ÖROK-Daten bestätigen am 2025-12-01: Wien hat die geringste Flächeninanspruchnahme – trotz Wachstum. Zahlen, Hintergründe und Projekte im Überblick für Österreich. Wer heute in Wien plant, baut und lebt, spürt: Boden ist endlich. Genau deshalb ist die Nachricht zum Weltbodentag relevant – nicht nur für die Bundeshauptstadt, sondern für das ganze Land. Die neu veröffentlichten Ergebnisse des ÖROK-Bodenmonitorings zeigen: Auch zwischen 2022 und 2025 gelingt Wien die Balance zwischen Bevölkerungszuwachs und Bodenschutz besser als anderswo. Hinter dem nüchternen Begriff Flächeninanspruchnahme steht, wie wir künftige Wohnungen, Wege, Arbeitsplätze und Freiräume sichern – und wie klimafit diese Entwicklung ist.
ÖROK-Bodenmonitoring: Wien bleibt Spitzenreiter bei der Flächeninanspruchnahme
Laut der von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) veröffentlichten Bodenmonitoring-Daten bleibt Wien das Bundesland mit der geringsten Flächeninanspruchnahme. Die Bundeshauptstadt zeigt, dass starkes Bevölkerungswachstum nicht automatisch zu hohem Bodenverbrauch führen muss. In Wien wurden pro zusätzlich zugezogener Person rund 9 Quadratmeter (m²) Fläche in Anspruch genommen. In den Bundesländern ohne Wien waren es im Schnitt rund 576 m² – also mehr als das 60‑Fache. Dieser Unterschied ist ein klarer Hinweis darauf, dass kompakte Stadtplanung, Nutzungsmischung und Nachverdichtung strategisch wirken.
Auch im Verhältnis von Bevölkerung zu Flächenzuwachs schneidet Wien besser ab: Seit 2022 wuchs die Einwohnerinnen- und Einwohnerzahl um etwa 5%, die Flächeninanspruchnahme hingegen nur um 0,3%. Österreichweit lag der Anstieg der in Anspruch genommenen Flächen im Schnitt bei 1,3% bei gleichzeitig 2,4% Bevölkerungswachstum. Zusätzlich sank die pro Kopf beanspruchte Fläche österreichweit (ohne Wien) um 3,1 m², in Wien sogar um 5,7 m². Im Vergleichswertebild liegt der Pro‑Kopf‑Bodenverbrauch österreichweit (ohne Wien) bei 758,1 m², in Wien bei 121,6 m² – also weniger als ein Sechstel.
Den Weg dorthin beschreibt Planungsstadträtin Ulli Sima mit Nachdruck: ‚Die seit Jahrzehnten verfolgte Strategie einer kompakten Stadtentwicklung und eines sorgsamen Umgangs mit Boden als wertvollem Gut zeigt sich auch anhand dieser neuesten Daten. Durch smarte und kompakte Stadtplanung gelingt es uns, den kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs in unserer Stadt in Einklang mit dem Bodenschutz zu bringen.‘ Diese Linie wird mit dem Wien Plan – Stadtentwicklungsplan 2035 fortgesetzt und durch Projekte wie die Seestadt Aspern, das Sonnwendviertel und die Entwicklung des Nordwestbahnhof-Areals sichtbar.
Zahlen & Fakten: Was die ÖROK-Daten konkret bedeuten
- Pro zusätzliche Person: Wien rund 9 m² Flächeninanspruchnahme; Bundesländer ohne Wien rund 576 m².
- Wien seit 2022: ca. +5% Einwohnerinnen und Einwohner, aber nur +0,3% Flächeninanspruchnahme.
- Österreich gesamt: ca. +2,4% Bevölkerung bei +1,3% Flächeninanspruchnahme.
- Pro Kopf: Verringerung um 5,7 m² in Wien; 3,1 m² in Österreich ohne Wien.
- Pro‑Kopf‑Bodenverbrauch: 121,6 m² in Wien; 758,1 m² ohne Wien.
Diese Relationen machen sichtbar, dass Wien die vorhandene Stadt effizienter nutzt. Der Schlüssel: Nachnutzung bereits beanspruchter Areale (brown fields), kompakte Quartiere, gute Öffi‑Anbindung und zielgerichtete Entsiegelung im öffentlichen Raum. Die Kombination reduziert den Bedarf an neuen Siedlungsflächen, schützt landwirtschaftliche Böden und stärkt klimaaktive Freiräume.
