für die erste Maßnahme, und zwar bevor Einsparungen sichtbar werden. Ohne Direktverrechnung und mit komplizierten Förderanträgen droht das Vorhaben zu stocken.

Ein anderes Beispiel: Eigentümerinnen und Eigentümer einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus. Hier sind Entscheidungen oft gemeinschaftlich zu treffen. Ein Fernwärmeanschluss oder eine gemeinsame Sanierung erfordern Konsens und professionelle Planung. Je einfacher Förderungen beantragt und verrechnet werden, desto eher gelingt der Beschluss. Sind die Programme kompliziert, scheitern Projekte an Verwaltung statt an Technik. Deshalb ist die Verständlichkeit der Förderlandschaft nicht nur ein Komfortthema, sondern ein Hebel für reale Umsetzung.

Schließlich E-Mobilität: Wer im Eigenheim eine Wallbox installieren möchte, braucht handwerkliche Leistungen und möglicherweise Anpassungen am Hausanschluss. Förderung und Beratung helfen, die richtige Dimensionierung zu wählen. Wenn die Förderung direkt abgezogen werden kann, reduziert das die finanzielle Anlaufhürde. So wird die Entscheidung häufiger pro E-Auto ausfallen, insbesondere bei mittleren Einkommen, die den Gesamtumbau nur in Etappen stemmen können.

Die Forderungen der AK OÖ im Überblick

Die Arbeiterkammer Oberösterreich leitet aus der Studie konkrete Vorschläge ab, um die Energiewende breitenwirksam zu ermöglichen:

  • Nach Wohnsituation differenzierende Förderpolitik, damit die Energiewende nicht zur sozialen Frage wird; adressiert werden sollen ausdrücklich auch mittlere Einkommen.
  • Einführung eines Wohnbonus von bis zu 800 Euro pro Jahr als negativsteuerfähigen Absetzbetrag zur Entlastung von Haushalten.
  • Direktverrechnung von Förderungen mit der ausführenden Firma, um Vorfinanzierungslasten zu vermeiden.
  • Vorrangiger Ausbau der Fernwärme in dicht besiedelten Regionen als häufig kostengünstigste Lösung.
  • Stärker beworbene und ausgebaut verfügbare Energieberatungsstellen, kostenfrei und regional zugänglich.

Diese Punkte zielen auf zwei Engpässe: Liquidität und Komplexität. Sie sind komplementär zu bestehenden Angeboten und setzen dort an, wo die Studie die größte Hürde identifiziert.

Direktverrechnung und Wohnbonus: Hebel gegen die Vorfinanzierung

Die Direktverrechnung wirkt unmittelbar auf die Entscheidungssituation im Haushalt. Wenn ein Kostenvoranschlag bereits den abgezogenen Förderanteil ausweist, sinkt die Hürde, einen Auftrag zu erteilen. Für Betriebe entsteht ein standardisierter Abwicklungsprozess, der die Beratung vereinfacht. Der Wohnbonus ergänzt dies als planbare jährliche Entlastung. Zusammen erhöhen beide Instrumente die Wahrscheinlichkeit, dass schrittweise Umrüstungspfade tatsächlich beschritten werden – zuerst eine kleine Sanierungsmaßnahme, dann der Heizungstausch, später E-Mobilität.

Wichtig ist dabei die zielgenaue Ausgestaltung. Eine sozial treffsichere Förderung berücksichtigt Einkommen, Gebäudestatus und regionale Infrastruktur. Sie vermeidet, dass dort gefördert wird, wo Projekte auch ohne Unterstützung realisiert würden, und konzentriert sich auf jene, die sonst aussteigen müssten. Genau diesen Fokus, so die AK OÖ, braucht es, damit die Energiewende in Oberösterreich nicht zur Frage des Kontostands wird.

