Zwischen Keksduft und Kerzenlicht kündigt sich heuer eine wenig festliche Begleiterscheinung an: Pollenstress in der Adventzeit. Am 1. Dezember 2025 warnen Fachstellen in Österreich vor einem frühen Start der Pollensaison durch die Purpur-Erle. Was für viele nach einem Phänomen des Frühlings klingt, erreicht mit Blick auf die Feiertage unerwartete Relevanz: Bereits ab der zweiten Dezemberhälfte blüht diese Erlen-Art in Städten wie Wien, Graz und Linz. Das ist für Betroffene spürbar – mit Niesreiz, juckenden Augen und belasteter Atmung – und zugleich ein Weckruf für Stadtplanung, Gesundheitssystem und Politik. Denn nicht nur der Klimawandel, auch die bewusste Auswahl urbaner Bäume beeinflusst, wann und wie stark Pollen die Luft belasten. Ein neues EU-Projekt setzt genau hier an und will Prognosen verbessern sowie Empfehlungen für allergikerfreundliche Grünflächen erarbeiten. Wer die Signale richtig deutet, kann Beschwerden rechtzeitig vorbeugen – und Kommunen können heute Entscheidungen treffen, die morgen Gesundheit schützen.
Pollenstress in der Adventzeit: Purpur-Erle und was jetzt zählt
Der Österreichische Polleninformationsdienst verweist auf einen klaren Trend: Beschwerden im Dezember nehmen laut Auswertungen des Pollentagebuches seit rund 15 Jahren zu. Besonders ins Gewicht fällt die Purpur-Erle, die als Zierbaum in Städten an Beliebtheit gewonnen hat. Gründe sind ihre Winterresistenz, die hohe Salzverträglichkeit und die Anpassungsfähigkeit an belastete Stadtluft. Die dekorativen Kätzchen sorgen selbst in der kalten Jahreszeit für einen optischen Akzent. Gleichzeitig aber setzen die Pollen früher ein und treffen Menschen unvorbereitet – zu einer Zeit, in der nur wenige mit allergischen Symptomen rechnen.
Die Fachleute des Polleninformationsdienstes betonen, dass die strukturelle Ähnlichkeit zwischen den Pollen verschiedener Erlen-Arten eine genaue Zuordnung in der Luftmessung erschwert. Das heißt: In der Umgebungsluft lässt sich die Purpur-Erle nicht gesichert aus dem Gesamtmix der Erlenpollen herausrechnen. Für die Praxis ist das weniger entscheidend als die Botschaft selbst: Allergikerinnen und Allergiker sollten bereits im Dezember an Vorsorge denken und die Informationskanäle aktiv nutzen.
Konkrete, frei zugängliche Services stehen bereit. Dazu zählen die tagesaktuelle Pollenvorhersage, eine Allergierisiko-Landkarte, Warnhinweise zu Unwettern, Ozon und Asthmawetter sowie ein Newsletter- und Social-Media-Angebot. Alle Angebote sind wissenschaftlich fundiert und kostenlos nutzbar. Weitere Informationen liefert der Österreichische Polleninformationsdienst auf seiner Website unter polleninformation.at. Die zugrunde liegende Presseaussendung ist hier abrufbar: OTS: Pollenstress zur Weihnachtszeit.
Fachbegriff erklärt: Pollenflug
Pollenflug beschreibt das saisonale Freisetzen und Verbreiten von Blütenstaub durch Pflanzen. Pollen sind mikroskopisch kleine Partikel, die der Fortpflanzung dienen. Je nach Pflanzenart, Wetterlage und Standort gelangen sie über Wind oder Insekten in die Luft und können über weite Distanzen transportiert werden. Für Allergikerinnen und Allergiker ist der Zeitpunkt und die Intensität des Pollenflugs entscheidend, weil das Immunsystem auf bestimmte Eiweißstrukturen in den Pollen mit Entzündungsreaktionen reagiert. Je früher die Blüte beginnt oder je stärker die Pollenkonzentration ausfällt, desto wahrscheinlicher sind Beschwerden. Prognosen nutzen Messdaten, Pflanzenphänologie und Wettermodelle, um regional vorherzusagen, wann Belastungen zu erwarten sind.