Fachbegriffe verständlich erklärt
Flächeninanspruchnahme
Flächeninanspruchnahme beschreibt alle Flächen, die für Siedlungs-, Verkehrs- oder Erholungszwecke genutzt oder baulich verändert werden. Dazu zählen Wohn- und Gewerbegebiete, Straßen, Parkplätze, Sportplätze und Parks. Wird eine Fläche in Anspruch genommen, steht sie in der Regel nicht länger für Land- und Forstwirtschaft oder als natürlicher Lebensraum zur Verfügung. Wichtig: Flächeninanspruchnahme ist breiter als Versiegelung. Auch unversiegelte, aber umgewidmete oder intensiv genutzte Areale gelten als in Anspruch genommen, weil ihre ökologische Funktion dauerhaft verändert ist. Für die Raumplanung ist die Kennzahl zentral, um Wachstum, Infrastruktur und Naturschutz auszubalancieren.
Bodenverbrauch
Im Alltagsgebrauch wird Bodenverbrauch oft synonym zu Flächeninanspruchnahme verwendet. Gemeint ist, wie viel Boden durch Bauen, Widmen und Nutzungen der Natur, der Landwirtschaft oder der ungestörten Versickerung entzogen wird. Der Begriff ist umstritten, weil Boden nicht so verbraucht wird wie ein Rohstoff. Allerdings kann eine Nutzung den Boden dauerhaft in seiner Funktion einschränken, etwa wenn ein Acker zu einem Parkplatz wird. Für die Debatte in Österreich hat sich Bodenverbrauch als anschaulicher Ausdruck etabliert, um Belastungen für Klima, Wasserhaushalt, Biodiversität und Ernährungssicherheit sichtbar zu machen.
Versiegelung
Versiegelung meint die Abdeckung des Bodens durch Materialien wie Asphalt, Beton oder Pflaster, die weder Wasser noch Luft durchlassen. Versiegelte Flächen sind besonders problematisch, weil Regenwasser nicht versickern kann, Hitze sich stärker staut und die Bodenökologie massiv gestört wird. In Städten erhöht Versiegelung die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen und verstärkt Hitzeinseln im Sommer. Nicht jede in Anspruch genommene Fläche ist versiegelt – ein gepflegter Park zählt zur Flächeninanspruchnahme, bleibt aber unversiegelt. Entsiegelung ist daher eine wirksame Maßnahme, um Klimaresilienz und Lebensqualität rasch zu verbessern.
Brownfields (Nachnutzungen)
Brownfields sind bereits genutzte, häufig brachliegende oder umstrukturierte Areale, zum Beispiel alte Bahnhofsflächen, Industrieareale oder ehemalige Betriebsgrundstücke. Sie gelten als strategische Flächenreserve, weil sie meist gut angebunden und groß genug für neue Quartiere sind. Die Nachnutzung hat mehrere Vorteile: Es braucht weniger Neuversiegelung auf der grünen Wiese, bestehende Infrastruktur wie Öffis und Leitungen kann weitergenutzt werden, und Altlasten können im Zuge der Entwicklung saniert werden. Wien zeigt an Beispielen wie Sonnwendviertel, Seestadt Aspern und Nordwestbahnhof, wie aus Brownfields dichte, durchmischte Stadtteile mit viel Grün entstehen.
Raumordnung
Raumordnung ist die strategische Planung der Flächennutzung auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene. Sie legt fest, wo gebaut werden darf, wo Landwirtschaft Vorrang hat, welche Flächen als Grünzonen gesichert werden und wie Verkehr, Wohnen und Wirtschaft räumlich miteinander verzahnt werden. Ziel ist, Siedlungsentwicklung bedarfsgerecht zu lenken, Infrastruktur effizient bereitzustellen und Natur- sowie Freiräume langfristig zu schützen. Instrumente der Raumordnung sind etwa Flächenwidmungspläne, Bebauungspläne und überregionale Entwicklungsprogramme. In Österreich spielen Länder und Gemeinden eine zentrale Rolle, die ÖROK koordiniert übergeordnet.
