In einer turbulenten Woche hat die österreichische Bundesregierung eine umstrittene Neuregelung für die Nutzung von Vollspaltenböden in Schweineställen verabschiedet. Der Beschluss, der am vergangenen Dienstag im Nationalrat gefällt wurde, sorgt für heftige Kritik seitens der Grünen, die einen schweren Rückschlag für den Tierschutz befürchten.
Ein Schnellschuss mit Folgen?
Olga Voglauer, Landwirtschafts- und Tierschutzsprecherin der Grünen, äußerte sich besorgt über die Geschwindigkeit, mit der die Neuregelung durch den Gesundheitsausschuss und den Nationalrat gebracht wurde. Sie bezeichnete die Entscheidung als ‚Husch-Pfusch-Regelung‘, die sowohl landwirtschaftliche Betriebe als auch die Tiere benachteilige. ‚Von einem Erfolg für den Tierschutz kann hier keine Rede sein‘, so Voglauer.
Verschiebung der Fristen
Ein zentraler Kritikpunkt der Grünen ist die Vorverlegung der Frist für das Auslaufen der Vollspaltenböden auf 2034. Ursprünglich war geplant, dass bis 2027 ein verbesserter Mindeststandard eingeführt wird, der ab 2040 für alle bestehenden Schweineställe gelten sollte. Diese Standards sollten zentrale Tierwohlkriterien berücksichtigen, wie etwa Stroheinstreu auf Liegeflächen und mehr Platz für die Tiere. Doch die Streichung dieser Frist im Gesetzestext wird von Voglauer als ‚enormer Schlag‘ gegen den Tierschutz angesehen.
Das dänische Modell als Zwischenlösung
Die Regierung hat das sogenannte dänische Modell als neuen Neubaustandard ab 2023 eingeführt. Dieser ’strukturierte Vollspaltenboden‘ gilt als Zwischenschritt, der jedoch laut Voglauer das Tierleid nicht signifikant verringert. Ab 2034 soll dieses Modell verpflichtend werden, was die Grünen als unzureichend kritisieren. ‚Die Regierung klopft sich auf die Schultern, dass ein ausgewachsenes Schwein einen ein Meter langen und 10 cm breiten Streifen mehr Platz bekommt – das ist weniger als ein DinA3-Blatt und einfach grotesk‘, erklärt Voglauer.
Alternative Ansätze für mehr Tierwohl
Voglauer fordert eine Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Praxis hin zu mehr Tierwohl, was ihrer Meinung nach nicht nur das Image der Branche verbessern, sondern auch die Akzeptanz und den Absatz steigern würde. Sie sieht in einer stärkeren Orientierung an den Vorgaben des Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung der öffentlichen Hand sowie in der Einführung einer Herkunfts- und Haltungskennzeichnung in der Gastronomie bedeutende Schritte in die richtige Richtung. Ein entsprechender Antrag der Grünen wurde jedoch von den Regierungsfraktionen abgelehnt.
Die Diskussion um die neuen Regelungen zeigt, dass der Konflikt zwischen Landwirtschaft und Tierschutz weiterhin besteht. Während die Regierung ihren Kurs verteidigt, bleibt der Kampf der Grünen für höhere Standards in der Tierhaltung ungebrochen.