NÖ setzt Impulse für Bauwirtschaft und leistbares Wohnen

Redaktion

Niederösterreich setzt am 26.11.2025 starke Impulse für Bauwirtschaft und leistbares Wohnen – mit Reformen, Investitionen und konkreten Entlastungen. In St. Pölten wurde heute eine Wegmarke gesetzt, die für Bauträgerinnen und Bauträger, Handwerkerinnen und Handwerker sowie für Bürgerinnen und Bürger im ganzen Land spürbar werden kann. Der Bauwirtschaftsgipfel im NÖ Landhaus brachte Politik, Finanzwirtschaft, gemeinnützige Bauvereinigungen und Forschung an einen Tisch. Die zentrale Botschaft: Planungssicherheit, weniger Bürokratie und gezielte Förderung sollen die Baukonjunktur beleben und Wohnen leistbar machen. Die Landespolitik will damit auch auf aktuelle Herausforderungen reagieren: hohe Nebenkosten beim Eigentumserwerb, ein dichtes Netz an Ö-Normen und die Notwendigkeit, Sanierung und Umbau einfacher zu machen. Österreich-Relevanz ist gegeben – und Niederösterreich will vorangehen.

Bauwirtschaft in Niederösterreich: Impulse für Stabilität und leistbares Wohnen

Der Bauwirtschaftsgipfel Niederösterreich am 26.11.2025, initiiert von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, setzte klare Akzente: Investitionen des Landes, Reformen bei Bau- und Umbauprozessen sowie ein Appell in Richtung Bund zur Senkung von Energiekosten und Entlastung bei Nebenkosten. Laut Quelle wurden zentrale Kennzahlen genannt: mehr als 54.000 Jobs in der Bauwirtschaft, 5,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung und 7,9 Prozent Anteil an der Wirtschaftsleistung. Zudem plant Niederösterreich 4,2 Milliarden Euro öffentliche Investitionen im kommenden Jahr, darunter 144 Millionen Euro für 150 Bauprojekte im Bereich Gebäude- und Liegenschaftsmanagement. Das Ziel: Vertrauen stärken, Investitionen auslösen und leistbaren Wohnraum sichern.

Die Diskussionen griffen auch praktische Hürden auf. So wurde gefordert, technische Vorschriften als Leitlinien statt als starre Vorgaben zu verstehen, um Kosten und Bauzeiten zu senken. Die Entbürokratisierung soll Betriebe entlasten, die derzeit mit Berichtspflichten und Normenvielfalt konfrontiert sind. Eine Maßnahme mit unmittelbarer Wirkung für Käuferinnen und Käufer: die im Wohnbaupaket 2024 vorübergehend ausgesetzte Grundbuch-Eintragungsgebühr bis Juli 2026 – aus Sicht Niederösterreichs sollte diese für Erwerbe bis 500.000 Euro dauerhaft entfallen. Das würde den Eigentumserwerb erleichtern und Liquidität für Sanierungen oder Neubau freisetzen.

Seitens der Wirtschaft kam sowohl Zuversicht als auch Mahnung: Im Wohnbau zeichnet sich laut Branchenvertretern eine Stabilisierung ab, mit etwa 1.500 Wohnbaukrediten pro Monat auf Vor-Corona-Niveau. Gleichzeitig bleibt die Investitionszurückhaltung in Unternehmen hoch: Über 54 Prozent tätigen derzeit nur Ersatzinvestitionen. Gemeinnützige Bauvereinigungen verweisen auf positive Effekte von Sanierungsvereinfachung und neuer Wohnbauförderung ab 2027. Banken sehen eine robuste Basis und erwarten laut Euroconstruct für 2026 ein moderates Plus von zwei Prozent im Hochbau. Entscheidend ist das Vertrauen der Menschen – die Sparquote liegt mit zuletzt 11,7 Prozent spürbar höher als in den Vorjahren.

Quellen und weiterführende Informationen

Die in diesem Beitrag verwendeten Zitate und Kennzahlen stammen aus der Presseinformation des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung vom 26.11.2025, verfügbar über die APA-OTS: ots.at. Ergänzende Einordnungen verweisen allgemein auf öffentlich zugängliche Informationen (z. B. Statistik Austria oder Wirtschaftskammer) ohne neue, nicht belegte Zahlen zu nennen.