Fachbegriff erklärt: Purpur-Erle
Die Purpur-Erle ist eine im urbanen Raum häufig als Zierbaum eingesetzte Erlen-Art. Sie gilt als robust gegenüber Frost, Streusalz und Luftschadstoffen, weshalb sie in Städten ein bevorzugtes Gestaltungselement ist. Charakteristisch sind ihre Kätzchen, die – anders als bei vielen Frühlingsblühern – auch in der kalten Jahreszeit sichtbar bleiben. Aus allergologischer Sicht relevant ist, dass ihre Pollen strukturell jenen anderer Erlen ähnelt. Dadurch werden Kreuzreaktionen begünstigt, und der Pollen ist in der Luftmessung schwer von anderen Erlen-Arten zu unterscheiden. Für Stadtentwicklung und Grünraumplanung bedeutet das: Die ästhetischen und funktionalen Vorteile sollten gegen das Allergierisiko abgewogen werden, insbesondere an sensiblen Orten wie Schulen, Kindergärten und Spitälern.
Fachbegriff erklärt: Kreuzallergie
Kreuzallergie bezeichnet das Phänomen, dass das Immunsystem auf unterschiedliche Allergene ähnlich reagiert, wenn sie gemeinsame Strukturen aufweisen. Bei Erle, Birke und Hasel sind bestimmte Proteine so verwandt, dass eine Sensibilisierung gegenüber einer Art häufig Reaktionen auf die anderen auslösen kann. Das bedeutet: Wer auf Birken- oder Haselpollen reagiert, kann auch bei Erlenpollen Symptome entwickeln – und umgekehrt. Das erschwert die Planung von Therapien und die Einschätzung saisonaler Beschwerden. Für den Alltag ist wichtig zu wissen, dass Kreuzreaktionen nicht nur zwischen Pollen auftreten, sondern auch zwischen Pollen und Nahrungsmitteln. Dadurch erklärt sich, warum manche Betroffene nicht nur im Freien, sondern auch beim Essen Symptome bemerken.
Fachbegriff erklärt: Orales Allergiesyndrom
Das orale Allergiesyndrom ist eine Form der Nahrungsmittelallergie, bei der es kurz nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel zu lokalen Beschwerden im Mund- und Rachenraum kommt. Typisch sind Juckreiz, Kribbeln, Brennen oder leichte Schwellungen an Lippen, Zunge und Gaumen. Ursache ist häufig eine Kreuzreaktion zwischen Pollenallergenen – etwa von Birke oder Erle – und Eiweißstrukturen in Nüssen oder Obst. Ein praktischer Hinweis, den Fachstellen nennen: Durch Erhitzen, Rösten oder Backen werden diese Proteine häufig verändert, sodass betroffene Personen geröstete oder gebackene Nüsse oftmals besser vertragen. Das ersetzt keine ärztliche Abklärung, gibt aber einen alltagsnahen Ansatz für den Umgang mit Beschwerden.
Fachbegriff erklärt: Pollenfallen
Unter Pollenfallen versteht man standardisierte Messstationen, die kontinuierlich die Pollenbelastung der Luft erfassen. In Österreich betreibt der Polleninformationsdienst ein Netzwerk von derzeit 25 Messstellen. Die Geräte sammeln Luftproben, die im Labor analysiert werden. Aus den Funden lässt sich ableiten, welche Pollenarten in welcher Menge unterwegs sind. Diese Daten werden mit meteorologischen Informationen verknüpft und fließen in Prognosen ein. Das Messnetz ist die Grundlage für verlässliche Warnungen, für die Auswertung saisonaler Trends und für die wissenschaftliche Forschung. Gerade in Zeiten verschobener Blühphasen helfen die Signale aus dem Feld, Vorhersagen zu kalibrieren und regionale Besonderheiten abzubilden.
Fachbegriff erklärt: Aerobiologie
Aerobiologie ist die Wissenschaft von biologischen Partikeln in der Luft. Dazu zählen Pollen, Sporen, Mikroorganismen und weitere luftgetragene Bestandteile. Aerobiologinnen und Aerobiologen untersuchen, wie diese Partikel entstehen, transportiert werden und auf Umwelt, Klima und Gesundheit wirken. Für die Allergologie ist die Aerobiologie zentral, weil sie Messmethoden, Klassifikationen und Datenanalysen bereitstellt, die letztlich in Vorhersagemodelle und Präventionsstrategien einfließen. In Österreich zählt der Polleninformationsdienst in Kooperation mit Forschungspartnern zu den anerkannten Einrichtungen, die auf dieser Basis öffentliche Services entwickeln – kostenlos und ohne kommerzielles Interesse, mit direktem Nutzen für die Bevölkerung.
