KI-Karte zeigt 1.700 Hektar Potenzial für Bodenschutz

Redaktion

Österreich startet am 14.12.2025 mit einer KI-gestützten Potenzialflächenkarte für Bodenschutz und Standortentwicklung – datenbasiert, offen, praxisnah. Wer in diesen Tagen über kluge Raumplanung spricht, kommt an dieser Nachricht nicht vorbei: Erstmals liegt ein bundesweiter Überblick vor, wo bereits versiegelte oder gewidmete Flächen besser genutzt werden können. In Zeiten, in denen Boden als Lebensgrundlage und als Standortfaktor gleichermaßen unter Druck steht, setzt die Republik auf Künstliche Intelligenz und offene Daten. Für Städte, Gemeinden und Unternehmen eröffnet sich damit eine Chance, die gleichzeitig ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich tragfähig ist. Die neue Karte, entwickelt unter Federführung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft, zeigt: Es gibt viel ungehobenes Potenzial – und es lässt sich auffinden, ohne neue Flächen zu verbrauchen.

Potenzialflächenkarte: KI für Bodenschutz und Standortentwicklung

Die nun veröffentlichte Potenzialflächenkarte identifiziert 3.800 Standorte mit zusammen rund 1.700 Hektar Flächenpotenzial für eine bodenschonende Standortentwicklung. Das zentrale Prinzip: Flächenrecycling statt Neuwidmung. Statt den Blick auf die grüne Wiese zu richten, rückt die Karte brachliegende Gewerbe- und Industriestandorte sowie Widmungsreserven in den Fokus. Hinter dem Projekt stehen das BMLUK, das Umweltbundesamt und Partner wie das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen, ecoplus – Niederösterreichs Wirtschaftsagentur und Business Upper Austria. Die Karte ist unter dem Portal Brachflächen-Dialog frei zugänglich und die zugrunde liegenden Daten stehen im Sinne von Open Government Data bereit.

Die Methodik ist transparent: Eine KI hat etwa 65.000 industriell oder gewerblich gewidmete Grundstücke ab 1.000 m² anhand von Orthofotos, Geodaten und Satellitenbildern analysiert. Flächen, die aktuell land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden, wurden gezielt herausgefiltert, um Nutzungskonflikte zu vermeiden. Daraus entstand eine auswertbare Landkarte, die Gemeinden, Planerinnen und Planern sowie Investorinnen und Investoren einen kompakten Überblick verschafft.

Die politische Einordnung ist klar. Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig betont den doppelten Nutzen: Bodenschutz und kluge Standortentwicklung. Er verweist darauf, dass die Revitalisierung von Gewerbe- und Industriebrachen einen Teil des jährlichen Flächenbedarfs decken kann. Auch aus den Ländern kommt Unterstützung. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner unterstreicht die Bedeutung für Arbeitsplätze und Wohlstand, Oberösterreichs Wirtschafts- und Raumordnungs-Landesrat Markus Achleitner spricht vom Grundsatz Boden schützen & Zukunft ermöglichen – eine Orientierung, die der Karte einen klaren Anwendungsrahmen gibt.

Zahlen & Fakten: Was 1.700 Hektar konkret bedeuten

Die Zahl 1.700 Hektar klingt abstrakt. Rechnen wir sie auf Projektebene um: 1 Hektar entspricht 10.000 m². 1.700 Hektar sind somit 17.000.000 m². Verteilt auf 3.800 identifizierte Standorte ergibt sich eine durchschnittliche Potenzialgröße von rund 4.470 m² pro Standort. Diese Kennzahl ist kein Bauprogramm, aber sie vermittelt ein Gefühl dafür, dass es sich in der Breite um mittelgroße Flächen handelt, die sich für gewerbliche Erweiterungen, die Neubelebung von Betriebsgebäuden oder für gemischte Nutzungen in Gemeinden eignen könnten. Der Schwellenwert der Analyse ab 1.000 m² verhindert, dass Mikroflächen die Statistik verzerren, und richtet den Fokus auf tatsächlich nutzbare Areale.