Zahlen, Fakten und Einordnung: Was die Kennzahlen bedeuten

  • Beschäftigung: über 54.000 Menschen arbeiten in der Bauwirtschaft in Niederösterreich (8,5 Prozent der Beschäftigten).
  • Wertschöpfung: 5,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung, entsprechend 7,9 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes.
  • Öffentliche Investitionen: 4,2 Milliarden Euro Gesamtinvestitionen des Landes im kommenden Jahr.
  • Gebäude- und Liegenschaftsmanagement: 144 Millionen Euro für 150 Projekte – im Schnitt knapp unter einer Million Euro je Projekt, wobei Projektgrößen stark variieren können.
  • Wohnbaukredite: rund 1.500 pro Monat – ein Hinweis auf Stabilisierung im Privatsektor.
  • Unternehmensinvestitionen: über 54 Prozent der Betriebe setzen vorwiegend auf Ersatzinvestitionen – Zeichen anhaltender Unsicherheit.
  • Normenumfeld: etwa 24.000 Ö-Normen – hoher Prüfaufwand bremst Bewilligungen und Baufortschritt.
  • Konjunkturausblick: plus zwei Prozent im Hochbau für 2026 laut Euroconstruct (brancheninterne Erwartung).
  • Sparquote: zuletzt 11,7 Prozent – Investitionspotenzial ist vorhanden, Vertrauen ist Schlüssel.

Diese Kennzahlen zeigen ein ambivalentes Bild: starke volkswirtschaftliche Bedeutung der Bauwirtschaft, erhebliche öffentliche Impulse und ein vorsichtig positiver Ausblick. Gleichzeitig dämpfen Bürokratielasten und Nebenkosten die Dynamik. Für leistbares Wohnen ist entscheidend, dass verfügbare Mittel rasch in konkrete Projekte fließen. Die geplanten Investitionen des Landes können dabei als Taktgeber wirken, gerade bei Bildungs- und Sozialinfrastruktur, die regional Wertschöpfung bindet und für Folgeaufträge sorgt.

Fachbegriffe verständlich erklärt

Bruttowertschöpfung

Die Bruttowertschöpfung beschreibt den wirtschaftlichen Beitrag eines Sektors oder Unternehmens zur Gesamtwirtschaft. Sie ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen, also den extern bezogenen Gütern und Dienstleistungen. Vereinfacht gesagt misst sie, wie viel neue wirtschaftliche Leistung im betrachteten Bereich entsteht. Im Kontext der Bauwirtschaft in Niederösterreich zeigt die genannte Bruttowertschöpfung von 5,2 Milliarden Euro, welchen Anteil Bauunternehmen, Planungsbüros und verbundene Gewerke an der regionalen Wirtschaftsleistung haben. Für Politik und Verwaltung ist diese Größe wichtig, weil sie Rückschlüsse auf Beschäftigung, Steuereinnahmen und Investitionsbedarf zulässt.

Wohnbauförderung

Die Wohnbauförderung ist ein zentrales Instrument der österreichischen Bundesländer zur Unterstützung von leistbarem Wohnen. Sie umfasst Förderdarlehen, Zuschüsse und Zinsstützungen für Neubau, Sanierung und energieeffiziente Maßnahmen. Ziel ist es, die Kosten für Haushalte zu senken, die Qualität zu heben und ökologische Standards zu fördern. In Niederösterreich wird die Wohnbauförderung laufend angepasst – die jetzt in Aussicht gestellten Richtlinien ab 2027 sollen Planungssicherheit schaffen und bürokratische Hürden reduzieren. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das im Idealfall niedrigere Monatsbelastungen und besseren Zugang zu Eigentum oder geförderten Mietwohnungen.

Umbauordnung und Sanierungsvereinfachung

Unter Umbauordnung versteht man in diesem Kontext Regelungen, die Umbau und Erweiterung von Bestandsgebäuden vereinfachen. Das Sanierungsvereinfachungsgesetz ergänzt diese Stoßrichtung, indem Prozesse gestrafft, Vorgaben klarer formuliert und Bewilligungswege übersichtlicher gemacht werden. Für Eigentümerinnen und Eigentümer kann das bedeuten, dass Dachausbau, Wohnraumerweiterung oder energetische Sanierung mit weniger Zeit- und Kostenaufwand umsetzbar sind. Gleichzeitig bleibt der Schutz von Sicherheit, Statik und Brandschutz aufrecht. Der Grundgedanke: Bestehende Gebäude sollen ressourcenschonend und kosteneffizient ertüchtigt werden, statt teure Neubauten zwingend vorzuziehen.

