PFAS in Semmeln: EU-Studie alarmiert Österreich deutlich

Redaktion

Österreich liest am 2025-12-04 eine Nachricht, die zum Frühstück passt – und nachdenklich macht: Eine EU-weite Untersuchung von GLOBAL 2000 und PAN Europe hat die Ewigkeits-Chemikalie TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, in gängigen Getreideprodukten festgestellt. Semmeln, Spaghetti und Baguette sind betroffen – auch hierzulande. Die Ergebnisse sind deutlich, die Debatte ist dringlich. Dieser Artikel ordnet die neuen Daten sachlich ein, erklärt die Fachbegriffe verständlich und zeigt, was das für Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich bedeutet.

EU-weite Befunde zu PFAS und TFA: Was Österreich jetzt wissen muss

Die aktuell veröffentlichte Studie von GLOBAL 2000 und PAN Europe nimmt 66 Getreideprodukte aus 16 europäischen Ländern in den Blick – mit klarer Bilanz: In 54 Proben fanden die Labore Rückstände von Trifluoressigsäure (TFA). Das entspricht rund 81,8 Prozent der Stichprobe. Der EU-Referenzwert für fortpflanzungsschädliche Stoffe in Lebensmitteln liegt bei 10 µg/kg. Laut Studie überschreiten 54 der 66 Proben diesen Wert. Die höchsten gemessenen Belastungen liegen bei bis zu 360 µg/kg und damit nach Angaben der Herausgebenden etwa 100-mal über der durchschnittlichen TFA-Belastung im europäischen Trinkwasser. Besonders betroffen sind Weizenprodukte wie Brot, Baguette, Pasta und Frühstücksflocken.

Für Österreich wurden Kaisersemmeln, Kornspitz und Semmelbrösel untersucht. Die Befunde knüpfen an die im Juni 2025 von GLOBAL 2000 und der AK Oberösterreich veröffentlichte Untersuchung an: Alle der dort getesteten Getreideprodukte wiesen TFA-Rückstände auf. Die neue EU-weite Auswertung bestätigt, dass das Problem nicht lokal begrenzt ist, sondern die gesamte Versorgungskette von Acker bis Esstisch durchdringt.

Fachbegriffe verständlich erklärt

Was ist TFA (Trifluoressigsäure)?

TFA steht für Trifluoressigsäure. Chemisch handelt es sich um eine sehr stabile, wasserlösliche organische Säure, die als Abbauprodukt aus verschiedenen fluorhaltigen Verbindungen entsteht. TFA kann sich in der Umwelt verbreiten, da es kaum weiter abgebaut wird und über Regen, Gewässer und Böden in Pflanzen gelangen kann. In der Diskussion rund um Lebensmittel geht es insbesondere um TFA, das beim Zerfall bestimmter PFAS-Pestizide entsteht. Wichtig: TFA ist nicht einfach „ein weiterer Pestizidrückstand“, sondern ein persistent wirkendes Abbauprodukt, das sich über weite Distanzen verteilt. Behörden in Deutschland stufen TFA als fortpflanzungsgefährdend ein; diskutiert werden zudem mögliche Effekte auf Schilddrüse, Leber, vorgeburtliche Entwicklung und Spermienqualität. Für Laien heißt das: TFA ist in kleinsten Mengen messbar, baut sich schlecht ab und kann in die Nahrungskette einsickern.

Was sind PFAS?

PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – eine sehr große Stoffgruppe von mehreren Tausend Chemikalien, die seit Jahrzehnten in Industrie und Konsumgütern eingesetzt werden, etwa für wasser-, fett- und schmutzabweisende Eigenschaften. PFAS sind oft extrem stabil: Viele Vertreter gelten als „persistent“, also dauerhaft in der Umwelt verbleibend. Einige PFAS stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein, darunter fortpflanzungsgefährdend, lebertoxisch oder hormonell wirksam. In der Landwirtschaft kommen einzelne PFAS-Verbindungen als Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln vor. Wenn PFAS chemisch abgebaut werden, können dauerhaft existierende Abbauprodukte wie TFA entstehen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist entscheidend: Weil PFAS so langlebig sind, können sie sich in Böden und Wasser anreichern – mit dem Risiko, in Lebensmittel zu gelangen.