Fachbegriff erklärt: Vorhersagemodelle
Vorhersagemodelle sind rechnergestützte Systeme, die zukünftige Ereignisse prognostizieren – hier: das Auftreten und die Intensität von Pollenbelastungen. Sie kombinieren historische Messreihen, aktuelle Pollenfunde aus Pollenfallen, phänologische Beobachtungen zu Blühphasen sowie meteorologische Daten. Ziel ist, regional und zeitnah zu sagen, wann die Belastung steigt oder fällt. In grenzüberschreitenden Regionen ist die Abstimmung besonders wichtig, da Pollen über Landesgrenzen hinweg transportiert werden. Verbesserte Modelle helfen Betroffenen, Medikamente besser zu timen, Outdoor-Aktivitäten anzupassen und Innenraummaßnahmen zu planen. Für Behörden entsteht eine Grundlage, um Gesundheitsinformationen zu priorisieren und Grünraumpflege vorausschauend zu organisieren.
Fachbegriff erklärt: INTERREG
INTERREG ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Projekte bringen Partner aus benachbarten Staaten zusammen, um regionale Herausforderungen gemeinsam zu lösen. Im Kontext von Pollenallergien bedeutet das: Messnetze, Daten und Methoden werden geteilt, Modelle verbessert und sinnvolle Maßnahmen über Grenzen hinweg koordiniert. Das schafft mehr Datendichte, bessere Prognosen und praxistaugliche Empfehlungen für Städte und Gemeinden. Wichtig ist der Transfer in den Alltag: Pilotprojekte demonstrieren, wie sich urbane Grünflächen so gestalten lassen, dass sie klimaresilient sind und zugleich das Allergierisiko für die Bevölkerung senken.
Fachbegriff erklärt: Allergierisiko-Landkarte
Eine Allergierisiko-Landkarte stellt geografisch dar, wo und wann mit höherer Belastung zu rechnen ist. Sie visualisiert Messwerte, Prognosen und Erfahrungswissen, wodurch Betroffene auf einen Blick ihre Region einschätzen können. Für Österreich sind solche Karten Teil der öffentlichen Services des Polleninformationsdienstes. Sie helfen, Tagesplanung, Aufenthaltsorte und Lüftungsgewohnheiten anzupassen. In Kombination mit Warnhinweisen – etwa zu Unwetter oder Ozon – entsteht ein praktisches Informationspaket, das den Alltag auch in belasteten Phasen planbarer macht. Für Gemeinden ist die Karte ein Werkzeug, um Pflegemaßnahmen im Grünraum zu priorisieren und Schwerpunkte im Pflanzkonzept kritisch zu prüfen.
Historischer Kontext: Wie sich die Pollensaison verschoben hat
In Österreich wurde lange Zeit die Pollensaison als klassisches Frühjahrsereignis verstanden: Hasel, Erle und später Birke läuteten die ersten starken Phasen ein, gefolgt von Gräsern und Kräutern. Dieser Ablauf ist im Grundsatz geblieben, doch der Kalender verschiebt sich. Laut Auswertungen des Pollentagebuchs des Österreichischen Polleninformationsdienstes nahmen die Beschwerden bereits im Dezember in den vergangenen etwa 15 Jahren deutlich zu. Das deckt sich mit Beobachtungen aus den Messnetzen und aus der Praxis: Vorverlagerte Blühphasen, längere Vegetationsperioden in Städten und eine begünstigte Entwicklung robuster Zierbäume im urbanen Raum tragen dazu bei, dass empfindliche Personen früher als erwartet Symptome spüren.