Ö-Normen

Ö-Normen sind technische Standards, die in Österreich branchenweit anerkannt sind. Sie dienen der Qualitätssicherung, der Sicherheit und der Vergleichbarkeit von Leistungen. In der Bauwirtschaft definieren sie etwa Materialien, Prüfverfahren, Toleranzen und Ausführungsdetails. Der Vorteil: Hohe Standards und klare Anforderungen. Die Kehrseite: Eine große Anzahl an Normen kann die Planung und Genehmigung verlangsamen, wenn Prüfschritte umfangreich sind. Die genannte Zahl von rund 24.000 Ö-Normen illustriert, warum die Prüfung viel Zeit brauchen kann. Der Reformimpuls lautet daher, Normen praxistauglich zu bündeln, ohne Schutz- und Qualitätsziele aus den Augen zu verlieren.

Grundbuch-Eintragungsgebühr

Die Grundbuch-Eintragungsgebühr fällt beim Erwerb von Immobilien an, wenn Eigentumsrechte im Grundbuch registriert werden. Sie ist neben Grunderwerbsteuer und Notarkosten ein wesentlicher Nebenkostenblock. Wird sie – wie aktuell bis Juli 2026 im Rahmen des Wohnbaupakets 2024 – ausgesetzt oder reduziert, sinken die Erwerbskosten spürbar. Das kann Haushalten den Schritt in die eigenen vier Wände erleichtern und Investitionen in Sanierung oder Neubau freisetzen. Niederösterreich fordert, die Befreiung bei Käufen bis 500.000 Euro dauerhaft zu verankern. Für Käuferinnen und Käufer wäre das ein kräftiger, planbarer Hebel in Richtung leistbares Eigentum.

Sparquote

Die Sparquote gibt an, welcher Anteil des verfügbaren Einkommens nicht konsumiert, sondern gespart wird. Eine Sparquote von 11,7 Prozent bedeutet, dass Haushalte einen erheblichen Teil ihrer Mittel zurücklegen. Für die Bauwirtschaft ist das ein zweischneidiges Signal: Einerseits zeigt es Investitionspotenzial für Wohnbaukredite und Sanierungen, andererseits kann es auch Zurückhaltung signalisieren, wenn Unsicherheit hoch ist. Wird Vertrauen gestärkt – etwa durch stabile Rahmenbedingungen, klare Förderungen und verlässliche Energiekosten –, fließen Teile dieser Ersparnisse eher in Bau- und Wohnprojekte, die langfristig Wert sichern und Lebensqualität verbessern.

Bauordnung und Baubewilligung

Die Bauordnung regelt, wie Gebäude geplant, errichtet, geändert und genutzt werden dürfen. Baubewilligungen sind Genehmigungen, die Gemeinden oder Städte auf Basis dieser Regeln erteilen. In der Praxis hängt viel von klaren Unterlagen, nachvollziehbaren Prüfprozessen und der Auslastung der Behörden ab. Vereinfachungen, wie sie Niederösterreich anstrebt, zielen darauf ab, Verfahren zu beschleunigen, ohne Sicherheits- und Umweltstandards zu senken. Für Projektentwicklerinnen und Projektentwickler bedeutet das kalkulierbarere Zeitpläne, für Bürgerinnen und Bürger eine schnellere Umsetzung von Projekten wie Zubauten, Solaranlagen oder barrierefreien Umbauten.

Baukonjunktur

Mit Baukonjunktur ist die gesamtwirtschaftliche Lage im Bauwesen gemeint – also Auftragseingänge, Auslastung, Preise, Beschäftigung und Investitionen. Sie ist zyklisch: Phasen starker Nachfrage wechseln mit Abschwüngen, etwa wenn Zinsen steigen oder Unsicherheit zunimmt. Öffentliche Investitionen wirken oft stabilisierend, weil sie unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen geplant werden. Erwartungen wie das von Euroconstruct genannte Plus im Hochbau für 2026 geben Orientierung. Für Unternehmen sind solche Signale wichtig, um Kapazitäten, Personalbedarf und Lagerbestände zu steuern. Für Haushalte beeinflusst die Baukonjunktur Verfügbarkeit, Preise und Bauzeiten.