Stadtentwicklungsplan (Wien Plan 2035)
Der Stadtentwicklungsplan ist der langfristige Kompass für die räumliche Entwicklung der Stadt. Der Wien Plan 2035 legt fest, wo neue Quartiere entstehen, wie Nachverdichtung gelingen soll, wie Grün- und Freiräume gesichert werden und welche Mobilitätsangebote die Stadt priorisiert. Leitideen sind kompakte Quartiere, Nutzungsmischung, Klimaschutz und Klimaanpassung, Leistbarkeit und kurze Wege. Der Plan gibt der Verwaltung, der Politik sowie Bauträgerinnen und Bauträgern Orientierung und sorgt für Verlässlichkeit. Besonders wichtig ist das Prinzip, Entwicklungspotenziale in der Bestandsstadt auszuschöpfen, bevor neue Flächen am Stadtrand geöffnet werden.
Entsiegelung
Entsiegelung bedeutet, versiegelte Flächen wieder zu öffnen, also Asphalt oder Beton zu entfernen und den Boden zu reaktivieren. Dadurch können Wasser und Luft in den Boden gelangen, was das Stadtklima verbessert, Überflutungen bei Starkregen reduziert und die Biodiversität stärkt. Entsiegelung ist eine schnelle, verhältnismäßig kosteneffiziente Klimaanpassungsmaßnahme, die auch die Aufenthaltsqualität erhöht. Wiens Programm ‚Raus aus dem Asphalt‘ zeigt, wie Straßenräume, Plätze und Parkplätze umgestaltet werden, um Schatten, Bäume und Versickerungsflächen zu schaffen. Das Ergebnis sind kühlere Sommerquartiere und robustere Stadtökosysteme.
Historische Entwicklung: Von der Flächenexpansion zur kompakten Stadt
Über Jahrzehnte prägte in vielen Regionen eine ausgreifende Siedlungsentwicklung das Landschaftsbild. Suburbanisierung – also das Ausweichen von Wohnen, Handel und Gewerbe an den Stadtrand – galt als normaler Wachstumspfad. Günstiges Bauland, das private Auto als Leitverkehrsmittel und die Vorstellung vom Einfamilienhaus im Grünen führten zu weiträumigen Strukturen. Die Konsequenzen wurden erst nach und nach sichtbar: steigende Infrastrukturkosten, mehr Verkehr, Zersiedelung und der Verlust fruchtbarer Böden. Gleichzeitig wuchsen die Städte – allen voran Wien – stark, wodurch der Druck auf Flächen noch einmal zunahm.
Im selben Zeitraum professionalisierte sich die überregionale Koordination. Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) bündelt seit Langem Daten, Strategien und Ziele für eine nachhaltige Raumentwicklung. Damit rückten Kenngrößen wie Flächeninanspruchnahme, Versiegelungsgrad und Pro‑Kopf‑Verbrauch ins Zentrum der Debatte. Schritt für Schritt setzten Städte auf Nachverdichtung, Nutzungsmischung und bessere Öffi‑Anbindung, um die Flächenleistung pro Kopf zu senken. Wien verfolgte früh die Idee der kompakten Stadt mit kurzen Wegen. Großprojekte auf Brownfields – von der Seestadt Aspern bis zum Sonnwendviertel – machten den Wandel anschaulich: dichte Bebauung, zentrales Grün, Bildungs- und Sozialinfrastruktur vor Ort, Rad- und Fußwege als Grundstruktur, ergänzt um U‑Bahn und S‑Bahn.
Parallel verschärfte der Klimawandel die Dringlichkeit: Hitzeperioden, Starkregen und Ressourcenschutz verlangten, Böden als ökologische Schlüsselressource zu verstehen. Von der Sicherung von über 50% Grünanteil in Wien bis zu Programmen für Entsiegelung gewann Bodenschutz eine neue Qualität. Die heute vorliegenden ÖROK-Daten für 2022–2025 sind Ausdruck dieser Lernkurve: Sie messen nicht nur das Mehr an Fläche, sondern auch den Fortschritt in Richtung kompakter, klimaresilienter Stadt.