Die Purpur-Erle steht exemplarisch für diese Entwicklung. Sie erfüllt viele Anforderungen, die Städte an Straßen- und Parkbäume stellen: widerstandsfähig, pflegearm, optisch attraktiv, auch in salzbelasteten Straßenräumen einsetzbar. Aus dieser Sicht war die stärkere Pflanzung in vergangenen Jahren nachvollziehbar. Gleichzeitig wuchs das Bewusstsein für das Allergiepotenzial nicht im selben Tempo. Erst jetzt zeigt sich deutlich, was die Praxis bedeutet: Pollenbelastungen zur Weihnachtszeit, wenn Ferien, Märkte und Feiern viele Menschen nach draußen ziehen. Dieser Befund ist kein Anlass zur Skandalisierung, sondern ein Signal, Auswahlkriterien im Grünraum um eine gesundheitsbezogene Komponente zu erweitern.
Hinzu kommt die Herausforderung der Differenzierung: Weil die Pollen verschiedener Erlen-Arten sehr ähnlich sind, bleibt der genaue Anteil der Purpur-Erle in der Luftmessung unscharf. Für die Bewertung der Belastung genügt jedoch die Gesamtsicht auf die Erlenpollen. Für Betroffene zählt am Ende, ob Symptome auftreten und welche Präventionsmaßnahmen sinnvoll sind. Darin liegt auch die Stärke des öffentlichen Informationssystems: Es bündelt Messdaten, fachliche Einschätzungen und konkrete Tipps für den Alltag.
Vergleich: Österreichs Bundesländer, Deutschland, Schweiz
Österreichs Landschaft ist vielfältig: alpine Regionen, pannonisch geprägte Tieflagen, dicht bebaute Ballungsräume. Entsprechend differenziert ist die Pollensituation. In Städten wie Wien, Graz oder Linz steht die Gestaltung urbaner Grünräume im Fokus. Hier stellt sich die Frage, welche Baumarten entlang stark frequentierter Wege, vor Bildungseinrichtungen oder vor Spitälern gepflanzt werden. In ländlichen Gebieten spielt die Nähe zu Wäldern, Hecken und Auen eine Rolle. Im Westen beeinflussen See- und Tallagen den Luftaustausch und damit den Transport von Pollen. Diese Unterschiede sprechen für regionale Empfehlungen, basierend auf lokalen Messdaten und Erfahrungen der Ärztinnen und Ärzte.
Deutschland und die Schweiz arbeiten mit ähnlichen Informationssystemen. Auch dort sind Pollenmessnetze etabliert, Prognosedienste verbreitet und Ratgeber für den Alltag verfügbar. Städte im gesamten deutschsprachigen Raum diskutieren vergleichbare Fragen: Welche Arten sind klimaresilient und gleichzeitig möglichst allergikerfreundlich? Wie lassen sich Pflege, Nachpflanzungen und Artenvielfalt mit Gesundheitsaspekten verbinden? Für den schnellen Überblick bieten nationale Dienste hilfreiche Ressourcen, etwa die Polleninformationen des Deutschen Wetterdienstes oder die Polleninformationen in der Schweiz. Für weiterführende Orientierung können Leserinnen und Leser ergänzend nationale Pollenportale konsultieren.
Der gemeinsame Nenner ist deutlich: Mit dem Wandel von Klima und Vegetationsperioden steigt der Bedarf, Planung, Messung und Gesundheitskommunikation eng zu verzahnen. Österreichs grenzüberschreitende Kooperation mit Ungarn im Rahmen eines INTERREG-Projekts adressiert genau diese Schnittstelle – ein sinnvoller Ansatz, weil Pollen keine Grenzen achten.
Was bedeutet das für Bürgerinnen und Bürger?
Die unmittelbaren Auswirkungen reichen vom spontanen Niesanfall am Adventmarkt bis zu mehreren Wochen mit gereizten Atemwegen. Wer bereits auf Birke, Hasel oder Erle sensibilisiert ist, sollte die Adventzeit nicht unterschätzen. Die folgenden, praxisnahen Schritte haben sich bewährt und sind mit den öffentlichen Services gut kombinierbar:
- Information nutzen: Tagesaktuelle Vorhersagen, Allergierisiko-Landkarte und Newsletter des Polleninformationsdienstes auf polleninformation.at regelmäßig prüfen.
- Aktivitäten planen: Spaziergänge, Läufe oder Besorgungen an Tagen mit niedriger Belastung bevorzugen; an belasteten Tagen kürzer und in weniger exponierten Bereichen bleiben.