Historischer Kontext: Vom Nachkriegsaufbau bis zur Sanierungswelle

Österreichs Wohn- und Baupolitik ist historisch von Verlässlichkeit und einer starken Rolle der Bundesländer geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der rasche Wiederaufbau im Fokus, gefolgt von Dekaden eines strukturierten Wohnbaus, in denen die Wohnbauförderung zum zentralen Instrument wurde. Gemeinnützige Bauvereinigungen entwickelten sich zu einem tragenden Pfeiler, indem sie dauerhaft leistbaren, qualitätsvollen Wohnraum bereitstellten. Ab den 1990er-Jahren rückten Energieeffizienz und ökologische Standards stärker ins Blickfeld; Ö-Normen und baurechtliche Vorgaben wurden umfangreicher, um technische Qualität, Komfort und Sicherheit zu erhöhen.

Die Finanzkrise 2008/09 überstand die österreichische Bauwirtschaft vergleichsweise stabil, auch dank öffentlicher Impulse. In den 2010er-Jahren trieb der anhaltende Zuzug in urbane Zentren die Nachfrage, während die Zinslandschaft Projekte erleichterte. Mit der Pandemie kam es zu Lieferschwierigkeiten, Materialpreis-Sprüngen und Unsicherheiten bei Investitionen. Ab 2023/24 dämpften gestiegene Finanzierungskosten und Vorsicht vieler Haushalte die Dynamik. Seither rückt die Sanierung von Beständen stärker in den Vordergrund: Sie spart Ressourcen, schont Flächen und kann durch Vereinfachungen schneller realisiert werden. Niederösterreichs Umbauordnung und Sanierungsvereinfachung reihen sich in diesen Trend ein und sollen die nächste Etappe prägen.

Vergleiche: Niederösterreich im österreichischen und deutschsprachigen Kontext

Innerhalb Österreichs zeigen die Bundesländer unterschiedliche Schwerpunkte. Wien als Stadtstaat fokussiert stark auf geförderten Mietwohnbau mit hoher Dichte und gutem öffentlichen Verkehr. In Niederösterreich sind regionale Zentren und ländliche Räume prägend, mit einem Mix aus Reihen- und Einfamilienhäusern, kleineren Mehrparteienhäusern und leistbarem Eigentum. Oberösterreich und die Steiermark kombinieren industriegetriebene Nachfrage mit wachsender Sanierungsorientierung in Ballungsräumen. Tirol und Vorarlberg sind durch topografische Bedingungen und hohe Ansprüche an Energieeffizienz bekannt, während Kärnten und das Burgenland die regionale Entwicklung mit kleineren, aber gezielten Projekten stützen. Niederösterreichs Ansatz, Umbauprozesse zu erleichtern und Nebenkosten zu senken, adressiert die Breite des Landes – von Speckgürteln bis zu ländlichen Regionen.

Im Vergleich zu Deutschland fallen ähnliche Debatten ins Auge: Technische Standards sind hoch, Genehmigungsverfahren komplex und die Forderung nach Beschleunigung ist laut. Viele Kommunen suchen nach Wegen, Planungs- und Prüfprozesse zu straffen, ohne rechtliche Sicherheit zu gefährden. Auch die Diskussion um Kaufnebenkosten ist verwandt, da Grunderwerbsteuer und Notargebühren Haushalte stark belasten können. In der Schweiz sind Bewilligungsverfahren kantonal geprägt; dort ist die Planungskultur traditionell konsensorientiert, und hohe Qualitätsansprüche gehen mit stringenten Verfahren einher. Niederösterreichs Schwerpunkt auf Leitlinien statt Starrheit bei technischen Vorgaben ist in diesem Umfeld ein pragmatischer Versuch, Innovation zu ermöglichen, ohne Schutz- und Qualitätsniveaus zu senken. Für leistbares Wohnen ist dieser Balanceakt entscheidend.