Warum spricht man von Ewigkeits-Chemikalien?

Der Begriff „Ewigkeits-Chemikalien“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Stoffe, die in der Umwelt so gut wie nicht abgebaut werden. Bei PFAS und Abbauprodukten wie TFA ist genau das die Herausforderung: Sie sind chemisch so stabil, dass natürliche Abbauprozesse kaum greifen. Das führt dazu, dass sie sich im Boden, im Grundwasser und in Oberflächengewässern lange halten können. Über die landwirtschaftliche Nutzung, Bewässerung oder Niederschlag gelangen diese Substanzen dann in Pflanzen und schließlich in die Nahrungskette. Für Laien verständlich ausgedrückt: Einmal freigesetzt, bleiben „Ewigkeits-Chemikalien“ sehr lange vorhanden und können sich über viele Wege verbreiten, was die Kontrolle und Sanierung erschwert.

Grenzwerte: Was bedeutet der 10-µg/kg-Wert?

In der EU gibt es Bewertungs- und Grenzwertsysteme für verschiedene gefährliche Stoffe in Lebensmitteln. Der im Zusammenhang mit den hier diskutierten Ergebnissen genannte Standardwert von 10 µg/kg für fortpflanzungsschädliche Stoffe ist ein Richtwert, an dem sich Behörden und Risikobewertungen orientieren. Ein Grenzwert definiert, ab welcher Konzentration ein Stoff in Lebensmitteln aus Vorsorgegründen als problematisch eingestuft wird. Er ist kein „Sicherheitsversprechen“, sondern eine regulatorische Schwelle, ab der Maßnahmen wie Rückrufe, verstärkte Kontrollen oder Verbote geprüft werden können. Für Konsumentinnen und Konsumenten heißt das: Wenn Messwerte diesen Wert überschreiten, wächst aus Sicht des vorbeugenden Gesundheitsschutzes der Handlungsdruck auf Politik und Behörden.

Was sind F-Gase und wie hängen sie mit TFA zusammen?

F-Gase sind fluorierte Treibhausgase, die beispielsweise als Kältemittel in Klimaanlagen und Kühlgeräten eingesetzt werden. Einige dieser Verbindungen können in der Umwelt zu TFA abgebaut werden. Auch wenn der Fokus der aktuellen Untersuchung auf PFAS-Pestiziden liegt, ist das Zusammenspiel wichtig: Unterschiedliche Quellen – landwirtschaftliche Anwendungen und industrielle Emissionen – tragen zur Gesamtbelastung der Umwelt mit TFA bei. Für Laien bedeutet das: Selbst wenn in einem Bereich wie der Landwirtschaft Maßnahmen greifen, kann TFA weiterhin aus anderen Quellen nachkommen; deshalb braucht es ein Gesamtpaket aus Regulierung, Monitoring und Emissionsminderung, das alle relevanten Pfade berücksichtigt.

Historische Entwicklung: Wie PFAS in die öffentliche Debatte rückten

PFAS werden seit den 1950er-Jahren in diversen Anwendungen genutzt, weil sie Oberflächen wasser-, fett- und schmutzabweisend machen und hohen thermischen sowie chemischen Belastungen standhalten. Bekannt wurden einzelne Stoffe aus der PFAS-Gruppe vor allem über Fälle, in denen belastete Löschschäume oder Industrieabwässer Böden und Gewässer kontaminierten. Mit zunehmender Messgenauigkeit und wissenschaftlicher Evidenz gerieten die Umweltpersistenz und mögliche Gesundheitsrisiken stärker in den Fokus. In Europa führte das zu strengeren Bewertungskriterien, Substitutionsstrategien und – in Teilen – zu Verwendungsbeschränkungen. Die Diskussion blieb jedoch komplex, weil PFAS eine sehr große, heterogene Stoffgruppe darstellen und nicht jeder Stoff die gleiche Gefährdungslage aufweist.

