Beton und Zement stärken Österreichs Klima-Resilienz

Redaktion

Beton und Zement machen Österreichs Infrastruktur klimafit und erhöhen die Resilienz gegenüber Extremwetter: Analysen, Zahlen, Beispiele und Ausblick für Österreich. Die aktuelle Einordnung stützt sich auf eine Branchenveranstaltung vom 13. November 2025 in Wien und beleuchtet, wie der Bau mit regional verfügbaren Baustoffen zukunftsfähig werden kann, ohne die drängende Aufgabe der Emissionsreduktion aus dem Blick zu verlieren. Der Fokus liegt auf Nutzen, Grenzen und Potenzialen von Beton und Zement in Österreichs Bauwirtschaft, auf konkreten Projekterfahrungen aus dem In- und Ausland sowie auf der Frage, wie Städte, Gemeinden und alpine Regionen ihre Infrastruktur an den Klimawandel anpassen können. Der lokale Bezug ist klar: Im Alpenraum treffen steigende Temperaturen, häufigere Starkregenereignisse und Naturgefahrenprozesse auf eine historisch gewachsene Infrastruktur. Der heutige Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zeigt, wo Österreich bereits robuste Lösungen hat, wo es noch hapert und welche Schritte als Nächstes folgen sollten, damit Brücken, Tunnel, Verkehrswege und Gebäude Generationen überdauern und Menschen in Stadt und Land auch in Zukunft geschützt und mobil bleiben.

Beton und Zement im Klimawandel: Resilienz für Österreichs Infrastruktur

Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in der Wirtschaftskammer Österreich die Rolle der Bauwirtschaft bei Klimawandelanpassung und Emissionsreduktion. Im Mittelpunkt steht der Baustoff Beton samt Bindemittel Zement, dessen Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit und regionale Verfügbarkeit im Krisen- und Normalbetrieb Vorteile bringt. Österreichs Bauwirtschaft steht vor einem doppelten Ziel: Erstens sollen CO2-Emissionen so schnell wie möglich sinken. Zweitens müssen Schutzbauten und Netze so geplant werden, dass sie häufigeren Extremereignissen standhalten. Aus der Praxis kommen dafür Bausteine wie klinkerreduzierter Zement, bauteilaktivierte Gebäude oder transparente Vergabesysteme. Aus der Verwaltung und Forschung kommen Hinweise, dass der Alpenraum besonders gefordert ist, da im Gebirge Naturgefahrenprozesse an Intensität und Häufigkeit zunehmen. In Summe ergibt sich ein Bild, in dem robuste Baustoffe und smarte Konzepte gemeinsam wirken.

Die Prognose für den Alpenraum mit plus 3 Grad Erwärmung unterstreicht den Handlungsdruck. Ereignisse wie Bergstürze, Muren oder Starkregen fordern Schutzsysteme bis an ihre Grenzen heraus. Das bedeutet: Prävention, Anpassung und Instandhaltung gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge. Beton und Zement sind in dieser Gleichung zentrale Werkzeuge: Sie sind langlebig, planbar und in Österreich flächendeckend verfügbar. Gleichzeitig bleibt die Aufgabe, den CO2-Fußabdruck zu verringern, im Kern der Debatte. Genau an dieser Schnittstelle verortet sich die aktuelle Entwicklung mit neuen Rezepturen, kluger Planung und einem Fokus auf Lebenszyklus-Qualität.

Fachbegriffe verständlich erklärt

Resilienz: Mit Resilienz ist die Widerstandskraft von Systemen gemeint, also die Fähigkeit von Infrastruktur, Städten und Gemeinden, Störungen zu verkraften, sich rasch zu erholen und sich langfristig anzupassen. Für Laien heißt das: Straßen, Brücken, Bahnanlagen, Kraftwerke, Spitäler und Schulen sollen auch dann funktionieren, wenn Starkregen, Hitzewellen, Hochwasser oder Lawinen auftreten. Resiliente Bauwerke sind nicht nur stabil gebaut, sondern auch so geplant, dass sie Wartung, Ertüchtigung und Anpassung über Jahrzehnte ermöglichen. Das Ziel ist ein verlässliches Sicherheitsniveau, das über Generationen hält und volkswirtschaftliche Schäden minimiert.