Konkrete Auswirkungen für Bürgerinnen und Bürger

Was bedeuten die Maßnahmen für den Alltag? Drei Beispiele zeigen die Bandbreite:

  • Sanierende Eigentümerinnen und Eigentümer: Wer ein Einfamilienhaus thermisch sanieren, das Dach ausbauen oder Barrierefreiheit schaffen will, profitiert von einfacheren Verfahren. Weniger Nachreichungen, klarere Prüfpunkte und planbare Fristen senken Kosten und Nervenaufwand. In Kombination mit Wohnbauförderung kann die Monatsbelastung sinken, während der Immobilienwert steigt.
  • Junge Familien auf der Suche nach Eigentum: Fällt die Grundbuch-Eintragungsgebühr dauerhaft weg, reduziert das die Kaufnebenkosten. Zusammen mit stabilen Wohnbaukrediten wird der Sprung ins Eigentum realistisch. Dieser Hebel wirkt besonders dort, wo Preisniveaus moderat sind, aber Nebenkosten bisher eine Hürde darstellten.
  • Mieterinnen und Mieter im geförderten Bereich: Gemeinnützige Bauvereinigungen erhalten durch die neue Wohnbauförderungsrichtlinie ab 2027 verlässliche Rahmenbedingungen. Das erhöht die Chance auf kontinuierliche Bautätigkeit und Sanierung – wichtig für Bestandsqualität, Energiekosten und Mietbelastung.

Für Handwerkerinnen und Handwerker, Planerinnen und Planer sowie regionale Betriebe bedeuten öffentliche Investitionen eine stabilere Auftragslage. Die 4,2 Milliarden Euro des Landes können Bauketten in Bewegung halten – vom Rohbau über Haustechnik bis zu regionalen Zulieferern. Bleiben Energiekosten kalkulierbar, steigt die Bereitschaft, Maschinen zu modernisieren oder zusätzliche Fachkräfte einzustellen. Die Entlastung bei Bürokratie wirkt dabei wie ein Multiplier: Jede gesparte Woche in der Bewilligung reduziert Vorhaltezeiten und Zinskosten, wovon Auftraggeberinnen und Auftraggeber genauso profitieren.

Stimmen aus Politik, Wirtschaft und Finanzierung

Die politische Linie ist klar umrissen: Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betont die Bauwirtschaft als „Motor für Beschäftigung, Wachstum und regionale Entwicklung“ und verweist auf Reformen sowie Investitionspläne des Landes. Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister unterstreicht den Nutzen der Umbauordnung und die Bedeutung der Kinderbetreuungsoffensive für die Bauwirtschaft bis 2027. Aus der Wirtschaft meldet Jochen Flicker Stabilisierung im Wohnbau, mahnt aber die „alarmierende Investitionszurückhaltung“ vieler Betriebe an. Christian Rädler von den Gemeinnützigen Bauvereinigungen sieht mit Sanierungsvereinfachung und neuen Richtlinien ab 2027 mehr Planungssicherheit und erwartet ab 2026 wieder stabile bis leicht steigende Bauvolumina. HYPO-NOE-Vorstand Wolfgang Viehauser verweist auf die robuste Wirtschaft und die Chance, dass bei höherer Zuversicht die Sparquote in Investitionen – etwa Sanierung und Wohnraum – umschlägt.

Analyse: Wo die Hebel für leistbares Wohnen ansetzen

Leistbares Wohnen ist ein Zusammenspiel aus Baukosten, Finanzierung, Nebenkosten und laufenden Betriebskosten. Niederösterreich adressiert alle vier Ebenen: Erstens sollen technische Leitlinien statt starrer normativer Korsette Innovation ermöglichen, ohne Sicherheitsniveaus zu senken. Zweitens werden Bewilligungen durch klare Umbauregeln und Sanierungsvereinfachung beschleunigt. Drittens wird an Nebenkosten gedreht, indem die dauerhafte Streichung der Grundbuch-Eintragungsgebühr bei Erwerb bis 500.000 Euro gefordert wird. Viertens sichern Förderungen und öffentliche Investitionen Nachfrage und Qualitäten ab. Wird dieser Vierklang konsequent umgesetzt, gewinnen Haushalte, Unternehmen und das Klima: Sanierungen sparen Energie, Neubauten werden planbarer, und regionale Wertschöpfung bleibt im Land.

Die Zahlen stützen diese Stoßrichtung: 1.500 Wohnbaukredite pro Monat signalisieren, dass Nachfrage vorhanden ist, wenn Rahmenbedingungen stimmen. Gleichzeitig ist die hohe Sparquote ein Hinweis, dass Investitionen am Vertrauen hängen. Öffentliche Investitionsprogramme wirken als Stabilitätsanker und geben Betrieben die Sicherheit, Lehrlinge auszubilden und Kapazitäten zu halten. Bleibt der Fokus auf Entbürokratisierung – etwa durch Normenbündelung und digitale Verfahren – kann die Branche Produktivität heben, ohne Qualität einzubüßen.

