Am 1. Dezember 2025 wird in Amstetten ein inklusives Wohnprojekt für junge Menschen mit Behinderung vorgestellt – mit 22 Wohnungen, EU-Förderung und Klimaschutzfokus. Für Niederösterreich bedeutet das konkrete Unterstützung, neue Perspektiven auf Selbstständigkeit und ein Signal für nachhaltiges Bauen. Doch hinter den nüchternen Zahlen steckt mehr: die Weiterentwicklung eines Systems, das Autonomie, Teilhabe und Sicherheit in den Mittelpunkt rückt. Wer die Lage rund um den Bahnhof kennt, weiß: Nähe zu Infrastruktur ist mehr als ein Komfortfaktor, sie ist Schlüssel zur Teilnahme am öffentlichen Leben. Das Projekt ASSIST I.LIVING will genau das ermöglichen und damit die Diskussion über inklusive Wohnformen in Österreich befeuern – sachlich, realistisch und mit Blick darauf, was für Betroffene und Familien zählt.
Wohnprojekt in Amstetten für junge Menschen mit Behinderung
In Amstetten entsteht unter dem Namen ASSIST I.LIVING ein neues Wohnprojekt für junge Menschen mit Körper- und Sekundarbehinderungen. Vorgestellt wurde es am 1. Dezember 2025. Die Eckdaten sind klar umrissen: 22 Wohnungen bis zum Sommer, eine Komplettsanierung eines ehemaligen physikalischen Zentrums in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und etwa 950 Meter zur bestehenden Tagesstätte. Das Ziel: mehr Selbstständigkeit, mehr Autonomie und ein inklusives Wohnen, das den Alltag strukturiert und gleichzeitig Freiräume schafft.
Die Finanzierung ist breit abgestützt. Von den Gesamtkosten in Höhe von 4,2 Millionen Euro kommen 1,78 Millionen Euro vom Land Niederösterreich, rund 600.000 Euro aus einer EU-Förderung über den Bund. Der Rest entfällt auf weitere, in der Aussendung nicht konkretisierte Finanzierungsanteile. Die Betreiberin, die ASSIST gemeinnützige GmbH, ist eine Non-Profit-Organisation, entstanden 1993 aus einer Elterninitiative in Wien und seit 2015 mit einer Tagesstätte in Amstetten aktiv. Ihr erklärtes Ziel: die Förderung von Selbstständigkeit und Autonomie bei Menschen mit Körper- und Sekundarbehinderungen.
Die Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ordnete das Projekt in das niederösterreichische Versorgungssystem ein. In Niederösterreich werden rund 5.880 Menschen mit Behinderung in institutionellen Einrichtungen betreut. Neben 144 Tagesstätten gibt es 72 Wohnhäuser und 81 Wohngruppen. Das neue Angebot ergänzt diese Struktur und reagiert auf wachsenden Bedarf. ASSIST-Geschäftsführer Heinz Greier betonte die nachhaltige Sanierung: Der Umbau unter Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten soll 220 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Das ist nicht nur ein Kostendämpfer über die Lebensdauer, sondern auch ein Beitrag zu klimaorientierter Sozialinfrastruktur.
Die Elternperspektive brachte der Verein Chancengleichheit ein, der derzeit 23 Familien umfasst: Wohnen müsse sicher, selbstbestimmt und gut begleitet sein. Es gehe um einen Ort der Weiterentwicklung, um das Coachen von Selbstständigkeit und um proaktives Gestalten des Lebens junger Menschen mit Behinderung. Teilhabe am öffentlichen Leben sei ein Grundrecht aller Menschen. Diese Aussagen rahmen das Projekt nicht nur sozialpolitisch, sondern auch rechtlich: Inklusion ist kein Zusatz, sondern Kernauftrag moderner Versorgung.
Die vollständige Presseinformation des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung ist bei der APA-OTS abrufbar. Den Originaltext finden Interessierte unter diesem Link. Informationen zu ASSIST sind auf der Website assist4you.at verfügbar. Allgemeine Hintergründe zu Behindertenpolitik und -strategie bietet das Sozialministerium. Regionale Informationen zu Sozialen Diensten sind beim Land Niederösterreich abrufbar: noe.gv.at.