Klinkerreduzierter Zement: Zement entsteht traditionell aus Klinker, der bei hohen Temperaturen gebrannt wird. Klinkerreduzierte Zemente ersetzen einen Teil dieses Klinkers durch andere Bestandteile. Für Laien heißt das: Der Anteil des besonders energieintensiven Klinkers sinkt, ohne dass die geforderten Eigenschaften des Betons verloren gehen. Dadurch kann die Emissionsbilanz eines Bauwerks verbessert werden. Entscheidend ist die richtige Auswahl für den jeweiligen Einsatzzweck, etwa für Tunnelinnenschalen, Brücken oder Fundamente. Praxisbeispiele zeigen, dass solche Zemente im Infrastrukturbau technisch funktionieren und die Lebensdaueransprüche erfüllen können.

Bauteilaktivierung: Dabei werden Bauteile wie Decken und Wände als thermische Speicher genutzt. Durch in die Bauteile integrierte Leitungen kann Wärme aufgenommen, gespeichert und wieder abgegeben werden. Für Laien erklärt: Das Gebäude wird zum sanften Energiespeicher, der Lastspitzen im Strom- oder Wärmesystem glättet. Dadurch steigt der Komfort, und es können Kosten gesenkt werden, weil weniger Spitzenleistung zugekauft werden muss. In einem österreichweiten Monitoring über vier Jahre wurden 16 bauteilaktivierte Gebäude beobachtet. Das Ergebnis: großes Potenzial, das bisher noch zu selten ausgeschöpft wird, unter anderem wegen technischer und regulatorischer Hürden.

CSC-Zertifizierung: Die Zertifizierung des Concrete Sustainability Council ist ein System, das Lieferketten und Produktion in der Zement- und Betonbranche transparenter machen soll. Für Laien bedeutet das: Mit einer anerkannten, nachvollziehbaren Bewertung lassen sich nachhaltige Betone besser ausschreiben und vergleichen. Auftraggeberinnen und Auftraggeber erhalten Orientierung, welche Produkte nachweislich bestimmte Umwelt- und Sozialstandards erfüllen. Das schafft Anreize und fördert Verbesserungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Blau-grüne Infrastruktur: Dieser Begriff beschreibt ein Zusammenspiel aus Wasser- und Grünflächen in Städten und Gemeinden. Für Laien heißt das: Bäume, Parks, Versickerungsflächen, Teiche, Mulden und Entwässerungssysteme arbeiten zusammen, um Hitze zu mindern, Regenwasser aufzunehmen und die Lebensqualität zu erhöhen. Bauliche Elemente aus Beton und Zement helfen, diese Systeme robust zu gestalten, etwa bei Stauraumkanälen, Retentionsbecken oder Fundamenten für wasserführende Bauwerke.

Ökobilanz: Eine Ökobilanz betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder Bauwerks, von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Für Laien: Nicht nur die Bauphase zählt, sondern auch Betrieb, Instandhaltung und Lebensdauer. Ein Bauwerk, das länger hält und weniger oft erneuert werden muss, kann über Jahrzehnte zu einer besseren Gesamtbilanz führen, selbst wenn die Herstellung energieintensiv ist.

Stahlbetonbauweise: Stahlbeton kombiniert Beton mit Stahlbewehrung, um Zug- und Druckkräfte aufzunehmen. Für Laien bedeutet das: Ein Material-Duo, das Brücken, Decken und Wände widerstandsfähig macht. Der Vorteil liegt in der Langlebigkeit, der Formbarkeit und der planbaren Tragfähigkeit. In Vergleichen schneiden stahlbetonbasierte Lösungen oft gut ab, wenn über Jahrzehnte gedacht wird und nicht nur die Erstkosten betrachtet werden.

Naturgefahrenprozesse: Gemeint sind dynamische Ereignisse wie Muren, Lawinen, Felsstürze, Hangrutschungen oder Hochwässer. Für Laien: Das sind natürliche Vorgänge, die durch Wetter, Geologie und Gelände ausgelöst werden. Mit steigender Temperatur und häufigeren Extremereignissen können solche Prozesse intensiver werden. Schutzbauten aus Beton, in Kombination mit Frühwarnsystemen und Raumplanung, helfen, Risiken zu mindern.

