Pressefreiheit und Religionsfreiheit: Der schmale Grat zwischen Sensationalismus und Wahrheit

Redaktion

Am Welttag der Pressefreiheit hat FOREF Europe, eine Wiener Nichtregierungsorganisation für Religionsfreiheit und Pluralismus, die Medien dazu aufgerufen, ihrer Verantwortung beim Schutz der Presse- und Religionsfreiheit gerecht zu werden. Peter Zoehrer, Geschäftsführer von FOREF, betont die Bedeutung eines respektvollen Sprachgebrauchs, um Gewalt und Vorurteile gegenüber Glaubensgemeinschaften zu verhindern.

Die Macht der Worte

In seiner Erklärung warnte Zoehrer vor der entmenschlichenden Wirkung stigmatisierender Begriffe wie ‚Sekte‘ in den Medien. Diese Sprache trage dazu bei, Glaubensgemeinschaften zu dämonisieren und Gewalt zu schüren. Die Verbindung zwischen Religions- und Meinungsfreiheit, wie sie in den Artikeln 18 und 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt ist, sollte respektiert werden.

Beispiele für mediale Verantwortungslosigkeit

FOREF Europe kritisierte Vorfälle in Österreich und Deutschland, die verdeutlichen, wie gefährlich die Dämonisierung von Glaubensgemeinschaften sein kann. In Österreich habe der ORF die Vereinigungskirche als ‚Sekte‘ bezeichnet und damit rechtliche Schutzmechanismen ignoriert. In Deutschland seien Hare-Krishna-Anhänger Opfer von Angriffen durch Neonazis geworden, was Zoehrer auf eine mediale Dämonisierung zurückführt.

Global betrachtet seien die Konsequenzen ebenso gravierend. Chinas Staatsmedien rechtfertigten den Genozid an Uiguren und Falun-Gong-Praktizierenden, während in Russland die Zeugen Jehovas 2017 in den Untergrund gedrängt wurden. In Nigeria werde die Ermordung von 14.000 Christen zwischen 2020 und 2024 weitgehend verschwiegen, und in Japan inspiriere eine mediale Hetzkampagne gegen die Vereinigungskirche autoritäre Regime weltweit.

FOREFs Forderungen an die Medien

FOREF Europe fordert, dass der Begriff ‚Sekte‘ durch ‚Glaubensgemeinschaft‘ ersetzt wird, ähnlich wie rassistische Beleidigungen aus dem Sprachgebrauch verbannt wurden. Journalistenschulungen und unabhängige Presseräte seien essenziell, um eine verantwortungsvolle Berichterstattung sicherzustellen.

‚Der Welttag der Pressefreiheit ist ein Test für den Journalismus‘, sagte Zoehrer. ‚Die Presse muss die Wahrheit über Sensationalismus stellen. Die Geschichte wird urteilen.‘

Peter Zoehrer ist nicht nur Geschäftsführer von FOREF Europe, sondern auch Journalist und Mitbegründer der Organisation. FOREF setzt sich für die Förderung von Religionsfreiheit und Pluralismus ein und bietet eine Plattform für den Dialog über die Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich der Menschenrechte.