Weniger Mist: Wie Mehrwegflaschen Recycling übertreffen – Ein kompakter Überblick zur Wirkung von Verpackungswahl in Österreich, Stand 2025-11-27. Die folgende Analyse fasst zentrale Fakten zusammen, entkräftet verbreitete Mythen und liefert konkrete Hinweise für Wienerinnen und Wiener sowie Konsumentinnen und Konsumenten in ganz Österreich. (Meta: Was wirklich nachhaltig ist – Leitungswasser, Mehrwegflaschen, Einwegpfand und die Grenzen des Recyclings.)
Warum die Verpackungswahl in Österreich jetzt zählt
Rund fünf Milliarden verpackte Getränke werden jährlich in Österreich verkauft. Die Entscheidung zwischen Einweg und Mehrweg entscheidet dabei maßgeblich über Energieverbrauch, CO2-Emissionen und Abfallmengen. Seit Jänner 2025 gibt es in Österreich ein Pfandsystem für Einwegkunststoffflaschen und Dosen – ein Schritt, der die Recyclingquoten erhöht. Die Stadt Wien und ihre Initiative „natürlich weniger Mist“ betonen jedoch: Wiederbefüllen ist ökologisch noch besser. In diesem Artikel erklären wir die wichtigsten Fachbegriffe, vergleichen Systeme in Österreich mit Deutschland und der Schweiz, analysieren vorliegende Zahlen und zeigen, wie Bürgerinnen und Bürger konkret profitieren können. Quelle: Stadt Wien – Kommunikation und Medien (KOM), https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20251127_OTS0094/weniger-mist-recyclingmythos-was-wirklich-nachhaltig-ist (Stand 2025-11-27).
Kerngedanke
Mehrwegflaschen schonen Ressourcen stärker als Recycling. Leitungswasser bleibt das umweltfreundlichste Getränk, weil es ohne Verpackung auskommt. Die folgenden Abschnitte erklären die Hintergründe, Fachbegriffe und Auswirkungen detailliert.
Fachbegriffe verständlich erklärt
Mehrwegflaschen
Mehrwegflaschen sind wiederverwendbare Getränkebehälter, die nach Gebrauch gereinigt, gespült und erneut befüllt werden. Im Unterschied zu Einwegverpackungen werden Mehrwegflaschen über viele Nutzungszyklen wiederverwendet; bei Glasmehrwegflaschen sind bis zu 50 Wiederbefüllungen möglich. Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das: Mehrwegflaschen reduzieren die Notwendigkeit neuer Rohstoffe, senken Abfallmengen und haben in regional organisierten Systemen oft die beste Umweltbilanz, weil Transport- und Reinigungsaufwand durch die vielfache Wiederverwendung kompensiert werden.
Einwegpfand
Das Einwegpfand ist eine finanzielle Rückgabeaufforderung, die Konsumentinnen und Konsumenten beim Erwerb eines Getränks bezahlen und beim Zurückgeben der Verpackung erstattet bekommen. In Österreich wurde ab Jänner 2025 ein Pfandsystem für Einwegkunststoffflaschen und Dosen eingeführt, um Littering zu reduzieren und das Material für das Recycling zurückzuführen. Entscheidend ist, dass Pfandflaschen nicht automatisch Mehrweg sind: Viele Pfandflaschen werden nach einmaligem Gebrauch gesammelt, sortiert und recycelt, statt mehrfach wiederbefüllt zu werden.
Recyclingquote
Die Recyclingquote gibt an, welcher Anteil eines Materials nach Gebrauch wieder in den Recyclingkreislauf zurückgeführt wird. Höhere Recyclingquoten bedeuten mehr Materialrückgewinnung, aber sie berücksichtigen nicht immer die Energie- und Emissionskosten von Sortierung, Reinigung und Aufbereitung. Recycling reduziert die Notwendigkeit neuer Primärrohstoffe, ersetzt sie jedoch nicht vollständig, da es zu Materialverlusten und Qualitätseinbußen kommen kann.