Historischer Kontext: Vom Wiederaufbau zur klimaresilienten Infrastruktur

Österreichs Bauwirtschaft hat sich seit der Nachkriegszeit von einer auf rasche Bereitstellung von Wohnraum und Verkehrswegen fokussierten Branche zu einem hochspezialisierten Sektor mit starkem Qualitäts- und Sicherheitsanspruch entwickelt. Beton und Zement spielten im Wiederaufbau eine zentrale Rolle, weil sie regional verfügbar, gut planbar und in großen Mengen einsetzbar waren. Von den Donauuferbefestigungen über die Kraftwerksbauten in alpinen Tälern bis hin zu Brücken und Tunnels im Hochleistungsnetz: Der Baustoff hat die Modernisierung des Landes geprägt. Mit der Zeit verschoben sich die Anforderungen. Ab den 1970er- und 1980er-Jahren traten Dauerhaftigkeit, Normung und bautechnische Innovationen stärker in den Vordergrund. Parallel professionalisierte sich die Instandhaltung, damit wichtige Verbindungen funktionsfähig und sicher bleiben.

Heute steht eine neue Zäsur an: Der Klimawandel verändert die Lastannahmen, die Häufigkeit von Extremereignissen und die Bandbreite der Risiken. Was früher als Bemessungsereignis selten galt, wird in manchen Regionen häufiger erwartet. Daraus folgt ein Paradigmenwechsel. Resilienz wird zum Kern von Planung und Bewirtschaftung. Beton- und Zementlösungen werden entsprechend weiterentwickelt, etwa mit angepassten Rezepturen, bauteilaktivierten Gebäuden oder neuen Prüf- und Bewertungsverfahren entlang des Lebenszyklus. Damit die Transformation gelingt, braucht es den Schulterschluss von Herstellerinnen und Herstellern, Planerinnen und Planern, Bauunternehmen, Betreiberinnen und Betreibern sowie Behörden. Der jüngste Branchendialog in Wien zeigt, dass Forschung und Entwicklung einen hohen Stellenwert einnehmen und dass Praxisberichte aus Projekten helfen, die Lücke zwischen Theorie und Baustelle zu schließen.

Praxis, Zahlen und Ergebnisse aus Wien

Die Diskussion in Wien versammelte rund 300 Fachleute aus Unternehmen, Forschung, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Die Zahl unterstreicht die Breite des Interesses an Lösungen, die Emissionen senken und gleichzeitig Anpassung an Extremwetter ermöglichen. Ein zentraler Hinweis aus der Verwaltung: Im Alpenraum wird eine Erwärmung um plus 3 Grad erwartet, was Naturgefahrenprozesse an die Wirksamkeitsgrenzen bestehender Schutzsysteme führen kann. Der Vergleich mit einem Bergsturzereignis in der Schweiz verdeutlicht die Dimension der Herausforderung für alpine Regionen.

Aus der Praxis kamen wichtige Beispiele. Beim Bau eines Bahntunnels in Slowenien auf der Strecke Divaca–Koper kam ein klinkerreduzierter Zement der Sorte CEM II/C für die Innenschale zum Einsatz. Das ist relevant für Österreich, weil ähnliche geotechnische Anforderungen und vergleichbare Qualitätsmaßstäbe im Infrastrukturbau gelten. Zusätzlich wurden Wege vorgestellt, nachhaltige Betone transparenter auszuschreiben. Die CSC-Zertifizierung kann dafür als Instrument dienen, um Nachweise über Standards zu erbringen und Produkte vergleichbar zu machen.

Eine Ökobilanzierung über den Lebenszyklus zweier Brückenbauwerke zeigte, dass stahlbetonbasierte Varianten aufgrund längerer Lebensdauer vorteilhaft abschneiden können. Dieser Befund betont die Bedeutung der Nutzungsphase und der Instandhaltung im Vergleich zu einer reinen Betrachtung der Bauphase. Ein weiterer Datensatz stammt aus der Materialanalyse einer Straßendecke im Arlbergtunnel: Nach 45 Jahren wurde dort noch immer eine hervorragende Qualität des Betons festgestellt. Dieser Befund illustriert die Dauerhaftigkeit, sofern Planung, Ausführung und Wartung Hand in Hand gehen.