Fachbegriffe einfach erklärt
Inklusion: Inklusion bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von Behinderung, Alter, Herkunft oder anderen Merkmalen – vollwertig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Es geht nicht darum, Menschen in bestehende Strukturen »einzufügen«, sondern Strukturen so zu gestalten, dass sie von Anfang an für alle zugänglich sind. Das betrifft Wohnen, Bildung, Arbeit, Mobilität und Freizeit. Inklusion setzt Barrierefreiheit voraus und verlangt, Entscheidungen gemeinsam mit Betroffenen zu treffen. In der Praxis heißt das etwa: stufenlose Zugänge, verständliche Sprache, flexible Assistenz und eine Kultur, die Unterschiedlichkeit als Normalität anerkennt.
Sekundarbehinderungen: Der Begriff beschreibt zusätzliche Beeinträchtigungen, die sich aus einer primären Behinderung oder aus Umweltfaktoren ergeben. Ein Beispiel ist chronischer Stress oder psychische Belastung, die durch fehlende Barrierefreiheit, soziale Isolation oder mangelnde Unterstützung entstehen. Sekundarbehinderungen sind also nicht zwangsläufig medizinisch vorgegeben, sondern häufig Folge unzureichender Rahmenbedingungen. Prävention bedeutet hier: gute Assistenz, psychosoziale Begleitung, barrierefreie Umgebung und inklusive Angebote, um zusätzliche Einschränkungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
Institutionelle Einrichtungen: Gemeint sind organisierte Angebote wie Tagesstätten, Wohnhäuser oder Wohngruppen, die Betreuung und Unterstützung strukturiert bereitstellen. Sie bieten verlässliche Abläufe, professionelle Teams und koordinierte Dienstleistungen. Wichtig ist die Balance: moderne Einrichtungen kombinieren Schutz und Orientierung mit größtmöglicher Selbstbestimmung. Das Spektrum reicht von betreutem Wohnen bis hin zu ambulanten Diensten. Der Trend der letzten Jahre geht zu kleineren, gemeindenahen Einheiten und personenzentrierter Unterstützung, die individuelle Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
Komplettsanierung: Eine Komplettsanierung bedeutet, dass ein Gebäude grundlegend erneuert wird – technisch, energetisch und oft auch räumlich. Dabei können tragende Teile wie die Außenfassade erhalten bleiben, während Dämmung, Fenster, Haustechnik (Heizung, Lüftung, Warmwasser), Elektrik und Barrierefreiheit modernisiert werden. Ziel sind bessere Energieeffizienz, geringere Betriebskosten, mehr Komfort und ein sinnvoller Erhalt der Bausubstanz. In sozialen Infrastrukturprojekten ist das doppelt wichtig: Die laufenden Kosten sinken und die Wohnqualität steigt – ein Plus für Betreiberinnen und Betreiber sowie für Bewohnerinnen und Bewohner.
CO2-Einsparung: CO2 (Kohlendioxid) ist ein Treibhausgas, das wesentlich zur globalen Erwärmung beiträgt. Einsparungen entstehen, wenn Gebäude weniger Energie benötigen oder erneuerbare Quellen nutzen. 220 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen, bedeutet eine spürbare Reduktion des ökologischen Fußabdrucks der Liegenschaft. Der Effekt zeigt sich über Jahrzehnte und hilft, Energiepreise planbarer zu machen. In Kombination mit guter Dämmung, moderner Haustechnik und eventuell Photovoltaik (sofern vorhanden) baut man robuste, zukunftsfähige Infrastruktur. Für Bewohnerinnen und Bewohner heißt das: konstantere Temperaturen und oft bessere Luftqualität.
EU-Förderung: Förderungen der Europäischen Union unterstützen Projekte mit Mehrwert für Klima, Soziales, Innovation oder Regionalentwicklung. Sie werden meist über nationale Stellen abgewickelt, in Österreich häufig über Bundesministerien oder Förderbanken. Entscheidend ist die Zweckbindung: Mittel sind an klare Kriterien, Zielindikatoren und Abrechnungsvorschriften gekoppelt. Bei Bau- und Sanierungsvorhaben geht es oft um Energieeffizienz, Barrierefreiheit und nachhaltige Materialien. Förderungen senken die Investitionslast und beschleunigen die Umsetzung – im Gegenzug müssen Projekte transparent und regelkonform dokumentiert werden.
Autonomie und Selbstständigkeit: Autonomie meint die Fähigkeit und das Recht, das eigene Leben zu gestalten und Entscheidungen zu treffen. Selbstständigkeit beschreibt praktische, alltägliche Fähigkeiten wie Kochen, Haushaltsführung, Mobilität oder Zeitmanagement. Beides ist lern- und entwickelbar – insbesondere, wenn Umgebung und Assistenz passgenau abgestimmt sind. In Wohnprojekten zeigt sich das etwa in individuell planbaren Unterstützungszeiten, barrierefreier Ausstattung und guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Ziel ist nicht »möglichst wenig Hilfe«, sondern die »richtige Hilfe zur richtigen Zeit«.