Beratung, Planung, Umsetzung: Die Rolle der Energieberatung

Die Studie weist auf die Bedeutung einer gut erreichbaren, kostenfreien und regional verfügbaren Energieberatung hin. Beratung strukturiert komplexe Entscheidungen, zeigt Reihenfolgen auf und macht Förderungen verständlich. Für Laien ist es essenziell, das eigene Gebäude systematisch zu analysieren: Wo sind die größten Wärmeverluste? Welche Heizung passt zur Hülle? Welche Maßnahmen sind schnell wirksam? Eine starke Beratungskette verhindert Fehlinvestitionen, erhöht die Akzeptanz und beschleunigt die Umsetzung.

Zukunftsperspektiven: Von der Studie zur Umsetzung

Die nächsten Jahre entscheiden darüber, ob die Energiewende im Gebäudebestand Breite gewinnt. Die politische Richtung ist gesetzt, doch der Erfolg hängt an der Umsetzbarkeit in den Haushalten. Kommt es zu einer Vereinfachung der Förderlandschaft, zur Direktverrechnung und zu einem Wohnbonus, steigen die Chancen spürbar. Die Kombination aus Beratung, treffsicherer Förderung und Netzausbau – insbesondere der Fernwärme – schafft robuste Pfade für Eigentümerinnen und Eigentümer. Gleichzeitig entsteht regionale Wertschöpfung im Handwerk und in der Planung. Ohne solche Weichenstellungen drohen jedoch Verzögerungen: Projekte werden aufgeschoben, Opportunitätskosten steigen, und Klimaziele rücken in die Ferne.

Die JKU-Studie macht klar, dass es keine Einheitslösung geben kann. Unterschiedliche Gebäudetypen, Besitzverhältnisse, Infrastrukturen und Einkommen erfordern flexible, kontextbezogene Maßnahmen. Diese Differenzierung ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für Wirksamkeit. Wenn Oberösterreich diesen Weg geht, kann die Energiewende vom Schlagwort zur Wohnrealität werden – in Form wärmerer Häuser, niedrigerer Verbräuche und leiserer, sauberer Mobilität.

Praxischeck: Was Haushalte jetzt tun können

Auch bevor neue Instrumente fix beschlossen sind, gibt es Schritte, die Sinn machen:

  • Energieberatung in Anspruch nehmen und einen individuellen Umrüstungspfad erstellen lassen.
  • Maßnahmen nach Wirtschaftlichkeit reihen: häufig zuerst Hülle, dann Technik.
  • Bestehende Förderungen prüfen; bei Unklarheit Unterstützung durch Beratungsstellen nutzen.
  • Angebote von Fachbetrieben vergleichen; auf Gesamtkosten und Betrieb achten.
  • Bei E-Mobilität Ladeinfrastruktur ins Gesamtkonzept integrieren.

So wird aus einer großen Transformation eine Reihe handhabbarer Einzelschritte.

Fazit und Ausblick

Die JKU-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt: Die Energiewende ist technisch möglich, aber finanziell für viele herausfordernd. Besonders betroffen sind ältere Einfamilienhäuser und Haushalte ohne Zugang zu Fernwärme. Die Lösung liegt nicht in einem einzigen großen Programm, sondern in einem Bündel: sozial treffsichere Förderungen, Direktverrechnung, ein Wohnbonus bis zu 800 Euro jährlich, verstärkte Energieberatung und ein gezielter Netzausbau. Wenn diese Elemente zusammenspielen, verschwindet die Investitionslücke nicht über Nacht, sie wird jedoch überbrückbar. Damit die Energiewende kein Luxusprojekt bleibt, braucht es einfache, verlässliche und rasch wirksame Instrumente.

Was ist Ihre größte Hürde beim Umstieg – Information, Planung oder Finanzierung? Nutzen Sie regionale Energieberatungsstellen und informieren Sie sich über aktuelle Unterstützungsangebote. Weiterführende Materialien und die vollständige Presseunterlage finden Sie unter den folgenden Links.

Quellen und weiterführende Informationen

Primärquelle: Arbeiterkammer Oberösterreich, Pressemitteilung vom 17.12.2025: Zur OTS-Aussendung

Arbeiterkammer Oberösterreich: ooe.arbeiterkammer.at

Energieinstitut an der JKU Linz: energieinstitut-linz.at