Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter fast 2.000 Landwirten in neun EU-Mitgliedstaaten hat alarmierende Ergebnisse hervorgebracht, die auf tiefgreifende Herausforderungen in der europäischen Landwirtschaft hinweisen. Die Studie, die im Auftrag von CropLife Europe vom Institut Ipsos durchgeführt wurde, zeigt, dass viele Landwirte mit dem Gedanken spielen, ihre Betriebe aufzugeben, und unterstreicht die dringende Notwendigkeit für Reformen in der Agrarpolitik.
Die drängendsten Probleme
Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, betont die Notwendigkeit einer Kurskorrektur in der europäischen Landwirtschaftspolitik. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass Landwirte weniger Bürokratie und eine praxisorientierte Politik fordern, die ihre Realität widerspiegelt. Besonders besorgniserregend ist, dass jeder fünfte Befragte überlegt, in den nächsten fünf Jahren aus dem Beruf auszusteigen.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Ein entscheidender Faktor für die Unzufriedenheit der Landwirte sind die wirtschaftlichen Bedingungen. Laut der Umfrage beklagen 69 Prozent der Teilnehmer, dass die aktuellen Produktpreise keine ausreichenden Gewinnspannen mehr ermöglichen. Diese wirtschaftlichen Hürden führen dazu, dass zwei Drittel der Landwirte nicht in der Lage sind, in ihre Betriebe zu investieren, was vor allem junge Landwirte betrifft, die Schwierigkeiten haben, Personal für Spitzenzeiten zu finanzieren.
Fehlende Pflanzenschutzmittel
Ein weiteres Problem ist das Fehlen wirksamer Pflanzenschutzmittel und agrarischer Werkzeuge. Mehr als 40 Prozent der Landwirte berichten von Engpässen, die die Sicherheit der Produktion gefährden. Betroffen sind insbesondere Getreide, Gemüse und Dauerkulturen wie Obst und Wein. Diese Engpässe werden durch unberechenbare Wetterbedingungen und neue Krankheitserreger verschärft.
Mayr fordert deshalb praxistaugliche Lösungen anstelle von Verboten ohne Alternativen. Ein modernes Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel und eine faktenbasierte Agrarpolitik seien unerlässlich, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Abhängigkeit von Importen zu verringern.
Bürokratische Hürden
Ein weiteres zentral behandeltes Thema der Umfrage ist der massive Verwaltungsaufwand, der viele Landwirte überfordert. Die befragten Landwirte kritisieren die komplexen, praxisfernen Vorgaben und fordern eine Vereinfachung der bürokratischen Prozesse. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich hat sich daher den Bürokratieabbau und die Deregulierung als zentrale Schwerpunkte ihrer Arbeit gesetzt.
Mayr hält fest, dass die Umfrage ein klarer Auftrag zum Handeln sei. Eine Agrarpolitik, die faktenbasiert und praxistauglich ist, sei unerlässlich, um die bäuerlichen Betriebe zu stärken und dem Beruf der Landwirte eine Zukunft zu geben.
Hintergrund zur Umfrage
Die Umfrage wurde im März und April 2025 in Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Irland, Polen und Rumänien durchgeführt. Insgesamt 1.998 Landwirte, die Eigentümer oder Miteigentümer ihrer Betriebe sind, wurden befragt. Die Erhebung wurde von CropLife Europe in Kooperation mit Euronews in Auftrag gegeben.
Weitere Informationen zu den Gesamtergebnissen der Umfrage finden Sie auf der Webseite von CropLife Europe.