Historische Entwicklung: Von großen Einrichtungen zu inklusiven Wohnformen
Die Behindertenhilfe in Österreich hat in den vergangenen Jahrzehnten einen deutlichen Wandel durchlaufen. Während früher große, zentralisierte Einrichtungen die Regel waren, hat sich der Fokus schrittweise auf gemeindenahe, kleinere und personenzentrierte Angebote verschoben. Diese Entwicklung orientiert sich an internationalen Leitlinien und an der Erkenntnis, dass Teilhabe am besten dort gelingt, wo Menschen leben: mitten in der Stadt, mit Zugang zu Mobilität, Ausbildung, Arbeit und Kultur.
Ein wesentlicher Bezugspunkt ist die UN-Behindertenrechtskonvention, die Österreich 2008 ratifiziert hat. Sie betont Selbstbestimmung, Inklusion und Nichtdiskriminierung. Praktisch bedeutet das, dass Wohnformen so gestaltet werden sollen, dass sie Wahlfreiheit ermöglichen. Die Bandbreite reicht von betreutem Wohnen bis zu ambulant organisierten Assistenzleistungen im eigenen Wohnraum. Landespolitisch wurde in Niederösterreich – wie in anderen Bundesländern – das Angebot in Tagesstrukturen, Wohngruppen und Wohnhäusern kontinuierlich ausgebaut. Aus Elterninitiativen sind professionelle Träger entstanden, die regional verankert arbeiten und zugleich Qualitätsstandards etablieren.
Auch baulich hat sich viel getan: Der Blick richtet sich heute auf Barrierefreiheit, Energieeffizienz und flexible Grundrisse. Komplettsanierungen bestehender Gebäude sind oftmals wirtschaftlicher und ökologischer als Neubauten auf der grünen Wiese. Das in Amstetten gewählte Modell – Erhalt der Fassade, umfassende Modernisierung nach Klimaschutzkriterien – steht exemplarisch für diesen Ansatz. Er verringert Baumaterialbedarf, nutzt vorhandene Stadtstrukturen und stützt die lokale Entwicklung rund um den Bahnhof. Für die Praxis ist entscheidend, dass Betreuung, Freizeit und Mobilität eng zusammenrücken. Das verkürzt Wege und stärkt die Selbstständigkeit.
Zahlen und Fakten zum Projekt und zur Versorgung
Die vorliegenden Zahlen bieten Anhaltspunkte für die Dimension des Vorhabens und des Systems in Niederösterreich:
- Gesamtkosten: 4,2 Millionen Euro.
- Finanzierung Land Niederösterreich: 1,78 Millionen Euro (rund 42,4 Prozent).
- EU-Förderung über den Bund: 600.000 Euro (rund 14,3 Prozent).
- Rechnerisch verbleibender Anteil: 1,82 Millionen Euro (rund 43,3 Prozent), in der Aussendung nicht im Detail aufgeschlüsselt.
- Wohnungen: 22 Einheiten, Fertigstellung bis zum Sommer.
- Rechnerische Investition pro Wohnung: rund 190.900 Euro, wobei Gemeinschaftsflächen und Infrastruktur mit eingerechnet sind.
- CO2-Ersparnis: 220 Tonnen pro Jahr, rechnerisch etwa 10 Tonnen pro Wohnung und Jahr.
- Standort: ehemaliges physikalisches Zentrum nahe Bahnhof, rund 950 Meter zur Tagesstätte.
- Niederösterreich insgesamt: 144 Tagesstätten, 72 Wohnhäuser, 81 Wohngruppen – in Summe 297 Institutionen für rund 5.880 betreute Menschen.
Vorsicht bei Durchschnittswerten: Die 5.880 Menschen verteilen sich auf unterschiedliche Einrichtungstypen mit variierenden Betreuungsschlüsseln. Ein einfacher Mittelwert kann daher nur als grobe Orientierung dienen. Aussagekräftiger ist, dass ein weiteres Projekt entsteht, das spezifisch auf junge Menschen mit Körper- und Sekundarbehinderungen ausgerichtet ist. Dadurch wird das Spektrum an Wahlmöglichkeiten vergrößert.