In Österreich wuchs die Aufmerksamkeit parallel zu europäischen Debatten. Behörden, Forschungseinrichtungen und Umweltorganisationen thematisierten Risiken, forderten Monitoring und Transparenz. Die Untersuchung von GLOBAL 2000 und AK Oberösterreich aus Juni 2025, die TFA in sämtlichen der 48 getesteten Getreideprodukte feststellte, war ein Weckruf mit starkem Binnenbezug. Die nun vorliegenden EU-weiten Daten von GLOBAL 2000 und PAN Europe vertiefen diesen Befund: Offenkundig handelt es sich um ein europaweites Problem entlang der Nahrungskette, in das Österreich über Handel, Rohstoffe und gemeinsame Produktionsstandards eingebunden ist. Mit dem Schritt von nationalen zu EU-weiten Daten verschiebt sich die Diskussion von einem lokalen Risiko hin zu einer strukturellen Herausforderung, die europäische Regulierung erfordert.

Die neuen Zahlen und ihre Bedeutung

Die Studie dokumentiert Rückstände in 54 von 66 untersuchten Proben, also in rund 81,8 Prozent. Damit ist die Nachweisrate hoch. Die Höchstbelastung von bis zu 360 µg/kg unterstreicht die Spannweite der Messwerte. In Relation zum genannten EU-Standardwert für fortpflanzungsschädliche Stoffe (10 µg/kg) ergibt sich: Ein Großteil der Proben liegt deutlich darüber. Zudem verweisen die Autorinnen und Autoren darauf, dass die Spitzenbelastung etwa 100-mal über dem Durchschnittswert von TFA im europäischen Trinkwasser liegt. Obwohl Trinkwasser und Lebensmittel rechtlich getrennt reguliert sind, illustriert diese Relation die Größenordnung.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist bedeutsam, dass TFA als Abbauprodukt dauerhaft in der Umwelt verbleibt. Das erklärt, warum es in unterschiedlichen Produktkategorien – von Brot und Baguette über Pasta bis zu Frühstücksflocken – nachweisbar ist: Es gelangt über Wasser und Boden in die Pflanzen und wird so Teil der Ernährungskette. Für die Praxis heißt das: Selbst dort, wo einzelne Betriebe besonders sorgfältig agieren, ist das Risiko nicht auf den Betrieb allein beschränkt, sondern systemisch.

Österreich im Fokus: Was die Befunde für den Alltag bedeuten

Für Österreich wurden Kaisersemmeln, Kornspitz und Semmelbrösel untersucht – Produkte, die millionenfach konsumiert werden. Wer morgens zur Semmel greift, abends Pasta kocht oder am Wochenende Baguette aufschneidet, ist Teil der beschriebenen Exposition. Das bedeutet keine unmittelbare Panik, aber es zeigt Handlungsbedarf in der Vorsorge. Besonders sensibel sind Lebensphasen wie Schwangerschaft und Kindheit. Deutsche Behörden ordnen TFA als fortpflanzungsgefährdend ein; zudem werden Effekte auf Schilddrüse und Leber sowie auf die vorgeburtliche Entwicklung und die Spermienqualität diskutiert. Aus Sicht des vorbeugenden Gesundheitsschutzes ist es vernünftig, Quellen zu reduzieren, statt darauf zu warten, bis sich Schäden manifestieren.