Zur Bauteilaktivierung liegt ein Monitoring mit 16 Gebäuden in ganz Österreich vor, erhoben über vier Jahre. Das Ergebnis: großes Potenzial für thermische Energiespeicherung und die Glättung von Lastspitzen, das allerdings durch technische und regulatorische Hürden bisher nicht voll ausgeschöpft wird. Städte, Gemeinden und Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer können daraus ableiten, dass vorhandene Technologien rasch Wirkung entfalten könnten, wenn Rahmenbedingungen präzisiert und Hemmnisse abgebaut werden.

Vergleiche: Bundesländer, Deutschland und Schweiz

Österreichs Bundesländer stehen vor unterschiedlichen Aufgaben. In Tirol, Salzburg und Vorarlberg spielen alpine Naturgefahrenprozesse eine große Rolle; Schutzbauten, Brücken und Tunnels müssen auf Felssturz, Muren und Lawinen ausgelegt sein. In Wien und den größeren Städten dominieren urbane Hitze, Starkregen und die Entwässerung versiegelter Flächen. In Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark treffen Flusssysteme, landwirtschaftliche Gebiete und wachsende Siedlungsräume aufeinander, was den Mix aus blau-grüner Infrastruktur und robusten Bauwerken wichtig macht. Im Burgenland und in Kärnten wiederum ist die Kombination aus Wind, Gewässern und Bodenverhältnissen ein Planungsthema. Trotz der Unterschiede bleibt die gemeinsame Klammer: Beton und Zement ermöglichen langlebige, anpassbare Lösungen, die auf lokale Risiken zugeschnitten werden können.

Im Vergleich zu Deutschland zeigt sich eine ähnliche Grundlinie: Auch dort stehen Starkregen, urbane Hitze und Flusshochwasser auf der Agenda, in Küstennähe zusätzlich Sturmfluten und Deichschutz. Die Rolle von stahlbetonbasierten Bauwerken ist bei Brücken, Tunneln, Wasserschutz und Verkehrsinfrastruktur zentral. Die Schweiz wiederum weist eine besondere Nähe zu Österreich auf, da beide Länder stark vom Alpenraum geprägt sind. Die Diskussion über plus 3 Grad und über Ereignisse wie Bergstürze verdeutlicht, dass alpine Schutzsysteme erweiterte Anforderungen erfüllen müssen. Die Lehre aus allen drei Kontexten ist ähnlich: Langlebigkeit, flexible Instandhaltung und klare Standards helfen, das Sicherheitsniveau über Jahrzehnte zu sichern.

Was bedeutet das für Bürgerinnen und Bürger?

Für Pendlerinnen und Pendler, Familien, Unternehmen und Kommunen zählt am Ende, dass Straßen, Bahnverbindungen und Energieversorgung zuverlässig sind. Resiliente Bauwerke aus Beton und Zement tragen dazu bei, dass auch nach Starkregen Brücken passierbar bleiben, dass Tunnel sicher befahrbar sind und dass Gebäude Temperaturen puffern können. Wer täglich mit der Bahn fährt, profitiert von stabilen Trassen und Bauwerken, die Schocks besser wegstecken. Wer in einer Stadtwohnung lebt, profitiert von Gebäuden, die thermisch träge und energieeffizient sind. Gemeinden profitieren, wenn Retentionsräume und Entwässerungssysteme Starkregen aufnehmen und Schäden begrenzen.

Ein konkretes Beispiel ist die bauteilaktivierte Wohn- oder Büroimmobilie: Durch die Nutzung der Bauteilmasse als Speicher kann die Energieversorgung gleichmäßiger erfolgen. Das bedeutet weniger Lastspitzen, potenziell geringere Betriebskosten und mehr Komfort. Für Hausverwaltungen, Bauträgerinnen und Bauträger sowie Energieplanerinnen und Energieplaner ist das eine Option, die bereits praktisch erprobt wurde. Ebenso wichtig sind Brücken und Tunnels, die über Jahrzehnte leistungsfähig bleiben. Die Untersuchung der Arlbergtunnel-Decke nach 45 Jahren zeigt, dass hochwertige Ausführung langfristig Erhaltungsaufwand planbar macht und Ausfälle reduziert.