PET (Polyethylenterephthalat)
PET ist ein weit verbreiteter Kunststoff für Getränkeflaschen. Beim Recycling von PET-Flaschen treten Verluste auf: Für die Herstellung einer neuen PET-Flasche aus Recyclingmaterial werden rechnerisch mehr als eine alte Flasche benötigt (beispielsweise etwa 1,4 alte Flaschen für eine neue). Das bedeutet, dass Recycling zwar Material zurückführt, aber nicht 1:1 die ursprünglichen Rohstoffe ersetzt. Hinzu kommen Sortierverluste, Verunreinigungen und der Bedarf an Additiven, um die gewünschten Materialeigenschaften zu erreichen.
Sortierverluste
Sortierverluste beschreiben den Anteil an Material, der bei Sammlung, Sortierung und Aufbereitung nicht als hochwertig recycelbares Material erhalten bleibt. Gründe sind Verschmutzung, falsche Zuordnung, Materialmischungen oder technische Grenzen in Sortieranlagen. Sortierverluste führen dazu, dass nicht alle gesammelten Verpackungen in neuwertige Produkte überführt werden können und teilweise als Restmüll enden.
Kreislaufwirtschaft
Kreislaufwirtschaft ist ein Systemansatz, der darauf abzielt, Materialien möglichst lange im Wirtschaftskreislauf zu halten. Ziel ist, Abfall zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und die Umweltbelastung zu verringern. Kreislaufwirtschaft umfasst Produktdesign für Wiederverwendbarkeit, Reparaturfähigkeit und Recyclingfähigkeit sowie logistische Systeme für Rücknahme und Wiederbefüllung. Während Recycling ein Bestandteil der Kreislaufwirtschaft ist, haben Wiederverwendung und Mehrwegsysteme in vielen Fällen größere ökologische Vorteile.
CO2-Emissionen im Verpackungslebenzyklus
CO2-Emissionen im Lebenszyklus einer Verpackung umfassen Emissionen aus Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Nutzung (inklusive Rücktransport bei Mehrweg), Reinigung und Entsorgung oder Recycling. Studien weisen darauf hin, dass gut organisierte regionale Mehrwegsysteme trotz zusätzlichem Rücktransport und Reinigung niedrigere Gesamtemissionen haben können als Einwegverpackungen. Ein konkretes Beispiel aus der Quelle: Bei einer 0,33-Liter-Bierflasche ist der CO2-Ausstoß der Einwegvariante rund dreimal so hoch wie jener der Mehrwegflasche, vorausgesetzt, diese erreicht die typische Wiederbefüllungsrate.
Historische Entwicklung und Kontext
Die Diskussion um Verpackung, Einweg und Mehrweg ist kein neues Thema. Schon in den 1990er-Jahren gab es Initiativen zur Mehrwegförderung, doch wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Verbrauchergewohnheiten führten zu einem starken Anstieg von Einwegverpackungen. Technologische Fortschritte im Kunststoffbereich, Logistikveränderungen und Preisdruck zugunsten leichter Einwegverpackungen verstärkten diese Entwicklung.
In den letzten Jahren hat ein politischer und gesellschaftlicher Wandel eingesetzt. Regulierung, Bewusstseinsbildung und Initiativen wie „natürlich weniger Mist“ der Stadt Wien setzen neue Impulse für Abfallvermeidung und nachhaltige Verpackungslösungen. Mit der Einführung des Einwegpfands in Österreich per Jänner 2025 reagiert die Politik auf das offensichtliche Problem von Littering und niedrigen Rücklaufquoten. Das Pfandsystem erhöht die Effizienz der Sammlung und verbessert Materialrückgewinnung. Gleichzeitig rückt vermehrt die Frage in den Mittelpunkt, ob Recycling ausreichend ist oder ob Mehrweg- und Wiederbefüllungsstrategien konsequenter gefördert werden sollten.
Wichtig ist: Diese Entwicklung ist praxisorientiert. Viele der eingesetzten Maßnahmen zielen nicht nur auf Gesetzgebung, sondern auch auf Konsumenteninformation, kommunale Infrastruktur und Partnerschaften mit Handel und Getränkeherstellern. Wien positioniert sich als Vorreiter mit Initiativen, die zeigen wollen, dass Abfallvermeidung praktische, lokal umsetzbare Lösungen ermöglicht.
Vergleich: Österreich, Bundesländer, Deutschland und Schweiz
Österreichweit wurde 2025 das Pfandsystem für Einwegkunststoffflaschen und Dosen eingerichtet. Innerhalb Österreichs gibt es regionale Unterschiede: Städte wie Wien betreiben zusätzliche Initiativen zur Abfallvermeidung und setzen verstärkt auf Kommunikation, Infrastruktur und Kooperationen mit Handel und Gastronomie. Andere Bundesländer können in ihrer Ausgestaltung und Intensität variieren, etwa bei Rücknahmepunkten oder begleitenden Informationskampagnen.