  • Für Familien: Ein abwechslungsreicher Speiseplan verteilt mögliche Belastungen, ersetzt aber keine Regulierung. Entscheidend bleibt die Reduktion an der Quelle.
  • Für Bäckerinnen und Bäcker sowie den Handel: Transparente Lieferketten und Nachfragen bei Mühlen und Vorlieferanten können Bewusstsein schaffen. Technisch lösbar ist das Problem aber nur politisch-regulatorisch.
  • Für Gemeinden: Monitoring von Rohwasser und Bewässerung kann helfen, Risikogebiete zu erkennen. Informationen finden sich beispielsweise beim Umweltbundesamt.

Vergleich: Bundesländer, Deutschland, Schweiz

Österreichs Bundesländer unterscheiden sich in Agrarstruktur, Wasserressourcen und industrieller Prägung. In Getreideländern wie Niederösterreich oder Oberösterreich ist der Anteil an Weizenflächen hoch, während in alpinen Regionen die direkte Exposition über Ackerbau geringer sein kann. Weil TFA über Wasser weiträumig verteilt wird, ist die Belastung jedoch nicht allein eine Frage der regionalen Anbauflächen. Für alle Bundesländer gilt: Prüfkadenz, Messnetze und klare Zuständigkeiten sind Schlüssel, um Risiken frühzeitig zu erkennen und anzugehen.

Deutschland liefert im vorliegenden Kontext eine wichtige regulatorische Einordnung: Die Bundesstelle für Chemikalien stufte TFA als fortpflanzungsgefährdend ein. Das wirkt in die Bewertungsketten von Lebensmitteln und Umwelt ein und erhöht den Druck auf Quellensteuerung – sprich: auf die Reduktion PFAS-haltiger Anwendungen. In der öffentlichen Debatte ist das ein starkes Signal für Vorsorgepolitik.

Die Schweiz verfolgt traditionell einen vorsorgeorientierten Ansatz im Gewässerschutz und diskutiert seit Jahren strengere Leitwerte für PFAS in Trinkwasser und Umwelt. Auch wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen anders sind als in der EU, zeigt die Schweizer Debatte, wie konsequente Monitoring- und Vorsorgelogiken ausgestaltet sein können. Für Österreich lässt sich daraus ableiten: Ein klar kommuniziertes Zielbild, kombiniert mit stufenweisen Maßnahmen, kann Planbarkeit für Landwirtschaft und Industrie schaffen und zugleich Verbraucherinnen und Verbraucher schützen.

Stimmen aus der Studie und Forderungen

„Die Ergebnisse sind alarmierend“, sagt Dr. Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000. „Fortpflanzungsgefährdende Chemikalien in Lebensmitteln sind inakzeptabel. Insbesondere für den Schutz von Kindern und Schwangeren brauchen wir ein umgehendes Verbot von PFAS-Pestiziden, um die weitere Anreicherung von TFA einzudämmen.“

Salomé Roynel, Policy Officer bei PAN Europe, betont: „Unsere Ergebnisse zeigen deutlich: Alle Menschen sind TFA über Lebensmittel und Trinkwasser ausgesetzt. Es braucht ein rasches Verbot von PFAS-Pestiziden, um eine weitere Belastung der Nahrungskette zu verhindern.“

Die Autorinnen und Autoren verweisen auf internationale Beispiele: Dänemark habe ein rasches Vorgehen vorgemacht; Schweden und Norwegen seien im Begriff zu folgen. In der Logik der Befürworterinnen und Befürworter bedeutet das: Wenn die EU insgesamt nachzieht, können Abbauprodukte wie TFA mittelfristig sinken, weil weniger PFAS-Pestizide in die Umwelt gelangen.

Konkreter Bürger-Impact: Was ändert sich im Alltag?