Für Gemeinden und Länder bedeutet die Einführung transparenter Bewertungs- und Vergabesysteme wie der CSC-Zertifizierung mehr Sicherheit, das passende Produkt für den jeweiligen Zweck zu wählen. Wenn Nachhaltigkeitsnachweise nachvollziehbar sind, können Steuermittel zielgerichtet eingesetzt werden. Für die Zivilgesellschaft zählt die Botschaft, dass proaktives Handeln, Investitionen in blau-grüne Infrastruktur und der Mut zu Veränderungen notwendig sind, damit das heutige Sicherheitsniveau auch in den nächsten Jahrzehnten gehalten werden kann.

Zahlen und Fakten aus der Quelle im Überblick

  • Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Branchendialog in Wien. Das spricht für hohe Relevanz und Vernetzung zwischen Praxis und Forschung.
  • Prognose plus 3 Grad im Alpenraum. Das unterstreicht die steigende Beanspruchung von Schutzsystemen und die Notwendigkeit robuster Bauweisen.
  • Einsatz klinkerreduzierter Zemente in einem Bahntunnelprojekt auf der Strecke Divaca–Koper für die Tunnelinnenschale. Relevanz für österreichische Infrastrukturprojekte ist gegeben.
  • CSC-Zertifizierung als Instrument zur Transparenz bei nachhaltigen Betonen. Das erleichtert vergleichbare Ausschreibungen.
  • Lebenszyklusvergleich zweier Brücken: Stahlbetonbauweise schneidet aufgrund längerer Lebensdauer vorteilhaft ab.
  • Arlbergtunnel: Beton in einer Straßendecke zeigte nach 45 Jahren noch hervorragende Qualität. Indikator für Dauerhaftigkeit bei richtiger Planung und Ausführung.
  • Bauteilaktivierung: 16 Gebäude in Österreich wurden vier Jahre lang monitort. Großes Potenzial für thermische Speicherung und Lastspitzenglättung, bisher durch Hürden gebremst.

Diese Zahlen liefern keinen Anlass für Überschwang, aber sie zeigen tragfähige Pfade: Praxisnachweise liegen vor, Standardisierung schreitet voran, und die Lebenszyklusperspektive rückt ins Zentrum. Die Aufgabe ist nun, Hürden abzubauen und gute Beispiele in die Breite zu tragen.

Theorie trifft Praxis: Was die Beispiele lehren

Das Tunnelbeispiel mit klinkerreduziertem Zement verdeutlicht, dass Emissionsminderung und hohe Anforderungen an die Innenschale zusammengehen können, wenn die Rezeptur passt und das Qualitätsmanagement greift. Für Österreich heißt das: Bei geologisch und betrieblich ähnlichen Projekten bieten sich vergleichbare Lösungen an. In der Vergabe können transparente Systeme wie die CSC-Zertifizierung helfen, gute Entscheidungen zu treffen. Denn wer Lebenszyklusqualitäten dokumentiert, schafft Planbarkeit in Kosten und Qualität.

Die Brückenstudie, in der stahlbetonbasierte Bauweisen aufgrund längerer Lebensdauer punkten, erinnert Auftraggeberinnen und Auftraggeber daran, nicht nur auf Erstkosten zu schauen. Wartungszyklen, Instandsetzungsfenster und Nutzungsqualität über Jahrzehnte sind entscheidend. Beim Arlbergtunnel wird dies praktisch fassbar: Wenn ein Betonbauteil nach 45 Jahren noch hervorragende Eigenschaften aufweist, zahlt sich das in geringeren Ausfällen, höherer Sicherheit und kalkulierbaren Budgets aus.

Bei der Bauteilaktivierung gibt es einen klaren Handlungsauftrag: Das Monitoring über vier Jahre an 16 Gebäuden zeigt Potenzial. Wird dieses ausgeschöpft, kann das Energiesystem in Gebäuden stabiler, komfortabler und in Spitzen günstiger werden. Notwendig sind klare Schnittstellen, einfache Regelungen und gelebte Praxis zwischen Haustechnik, Planung und Betrieb.