Vergleiche: Andere Bundesländer, Deutschland, Schweiz
Innerhalb Österreichs unterscheiden sich die Wege zur Inklusion weniger im Ziel als in der Umsetzung. Wien setzt aufgrund urbaner Dichte stark auf ambulante Assistenzleistungen und gemeindenahe Angebote in gut angebundener Lage. In Flächenbundesländern wie Niederösterreich oder der Steiermark spielen regionale Zentren, Verkehrsanbindung und die Koordination zwischen Tagesstruktur und Wohnen eine besonders wichtige Rolle. Tirol und Vorarlberg sind in der Praxis oft Vorreiter bei barrierefreier Architektur im Neubau, beeinflusst von hoher Bauaktivität und regionalen Qualitätsstandards. Niederösterreich setzt mit Projekten wie in Amstetten auf die Kombination aus Sanierung, Klimaschutz und sozialer Infrastruktur – ein Ansatz, der Bestandsgebäude sinnvoll nutzt.
In Deutschland wird die Debatte stark vom Bundesteilhabegesetz geprägt, das die Personenzentrierung und die Trennung von Fachleistungen und Lebensunterhalt vorantreibt. Ziel ist, Menschen mit Behinderungen mehr Wahlfreiheit und Selbstbestimmung zu geben. Die Umsetzung ist föderal organisiert, mit deutlichen regionalen Unterschieden. Österreich und Deutschland teilen den Trend zur Dezentralisierung und zur Stärkung ambulanter Unterstützung, unterscheiden sich aber in Finanzierungslogik und Verwaltungsstrukturen.
Die Schweiz wiederum verbindet ihr Behindertengleichstellungsgesetz mit klaren Vorgaben zur Barrierefreiheit, stark kommunalen Zuständigkeiten und einem ausgeprägten Qualitätsverständnis im Bauwesen. Vielfach gilt die Schweizer Praxis, Barrieren früh im Planen und Bauen zu vermeiden, als orientierend. Der gemeinsame Nenner im DACH-Raum: Weg von großen Komplexen, hin zu Lebensräumen, die Teilhabe in Alltagssituationen ermöglichen. Das Projekt in Amstetten passt in dieses Bild, weil es Wohnen, Mobilität und Tagesstruktur in akzeptabler Distanz zusammenführt.
Was bedeutet das für Bürgerinnen und Bürger?
Für junge Menschen mit Behinderungen schafft das Wohnprojekt in Amstetten eine neue Option, die passende Unterstützung und die gewünschte Freiheit verbindet. Ganz konkret kann das so aussehen: Eine Bewohnerin oder ein Bewohner lebt in einer eigenen Wohnung mit barrierefreiem Bad, hat Unterstützung bei Haushaltsführung und Tagesstruktur, kann eigenständig zum Bahnhof gelangen und die Tagesstätte in fußläufiger Distanz erreichen. Das stärkt Alltagskompetenzen, soziale Kontakte und das Sicherheitsgefühl.
Für Familien bedeutet das Entlastung. Wer Angehörige begleitet, weiß, wie viel Organisation, Zeit und Verantwortung damit verbunden sind. Ein gut aufgestelltes Wohnangebot mit verlässlicher Assistenz kann Druck aus dem familiären System nehmen und die Sorge reduzieren, was nach der Schul- oder Ausbildungszeit kommt. Gerade der Übergang ins junge Erwachsenenalter ist eine sensible Phase, in der stabile, gleichzeitig flexible Rahmenbedingungen wichtig sind.
Für die Stadt Amstetten und die Region sind die Effekte ebenfalls konkret. Sozialinfrastruktur sichert und schafft Arbeitsplätze in Betreuung, Therapie, Verwaltung und Gebäudebetrieb. Die Sanierung stärkt das Umfeld rund um den Bahnhof, vermeidet Leerstand und erhöht die Aufenthaltsqualität. Barrierefreiheit nützt im Alltag allen – auch Eltern mit Kinderwagen, älteren Menschen und Personen mit temporären Mobilitätseinschränkungen. Nicht zuletzt wirken sich energieeffiziente Gebäude langfristig auf Betriebskosten aus, was Budgets von Trägern und der öffentlichen Hand entlasten kann.
Für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ist Transparenz wichtig. Die vorliegenden Zahlen zeigen, wie Fördermittel kombiniert werden. Der Landesanteil, die EU-Förderung und die nicht näher aufgeschlüsselten restlichen 43,3 Prozent illustrieren, dass soziale Projekte auf breite Schultern verteilt werden. Entscheidend ist, dass die Mittel zweckmäßig eingesetzt werden und die Wirkung – mehr Autonomie, mehr Teilhabe, geringere CO2-Emissionen – nachvollziehbar bleibt.