Deutschland hat bereits länger ein Pfandsystem für Einweg- und Mehrweggetränkeverpackungen; hier zeigen sich Vorteile in Sammelquoten und Verwertungsraten. Allerdings bleibt auch in Deutschland die Debatte, wie stark Mehrwegsysteme gegenüber Einwegrecycling bevorzugt gefördert werden sollten. Die Schweiz hat traditionell hohe Recyclingquoten und effiziente Sammelsysteme; zugleich gibt es dort starke Anreize für die Wiederverwendung in bestimmten Segmenten. In der Gesamtschau zeigen die Vergleiche: Länder mit etablierten regionalen Mehrwegsystemen und guter Infrastruktur erzielen oft die besten ökologischen Ergebnisse, insbesondere wenn Transportwege kurz sind und Wiederbefüllungszyklen hoch gehalten werden.
Für Österreich gilt: Das neue Pfandsystem ist ein Schritt nach vorn, doch der größte ökologische Gewinn ergibt sich, wenn Pfand-Strategien parallel zu starken Mehrwegsystemen und Informationskampagnen umgesetzt werden. Wien demonstriert, wie Kommunalpolitik, Initiativen und Verbraucherinformation zusammenwirken können, um nachhaltigere Verhaltensmuster zu fördern.
Bürger-Impact: Konkrete Auswirkungen und Beispiele
Für Konsumentinnen und Konsumenten in Wien und ganz Österreich hat die Umstellung direkte Folgen im Alltag. Rückgabemöglichkeiten und Pfand erhöhen den Anreiz, Verpackungen nicht in der Natur zu entsorgen. Gleichzeitig bedeutet die stärkere Förderung von Mehrwegflaschen: weniger Müll in Haushalten, selteneres Entsorgen sperriger Verpackungen und – langfristig – geringere Belastung kommunaler Entsorgungssysteme. Die positiven Effekte sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch spürbar, weil sinkende Abfallmengen zu geringeren Entsorgungskosten und saubereren öffentlichen Räumen führen können.
Beispiel 1 – Haushaltsebene: Wer statt mehrfacher Einwegflaschen auf eine Mehrwegflasche setzt, reduziert die im Haushalt angesammelten Verpackungen deutlich. Eine Glas-Mehrwegflasche, die 20–50-mal wiederbefüllt wird, ersetzt viele Einzelverpackungen und spart somit Rohstoffe und Entsorgungsvorgänge.
Beispiel 2 – Öffentlicher Raum: Einwegpfand reduziert Littering, also das achtlose Wegwerfen von Verpackungen. Sauberere Straßen und Parks steigern die Lebensqualität, reduzieren Reinigungskosten und verringern die Belastung städtischer Abwassersysteme durch in Kanalisation gelangte Verpackungsreste.
Beispiel 3 – Unternehmen und Handel: Gastronomen, Getränkehändler und Hersteller können durch die Einführung oder Rücknahme von Mehrwegsystemen langfristig Materialkosten senken. Gleichzeitig erfordert die Umstellung Investitionen in Logistik, Spültechnik und Rücknahmesysteme. Öffentliche Förderung, klare Regelungen und Zusammenarbeit sind hier entscheidend, um die Umstellung praktikabel zu gestalten.
Zahlen & Fakten – Analyse der vorliegenden Daten
- Rund fünf Milliarden verpackte Getränke pro Jahr in Österreich: Diese Zahl unterstreicht die Größenordnung des Verpackungsmarktes und die Bedeutung systemischer Lösungen. Selbst kleine Prozentveränderungen in der Wiederverwendung oder im Recycling können hier zu großen absoluten Einsparungen bei Rohstoffen und Emissionen führen.
- Mehrwegflaschen können bis zu 50-mal wiederverwendet werden: Je häufiger eine Mehrwegflasche wiederbefüllt wird, desto geringer sind die durchschnittlichen Umweltkosten pro Liter Getränke. Der Lebenszyklusvorteil entsteht durch die Verteilung der Herstellungs- und Reinigungsaufwände auf viele Nutzungen.