Vergleiche: Wien, andere Bundesländer und der Blick nach Deutschland und in die Schweiz
Im österreichischen Bundesländervergleich sticht Wien naturgemäß hervor: Als dichte Metropole kann die Stadt Bevölkerungswachstum stärker innerhalb der bestehenden Siedlungsstruktur bewältigen. Flächenländer haben dagegen größere Distanzen, mehr Einfamilienhausgebiete und eine breitere Streuung von Arbeitsplätzen, was tendenziell zu höherer Flächeninanspruchnahme führt. Der Unterschied von rund 9 m² pro zusätzlicher Person in Wien zu rund 576 m² in den Bundesländern ohne Wien illustriert, wie sehr Siedlungsmuster und Infrastrukturangebote den Flächenfußabdruck prägen. Entscheidend sind Rahmenbedingungen: Öffentlicher Verkehr, Baukultur, Widmungspolitik und der Umgang mit Leerstand und Brachflächen.
Der Blick nach Deutschland zeigt Parallelen und Unterschiede. Auch dort diskutieren Städte und Regionen intensiv über Flächenziele und den Umbau hin zu Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Deutsche Großstädte setzen wie Wien auf Nachverdichtung, Konversion ehemaliger Bahn- und Industrieareale sowie auf Entsiegelung im Straßenraum. Gleichzeitig kämpfen viele Umlandgemeinden mit Zersiedelungstendenzen und hohen Pendlerverkehren. Die Erfahrung legt nahe: Ohne enge Abstimmung zwischen Stadt und Umland, klare Zielzahlen und starke ÖV‑Angebote bleiben Einsparungen beim Bodenverbrauch schwierig.
Die Schweiz wiederum hat in den vergangenen Jahren die Siedlungsentwicklung nach innen stärker betont. Verdichtung, kompakte Quartiere und Mobilität ohne eigenes Auto gelten als Leitlinien in vielen Städten. Auch dort ist der Wettbewerb um gut erschlossene Flächen groß, doch das konsequente Setzen auf Qualität im Bestand, Gestaltung von Freiräumen und robuste ÖV‑Anbindung reduziert den Druck auf grüne Wiesen. In Summe zeigt der DACH‑Vergleich: Je klarer die Priorität auf kompakter Entwicklung, je besser die Erschließung mit Bahn, Bus und Radwegen, desto geringer fällt die zusätzliche Flächeninanspruchnahme pro Kopf aus.
Konkreter Bürger-Impact: Was die Zahlen für den Alltag bedeuten
Für Bürgerinnen und Bürger entscheidet sich die Qualität ihres Wohnumfelds an wenigen, aber spürbaren Faktoren: Schatten, Grün, kurze Wege, leistbares Wohnen und sichere, attraktive Mobilität. Eine kompakte Stadt, wie sie der Wien Plan 2035 vorsieht, stärkt all diese Punkte. Wenn neue Wohnungen auf bestehenden Arealen entstehen, kommen Schulen, Kinderbetreuung, Nahversorgung und medizinische Dienste in Gehweite. Das spart Zeit und verhindert zusätzlichen Verkehr. Für Familien bedeutet das weniger Wegehetze, für ältere Menschen mehr Selbstständigkeit im Alltag, für Kinder sichere Wege durch Freiräume und Parks.
Entsiegelungsprojekte sind im Sommer konkret fühlbar: Wo früher Asphalt Hitze speicherte, spenden heute Bäume Schatten und der Boden kann Wasser aufnehmen. Der neue Park am ehemaligen Naschmarktparkplatz steht exemplarisch dafür. Weniger Hitze und bessere Versickerung reduzieren gesundheitliche Belastungen und schützen Häuser und Keller vor Überschwemmungen bei Starkregen. Für Unternehmen bringt eine kompakte Stadt ebenfalls Vorteile: gut erreichbare Standorte, verlässliche Öffi‑Anbindung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, kurze Logistikwege und ein attraktives Umfeld für Fachkräfte.
Auch die öffentlichen Haushalte profitieren: Werden vorhandene Leitungen, Straßen und Haltestellen weitergenutzt, sinken langfristig die Infrastrukturkosten pro Kopf. Gleichzeitig schützt eine sparsame Flächeninanspruchnahme fruchtbare Böden im Umland – ein Plus für regionale Landwirtschaft und Klimaschutz. Kurz gesagt: Niedrige Flächeninanspruchnahme ist kein abstrakter Richtwert, sondern verbessert das tägliche Leben ganz konkret.