Spannend ist auch der Prozess: Jedes Jahr werden in Österreich Orthofotos eines Drittels des Landes neu aufgenommen. Dieser regelmäßige Datenzufluss aktualisiert die Potenzialflächenkarte laufend und erhöht ihre Planungstauglichkeit. In der Praxis bedeutet das: Ein Standort, der 2025 noch als brach liegend ausgewiesen ist, kann 2026 oder 2027 bereits als reaktiviert erscheinen – und umgekehrt. Die Karte wird damit von einem einmaligen Projekt zu einem dynamischen Planungswerkzeug.

Fachbegriff erklärt: Bodenversiegelung

Bodenversiegelung beschreibt den Vorgang, bei dem ursprünglich natürliche oder landwirtschaftlich genutzte Böden mit undurchlässigen Materialien wie Asphalt, Beton oder Gebäudestrukturen abgedeckt werden. Dadurch gehen wichtige Bodenfunktionen verloren: Die natürliche Versickerung von Regenwasser wird eingeschränkt, die Grundwasserneubildung sinkt, und die bodeneigene Fähigkeit, CO₂ zu speichern, Biodiversität zu tragen und die Luft zu kühlen, wird geschwächt. Versiegelung erhöht die Hitze in Siedlungsräumen, verstärkt das Risiko von Überflutungen bei Starkregen und beeinträchtigt die landwirtschaftliche Nutzung. Bodenschutz bedeutet daher, den Verbrauch neuer Flächen zu minimieren und bestehende versiegelte Flächen möglichst effizient zu nutzen oder zu entsiegeln, wo es sinnvoll und machbar ist.

Fachbegriff erklärt: Flächenrecycling

Flächenrecycling meint die Wiederverwendung bereits genutzter, häufig versiegelter Areale wie Gewerbe- und Industriebrachen. Statt neue Standorte auf bislang unbebautem Boden zu entwickeln, wird der Bestand aktiviert. Das kann die Sanierung und Umnutzung leerstehender Produktionshallen ebenso beinhalten wie die Nachverdichtung bereits erschlossener Betriebsgebiete. Ein Kernvorteil liegt in der vorhandenen Infrastruktur: Straßen, Leitungen und Anschlüsse sind häufig vorhanden, Genehmigungswege können kürzer sein, und Konflikte mit Landwirtschaft oder Naturschutz lassen sich eher vermeiden. Flächenrecycling ist damit ein Schlüssel zur Reduktion von Bodenversiegelung und zur Stärkung bestehender Wirtschaftsstandorte.

Fachbegriff erklärt: Widmungsreserven

Widmungsreserven sind Grundstücke, die bereits als Betriebsgebiet gewidmet sind, aber aktuell nicht oder unter ihrem Potenzial genutzt werden. Der entscheidende Vorteil gegenüber Neuwidmungen: Die Widmung ist erfolgt, rechtliche Hürden wie Umwidmungsverfahren sind bereits überwunden. Solche Reserven können, wenn sie planungsrechtlich und wirtschaftlich passen, kurzfristig für Betriebsansiedlungen oder Erweiterungen mobilisiert werden. Das entlastet Behörden, beschleunigt Projekte und hilft, die Inanspruchnahme neuer Flächen zu vermeiden. Die Potenzialflächenkarte macht diese Reserven sichtbar und damit leichter verhandelbar.

Fachbegriff erklärt: Orthofotos

Orthofotos sind aus Luftbildern erzeugte, geometrisch entzerrte Fotografien der Erdoberfläche. Im Gegensatz zu herkömmlichen Luftbildern sind Orthofotos maßstabsgetreu und können wie Karten vermessen werden. Gebäude, Straßen und Parzellengrenzen erscheinen an ihrem exakten geographischen Ort, Verzerrungen durch Perspektive oder Gelände werden rechnerisch korrigiert. In der Planung erlauben Orthofotos die zuverlässige Einschätzung von Bebauungszustand, Versiegelung und Grünanteil. In Kombination mit Geodaten und Katasterinformationen können KI-Modelle aus Orthofotos Muster erkennen, etwa ob eine Fläche brachliegt oder genutzt wird.

Fachbegriff erklärt: Generative Künstliche Intelligenz

Generative Künstliche Intelligenz ist eine Klasse von Algorithmen, die aus großen Datenmengen selbstständig Strukturen und Zusammenhänge ableiten und daraus neue, sinnvolle Ausgaben generieren können. Bei der Analyse von Luft- und Satellitenbildern bedeutet das: Die KI lernt, was typische Merkmale für aktive Nutzung, Leerstand oder Brachflächen sind, und markiert entsprechende Areale. Wichtig ist die Kombination mit Fachdaten, etwa Widmungen oder Nutzungsinformationen, um Fehlschlüsse zu vermeiden. Generative KI liefert keine endgültigen Entscheidungen, sondern bildet eine fundierte Grundlage, die von Planerinnen und Planern überprüft und mit lokalem Wissen abgeglichen wird.