- Recycling benötigt zumeist Zusatzenergie und führt zu Materialverlusten: Beim Recycling von PET wird beispielsweise mehr Material benötigt, als nach dem Recycling in Form neuer Flaschen entsteht (als Beispiel aus der Quelle: ca. 1,4 alte Flaschen für 1 neue PET-Flasche). Das zeigt die physikalischen Grenzen des Recyclings und unterstreicht die Bedeutung der Vermeidung und Wiederverwendung.
- CO2-Bilanzbeispiel: Bei einer 0,33-Liter-Bierflasche ist der CO2-Ausstoß der Einwegflasche rund dreimal so hoch wie jener der Mehrwegflasche, wenn die Mehrwegflasche die erwartete Wiederbefüllungsrate erreicht. Dieses konkrete Verhältnis macht die ökologischen Vorteile regional organisierter Mehrwegsysteme deutlich.
Die Zahlen zeigen ein klares Muster: Wo Wiederbefüllung möglich ist und regional organisiert wird, sind ökologische Vorteile größer als bei reinem Recycling. Pfand allein verbessert Sammel- und Recyclingquoten, ersetzt aber nicht die ökologischen Gewinne durch Mehrwegflaschen.
Zukunftsperspektive
Die nächsten Jahre werden zeigen, wie erfolgreich das Zusammenspiel aus Pfand, Information und Mehrwegsystemen in Österreich ist. Kurzfristig dürfte das Einwegpfand Littering reduzieren und die Recyclingmengen erhöhen. Mittel- bis langfristig sind weitere Schritte nötig: Förderung regionaler Mehrwegsysteme, Investitionen in Rücknahme- und Spülinfrastruktur und Produktdesign, das auf Wiederverwendung ausgelegt ist. Politische Maßnahmen könnten etwa Anreize für Getränkehersteller enthalten, Mehrwegflaschen verstärkt einzusetzen oder Verpackungen so zu gestalten, dass Wiederbefüllung technisch und wirtschaftlich attraktiv bleibt.
Technologische Entwicklungen – bessere Spül- und Logistiklösungen oder standardisierte Mehrwegbehälter – könnten zusätzliche Effizienzgewinne bringen. Entscheidend bleibt jedoch das Verbraucherverhalten: Bewusste Wahl von Mehrwegflaschen, Nutzung von Leitungswasser und die Rückgabe von Pfandverpackungen sind Hebel, die sofort wirken. Auf kommunaler Ebene ist eine koordinierte Infrastruktur wichtig: Ein flächendeckendes, leicht zugängliches Rückgabesystem erhöht Rücklaufquoten und reduziert Transportaufwand.
Fazit und Ausblick
Zusammenfassend lässt sich sagen: Recycling ist wichtig und verbessert die Ökobilanz gegenüber einer reinen Nutzung von Primärrohstoffen. Dennoch ist Wiederverwendung – in Form von Mehrwegflaschen und dem direkten Konsum von Leitungswasser – ökologisch überlegen, vorausgesetzt, Mehrwegflaschen werden tatsächlich mehrfach genutzt. Das Einwegpfand ist ein sinnvoller Zwischenschritt, um Sammelquoten zu erhöhen und Littering zu reduzieren. Langfristig sollten Politik, Handel und Konsumentinnen und Konsumenten jedoch auf Mehrwegsysteme und Abfallvermeidung setzen, um Ressourcenschonung und Klimaschutz effektiver zu erreichen.
Was können Sie jetzt tun? Achten Sie beim Einkauf auf Mehrwegflaschen, nutzen Sie Leitungswasser wenn möglich und geben Sie Pfandverpackungen zurück. Mehr Informationen und praktische Tipps bietet die Initiative „natürlich weniger Mist“ der Stadt Wien: www.wenigermist.at. Quelle der hier zusammengefassten Fakten: Stadt Wien – Kommunikation und Medien (KOM), OTS-Aussendung 2025-11-27: ots.at.
Offene Frage: Welche Rolle soll die Politik Ihrer Meinung nach stärker spielen — Pfand-Ausweitung, Mehrweg-Förderung oder finanzielle Anreize für Herstellerinnen und Hersteller? Diskutieren Sie mit lokalen Initiativen und geben Sie Rückmeldung an Ihre Gemeinde.