Projekte, die den Unterschied machen
Wien setzt die Strategie der kompakten Stadt in großmaßstäblichen Projekten um. Die Seestadt Aspern entsteht auf einem ehemaligen Flugfeld und zählt zu den größten Stadtentwicklungsgebieten Europas. Sie kombiniert hochwertige Wohnungen, innovative Arbeitsplätze, großzügige Freiräume und eine starke Öffi‑Erschließung. Rund die Hälfte des Quartiers ist öffentlicher Freiraum. Der zentrale See und die Parks schaffen ein lokales Klima, das Hitzeextreme abpuffert.
Im Sonnwendviertel wurde ein ehemaliges Bahnareal beim Hauptbahnhof zu einem lebendigen Stadtteil mit Wohnungen, Arbeitsplätzen, einem Bildungscampus und dem Helmut‑Zilk‑Park verwandelt. Der Park sorgt für Erholung, Abkühlung und stärkt die biologische Vielfalt mitten in der Stadt. Die dichte Nutzung und die hervorragende Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz zeigen, wie Nachverdichtung mit Lebensqualität zusammengeht.
Aktuell wächst das Nordwestbahnhof‑Areal zu einem klimafreundlichen und sozial durchmischten Quartier mit etwa 6.500 leistbaren Wohnungen für rund 16.000 Menschen. Das Herzstück, die ‚Grüne Mitte‘, bietet auf rund 10 Hektar durchgängige Wege für Gehen und Radfahren und verbindet sich mit der ‚Freien Mitte‘ am benachbarten Nordbahnhofareal. So entsteht eine zusammenhängende ökologische Achse nahe der Donau mit insgesamt etwa 20 Hektar qualitativem Freiraum.
Unter dem Motto Raus aus dem Asphalt setzt die Stadt großflächige Entsiegelungen um. In den Bezirken wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Straßen und Plätze begrünt, insgesamt zehntausende Quadratmeter. Prominent ist der neue Park auf dem früheren Naschmarkt‑Parkplatz: Auf fast 7.000 m² entstanden Grünflächen mit rund 80 neuen Bäumen und über 50.000 Pflanzen. Solche Projekte wirken sofort: Mehr Schatten, kühlere Oberflächen, bessere Versickerung – und ein sozialer Treffpunkt für das Grätzel.
Einordnung der Kennzahlen: Was uns die Relationen lehren
Die große Differenz zwischen Wien und den übrigen Bundesländern (ohne Wien) von rund 9 m² zu rund 576 m² zusätzlicher Flächeninanspruchnahme pro Person ist ein Lehrstück in Siedlungsökonomie. Sie belegt, dass dichte, gut erschlossene Quartiere pro Kopf deutlich weniger Fläche benötigen, um denselben Zuwachs bei Wohnen, Arbeit und Freizeit zu ermöglichen. Das Verhältnis von Bevölkerungs‑ zu Flächenwachstum in Wien (ca. +5% zu +0,3%) unterstreicht, wie effizient die Bestandsstadt entwickelt wird. Ebenso wichtig ist die pro Kopf Betrachtung: Die Verringerung um 5,7 m² in Wien im Vergleich zu 3,1 m² ohne Wien zeigt, dass die Richtung stimmt – weniger Flächenfußabdruck je Einwohnerin und Einwohner.
Die Pro‑Kopf‑Verbräuche (121,6 m² in Wien gegenüber 758,1 m² ohne Wien) verdeutlichen strukturelle Unterschiede. In einer dichten Großstadt mit vielen Mehrfamilienhäusern, geringer Stellplatzdichte, starkem Öffi‑Anteil und kurzen Wegen fällt der Flächenbedarf naturgemäß geringer aus als in weitläufigen Regionen mit freistehenden Einfamilienhäusern, Garagen, Zufahrten und großen Privatgrünflächen. Die Zahlen sind damit weniger ein Fingerzeig auf einzelne Gemeinden als vielmehr ein Hinweis auf Systemeffekte, die durch Planungsinstrumente, Mobilitätsangebote und Bebauungsformen beeinflusst werden.