Stimmen aus dem Projektumfeld
Die Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister betonte den Ausbau der Versorgung und den steigenden Bedarf. Für ASSIST erläuterte Geschäftsführerin Sylvia Eberdorfer-Kryza die Wurzeln als Elterninitiative und den Fokus auf Selbstständigkeit und Autonomie. ASSIST-Geschäftsführer Heinz Greier setzte den Klimaschwerpunkt in den Vordergrund: 220 Tonnen CO2 jährlich weniger durch eine Sanierung, die das Alte bewahrt und das Neue effizient macht. Aus Elternsicht unterstrich Christiane Scheiblauer die Bedeutung sicherer, selbstbestimmter und gut begleiteter Wohnformate. Diese Perspektiven ergeben ein konsistentes Bild: Das Projekt ist fachlich begründet, organisatorisch eingebettet und sozial begründet.
Zukunftsperspektive: Bedarf, Qualität, Klima
Der Bedarf an inklusiven Wohnangeboten wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen. Gründe sind demografische Entwicklungen, längere Lebenserwartung von Menschen mit Behinderungen durch bessere medizinische Versorgung und der Anspruch auf Wahlfreiheit. Daraus ergeben sich Anforderungen an Qualität und Vielfalt: kleine, überschaubare Einheiten; flexible Assistenzmodelle; starke Vernetzung mit Arbeit, Bildung und Freizeit; und verlässliche Mobilität, idealerweise mit öffentlichem Verkehr in erreichbarer Nähe.
Baulich werden Sanierung und Nachverdichtung in Bestlagen wichtiger. Projekte, die Klimaschutz und soziale Ziele zusammenbringen, erhöhen die Resilienz der Träger. Energetische Modernisierungen senken das Risiko künftiger Kostensteigerungen. Digitale Assistenzsysteme können ergänzen, aber nicht ersetzen: Sie unterstützen bei Sicherheit, Kommunikation und Alltagsorganisation, müssen jedoch privacy-by-design umgesetzt werden und auf Freiwilligkeit beruhen. Für die Finanzierung spricht einiges für Mischmodelle aus Landesmitteln, Bundes- oder EU-Förderung und Eigenleistungen der Träger. Wichtig bleiben klare Qualitätsstandards, nachvollziehbare Wirkung und ein kontinuierlicher Dialog mit Betroffenen, Angehörigen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Für Niederösterreich könnte das Amstettner Projekt als Blaupause dienen: Sanierung statt Neubau, Nähe zu Infrastruktur, messbare CO2-Reduktion und Fokus auf die Lebensphase junger Erwachsener. Wenn diese Elemente zusammenkommen, entstehen Orte, die weit mehr sind als Wohnungen: Sie werden zu Startpunkten für ein inklusives Leben, das sich an individuellen Stärken orientiert.
Weiterführende Informationen und Quellen
- Originalaussendung des Landes Niederösterreich bei APA-OTS: Presseaussendung
- Trägerorganisation ASSIST gemeinnützige GmbH: assist4you.at
- Land Niederösterreich – Informationen zu sozialen Diensten: noe.gv.at
- Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: sozialministerium.at
Schluss: Was heute zählt – und morgen wirkt
Das neue Wohnprojekt in Amstetten verbindet drei Ebenen: individuelle Lebensqualität, effiziente soziale Infrastruktur und messbaren Klimanutzen. 22 Wohnungen bedeuten für junge Menschen mit Behinderung echte Wahlmöglichkeiten und für Familien Entlastung. Die Kombination aus Nähe zum Bahnhof und Tagesstätte, die solide Finanzierungsstruktur und die CO2-Einsparung von 220 Tonnen pro Jahr zeigen, wie Sozial- und Klimapolitik zusammengehen können. Niederösterreich stärkt damit sein Angebot an inklusiven Wohnformen und setzt einen Akzent, der über die Region hinausweist.
Wer sich informieren möchte, findet Details in der offiziellen Aussendung und bei ASSIST. Für Bürgerinnen und Bürger in Amstetten lohnt sich der Blick auf die Pläne vor Ort: Wie fügt sich das Haus ins Viertel? Welche Möglichkeiten der Begegnung entstehen? Welche Angebote soll es im Alltag geben? Teilen Sie Ihre Perspektiven mit der Stadt und den Trägern – denn Inklusion gelingt am besten, wenn alle mitdenken und mitgestalten. Mehr Informationen finden Sie unter den verlinkten Quellen. Stand: 1. Dezember 2025.






