Nachhaltigkeitscheck für Schoko-Adventkalender in Österreich vom 20. November 2025: Was hinter Siegeln, Lieferketten und Verantwortung steckt – und was das für Familien bedeutet. Der Advent beginnt, die Regale sind voll, und die Auswahl ist groß. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach fairer und umweltfreundlicher Schokolade. Heute, am 20. November 2025, liegt ein neuer, erstmals breit angelegter Blick auf 12 Schoko-Adventkalendern aus dem heimischen Handel vor. Er liefert Orientierung für Konsumentinnen und Konsumenten, die nachhaltig naschen möchten, und stellt die zentrale Frage an Politik und Wirtschaft: Wie wird verantwortungsvolle Schokolade zur Regel, nicht zur Ausnahme? Dieser Beitrag ordnet ein, erklärt Fachbegriffe verständlich, vergleicht Entwicklungen in Österreich mit Deutschland und der Schweiz und zeigt, welche Schritte jede und jeder im Alltag setzen kann.
Nachhaltigkeitscheck zu Schoko-Adventkalendern in Österreich
Die Menschenrechtsorganisation Südwind und die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 haben einen Nachhaltigkeitscheck von 12 Schoko-Adventkalendern erstellt, die bis zum 5. November 2025 im österreichischen Handel erhältlich waren. Grundlage sind Produktsiegel wie FAIRTRADE und Bio sowie unternehmensweite Bewertungen durch die Chocolate Scorecard, eine internationale Initiative von Universitäten und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Produktions- und Konsumländern. Die Bewertung deckt sieben Themenfelder ab und umfasst mehr als 80 Fragen. Besonders wichtig: Der Check versteht sich als Service für Konsumentinnen und Konsumenten – und als politischer Auftrag, Unternehmen zu stärkerer Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette zu verpflichten. Laut den Autorinnen und Autoren reicht individueller Konsumwille allein nicht, wenn systemische Regeln fehlen.
Die Chocolate Scorecard betrachtet sieben Bereiche, die in der Praxis darüber entscheiden, wie nachhaltig Schokolade ist:
- Transparenz und Nachverfolgbarkeit
- Existenzsichernde Einkommen
- Kinder- und Zwangsarbeit
- Entwaldung und Klima
- Agroforstsysteme
- Pestizide
- Geschlechtergerechtigkeit
Im Ergebnis stechen zwei Kalender österreichischer Anbieter positiv hervor: der faire Adventkalender von EZA und der Labooko Adventkalender von Zotter. Positiv fällt auch ein Countdown-Kalender von Tony’s Chocolonely auf, der FAIRTRADE-zertifiziert ist und in sozialen Kriterien gut abschneidet. Eigenmarken von Billa, Hofer und Lidl sowie der Manner-Kalender sind Teil des FAIRTRADE-Kakaoprogramms. Bei großen internationalen Marken wie Ferrero, Milka, Nestlé und Lindt zeigen die geprüften Kalender laut Check keine oder nur begrenzte unabhängige Gütesiegel. Die Forderung der Organisationen an die Politik: ein wirksames Lieferkettengesetz in Österreich – mit klaren, überprüfbaren Mindeststandards.
Die vollständige Presseaussendung mit Details ist bei OTS einsehbar. Zum Nachlesen: OTS: Nachhaltigkeitslupe für Schoko-Adventkalender. Hintergrundinformationen zu den Organisationen finden sich bei GLOBAL 2000 und Südwind.
Fachbegriffe verständlich erklärt
FAIRTRADE
FAIRTRADE ist ein unabhängiges Gütesiegel, das für bestimmte Rohstoffe wie Kakao Mindestpreise, Prämien und grundlegende soziale Standards festlegt. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das: Ein Teil des Kaufpreises fließt als FAIRTRADE-Prämie in Projekte der beteiligten Kooperativen, etwa für Bildung oder Infrastruktur. Das Siegel zielt darauf ab, Produzentinnen und Produzenten in Ländern des globalen Südens vor extremen Preisschwankungen zu schützen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu fördern. Wichtig ist die Abgrenzung: FAIRTRADE garantiert weder automatisch Bio-Standards noch löst es alle Probleme einer Lieferkette, hilft aber, strukturelle Ungleichgewichte zu mildern und Transparenz zu erhöhen. Bei Mischprodukten wie Schoko-Adventkalendern kann FAIRTRADE bedeuten, dass der Kakaoanteil zertifiziert ist, während andere Zutaten separate Regeln haben.
Bio-Siegel
Bio-Siegel stehen für eine Landwirtschaft ohne synthetische Pestizide und ohne leicht lösliche mineralische Stickstoffdünger. Für den Kakaoanbau heißt das: Schutz von Böden und Gewässern, mehr Artenvielfalt und strengere Vorgaben für Pflanzenschutz und Düngung. Das EU-Bio-Logo und nationale Kontrollnummern (z. B. AT-BIO-…) signalisieren, dass unabhängige Kontrollen stattfinden. Bio bedeutet nicht automatisch Fairness in sozialen Fragen, verbessert jedoch die Umweltbilanz des Produkts. Für Konsumentinnen und Konsumenten kann Bio-Schokolade teurer sein, spiegelt aber höhere Produktionskosten und aufwendigere Bewirtschaftung wider. In Verbindung mit FAIRTRADE entstehen doppelte Vorteile: ökologisch verbesserte Anbaumethoden plus Mindeststandards für Einkommen und Mitbestimmung.
Chocolate Scorecard
Die Chocolate Scorecard ist eine länderübergreifende Bewertungsplattform, getragen von Universitäten und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie beurteilt große und mittelgroße Schokoladenunternehmen in sieben Bereichen von Transparenz über Kinderarbeit bis Klima. Die Ergebnisse werden in einer Art Ampelsystem und oft als Prozentwerte aufbereitet. Das Ziel: Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Beschafferinnen und Beschaffer sollen Unternehmen besser vergleichen können. Der Score bezieht sich auf unternehmensweite Praktiken und nicht auf einzelne Produkte. In der aktuellen Einordnung sind einige österreichische Hersteller nicht bewertet, was nicht automatisch eine schlechte Performance bedeutet, sondern in erster Linie fehlende Datengrundlage signalisiert. Entscheidend ist, dass die Scorecard strukturell die richtigen Fragen stellt: Wie wird Verantwortung messbar, überprüfbar und vergleichbar?
Lieferkettengesetz
Ein Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen, menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in ihren Lieferketten zu erkennen, zu vermeiden, zu mindern und darüber transparent zu berichten. Es geht nicht um eine pauschale Haftung für alles, sondern um Sorgfaltspflichten mit klaren Prozessen: Risikoanalyse, Präventions- und Abhilfemaßnahmen, Beschwerdemechanismen sowie Berichte. Auf EU-Ebene wurde der Rahmen mit einer Sorgfaltspflichten-Richtlinie gestärkt. In Österreich fordern zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure, darunter GLOBAL 2000 und Südwind, eine rasche und lückenlose nationale Umsetzung. Für Konsumentinnen und Konsumenten bringt ein solches Gesetz mehr Verlässlichkeit, weil Standards nicht vom guten Willen einzelner Marken abhängen, sondern gesetzlich abgesichert sind. Für Unternehmen schafft es Fairness im Wettbewerb und klare Leitplanken.
Transparenz und Nachverfolgbarkeit
Transparenz beschreibt die Offenlegung relevanter Informationen über Herkunft, Verarbeitung, Transport und Handel. Nachverfolgbarkeit bedeutet, dass der Weg des Kakaos vom Feld bis zur Fabrik und zum Handel lückenlos dokumentiert ist. In der Praxis sind dafür Kooperativen-Registrierung, Chargenverwaltung und digitale Systeme wichtig. Je besser Unternehmen Rückverfolgbarkeit abbilden, desto leichter lassen sich Risiken wie Kinderarbeit oder Entwaldung identifizieren. Für Käuferinnen und Käufer schafft das Vertrauen. Für kleine Produzentinnen und Produzenten kann Transparenz zudem fairere Bezahlung fördern, weil Qualität und Herkunft sichtbar werden. Fehlende Nachverfolgbarkeit ist ein Alarmzeichen, denn ohne Daten gibt es keine belastbare Kontrolle und kaum wirksame Verbesserung.
Existenzsichernde Einkommen
Der Begriff existenzsicherndes Einkommen beschreibt das Geld, das ein Haushalt benötigt, um Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Wohnen, Bildung, medizinische Versorgung und eine kleine Rücklage zu decken. Er ist von Mindestlöhnen und Weltmarktpreisen zu unterscheiden. Im Kakaoanbau klafft oft eine Lücke zwischen tatsächlichem Einkommen und dem, was für ein gutes Leben notwendig wäre. Maßnahmen zur Schließung dieser Lücke sind unter anderem bessere Farm-Gate-Preise, FAIRTRADE-Prämien, Produktivitätssteigerung ohne Raubbau an der Natur sowie Diversifizierung der Einkommensquellen. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das Thema: Der Verkaufspreis eines Schoko-Produkts erzählt selten die ganze Geschichte; entscheidend ist, welcher Anteil bei den Produzentinnen und Produzenten ankommt.
Agroforstsysteme
Agroforstsysteme kombinieren Bäume mit landwirtschaftlichen Kulturen wie Kakao. Diese Mischsysteme bieten Schatten, verbessern die Bodenfruchtbarkeit, speichern Kohlenstoff, fördern Biodiversität und stabilisieren Erträge gegen Wetterextreme. Sie können dazu beitragen, den Druck auf Wälder zu reduzieren, weil höhere Produktivität auf derselben Fläche erzielt wird. Für Bäuerinnen und Bauern heißt das langfristig mehr Resilienz, etwa gegenüber Dürren. Für die Umwelt bedeutet es weniger Erosion und bessere Wasserkreisläufe. Agroforst ist kein Allheilmittel, benötigt aber Beratung, Setzlinge, Planung und Übergangsfinanzierung. Für die Kundschaft ist das Konzept schwer sichtbar, weshalb glaubwürdige Zertifizierungen und Unternehmensberichte wichtig sind.
Hochgefährliche Pestizide
Hochgefährliche Pestizide sind Wirkstoffe, die für Menschen, Tiere und Ökosysteme besondere Risiken bergen. Dazu zählen Substanzen mit hoher akuter Toxizität, möglicher Krebsgefahr oder starker Giftigkeit für Wasserorganismen und Bestäuber. Im Kakaoanbau werden sie teils noch eingesetzt, um Schädlinge zu bekämpfen. Die Folge können Gesundheitsschäden bei Arbeiterinnen und Arbeitern, Belastungen von Böden und Gewässern sowie Schäden für Biodiversität sein. Bio-Anbau schließt den Einsatz solcher synthetischen Mittel aus und setzt auf mechanische, biologische und kulturtechnische Verfahren. Für Konsumentinnen und Konsumenten ist die Pestizidfrage nicht nur ein Umwelt-, sondern auch ein Gesundheits- und Gerechtigkeitsthema, weil Risiken entlang der Lieferkette ungleich verteilt sind.
Historischer Kontext: Von der Bohne bis zum Adventfenster
Schokolade hat in Österreich eine lange Tradition, vom kaiserlichen Kaffeehaus über den Export heimischer Marken bis zum saisonalen Klassiker Adventkalender. Kakao selbst stammt aus tropischen Regionen, vor allem Westafrika, Lateinamerika und Südostasien. Die Wertschöpfungskette ist global: Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ernten Bohnen, Händlerinnen und Händler exportieren, internationale Unternehmen verarbeiten und vermarkten. Seit den 1990er-Jahren wuchs parallel die Fair-Trade-Bewegung, die in Österreich früh durch Weltläden und Initiativen wie EZA gepusht wurde. Der Adventkalender als Produktform ist seit Jahrzehnten verbreitet, hat aber in den letzten Jahren eine ökologische und soziale Dimension hinzugewonnen. Gründe sind mehr Bewusstsein für Kinderarbeit, Entwaldung, Klimarisiken und Preisdruck im Kakaoanbau. Gleichzeitig haben Supermärkte ihre Eigenmarken professionalisiert und Zertifizierungen stärker integriert. Die Chocolate Scorecard setzt hier an, indem sie den Blick vom einzelnen Produkt auf die Firmenpraxis weitet. Dieses Zusammenspiel von Produktsiegeln und Unternehmens-Checks spiegelt eine Entwicklung, die in vielen Branchen zu beobachten ist: Konsumentinnen und Konsumenten fragen sichtbare Zeichen ein, während Politik und Zivilgesellschaft auf verbindliche Systeme drängen, die Greenwashing verhindern. Österreichische Anbieter wie Zotter und EZA profilieren sich seit Langem mit hochwertigen und oft bio-fairen Sorten. Große internationale Marken arbeiten an Programmen, die nicht immer extern geprüft werden. Die aktuelle Bewertung reizt die Debatte: Reicht Selbstverpflichtung, oder braucht es gesetzliche Standards, damit Adventkalender nicht nur süß, sondern auch sauber sind?
Vergleich: Österreichs Bundesländer, Deutschland und die Schweiz
Innerhalb Österreichs unterscheiden sich Angebot und Sichtbarkeit nachhaltiger Schoko-Adventkalender je nach Region und Handelsstruktur. In urbanen Zentren wie Wien, Graz, Linz und Innsbruck ist die Auswahl an Bio- und FAIRTRADE-Varianten in Supermärkten, Weltläden und im Fachhandel meist größer. In ländlichen Regionen dominieren oft klassische Marken, doch Eigenmarken großer Ketten mit FAIRTRADE-Kakaoprogrammen sind mittlerweile flächendeckend verfügbar. Weltläden und Reformhäuser ergänzen das Sortiment mit Nischenprodukten und saisonalen Spezialitäten. Preislich bleiben Premium-Varianten tendenziell höher, was aber durch Qualität, Zertifizierung und kleinere Chargen erklärbar ist.
Im deutschsprachigen Vergleich ist Deutschland mit seinem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz seit 2023 ein Referenzmarkt: Zunächst für große Unternehmen, seit 2024 für Firmen ab rund 1.000 Beschäftigten, gelten Sorgfaltspflichten. Das hat den Diskurs im Handel und in der Süßwarenbranche spürbar verstärkt. Die Schweiz setzt auf Berichts- und Sorgfaltspflichten in spezifischen Bereichen wie Konfliktmineralien und Kinderarbeit; ein umfassendes Gesetz wie in Deutschland gibt es nicht, aber Unternehmen sind angehalten, Risiken systematisch anzugehen. Österreich liegt dazwischen: Die EU-Regeln schieben an, national wünschen sich viele rasche Umsetzung. Für Konsumentinnen und Konsumenten zeigt sich der Unterschied vor allem indirekt: Wo klare Pflichten gelten, steigt die Verbindlichkeit der Informationen auf Verpackungen und in Nachhaltigkeitsberichten. Wo Regeln fehlen, variieren Qualität und Tiefe der Angaben stärker, und die Last liegt eher bei der Kundschaft, sorgfältig auszuwählen.
Konkreter Bürger-Impact: Was bedeutet der Check im Alltag?
Der neue Nachhaltigkeitscheck liefert Orientierung an einem Produkt, das Millionen in Österreich in der Vorweihnachtszeit begleitet. Er hilft Familien, Schulen und Betrieben, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen, ohne stundenlang recherchieren zu müssen. Drei Beispiele aus dem Alltag:
- Familieneinkauf: Wer einen Schoko-Adventkalender für Kinder kauft, achtet auf FAIRTRADE- oder Bio-Hinweise und bevorzugt Anbieter mit starken Unternehmenspraktiken. So wird das Naschen zum Lernmoment über globale Verantwortung.
- Schule oder Kindergarten: Bei Sammelbestellungen können Pädagoginnen und Pädagogen Kalender mit klaren Siegeln wählen. Das stärkt Glaubwürdigkeit und passt zu Bildungszielen in Richtung Klima- und Global Citizenship Education.
- Betriebliche Geschenke: Unternehmen, die Nachhaltigkeit leben, haben mit zertifizierten Adventkalendern ein glaubwürdiges Give-away. Das wirkt nach innen und außen – und schafft Gesprächsanlässe über Lieferketten.
Auch gesundheitliche, ökologische und soziale Aspekte kommen zusammen. Bio reduziert den Einsatz synthetischer Pestizide im Anbau; FAIRTRADE stärkt Kooperativen und verbessert Planungssicherheit; starke Unternehmenspraktiken erhöhen Transparenz und mindern Risiken in Bereichen wie Kinderarbeit und Entwaldung. Für Menschen mit Allergien oder speziellen Ernährungsweisen sind transparente Zutatenlisten und Bio-Standards ein Plus. Wer sparen muss, findet in Eigenmarken mit FAIRTRADE-Kakaoprogramm einen Einstieg. Wer tiefer gehen will, greift zu Produkten von Pionierbetrieben wie EZA oder Zotter, die hohe ökologische und soziale Standards kombinieren. Und wer Marken ohne unabhängige Siegel bevorzugt, kann trotzdem mehr Informationen einfordern – etwa via Kundenservice und Social Media. Nachfrage nach Transparenz wirkt.
Zahlen und Fakten aus dem Check – und was sie bedeuten
Zwölf Schoko-Adventkalender wurden untersucht – je ein laut Idealo am 5. November 2025 beliebtester Kalender pro Unternehmen. Bewertet wurden Produktsiegel wie FAIRTRADE und Bio sowie unternehmensweite Praktiken über mehr als 80 Fragen in sieben Bereichen. Das ist methodisch stark, weil es Produktebene und Unternehmensebene zusammenbringt. Positiv: EZA und Zotter erfüllen höchste soziale und ökologische Kriterien. Tony’s Chocolonely ist FAIRTRADE-zertifiziert und sozial gut bewertet. Eigenmarken von Billa, Hofer und Lidl und der Manner-Kalender sind im FAIRTRADE-Kakaoprogramm. Einschränkend: Bei Ferrero, Milka, Nestlé und Lindt wurden an den geprüften Kalendern laut Check keine oder nur begrenzte unabhängige Gütesiegel gefunden. Damit bleibt für Käuferinnen und Käufer unklar, wie streng externe Kontrollen greifen.
Zur Einordnung der Risiken im Kakaoanbau: In Ghana und der Elfenbeinküste, den Hauptanbauländern, arbeiten Schätzungen zufolge rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen. Das zeigt die Relevanz von Sorgfaltspflichten. Der Einsatz hochgefährlicher Pestizide kann Mensch und Natur belasten; Bio zeigt, dass Kakaoanbau ohne solche Umweltgifte möglich ist. Agroforstsysteme gelten als Hebel gegen Entwaldung und für klimafitte Landwirtschaft. Transparenz ist die Grundlage, um Fortschritt messbar zu machen. Dass einige österreichische Marken in der Chocolate Scorecard nicht gelistet sind, ist ein Datenhinweis, kein Urteil – eine Einladung, öffentlich mehr Informationen zu teilen.
Aus Verbrauchersicht lassen sich drei Lehren ziehen: Erstens liefern glaubwürdige Siegel und Unternehmensberichte Orientierung. Zweitens müssen großflächige Verbesserungen politisch abgesichert werden, damit Vorreiter nicht benachteiligt werden. Drittens lohnt das Dranbleiben: Wenn mehr Menschen gezielt nachfragen und entsprechend kaufen, verschiebt das Sortiment im Handel schrittweise Richtung Nachhaltigkeit.
Stimmen aus der Quelle und Einordnung
Die Organisationen betonen in der Presseaussendung, dass freiwillige Initiativen nicht reichen. Die Sprecherin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000, Anna Leitner, verweist auf die Gefahren synthetischer Pestizide im konventionellen Kakaoanbau und auf Bio als machbare Alternative. Die Südwind-Sprecherin für nachhaltige Ernährung, Gudrun Glocker, unterstreicht, dass existenzsichernde Einkommen und strenge Pestizidregeln Standard sein sollten und dass intransparente Lieferketten Risiken bei Kinderarbeit und Entwaldung erhöhen. Diese Aussagen sind konsistent mit den Schwerpunkten der Chocolate Scorecard und spiegeln die internationale Debatte über verbindliche Sorgfaltspflichten wider. Für die österreichische Diskussion sind sie relevant, weil gerade die Vorweihnachtszeit ein hohes Konsumvolumen mit starker öffentlicher Aufmerksamkeit verbindet.
Zukunftsperspektiven und politische Optionen
Wohin geht die Reise? Drei Trends zeichnen sich ab. Erstens wächst die Verzahnung von EU-Regeln mit nationalen Gesetzen. Das führt zu klareren Erwartungen an Unternehmen, etwa bei Risikoanalysen, Abhilfemaßnahmen und Berichten. Zweitens professionalisieren Handelsketten ihre Eigenmarken mit stärkerer Rückverfolgbarkeit und externen Audits. Drittens werden Klima- und Biodiversitätsfragen im Kakaoanbau wichtiger: Agroforst, entwaldungsfreie Lieferketten und resilientere Sorten werden zu Verkaufsargumenten. Für Österreich bedeutet das: Ein ambitioniertes Lieferkettengesetz würde Vorreiter belohnen, Rechtssicherheit schaffen und zugleich Wettbewerbsverzerrungen mindern. Für Unternehmen eröffnen sich Chancen in der Positionierung als verlässliche Partnerinnen und Partner von Schulen, Gemeinden und Betrieben, die bewusst einkaufen möchten. Für Konsumentinnen und Konsumenten wird die Orientierung einfacher, wenn verlässliche Informationen auf der Packung, in Apps und in Händlerkommunikation standardisiert sind. In Summe gilt: Je verbindlicher die Spielregeln, desto fairer die Konkurrenz und desto glaubwürdiger die Nachhaltigkeitsversprechen.
Praktische Tipps für den Einkauf
- Auf Siegel achten: FAIRTRADE für soziale Mindeststandards, EU-Bio für ökologische Kriterien. Beides zusammen ist ideal.
- Unternehmenspraxis prüfen: Hat die Marke Berichte zu Kinderarbeit, Entwaldung, Pestiziden und existenzsichernden Einkommen? Werden Ziele konkret benannt?
- Fragen stellen: Kundendienst kontaktieren, ob der Kakao bis zur Kooperative nachverfolgbar ist. Antworten sagen viel über die Kultur des Unternehmens.
- Regional einkaufen: Weltläden, Bio- und Fair-Handelshäuser bieten oft detaillierte Informationen und beraten.
- Gemeinsam kaufen: Sammelbestellungen in Schule, Verein oder Betrieb können nachhaltige Varianten leistbar machen.
So haben wir recherchiert und wo Sie mehr finden
Dieser Beitrag basiert auf der Presseaussendung von GLOBAL 2000 und Südwind vom 20. November 2025, abrufbar bei OTS. Die Angaben zu getesteten Kalendern, Siegeln und Bewertungslogik stammen aus dieser Quelle. Zusätzliche Einordnungen betreffen allgemein bekannte Prinzipien von Zertifizierungen und Sorgfaltspflichten. Eigene Bewertungen wurden klar als Einordnung gekennzeichnet und enthalten keine Unterstellungen gegenüber einzelnen Unternehmen. Weiterführende Informationen finden Sie hier:
- Originalquelle: OTS-Presseaussendung
- GLOBAL 2000: global2000.at
- Südwind: suedwind.at
- FAIRTRADE Österreich: fairtrade.at
- Preisüberblick Adventkalender: idealo.at
Schluss: Was bleibt – und was wir alle tun können
Der Nachhaltigkeitscheck zu Schoko-Adventkalendern zeigt: Es gibt überzeugende Vorbilder, solide Einstiegsoptionen und große Marken mit Nachholbedarf bei unabhängigen Siegeln. Für Österreich ist der 20. November 2025 damit ein guter Zeitpunkt, Verantwortung neu zu definieren: Politik kann mit einem wirksamen Lieferkettengesetz den Rahmen setzen, Unternehmen können Transparenz ausbauen und ambitionierte Ziele verbindlich machen, und Konsumentinnen und Konsumenten können bewusster wählen und Nachfragen stellen. So wird aus einem süßen Ritual ein Zeichen für Zukunftsfähigkeit. Unser Vorschlag: Prüfen Sie beim nächsten Einkauf Siegel und Unternehmensangaben, fragen Sie aktiv nach Nachverfolgbarkeit bis zur Kooperative und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit Familie, Schule oder Kolleginnen und Kollegen. Welche Kriterien sind Ihnen am wichtigsten: FAIRTRADE, Bio, Transparenz – oder alles zusammen? Weiterführende Details finden Sie in der verlinkten Quelle. Wir berichten, sobald neue Daten und Stellungnahmen vorliegen.