Fachbegriff erklärt: Open Government Data

Open Government Data bezeichnet öffentlich bereitgestellte, frei nutzbare Verwaltungsdaten. Sie sind maschinenlesbar, nachnutzbar und tragen zur Transparenz staatlichen Handelns bei. Für Planung und Wirtschaft hat das einen praktischen Nutzen: Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Gemeinden können Datensätze kombinieren, innovative Anwendungen entwickeln und Prozesse verbessern. Im Kontext der Potenzialflächenkarte heißt das, dass die zugrundeliegenden Daten auf einer zentralen Plattform abrufbar sind, mit Geoinformationssystemen verknüpft werden können und damit die Basis für lokale Analysen und Entscheidungen bilden.

Fachbegriff erklärt: Raumordnung

Raumordnung ist die koordinierte Planung und Steuerung der Bodennutzung in einem Gebiet. In Österreich liegt die Kompetenz überwiegend bei den Ländern und Gemeinden. Die Raumordnung legt fest, wo gebaut werden darf, welche Flächen als Grünland, Bauland oder Verkehrsfläche ausgewiesen sind und wie Infrastruktur sinnvoll entwickelt wird. Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis von Wohnen, Arbeiten, Verkehr, Landwirtschaft und Natur. Die Potenzialflächenkarte liefert der Raumordnung neue Evidenz: Wo gibt es Reserven im Bestand, wo lohnt sich Verdichtung, wo kann ein leerstehendes Objekt reaktiviert werden, statt neue Flächen zu beanspruchen.

Fachbegriff erklärt: Brachfläche

Als Brachfläche gelten Flächen, die ehemals genutzt wurden, derzeit jedoch leerstehen oder weit unter ihrem Potenzial betrieben werden. Das Spektrum reicht von stillgelegten Gewerbearealen über teils genutzte Hallen bis zu großflächigen Parkplatzarealen, die umstrukturiert werden könnten. Brachflächen sind oft gut erschlossen, aber funktional aus der Zeit gefallen. Mit smarter Planung lassen sie sich energetisch sanieren, neu zonieren, mischnutzen oder technikfit für moderne Betriebe machen. Der Reiz liegt im vorhandenen Fundament: Infrastruktur, Gebäude und Lagevorteile können häufig schneller aktiviert werden als bei völlig neuen Standorten.

Historische Entwicklung: Vom Flächenwachstum zur Bestandspflege

Österreichs Raum- und Bodenpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Phasen durchlaufen. Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit dominierte vielerorts die Idee vom unbegrenzten Wachstum der Siedlungs- und Betriebsflächen. Industrie- und Gewerbeparks wuchsen am Siedlungsrand, begleitet von wachsender Verkehrsleistung. Diese Expansion brachte Wohlstand und Arbeitsplätze, führte aber auch zur Zersiedelung, zu erhöhter Bodenversiegelung und zu Nutzungskonflikten zwischen Wirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz.

Ab den 1990er-Jahren rückte die Innenentwicklung in vielen Gemeinden stärker in den Fokus. Stadtkerne sollten belebt, Leerstände reduziert, Nahversorgung gesichert und Verkehrswege kürzer werden. In diesem Kontext begann auch die Debatte um Flächenrecycling, allerdings fehlten vielerorts präzise Werkzeuge, um das Potenzial systematisch zu erfassen. Es existierten lokale Katastersammlungen, oft in heterogener Qualität und mit begrenzter Aktualität.

Mit der Digitalisierung und der Verfügbarkeit hochauflösender Geodaten veränderte sich das Bild. Geografische Informationssysteme, Orthofotos und Satellitendaten erlaubten genauere Analysen. Dennoch blieb die Sichtbarkeit von Brachflächen uneinheitlich. Die jetzt vorliegende Potenzialflächenkarte markiert einen qualitativen Sprung: Erstmals wird das verborgene Potenzial österreichweit mit KI-Unterstützung identifiziert, kontinuierlich aktualisiert und als offene, einheitliche Datenbasis bereitgestellt. Sie spiegelt damit eine Prioritätenverschiebung wider: Weg von der Flächenexpansion, hin zur intelligenten Nutzung des Bestands.