Interne Verweise für vertiefende Lektüre

Weiterführende Hintergründe zur Anpassung im Alpenraum, zu nachhaltigem Bauen und zu Gebäude-Energiesystemen finden sich in themennahen Beiträgen, die Grundlagen und Praxisbeispiele bündeln:

Zukunftsperspektive: Was jetzt zu tun ist

Die nächsten Schritte lassen sich klar skizzieren. Erstens sollte die Lebenszyklusperspektive zum Standard werden. Das bedeutet, dass Projekte nicht nur auf Baukosten, sondern konsequent auf Dauerhaftigkeit, Instandhaltung und Nutzungsqualität ausgelegt werden. Zweitens sind transparente Vergabesysteme zu stärken, damit nachhaltige Betone leichter vergleichbar werden. Drittens ist die bauteilaktivierte Gebäudetechnik zu entlasten: Wo technische oder regulatorische Hürden die Umsetzung bremsen, braucht es klare, einfache Regeln und gut dokumentierte Leitfäden. Viertens sollte der Austausch zwischen Forschung, Planungsbüros, Bauunternehmen und Betreiberinnen und Betreibern weiter intensiviert werden, damit Erkenntnisse rasch in die Praxis gelangen.

Österreichs spezifische Lage im Alpenraum verlangt robuste Schutzsysteme, die mit dem erwarteten Plus von 3 Grad und häufigeren Extremereignissen umgehen können. Beton und Zement bleiben zentrale Bausteine dieser Systeme, ergänzt durch blau-grüne Infrastruktur und digitale Werkzeuge für Betrieb und Wartung. Wenn Monitoring-Ergebnisse wie jene aus den 16 Gebäuden konsequent genutzt werden, können Kommunen, Wohnbauträgerinnen und Wohnbauträger sowie Unternehmen spürbare Effizienzgewinne realisieren. Das Ziel: Ein Sicherheitsniveau, das über Jahrzehnte hält, während Emissionen sinken und Budgets planbar bleiben.

Quellen, Einordnung und Rechtssicherheit

Die hier dargestellten Inhalte basieren auf der Presseinformation der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie vom 13. November 2025, abrufbar über OTS: Quelle OTS. Die Vorträge des Kolloquiums sind unter www.zement.at/kolloquium dokumentiert. Zitate wurden sinngemäß zusammengefasst, personenbezogene Aussagen stammen aus der genannten Quelle. Es wurden keine externen Zahlen ergänzt, die nicht im zugrunde liegenden Material angedeutet sind. Die Berichterstattung folgt den Grundsätzen sachlicher, überprüfbarer Information und den Richtlinien des Presserats.

Schluss: Österreich klimafit bauen

Die Wiener Debatte zeigt: Beton und Zement sind Schlüssel für Resilienz, wenn sie klug eingesetzt, transparent bewertet und über den gesamten Lebenszyklus gedacht werden. Die Praxisbeispiele zu klinkerreduzierten Zementen, langlebigen Brücken, robusten Tunneldecken und zur Bauteilaktivierung geben Orientierung. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet das mehr Verlässlichkeit bei Mobilität, Energie und Sicherheit. Für die Bauwirtschaft heißt es: Innovation fortsetzen, Hürden abbauen, Qualität sichern.

Jetzt sind Auftraggeberinnen und Auftraggeber, Planerinnen und Planer sowie Betreiberinnen und Betreiber gefragt: Projekte konsequent auf Lebensdauer und Anpassungsfähigkeit ausrichten, transparente Standards nutzen und Erfahrungen teilen. Wer tiefer einsteigen will, findet die Originalbeiträge unter www.zement.at/kolloquium und die Presseaussendung unter OTS-Link. Welche Erfahrungen haben Gemeinden und Unternehmen mit bauteilaktivierten Gebäuden oder langlebigen Brückensanierungen gemacht? Hinweise und Praxisberichte sind willkommen und helfen, Österreichs Infrastruktur Schritt für Schritt klimafit zu machen.