Graz/Großwilfersdorf (OTS) – Entlang der insgesamt 29 Kilometer
langen S 7 Fürstenfelder
Schnellstraße hat die ASFINAG etwa 530 Hektar Ausgleichsflächen
erworben, um bestimmten Tier- und Pflanzenarten einen neuen,
geschützten Lebensraum zu sichern. Eine dieser Flächen, ein 15 Hektar
großes Areal bei Großwilfersdorf, hat sich seitdem zu einem Paradies
für mehr als 170 Vogelarten entwickelt. Das Naturprojekt ist nun aber
noch einzigartiger: Um die Fläche auch naturnah zu bewirtschaften,
hat die ASFINAG einen Bio-Landwirt als Partner gewonnen, der auf dem
Areal Angusrinder und Wasserbüffel als „ökologische Rasenmäher“
einsetzt. Damit ist einerseits gewährleistet, dass die Fläche nicht
verwuchert, und andererseits nicht mit großen Mäh-Traktoren befahren
werden muss.
Um das Natur-Juwel der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat
sich die ASFINAG dazu entschlossen, eine Besucherplattform mit
Fernrohren zu errichten, die am Freitag von ASFINAG-Vorstand Hartwig
Hufnagl und Bau-Geschäftsführer Alexander Walcher eröffnet wurde.
Zugleich wurden auch die Büffel und Rinder in ihre neue Freiheit
entlassen.
„Errichtung und Betrieb von Autobahnen ist bei uns eben kein
Widerspruch zu Umwelt- und Naturschutz“, betonte Hufnagl. „Diese 15
Hektar große Fläche ist das beste Beispiel dafür. Da ist etwas
Einzigartiges gelungen und das machen wir jetzt auch für
interessierte Besucher öffentlich zugänglich.“
Die Besucherplattform ist in das Gelände eingebettet, um die
Tiere nicht zu stören. Ein Lehrpfad, bestehend aus mehreren
Schautafeln, sorgt für die Erläuterungen zu dieser Fläche im
Besonderen und zu den gesamten Ausgleichsflächen entlang der S 7 im
Allgemeinen.
„In Summe haben wir entlang der S 7 etwa 530 Hektar
Ausgleichsflächen geschaffen, das ist ein Vielfaches der versiegelten
Fläche“, sagte Bau-Geschäftsführer Alexander Walcher, für den das
neue „Natur-Quartier“ ein Herzensprojekt war. „Zahlreiche geschützte
Tier- und Pflanzenarten haben hier und entlang der S 7 einen neuen
und sicheren Lebensraum.“
Vier Wasserbüffel und acht Angusrinder
Um diese Fläche naturnah pflegen zu können, entstand schon bald
die Idee der Beweidung durch Rinder oder ähnliche Weidetiere. Mit
einem Bio-Landwirt konnte schließlich die ideale Lösung gefunden
werden. Das Areal dient künftig als Sommerweide für seine Angusrinder
sowie Wasserbüffel. Acht dieser Rinder und vier Büffel werden im
ersten Schritt ab sofort dafür sorgen, dass die Fläche nicht
zuwächst. Damit wird auch die sonst erforderliche Mahd mittels
Traktoren vermieden und eventuelle Gelege von seltenen Vogelarten
zusätzlich geschützt. Vor allem die Wasserbüffel sorgen zudem dafür,
dass nasse Standorte „offen“ bleiben und nicht zuwachsen, weil zu
ihrer Nahrung auch Schilf und ufernahe Gehölze zählen.
Vom Seeadler bis zum Kiebitz
Auf dem 15 Hektar großen Areal wurden in den vergangenen zwei
Jahren zahlreiche Vogelarten gesichtet, Ornithologen, die
mittlerweile aus ganz Österreich nach Großwilfersdorf kommen, haben
mehr als 170 verschiedene Vogelarten entdeckt. Darunter sind auch
zahlreiche streng geschützte und teils sehr seltene wie
Bienenfresser, Bruchwasserläufer, Eisvogel, Fischadler,
Goldregenpfeifer, Kiebitz (mit Bruterfolg), Löffelente, Zwergtaucher
und auch der Seeadler, der auf dieser ASFINAG-Fläche immer wieder
Zwischenstation macht. Das österreichische Wappentier war in unserem
Land ausgerottet. Erst seit knapp 20 Jahren gibt es wieder
Bruterfolge. Mittlerweile gibt es in der Oststeiermark und im
Burgenland zehn bis zwölf Paare.
Die Liste der Tiere und Pflanzenarten, die erst durch die
Errichtung der S 7 neue und für immer geschützte Lebensräume finden
konnten, ist lang und reicht von Schmetterlingen über Zauneidechse,
verschiedene Amphibienarten und Bachmuscheln bis hin zu Fledermäusen
sowie von Heidenelke über Fünfzahl-Weißmiere bis zum Großen
Wiesenknopf, der wiederum eine wesentliche Futterquelle für die
Raupen der geschützten Schmetterlingsart Dunkler Wiesenknopf-
Ameisenbläuling ist.