Vergleiche: Bundesländer, Deutschland, Schweiz

Die Ausgangslagen in Österreichs Bundesländern sind unterschiedlich. In flächenstarken, industriell geprägten Regionen wie Oberösterreich oder Teilen der Steiermark finden sich historisch gewachsene Gewerbeareale und Produktionsstandorte. Hier kann die Potenzialflächenkarte besonders bei Erweiterungen bestehender Cluster helfen. In Niederösterreich mit seiner Mischung aus ländlichen Räumen und Umlandgemeinden rund um Wien steht die klimafitte Standortentwicklung im Vordergrund, wie die Landesführung betont. Wien wiederum fokussiert traditionell auf Innenentwicklung und Nachnutzung im dichten urbanen Kontext. Das gemeinsame Muster: Die Karte bietet allen eine evidenzbasierte Grundlage, unabhängig davon, ob die Herausforderung im Leerstand großer Hallen oder in der Optimierung kleinerer Betriebsareale liegt.

Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass mehrere Bundesländer Brachflächenkataster und Instrumente zur Innenentwicklung aufgebaut haben. Der Mehrwert der österreichischen Lösung liegt in der national einheitlichen Herangehensweise und der Verknüpfung mit Open Data – ein Vorteil für überregionale Analysen und für Unternehmen, die mehrere Standorte prüfen. Auch die Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut unterstreicht die Nähe zum Stand der Forschung.

Die Schweiz verfolgt den Grundsatz Innenentwicklung vor Außenentwicklung in der Raumplanung. Das österreichische Instrument fügt sich in diese Logik ein, indem es die Aktivierung bestehender Flächen erleichtert. Während in der Schweiz starke kantonale Steuerung und verdichtetes Bauen in vielen Agglomerationen etabliert sind, adressiert die österreichische Karte die Vielfalt regionaler Situationen. Der Transfergedanke ist klar: Evidenzbasierte Planung, kurze Wege und die Nutzung bestehender Infrastruktur sind über Grenzen hinweg tragfähige Prinzipien.

Bürger-Impact: Was sich für Gemeinden, Wirtschaft und Alltag ändert

Für Gemeinden bedeutet die Potenzialflächenkarte ein handfestes Werkzeug. Sie können rascher prüfen, wo im Ort brachliegende Objekte oder ungenutzte Betriebsflächen liegen, und gezielt Anreize für Reaktivierung setzen. Das spart Ressourcen in der Verwaltung und erhöht die Planungssicherheit. Ein Beispiel: Eine Gemeinde mit leerstehender Produktionshalle am Ortsrand kann mithilfe der Karte und der zugehörigen Daten leichter ins Gespräch mit Eigentümerinnen und Eigentümern gehen, Fördermöglichkeiten prüfen und ein Nutzungskonzept entwickeln, statt eine Neuerschließung am Acker zu planen.

Für Unternehmerinnen und Unternehmer steigt die Transparenz. Wer expandieren möchte, findet schneller passende Bestandsflächen, die bereits erschlossen und gewidmet sind. Das senkt Investitionsrisiken und beschleunigt Genehmigungen. Ein mittelständischer Betrieb, der eine Montagehalle sucht, profitiert von einer Fläche mit vorhandenen Anschlüssen, ausreichend Zufahrten und klarem Widmungsstatus. Gleichzeitig stärkt Flächenrecycling die Akzeptanz in der Bevölkerung, weil zusätzliche Flächeninanspruchnahme und neue Verkehrsachsen oft vermieden werden können.

Für Bürgerinnen und Bürger hat die Bestandspflege spürbare Vorteile. Wird ein braches Areal im Ortsgebiet reaktiviert, kann das Leerstand verringern, Wege verkürzen und die Nahversorgung stabilisieren. Die Umwelt profitiert über weniger Neuversiegelung, bessere Versickerungspotenziale und geringere Überhitzung in bebauten Bereichen. Im Alltag wird das sichtbar in sinnvoll genutzten Arealen, die zuvor als Lücken, Zäune und leere Parkplätze wahrgenommen wurden. Die Karte ist somit kein abstraktes Planungsinstrument, sondern ein Hebel für Lebensqualität und Resilienz vor Ort.