Zukunftsperspektiven: Szenarien bis 2027

Für 2026 erwartet die Branche laut Euroconstruct ein Wachstum von zwei Prozent im Hochbau. Setzt sich der Reformkurs fort, könnte Niederösterreich überproportional profitieren: Die Kombination aus fördergestützter Sanierung, verlässlichen Budgets und einem entlasteten Genehmigungsrahmen könnte Sanierungsraten anheben und den sozialen sowie freifinanzierten Wohnbau verstetigen. Ein Schlüsselfaktor wird die Entscheidung zur Grundbuch-Eintragungsgebühr sein. Fällt sie dauerhaft weg, ist mit einem messbaren Effekt auf Eigentumsbildung zu rechnen – besonders bei Erstkäuferinnen und Erstkäufern. Bleibt sie bestehen, könnten Projekte verschoben werden, bis genügend Eigenmittel vorhanden sind.

Digitalisierung der Verfahren, klare Schnittstellen zwischen Gemeinden, Planungsbüros und Prüfstellen sowie standardisierte Leitfäden für häufige Vorhaben (Dachausbau, Photovoltaik, Aufstockung) sind weitere Beschleuniger. Im Förderbereich bietet eine transparente, mehrjährige Planungssicherheit den Gemeinnützigen den Rahmen, um kontinuierlich Wohnungen zu errichten und Bestände zu modernisieren. Angesichts der Energiewende gewinnen thermische Sanierung, Heizungstausch und erneuerbare Energien weiter an Bedeutung. Wird dieser Kurs gehalten, sind stabile Baukapazitäten möglich, die Preis- und Lieferkettenrisiken abfedern.

Praxisnah: Wie Haushalte und Betriebe jetzt vorgehen können

  • Fördercheck: Frühzeitig prüfen, welche Wohnbauförderung für Sanierung oder Neubau infrage kommt. Aktuelle Infos liefert das Land Niederösterreich und die jeweiligen Stellen.
  • Kostenstruktur klären: Neben Baukosten Nebenkosten wie Gebühren, Steuern, Planung und Finanzierung kalkulieren. Eine mögliche erweiterte Befreiung von Eintragungsgebühren einkalkulieren, sobald Entscheidungen fallen.
  • Genehmigungen vorbereiten: Vollständige Unterlagen und klare Leistungsbeschreibungen verkürzen Verfahrenszeiten. Digitale Einreichung nutzen, wo verfügbar.
  • Finanzierung sichern: Mit der Bank früh über Wohnbaukredite sprechen – Zinsbindung, Tilgungsraten und Förderdarlehen abstimmen.
  • Energie und Betrieb: Energieeffizienzmaßnahmen priorisieren, um laufende Kosten zu senken und Förderchancen zu nutzen.

Fazit: Kurs halten, Vertrauen stärken, leistbares Wohnen sichern

Niederösterreich setzt am 26.11.2025 ein deutliches Signal: Mit Investitionen, vereinfachten Verfahren und der Forderung nach geringeren Nebenkosten schafft das Land Rahmenbedingungen, die Bauwirtschaft und Bürgerinnen sowie Bürger gleichermaßen unterstützen. Die Zahlen belegen die Bedeutung der Branche für Beschäftigung und Wertschöpfung. Gleichzeitig zeigen Stimmen aus Wirtschaft und Finanzierung, dass Vertrauen zum Schlüsselfaktor wird. Werden Leitlinien praxistauglich, Verfahren schlanker und Förderungen verlässlich, kann leistbares Wohnen Schritt für Schritt Realität bleiben – von der Sanierung im Bestand bis zum Neubau im regionalen Umfeld.

Was denken Sie: Welche Entlastung wirkt für Sie am stärksten – die Vereinfachung der Umbauordnung, die Streichung von Nebenkosten oder gezielte Förderungen für Sanierungen? Teilen Sie Erfahrungen und informieren Sie sich über Details in der offiziellen Mitteilung des Landes Niederösterreich auf ots.at. Für allgemeine Datenhintergründe empfehlen sich zudem Statistik Austria und die Fachinformationen der Wirtschaftskammer. So bleiben Sie bei allen Fragen rund um Bauwirtschaft und leistbares Wohnen am Puls der Zeit.