Die Ergebnisse betreffen nicht Spezialprodukte, sondern Alltagsnahrung: Semmeln, Pasta, Baguette, Frühstücksflocken. Diese Produkte landen täglich in österreichischen Haushalten. Das heißt, eine breite Bevölkerungsschicht hat – ohne eigenes Zutun – Kontakt mit TFA über Lebensmittel. Drei Ebenen des Alltags sind relevant:

  • Einkauf: Wer im Supermarkt oder in der Bäckerei auswählt, kann aus dem Etikett nicht ablesen, ob TFA vorhanden ist. Das ist keine individuelle Wissens- oder Sorgfaltslücke, sondern ein Systemproblem. Eine Lösung erfordert Regulierung und Monitoring, nicht moralischen Druck auf Einzelne.
  • Ernährung: Abwechslung hilft, Einzelquellen zu streuen. Wer neben Weizen auch Roggen, Dinkel, Kartoffeln, Reis oder Hülsenfrüchte nutzt, verteilt mögliche Belastungen. Das ist sinnvoll, aber ersetzt keine Quelle-zu-Senke-Strategie.
  • Kommunale Ebene: Wasserverbände und Gemeinden können Messnetze für TFA und PFAS-Abbauprodukte ausbauen. Je früher Hotspots erkannt werden, desto gezielter lassen sich Maßnahmen setzen, etwa bei der Bewässerung oder beim Schutz von Brunnenfassungen.

Für besonders sensible Gruppen – Schwangere, Kinder – gilt der Grundsatz der Vermeidung vermeidbarer Risiken. Weil TFA jedoch systemisch über die Nahrungskette eingetragen wird, liegt der Hebel bei Politik, Behörden und Zulassungsregimen. Genau dort setzt die zentrale Forderung der Studie an: PFAS-Pestizide vom Markt nehmen, um die Bildung von TFA an der Quelle zu reduzieren.

Zahlen & Fakten im Überblick

  • 66 Proben aus 16 europäischen Ländern wurden untersucht.
  • 54 Proben mit TFA-Rückständen nachgewiesen (≈ 81,8 Prozent).
  • Spitzenbelastung: bis zu 360 µg/kg.
  • EU-Standardwert für fortpflanzungsschädliche Stoffe in Lebensmitteln: 10 µg/kg; 54 von 66 Proben darüber.
  • Relation zum Trinkwasser: Spitzenwert liegt laut Studie etwa 100-mal über der durchschnittlichen TFA-Belastung im europäischen Trinkwasser.
  • Besonders betroffen: Weizenprodukte (Brot, Baguette, Pasta, Frühstücksflocken).
  • Österreich: Befunde in Kaisersemmeln, Kornspitz, Semmelbrösel; bestätigt frühere Untersuchung (Juni 2025, GLOBAL 2000 und AK Oberösterreich).

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein weitverbreitetes Phänomen. Weil TFA über mehrere Quellen in die Umwelt gelangen kann – insbesondere über PFAS-Pestizide und F-Gase – braucht es eine Regelung, die nicht nur die Symptome (Rückstände in Produkten), sondern vor allem die Ursachen adressiert.

Regulatorische Optionen und europäischer Rahmen

Zulassungen und Verbote von Pflanzenschutzmitteln erfolgen in der EU nach einheitlichen Verfahren. Wenn Stoffe als fortpflanzungsschädlich eingestuft werden, ergeben sich daraus strenge Konsequenzen für ihre Verwendung. Befürworterinnen und Befürworter eines PFAS-Pestizidverbots argumentieren: Solange PFAS-Pestizide zugelassen sind, wird TFA als Abbauprodukt weiter in Umweltkompartimente eingetragen – Böden, Oberflächen- und Grundwasser – und findet mit zeitlicher Verzögerung seinen Weg in Lebensmittel. Ein Verbot würde nicht sofort alle Rückstände verschwinden lassen, könnte aber die weitere Anreicherung bremsen.

Österreich steht vor einer doppelten Aufgabe: erstens im EU-Rahmen an ambitionierten Beschränkungen mitzuwirken, zweitens die nationale Monitoring- und Vorsorgepraxis zu stärken. Dazu zählen transparente Messprogramme, eine klare Kommunikation von Ergebnissen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Gesundheitsbehörden. Informationen, Hintergründe und FAQ zu PFAS in Umwelt und Produkten bieten u. a. Umweltbundesamt und die Projektseiten von GLOBAL 2000 sowie PAN Europe.