Stimmen aus Bund, Wissenschaft und Ländern

Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig unterstreicht: „Unser Ziel im Sinne des Umweltschutzes muss sein, dort, wo es sinnvoll möglich ist, bereits versiegelte Flächen wieder zu nutzen und damit neue Flächeninanspruchnahme zu reduzieren.“ Die KI-basierte Karte sei ein schlummernder Schatz, der nun sichtbar werde.

Prof. Alexander Martin, Fraunhofer IIS, ordnet die Methode ein: „Die eingesetzte Generative Künstliche Intelligenz zur Analyse von Luft- und Satellitenbildaufnahmen liefert eine direkte Unterstützung für Gewerbeansiedlungen ohne neue Flächenversiegelungen.“

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betont den Gleichklang von Wirtschaft und Umweltschutz, Oberösterreichs Landesrat Markus Achleitner verweist auf den Grundsatz Boden schützen & Zukunft ermöglichen und auf die Bedeutung für Beschäftigung und Wertschöpfung. Diese Aussagen geben den politischen Rahmen: Nachhaltiges Wachstum durch bessere Nutzung des Bestands.

So funktioniert der Zugang: Transparenz und offene Daten

Die Potenzialflächenkarte ist kostenlos über das Portal Brachflächen-Dialog erreichbar. Ergänzend werden die Daten auf der zentralen Open-Data-Plattform bereitgestellt. Der doppelte Zugang – interaktive Karte für den schnellen Überblick und offene Datensätze für die tiefergehende Analyse – stärkt Verwaltung, Wirtschaft und Forschung gleichermaßen. Gemeinden können Ergebnisse in ihre GIS-Systeme integrieren, regionale Entwicklungsverbände Szenarien prüfen und Unternehmen Machbarkeitsstudien unterlegen.

  • Interaktive Karte: Übersicht über identifizierte Potenzialflächen mit Lagebezug und Basisinformationen.
  • Offene Datensätze: Maschinell lesbare Geodaten für vertiefte Analysen und lokale Planungsprozesse.
  • Regelmäßige Aktualisierung: Jährlicher Zufluss neuer Orthofotos für ein Drittel des Bundesgebiets.
  • Kooperation: Bund, Länder und Forschungseinrichtungen bündeln Expertise und Datenqualität.

Vertiefte Analyse: Nutzen, Grenzen, Qualitätssicherung

Die Stärken des Instruments liegen in der Skalierbarkeit, Aktualität und Verknüpfbarkeit. Österreichweit einheitliche Kriterien ermöglichen faire Vergleiche und Priorisierungen. Die Qualitätssicherung beginnt mit verlässlichen Eingangsdaten und setzt sich fort in der Überprüfung durch Fachstellen. Wichtig ist, die KI-Ergebnisse als fundierte Hinweise zu verstehen, die durch lokale Ortskenntnis und rechtliche Prüfung ergänzt werden. So lassen sich Fehleinschätzungen minimieren.

Grenzen bestehen dort, wo Bilddaten uneindeutig sind oder wo eine Fläche zwar technisch verfügbar, aber rechtlich gebunden ist. Auch wirtschaftliche Faktoren – etwa Sanierungskosten oder Altlasten – müssen projektspezifisch bewertet werden. Das Instrument verspricht keine automatische Realisierung, sondern schafft Transparenz und Orientierung. Genau darin liegt sein Wert: Es reduziert Informationsasymmetrien und beschleunigt die ersten Schritte der Projektentwicklung.

Praxisrelevante Vergleiche: Was Gemeinden konkret lernen können

Gemeinden in alpinen Lagen, in denen nutzbare Talräume knapp sind, profitieren von der genauen Sicht auf bestehende Areale. Umlandgemeinden großer Städte finden schneller Alternativen zur Neuerschließung am Ortsrand. Orte mit historischer Industrie haben häufig größere Areale mit spezifischer Erschließung, während kleinere Gemeinden eher punktuelle Flächen mobilisieren. Die gemeinsame Lehre lautet: Die Karte hilft, Prioritäten zu setzen und mit Eigentümerinnen und Eigentümern in eine lösungsorientierte Kommunikation zu treten.