- Innenräume optimieren: Wohnräume kurz und gezielt lüften, Luftfilter dort einsetzen, wo es sinnvoll ist, und Textilien häufiger waschen, um Anlagerungen zu reduzieren.
- Medikamente abstimmen: Bei bestehender Diagnose Behandlungsplan mit Ärztin oder Arzt auf den frühzeitigen Start der Erlenblüte abstimmen.
- Ernährung beachten: Bei bekanntem oralen Allergiesyndrom Nüsse vorzugsweise geröstet oder gebacken verzehren; individuelle Verträglichkeit ärztlich abklären.
Langfristig zählt die Gestaltung der Umgebung. Gemeinden und Städte können an sensiblen Standorten Baumarten mit geringerem Allergiepotenzial bevorzugen, Pflanzlisten evaluieren und Pflegemaßnahmen auf Pollenphasen abstimmen. Schulhöfe, Spielplätze, Kindergärten, Seniorenheime und Krankenhäuser verdienen dabei besondere Aufmerksamkeit. Gleichzeitig soll Artenvielfalt erhalten bleiben. Das ist kein Widerspruch, sondern eine Planungsaufgabe: Diversität im Bestand, kluge Standortwahl und konsequente Pflege helfen, Risiken zu senken, ohne Monokulturen zu fördern.
Zahlen und Fakten aus der Quelle
- Messnetz: Der Österreichische Polleninformationsdienst koordiniert aktuell 25 Messstellen im ganzen Land. Diese Pollenfallen liefern die Datengrundlage für Prognosen und die Allergierisiko-Landkarte.
- Anstieg der Beschwerden: Laut Auswertungen des Pollentagebuches des Polleninformationsdienstes haben Beschwerden im Dezember in den letzten etwa 15 Jahren zugenommen. Ein genauer Anteil der Purpur-Erle ist aufgrund der Ähnlichkeit der Erlenpollen nicht separierbar.
- EU-Projekte: In den kommenden drei Jahren ist der Polleninformationsdienst in mehrere EU-Projekte mit einem Volumen von fast 2,5 Millionen Euro eingebunden. Die Services sind kostenlos und wissenschaftlich fundiert.
- Start der Blüte: Ab der zweiten Dezemberhälfte beginnt die Purpur-Erle im urbanen Raum zu blühen – damit setzt die Pollensaison früher ein, als es viele erwarten.
Stimmen aus der Quelle
„Ihre Winterresistenz, hohe Salzverträglichkeit und Anpassungsfähigkeit an schlechte Luftverhältnisse macht die Purpur-Erle für viele Stadtentwickler attraktiv. Gleichzeitig behalten ihre charakteristischen Kätzchen auch im Winter eine gewisse optische Eleganz“, sagt Dr. Markus Berger, Leiter des Österreichischen Polleninformationsdienstes.
„Die Beschwerden im Dezember haben in den letzten 15 Jahren laut Auswertungen unseres Pollentagebuches deutlich zugenommen“, so Berger. „Dies liegt sowohl am Klimawandel als auch am mangelnden Wissen über die Allergenität der Purpur-Erle, was ihre verstärkte Anpflanzung begünstigt hat.“
Zum EU-Projekt: „Ziel des außeruniversitären Forschungsprojekts ist es, die gesundheitliche Belastung durch Pollenallergien in der österreichisch-ungarischen Grenzregion zu verringern“, erklärt der österreichische Projektleiter Uwe E. Berger, MBA. „Wir entwickeln in den nächsten drei Jahren Strategien und Maßnahmenvorschläge, um den Anteil stark allergener Pflanzen auf urbanen Grünflächen langfristig zu reduzieren und gleichzeitig natürliche Lebensräume zu schützen und zu fördern.“
EU-Projekt PollenCare: Was konkret geplant ist
PollenCare ist als grenzüberschreitendes INTERREG-Projekt angelegt und startet Anfang Dezember. Im Zentrum stehen zwei Schienen: die Weiterentwicklung von Vorhersagemodellen für die österreichisch-ungarische Grenzregion und die Erarbeitung von Vorschlägen für allergikerfreundliche Grünraumgestaltung. Dazu gehören Pilotprojekte in Gemeinden, die demonstrieren, wie klimaresiliente, artenreiche und zugleich gesundheitssensible Pflanzkonzepte umgesetzt werden können. Parallel werden etablierte Services – wie die Pollen+ App, die Allergierisiko-Landkarte und tagesaktuelle Prognosen – fachlich und technisch weiterentwickelt, um den Nutzerinnen und Nutzern noch präzisere Informationen bereitzustellen.