Rechtlicher und planerischer Rahmen in Wien
Der Wien Plan – Stadtentwicklungsplan 2035 verankert den sorgsamen Bodenumgang als oberstes Prinzip. Entwicklung soll primär durch Nutzung von Potenzialen in der Bestandsstadt sowie durch die vollständige Umsetzung bestehender Stadterweiterungsvorhaben erfolgen. Klima- und Bodenschutz stehen an erster Stelle – unabhängig davon, ob ein Projekt im Bestand oder an neu entwickelten Standorten entsteht. Der Grundsatz ‚Stadt der kurzen Wege‘ ist dabei nicht nur ein Leitbild, sondern wird durch konkrete Festlegungen zu Nutzungsmischung, Öffi‑Anbindung, Grünraumvernetzung und qualitätsvoller Dichte operationalisiert.
Zukunftsperspektive: Was Wien und Österreich als Nächstes brauchen
Die Ergebnisse des ÖROK‑Bodenmonitorings sind Rückenwind – und ein Arbeitsauftrag. Für Wien heißt das: Kurs halten bei kompakter Entwicklung, konsequent entsiegeln, Grünräume vernetzen und Brownfields zügig in lebendige Quartiere verwandeln. Der Grünanteil von über 50% muss gesichert bleiben, zugleich braucht es leistbaren Wohnraum und arbeitsnahe Standorte, um Verlagerungen in den Speckgürtel zu vermeiden. Je mehr Menschen in der Stadt Zugang zu guter Infrastruktur und kurzen Wegen haben, desto kleiner fällt der zusätzliche Flächenbedarf aus.
Für Österreich insgesamt liegt der Schlüssel in einer stärkeren Abstimmung zwischen Städten und Umlandgemeinden. Innenentwicklung vor Außenentwicklung sollte zur gemeinsamen Richtschnur werden, unterstützt durch klare Zielwerte, transparente Daten und Förderungen, die qualitätsvolle Dichte, Umbau im Bestand und Entsiegelung belohnen. Auch die Klimaanpassung wird zur harten Standortfrage: Wer heute Plätze, Straßen und Höfe begrünt, spart morgen Kosten für Hitze- und Starkregenschäden. Gleichzeitig gilt, Baukultur und soziale Mischung als Qualitätsanker festzuschreiben, damit Verdichtung Lebensqualität steigert statt sie zu gefährden.
Digitales Monitoring – wie durch die ÖROK – sollte weiter ausgebaut werden, um Fortschritte messbar zu machen und gute Beispiele schnell zu verbreiten. Wien zeigt, dass Wachstum und Bodenschutz vereinbar sind. Die nächsten Jahre entscheiden, ob diese Erfahrung breiter Schule macht.
Stimmen aus der Stadtplanung (aus der Quelle)
Planungsstadträtin Ulli Sima betont: ‚Statt die grüne Wiese zu verbauen, setzen wir überwiegend auf bereits genutzte Flächen wie auf ehemalige Bahnhofsareale oder bereits versiegelte Betriebsflächen, den sogenannten brown fields.‘ Und weiter: ‚Das Bekenntnis zu kompakten, urbanen Stadtvierteln mit Nutzungsmischung, Dichte und Urbanität und gleichzeitig zu einem hohen Grünanteil in der Stadt macht sich bezahlt.‘
Schluss: Was bleibt – und was wir alle tun können
Wien beweist am 2025-12-01 mit aktuellen ÖROK‑Daten: Kompakte Stadtentwicklung senkt Flächeninanspruchnahme, schützt Böden und stärkt die Lebensqualität. Die Zahlen – 9 m² pro zusätzlicher Person in Wien gegenüber 576 m² in den übrigen Bundesländern – sprechen eine deutliche Sprache. Nachnutzung von Brownfields, Entsiegelung und der Wien Plan 2035 sind die zentralen Hebel. Für Österreich heißt das: Mehr Innenentwicklung, bessere Abstimmung im Umland, kluge Widmungspolitik und Öffi‑Ausbau. Für Bürgerinnen und Bürger zählt, Projekte vor Ort zu unterstützen, Wege zu Fuß, mit dem Rad oder per Öffis zurückzulegen und die neu gewonnenen Freiräume zu nutzen.
Bleiben Sie informiert, prüfen Sie lokale Beteiligungsmöglichkeiten im Grätzel und verfolgen Sie, wie sich Ihr Bezirk weiterentwickelt. Ausführliche Informationen finden Sie hier:






