Digitales Gebäudelogbuch für Kreislaufbau in Österreich

Redaktion

Am 17.12.2025 in Wien rückt ein digitales Gebäudelogbuch für die Kreislaufwirtschaft in den Fokus und könnte den Umbau der Bauwirtschaft in Österreich beschleunigen. Hinter der Entwicklung stehen renommierte Forschungspartner, eine klare Vision und ein konkreter Praxisbezug. Was heute als Pilot begonnen wird, hat das Potenzial, morgen zum Standard zu werden – quer durch alle Bundesländer. Doch wie genau funktioniert das, wer profitiert, und warum ist der Zeitpunkt für diese Innovation so entscheidend?

Digitales Gebäudelogbuch für Kreislaufbau: Was dahintersteckt

Die Ausgangslage ist ambitioniert und hochrelevant: Österreich peilt bis 2030 an, rund die Hälfte seines Gebäudebestands zu sanieren. Damit dieses Ziel nicht am Mangel an Informationen und Prozessen scheitert, arbeiten das AIT Austrian Institute of Technology gemeinsam mit der Technischen Universität Wien, dem Forschungsverband der österreichischen Baustoffindustrie und Meixner ZT an einer digitalen Lösung, die Bauteile über ihren gesamten Lebenszyklus transparent macht. Das Projekt heißt CEScaleUP und baut ein Ökosystem, das die Wiederverwendung von Bauteilen, die Nutzung von Sekundärbaustoffen und die zirkuläre Bauwirtschaft voranbringt.

Kern des Ansatzes ist ein standardisiertes digitales Gebäudelogbuch. Diese Lösung erfasst Bauteile mithilfe von Orthofotos und KI-gestützter Analyse teilautomatisiert, bewertet ihr Wiederverwertungspotenzial und stellt Daten BIM-kompatibel bereit. Sichtbares Ziel: Angebot und Nachfrage für wiederverwendbare Materialien sollen schneller und verlässlicher zusammenfinden. Die Förderung durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Praxis geben dem Projekt den notwendigen Rückenwind. Details zur Ankündigung finden sich in der offiziellen Presseaussendung und auf der Projektseite cescaleup.build.

Gundula Weber, Expertin für Digitalisierung am Bau beim AIT, bringt es in der Quelle auf den Punkt: „Mit CEScaleUP wollen wir eine Brücke zwischen Forschung und Praxis schlagen – und damit echte Transformation ermöglichen.“ Sie ergänzt: „Nur wenn Daten verfügbar sind, können Angebot und Nachfrage nach wiederverwendbaren Materialien zusammenfinden. Das schafft wirtschaftliche Anreize und reduziert gleichzeitig die Umweltbelastung.“

Fachbegriffe verständlich erklärt

Digitales Gebäudelogbuch: Ein digitales Gebäudelogbuch ist eine strukturierte, standardisierte Datensammlung über ein Gebäude und seine Bauteile. Es enthält Informationen vom Einbau über Wartung und Umbau bis zum Rückbau. Für die Kreislaufwirtschaft im Bau ist es zentral, weil dadurch klar wird, welche Materialien in welcher Qualität, Menge, Herkunft und Verknüpfung vorhanden sind. Ein gutes Logbuch begleitet ein Gebäude über Jahrzehnte, ermöglicht Nachweise für Behörden, vereinfacht Sanierungsentscheidungen und schafft Transparenz für Eigentümerinnen und Eigentümer, Planerinnen und Planer sowie Bauunternehmen. Im Projekt CEScaleUP dient das Logbuch als Drehscheibe, um Bauteile für die Wiederverwendung zu identifizieren und marktfähig zu machen.

BIM (Building Information Modeling): BIM ist eine Arbeitsmethode, bei der alle relevanten Informationen eines Bauwerks in einem digitalen, strukturierten Modell zusammengeführt werden. Anders als bei zweidimensionalen Plänen werden Geometrie, Materialien, Kosten, Termine und technische Eigenschaften verknüpft. Für Laien lässt sich BIM als gemeinsame digitale Arbeitsgrundlage beschreiben, die Entscheidungen im Bauprozess nachvollziehbar macht. Im Kontext der Kreislaufwirtschaft ist BIM besonders hilfreich, weil Bauteile eindeutig identifiziert, mit Metadaten versehen und über ihren Lebenszyklus hinweg verfolgt werden können. Die BIM-Kompatibilität des Gebäudelogbuchs stellt sicher, dass Daten nahtlos in Planung, Bau und Rückbau einfließen.

Orthofoto: Ein Orthofoto ist ein aus Luft- oder Drohnenbildern berechnetes, maßstabsgetreues Foto ohne perspektivische Verzerrungen. Im Gegensatz zu einem normalen Foto kann man im Orthofoto verlässlich Längen, Flächen und Lagebeziehungen erkennen. In der Baubestandsaufnahme dienen Orthofotos dazu, Gebäudehüllen, Dächer, Fassaden oder auch Baustellen präzise zu dokumentieren. Durch die Kombination mit intelligenten Algorithmen lassen sich Bauteile und Bauteilschichten automatisiert erkennen. Das spart Zeit, reduziert Erhebungsfehler und schafft eine objektive Datenbasis für die Bewertung der Wiederverwertbarkeit von Bauteilen.

KI-gestützte Analyse: Darunter versteht man Verfahren der Künstlichen Intelligenz, die Muster in Daten erkennen und daraus Schlüsse ziehen. In der Baupraxis kann KI etwa Materialien anhand von Bilddaten klassifizieren, Zustände von Bauteilen beurteilen oder Mengen automatisiert abschätzen. Für Laien lässt sich das so vorstellen: Ein trainiertes System sieht nicht nur ein Bild, sondern versteht, ob es sich um eine Ziegelwand, ein Betonbauteil oder eine Holzfassade handelt, und kann zusätzlich den Zustand bewerten. Das erhöht die Geschwindigkeit und Konsistenz der Erfassung und ist eine Grundlage dafür, Bauteile korrekt für die Wiederverwendung zu listen.

Urban Mining: Urban Mining meint die systematische Nutzung von Materialien, die bereits in Gebäuden und Infrastrukturen verbaut sind. Statt Ressourcen neu abzubauen, werden Bauteile im Bestand als Rohstofflager begriffen. Das kann Stahlträger, Fenster, Türen, Ziegel oder Dämmstoffe betreffen. Damit Urban Mining funktioniert, braucht es Informationen über Menge, Qualität und Ausbaufähigkeit – genau hier schafft ein digitales Gebäudelogbuch Transparenz. Je besser Daten, desto wirtschaftlicher der Ausbau und die Wiederverwendung. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das auch: Sanierungen können ökologischer werden, ohne zwangsläufig teurer zu sein.

Sekundärbaustoffe: Sekundärbaustoffe sind Materialien, die bereits einmal verwendet wurden und nach Aufbereitung erneut eingesetzt werden. Das reicht von recyceltem Beton über wiederverwendete Ziegel bis zu demontierten Holzbauteilen. Für den Markt sind Qualitätssicherung, Prüfzeugnisse und Normbezug entscheidend. Ein digitales Gebäudelogbuch kann Herkunft und Eigenschaften dokumentieren und damit Vertrauen schaffen. Wenn Angebot und Nachfrage transparent werden, entstehen neue Geschäftsmodelle für Wiederverwendung und Recycling. Das stärkt regionale Wertschöpfung und kann auch Lieferkettenrisiken reduzieren.

Kreislauffähigkeit: Kreislauffähigkeit beschreibt, wie gut ein Bauteil oder ein Material in einem zirkulären System genutzt werden kann. Kriterien sind etwa Demontierbarkeit, Schadstofffreiheit, Standardmaße, Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und dokumentierte Qualität. Eine quantitative Bewertung der Kreislauffähigkeit hilft, Sanierungen zu priorisieren und den Planungsprozess gezielt auf spätere Wiederverwendung auszurichten. Im Projekt CEScaleUP ist vorgesehen, die Kreislauffähigkeit im Gebäudebestand messbar zu machen – als Grundlage für Entscheidungen in Planung, Bau und Rückbau.

Zirkuläre Bauwirtschaft: Die zirkuläre Bauwirtschaft verfolgt das Ziel, Materialien so lange wie möglich im Umlauf zu halten. Anstelle des linearen Musters Bauen, Nutzen, Entsorgen setzt sie auf Planen, Nutzen, Wiederverwenden und Recyceln. Dazu gehören neue Entwurfsprinzipien, digitale Werkzeuge, dokumentierte Materialpässe und passende Geschäftsmodelle. Für Österreich bedeutet das eine Transformation mit Auswirkungen auf Baurecht, Normen, Ausschreibungen und die tägliche Praxis auf der Baustelle. Das digitale Gebäudelogbuch ist ein Baustein, um diesen Wandel effizient und nachvollziehbar zu gestalten.

Kontext und Entwicklung: Wie Österreich hierher gekommen ist

Die Digitalisierung des Bauwesens gewinnt seit den 2010er-Jahren spürbar an Fahrt. Während anfangs CAD-Planung und einzelne 3D-Modelle dominierten, hat sich BIM als Methode etabliert, Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu verknüpfen. Parallel wuchs das Bewusstsein für Ressourcenknappheit, Klimaschutz und die Notwendigkeit, Kreislaufwirtschaft auch im Bau zu verankern. Österreichische Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen haben in diesem Umfeld Pilotprojekte entwickelt, die zeigen, wie Bestandsdaten systematisch erfasst und nutzbar gemacht werden können. In dieses Bild fügt sich CEScaleUP als Anwendung zusammen, die Forschung, Standardisierung und Praxis verzahnt.

Historisch wurden Gebäude oft ohne Blick auf den Rückbau geplant. Materialien wurden gemischt verbaut, Verbindungen fixiert und Dokumentation spärlich gehalten. Das erschwert Wiederverwendung. In den letzten Jahren hat sich die Perspektive gedreht: Planerinnen und Planer denken zunehmend in Schichten, in lösbaren Verbindungen und in der Dokumentation der Materialqualität. Digitale Werkzeuge helfen, Informationen nicht nur zu sammeln, sondern in Entscheidungen zu übersetzen. Der nächste Schritt ist, diese Informationen flächendeckend verfügbar zu machen – genau dort, wo sie benötigt werden: in der Planung, am Bau, im Facility Management und beim Rückbau. Ein digitales Gebäudelogbuch, wie es im Projekt CEScaleUP entsteht, schafft dazu die gemeinsame Basis.

Österreich im Vergleich: Bundesländer, Deutschland, Schweiz

Österreichs Bundesländer unterscheiden sich in Baukultur, Gebäudestrukturen und Sanierungsdynamik. Wien steht mit seinem dichten Bestand vor der Aufgabe, große Sanierungsprogramme mit präziser Datenlage zu verbinden. Ein digitales Gebäudelogbuch kann hier den Überblick über Bauperioden, Materialien und Eingriffe schaffen und so Quartierssanierungen beschleunigen. In Bundesländern wie Vorarlberg und Tirol, wo Holzbau und Energieeffizienz eine starke Tradition haben, eröffnet das Logbuch eine Chance, Materialkreisläufe über regionale Wertschöpfungsketten zu schließen. In Niederösterreich und Oberösterreich, mit vielen Einfamilienhäusern und Gewerbebauten, entsteht Potenzial für standardisierte Abläufe bei Umbau und Rückbau.

Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass Materialpässe und zirkuläres Bauen verstärkt diskutiert werden, mit einer Vielzahl an Pilotprojekten in Städten und Regionen. In der Schweiz gibt es ebenfalls breit angelegte Initiativen, die Transparenz über verbaute Materialien schaffen und Wiederverwendung fördern. Gemeinsam ist allen Märkten: Ohne verlässliche, standardisierte Daten bleibt Wiederverwendung ein Einzelfall. Österreich kann mit dem digital verankerten Gebäudelogbuch den Schritt von Pilotprojekten zur breiten Anwendung schneller schaffen, wenn Standards akzeptiert und Prozesse in Vergaben und Genehmigungen verankert werden.

Bürger-Impact: Was ändert sich konkret für Bürgerinnen und Bürger?

Ein digitales Gebäudelogbuch klingt nach Fachthema, betrifft aber viele Alltagsentscheidungen. Eigentümerinnen und Eigentümer erhalten eine nachvollziehbare Historie ihrer Immobilie. Das erleichtert Sanierungsentscheidungen, Förderanträge und Gespräche mit Banken. Bei einem Dachausbau findet man im Logbuch Informationen zur Tragfähigkeit und zu bereits verbauten Materialien. Wer einen Fenstertausch plant, kann dokumentiert nachweisen, was eingebaut war und welches Bauteil wiederverwendbar ist. Das spart Zeit, reduziert Fehlplanungen und schafft Vertrauen bei Kostenschätzungen.

Für Mieterinnen und Mieter bringt das Logbuch Transparenz: Welche Materialien wurden verbaut? Welche Maßnahmen sind geplant? Wie wird mit Schadstoffen umgegangen? Gemeinden profitieren, wenn sie Sanierungsprogramme koordinieren und Bauvorhaben im Bestand übergreifend betrachten. Bauunternehmen und Handwerksbetriebe können Wiederverwendung als Service anbieten, weil sie die Datenlage kennen und kalkulieren können. Ein praktisches Beispiel: Beim Rückbau einer Schule werden Türen, Leuchten und Akustikpaneele nicht pauschal entsorgt, sondern anhand der dokumentierten Qualität selektiv ausgebaut, geprüft und regional wiedervermarktet. Der Erlös kann in das Projekt zurückfließen, während Abfallmengen sinken.

Auch für die Versicherungs- und Finanzwirtschaft eröffnet sich ein neuer Blick: Ein detailliertes Gebäudelogbuch liefert belastbare Informationen über Bauzustand und Materialwerte. So lassen sich Risiken besser einschätzen und nachhaltige Investitionen bestimmter bewerten. Für die Öffentlichkeit insgesamt entsteht ein Nutzen, weil die Kreislaufwirtschaft Bau Ressourcen schont und Emissionen reduziert, ohne den Wohn- und Arbeitskomfort zu verringern.

Zahlen und Fakten: Was sich aus den vorliegenden Angaben ableiten lässt

Die zentrale Kenngröße aus der Quelle ist das Ziel, bis 2030 rund die Hälfte des österreichischen Gebäudebestands zu sanieren. Diese Zielmarke macht deutlich, wie groß der Informationsbedarf ist. Denn jede Sanierung verlangt Entscheidungen über Erhalt, Austausch, Wiederverwendung und Recycling. Je besser der Datenstand, desto effizienter werden Prozesse.

Zur Einordnung lassen sich plausible Rechenbeispiele skizzieren, ausdrücklich als Modellannahmen und nicht als offizielle Statistiken: Angenommen, ein digitales Gebäudelogbuch erspart bei der Bestandsaufnahme im Durchschnitt zehn Prozent der Zeit, weil Bauteile automatisiert erkannt werden. Bei einer Sanierung, die über mehrere Monate läuft, könnten damit Wochen an Erhebungs- und Abstimmungsarbeit entfallen. Wenn zusätzlich die Wiederverwendung von Bauteilen durch geprüfte Daten um einige Prozentpunkte steigt, lassen sich Materialkosten begrenzen und Entsorgungsaufwände verringern. Diese Effekte sind projektabhängig, zeigen aber, warum Datenverfügbarkeit – wie von AIT-Expertinnen und -Experten betont – ein wirtschaftlicher Hebel ist.

Faktisch fix ist: Das digitale Gebäudelogbuch in CEScaleUP ist BIM-kompatibel, nutzt Orthofotos und KI-gestützte Analysemethoden und wird durch die FFG gefördert. Es adressiert Planung, Bau und Rückbau sowie die quantitative Bewertung der Kreislauffähigkeit im Bestand. Damit sind die Prozessschritte abgedeckt, die für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft Bau entscheidend sind: erfassen, bewerten, dokumentieren, handeln.

Standardisierung und Praxis: Warum beides zusammengehört

Ein zentrales Merkmal von CEScaleUP ist der Dreiklang aus technologischer Innovation, praxisnaher Anwendung und strategischer Standardisierung. Ohne einheitliche Begriffe, Schnittstellen und Datenmodelle bleibt jede Lösung ein Inselprodukt. Ohne Praxisnähe besteht die Gefahr, an realen Abläufen vorbeizuentwickeln. Deshalb ist die interdisziplinäre Aufstellung des Projektteams wichtig: Forschungseinrichtungen liefern Methodenkompetenz, Unternehmen bringen Baustellenrealität ein, und Verbände sorgen für Anbindung an die Branche. So kann ein digitales Gebäudelogbuch mehr werden als eine Datensammelstelle – nämlich ein Werkzeug, das Entscheidungen vereinfacht und Märkte für Sekundärbaustoffe belebt.

CirCon 2026: Austausch und nächste Schritte

Als Teil des strategischen Schwerpunkts richtet das AIT am 26. Jänner 2026 im Wien Museum die Fachkonferenz CirCon 2026 aus. Unter dem Motto Bauen im Kreislauf – Chancen. Innovation. Praxis. werden praxiserprobte Lösungen, Werkzeuge und Geschäftsmodelle vorgestellt, darunter auch Ergebnisse aus CEScaleUP. Die Konferenz bringt Expertinnen und Experten aus Forschung, Industrie und Politik zusammen und setzt auf Keynotes, Diskussionsrunden und interaktive Formate. Informationen und Tickets gibt es unter circon.ait.ac.at. Für alle, die in Österreichs Bauwirtschaft Verantwortung tragen, ist das eine Gelegenheit, sich über nächste Schritte zu informieren und Kooperationen anzustoßen.

Anwendung in der Praxis: Vom Datenpunkt zur Entscheidung

Damit ein digitales Gebäudelogbuch Wirkung entfaltet, muss es in alltägliche Abläufe passen. In der Planung bedeutet das: Bauteile werden im Modell verortet, mit Eigenschaften beschrieben und mit Prüfzeugnissen verknüpft. Auf der Baustelle werden Änderungen dokumentiert, Rückbauhinweise ergänzt und Qualitäten nachgeführt. Im Betrieb stehen Wartung und Monitoring im Fokus. Und beim Rückbau liefert das Logbuch die Grundlage, um Bauteile sortenrein auszubauen und wiederzuverwenden.

  • Planung: Einheitliche Bauteilkennungen, nachvollziehbare Materialdaten, Verlinkung zu Normen
  • Bau: Dokumentation von Einbauzuständen, Chargen, Zertifikaten und Änderungen
  • Betrieb: Wartungshistorie, Zustandsbewertungen, Energie- und Nutzungshinweise
  • Rückbau: Demontageleitfäden, Wiederverwertungspotenziale, Marktplatzanbindung

Die Brücke zum Markt ist essenziell: Wenn das Gebäudelogbuch die Nachfrage nach Sekundärbaustoffen stimuliert, wie es das Projekt anstrebt, braucht es klare Qualitätskriterien und verlässliche Nachweise. Genau hier kann die standardisierte Datentiefe den Unterschied machen. Je präziser Eigenschaften dokumentiert sind, desto einfacher lassen sich Bauteile vermitteln. Regionale Kreisläufe profitieren, weil Transportwege sinken und lokale Anbieterinnen und Anbieter sichtbar werden.

Rechtliche und organisatorische Aspekte

Für die breite Anwendung ist neben Technik auch Organisation gefragt. Öffentliche Auftraggeberinnen und Auftraggeber können in Ausschreibungen Datenanforderungen formulieren und so den Einsatz des digitalen Gebäudelogbuchs anstoßen. Unternehmen profitieren, wenn interne Prozesse auf standardisierte Datenerfassung ausgelegt sind. Wichtig bleibt die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen, vom Datenschutz über Dokumentationspflichten bis zu Gewährleistungsfragen. Das Ziel ist nicht zusätzliche Bürokratie, sondern eine bessere Datengrundlage, die Kosten und Risiken senkt.

Zukunftsperspektive: Von Pilot zu Standard

Der Blick nach vorn ist klar: Wenn Österreich sein Sanierungsziel ernst nimmt, wird das Zusammenspiel von Daten, Standards und Praxislösungen zum Standortfaktor. CEScaleUP legt mit dem digitalen Gebäudelogbuch die Basis dafür. Denkbar ist, dass in den kommenden Jahren erst große Bauherrenschaften und öffentliche Projekte die Nutzung obligatorisch machen und damit den Markt strukturieren. In der Folge könnten auch private Projekte profitieren, weil Werkzeuge günstiger und Routinen eingespielt werden. Der Übergang von Einzelfalllösungen zu flächendeckender Anwendung hängt davon ab, wie schnell sich Standardisierungen in Vergaben, Genehmigungen und Förderlogiken niederschlagen.

Technisch ist die Richtung gesetzt: KI-gestützte Erkennung wird präziser, BIM-Datenmodelle werden reifer, und die Verknüpfung mit Marktplätzen für Sekundärbaustoffe kann automatisiert erfolgen. Organisatorisch wird entscheidend sein, Lernkurven zu ermöglichen: Schulungen für Planerinnen und Planer, klare Leitfäden für Bauunternehmen, verständliche Informationen für Eigentümerinnen und Eigentümer. Mit Veranstaltungen wie der CirCon 2026 schafft das AIT Räume für diesen Wissenstransfer. Je früher Akteurinnen und Akteure einsteigen, desto schneller entstehen Routinen und Wettbewerbsvorteile.

Quellen und weiterführende Informationen

Alle in diesem Beitrag verwendeten Angaben stammen aus der offiziellen Ankündigung und Projektkommunikation. Für vertiefende Informationen empfehlen wir die folgenden Links:

Fazit und Ausblick

Österreich steht vor einer großen Sanierungsaufgabe, und der Schlüssel zum Gelingen liegt in verlässlichen Daten. Das digitale Gebäudelogbuch aus dem Projekt CEScaleUP adressiert genau das: Es macht Bauteile im Bestand sichtbar, bewertet die Kreislauffähigkeit und verbindet Planung, Bau und Rückbau mit Marktsignalen für Sekundärbaustoffe. Damit entstehen neue Anreize für Wiederverwendung, und die zirkuläre Bauwirtschaft rückt vom Leitbild zur Praxis.

Wer jetzt handelt, kann profitieren: Eigentümerinnen und Eigentümer durch transparente Entscheidungsgrundlagen, Unternehmen durch effizientere Prozesse, Gemeinden durch koordinierte Programme und die Gesellschaft insgesamt durch Ressourcenschonung. Informieren Sie sich über die Projektfortschritte auf cescaleup.build und sichern Sie sich frühzeitig Einblicke und Vernetzung bei der CirCon 2026 im Wien Museum. Welche Bauteile in Ihrem Umfeld als erste wiederverwendet werden könnten, entscheidet sich mit der Qualität der verfügbaren Daten – das digitale Gebäudelogbuch liefert die Basis.