Zukunftsperspektive: Was ist in den nächsten 12–24 Monaten realistisch?

Die neuen Daten werden die EU-Debatte um PFAS-Beschränkungen weiter beschleunigen. Realistisch sind mehrere parallele Entwicklungen: Erstens eine Ausweitung des Monitorings, um regionale Unterschiede besser zu erkennen. Zweitens die Priorisierung von Stoffen mit klarem Risiko- und Persistenzprofil, also PFAS-Pestizide, die besonders stark zur TFA-Bildung beitragen. Drittens Übergangsfristen, die Landwirtinnen und Landwirten Planungssicherheit geben, während alternative Wirkstoffe oder nicht-chemische Verfahren evaluiert werden. Viertens verstärkte Forschung zu Quellenbeiträgen von F-Gasen, um auch diesen Pfad zu mindern.

Für Österreich konkret bedeutet das: Wenn sich EU-weit ein PFAS-Pestizidverbot abzeichnet, wird das Bundesministerium – gemeinsam mit Ländern, Landwirtschaftskammern und Wasserverbänden – Umsetzungspfade definieren müssen. Ziel ist, die Belastung zu reduzieren, ohne Lieferketten zu destabilisieren. Das setzt auf Kommunikation, Förderinstrumente für alternative Verfahren und eine konsequente Kontrolle. Ein zukunftsfestes System integriert Vorsorge, Innovation und Transparenz – und gibt Konsumentinnen und Konsumenten die Sicherheit, die sie erwarten dürfen.

Transparenz und Verantwortung: Was die Studie nicht leistet – und was sie leistet

Wichtig ist eine nüchterne Einordnung. Die Studie liefert keine toxikologische Endbewertung der ernährungsbedingten Gesamtaufnahme, sondern dokumentiert Vorkommen und Größenordnungen. Das ist für Regulierung und Vorsorge entscheidend, denn ohne belastbare Befunde, keine wirksame Politik. Gleichzeitig ersetzt eine Momentaufnahme nicht die langfristige Überwachung und Risikobewertung, die etwa Verzehrsmengen, Altersgruppen und kumulative Exposition berücksichtigen. Fazit: Die vorliegenden Zahlen begründen Vorsorgehandlungen, nicht Alarmismus.

Wer Fakten nachlesen möchte, findet die Pressemitteilung und Stichprobendaten bei OTS/GLOBAL 2000 sowie Hintergrundinformationen bei PAN Europe. Ergänzend informieren nationale Stellen wie das Umweltbundesamt über PFAS in Umwelt und Produkten.

Schluss: Was bleibt – und was jetzt zählt

Die EU-weite Untersuchung von GLOBAL 2000 und PAN Europe zeigt: TFA ist in Europas Getreideprodukten angekommen – auch in Österreich. 54 von 66 Proben mit Rückständen, Spitzenwerte bis 360 µg/kg und eine systemische Verbreitung über Wasser, Böden und Pflanzen. Fachlich ist das Bild eindeutig: PFAS-Pestizide tragen zur Entstehung des persistenten Abbauprodukts TFA bei. Vorsorge bedeutet, an der Quelle anzusetzen. Für Österreich heißt das, im EU-Prozess für ein Verbot von PFAS-Pestiziden einzutreten, das Monitoring auszuweiten und die Kommunikation zu stärken.

Was können Leserinnen und Leser jetzt tun? Informiert bleiben, Verantwortliche ansprechen und eine evidenzbasierte Politik einfordern, die Umwelt und Gesundheit schützt. Eine offene Frage an die Community: Welche regionalen Erfahrungen gibt es in Gemeinden und Wasserverbänden mit PFAS-Monitoring – und welche guten Beispiele können österreichweit Schule machen? Weiterführende Informationen und die Primärquelle finden Sie bei OTS/GLOBAL 2000 sowie bei PAN Europe.