Ökologische und ökonomische Effekte im Zusammenspiel

Die Reduktion neuer Versiegelung wirkt sich unmittelbar positiv auf Biodiversität, Wasserhaushalt und Klimaresilienz aus. Gleichzeitig stärkt die Reaktivierung erschlossener Areale die Wirtschaftsstruktur. Infrastruktur wird effizienter genutzt, Investitionen konzentrieren sich auf Wertschöpfung statt auf Erschließung. Die interne Erschließung, die häufig vorhanden ist, verkürzt Bauzeiten und reduziert Kosten. Unternehmen profitieren von einer Umgebung mit vorhandener Fachkräftebasis, Gemeinden von stabilen Einnahmen und kurzen Wegen.

Zukunftsperspektive: Der Weg zur intelligenten Flächenstrategie

Mit der jährlichen Aktualisierung der Daten entwickelt sich die Potenzialflächenkarte vom Startprodukt zum Lernsystem. Je mehr Projekte umgesetzt werden, desto besser lassen sich Muster erkennen: Welche Flächen lassen sich rasch aktivieren, welche Hürden treten regelmäßig auf, welche Förderinstrumente wirken? In einem nächsten Schritt können Leitfäden und Best-Practice-Sammlungen entstehen, die Investoren und Gemeinden Orientierung geben. Denkbar ist auch, die Karte stärker mit energetischen und verkehrlichen Kennwerten zu verknüpfen, um Synergien zwischen Klimazielen und Standortentwicklung sichtbar zu machen.

Für die Planungspraxis könnte eine standardisierte Projekterfassung hilfreich sein, die Rückmeldungen aus realisierten Reaktivierungen sammelt. So wird aus Datenpraxis evidenzbasierte Politik. Mit jedem Update steigt die Aussagekraft – und die Karte wird zum Kompass für eine langfristige, nachhaltige Bodenstrategie. Der Schlüssel bleibt die Kooperation: Bund und Länder definieren Rahmen, Gemeinden setzen um, Unternehmen investieren, Forschung liefert Methodenkompetenz.

Konkrete Handlungsempfehlungen für den Start

  • Kommunale Bestandsaufnahme: Gemeinden sollten die identifizierten Flächen im Ortsgebiet prüfen, Eigentumsverhältnisse klären und Prioritätslisten erstellen.
  • Dialog mit Eigentümerinnen und Eigentümern: Frühzeitige Gespräche senken Projekthemmnisse und erhöhen Planungssicherheit.
  • Förder- und Beratungsangebote prüfen: Kombinationen aus Sanierung, Energieeffizienz und Mobilitätskonzepten erhöhen die Tragfähigkeit.
  • Regionale Abstimmung: In interkommunalen Räumen Doppelentwicklungen vermeiden und Synergien heben.
  • Datenpflege: Rückmeldungen aus Projekten an die Datenplattform geben, um die Qualität weiter zu verbessern.

Quellen und weiterführende Links

Offizielle Presseinformation des Bundesministeriums über APA-OTS: Zur Meldung

Portal Brachflächen-Dialog mit der Potenzialflächenkarte: www.brachflaechen-dialog.at

Datenbereitstellung als Open Government Data: www.data.gv.at

Informationen zum Forschungspartner Fraunhofer IIS: www.iis.fraunhofer.de

Was jetzt wichtig ist

Die neue Potenzialflächenkarte macht sichtbar, wo Österreich nachhaltig wachsen kann: im Bestand, intelligent, datenbasiert. 3.800 Standorte mit 1.700 Hektar Potenzial sind ein starkes Signal für Bodenschutz, Wirtschaft und Gemeinden. Die Kombination aus KI, Orthofotos und Open Data schafft Transparenz und Geschwindigkeit. Nutzen wir diese Chance: Gemeinden können Prioritäten setzen, Unternehmen Investitionen vorbereiten, Regionen gemeinsame Entwicklungsziele definieren. Wer vor Ort Verantwortung trägt, findet in der Karte einen verlässlichen Startpunkt. Die offene Frage an alle Beteiligten lautet: Welche Flächen in Ihrer Gemeinde sollen als Nächstes aktiviert werden, und welche Rahmenbedingungen brauchen Sie dafür? Weiterführende Informationen und Daten finden Sie im Brachflächen-Dialog und auf der Open-Data-Plattform des Bundes.