Die Stärke des Projekts liegt in der Verbindung aus Forschung, Praxis und öffentlichem Nutzen. Kommunen erhalten konkrete Entscheidungsgrundlagen, die Bevölkerung profitiert von verlässlichen Warnungen und Orientierung im Alltag, und die Wissenschaft gewinnt aus den Pilotversuchen Daten, die in künftige Empfehlungen einfließen. Dieser Kreislauf ist entscheidend, um den Wandel in der Pollensaison nicht nur zu dokumentieren, sondern handlungsfähig zu bleiben.
Ausblick: Wie es weitergeht
Für die nächsten Jahre ist mit einer anhaltenden Sensibilisierung für winterliche Pollenphasen zu rechnen. Die Purpur-Erle wird in Städten sichtbar bleiben. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, dass Artenwahl, Standort und Pflege das Allergierisiko beeinflussen. Daraus ergeben sich realistische Perspektiven: Kommunen prüfen Pflanzlisten auf Allergierelevanz, priorisieren an sensiblen Orten baum- und strauchreiche, aber weniger allergene Alternativen und koppeln Pflegezyklen enger an die Pollenprognosen. Der Polleninformationsdienst erweitert seine datenbasierten Vorhersagen, und die Bevölkerung nutzt die Services selbstverständlicher, ähnlich wie Wetter- oder Lawinenwarnungen.
Die grenzüberschreitende Kooperation verspricht zusätzliche Genauigkeit. Mit mehr Datenpunkten, harmonisierten Methoden und gemeinsam evaluierten Pilotflächen lassen sich Empfehlungen besser regionalisieren. Für Österreich bedeutet das: Gesundheitskommunikation bleibt niederschwellig und kostenlos, während das Messnetz und die Modelle Schritt für Schritt Robuste auf Veränderungen reagieren. So wird die scheinbar paradoxe Adventbotschaft – Pollenstress mitten im Winter – in einen planbaren Teil des Jahres verwandelt. Nicht jede Belastung lässt sich vermeiden, aber sie lässt sich antizipieren und abmildern.
Service und weiterführende Informationen
Alle in diesem Artikel genannten Informationen stammen aus der Presseaussendung des Österreichischen Polleninformationsdienstes und den dort verlinkten Services. Die vollständige Quelle ist hier verfügbar: Pollenstress zur Weihnachtszeit (OTS). Laufend aktualisierte Daten, Prognosen, Karten und Hinweise bietet der Österreichische Polleninformationsdienst auf polleninformation.at. Hinweise erreichen Sie auch via Newsletter, Facebook, Telegram, Signal, Instagram oder über die kostenlose Pollen+ App.
Schluss: Was jetzt wichtig ist
Die Adventzeit 2025 bringt für viele nicht nur Lichter und Lieder, sondern auch Pollen in der Luft. Die Purpur-Erle markiert einen frühen Start in die Saison. Österreich verfügt mit seinem Polleninformationsdienst über ein dichtes Netz an Messstellen, klaren Services und freien Informationen. Das neue EU-Projekt PollenCare setzt an den richtigen Stellschrauben an: bessere Modelle, praxisnahe Pilotprojekte und Empfehlungen für allergikerfreundliche, klimaresiliente Grünräume. Wer betroffen ist, nutzt die Prognosen, passt den Alltag an und klärt individuelle Therapien mit medizinischem Fachpersonal. Wer gestaltet, wägt Artenwahl, Standort und Pflege neu ab. So entsteht Schutz, der wirkt.
Bleiben Sie informiert, teilen Sie verlässliche Quellen und geben Sie Rückmeldungen an Ihre Gemeinde: Welche Standorte sind besonders sensibel? Wo braucht es Anpassungen? Weiterführende Informationen finden Sie auf polleninformation.at und in der Originalquelle von OTS.






