WK Wien: Rekord-Goldpreis beeinflusst Kaufverhalten und Produktauswahl im Wiener Schmuck- und Uhrenhandel

Wien (OTS) – Mit über 95.000 Euro pro Kilogramm hat Gold ein
historisches Hoch
erreicht. Die Entwicklung bleibt auch in der Wiener Schmuck- und
Uhrenbranche nicht ohne Folgen: Wer jetzt Goldschmuck erwerben
möchte, muss mit höheren Preisen rechnen. Hagop Asvazadurian, Obmann
des Juwelen- und Uhrenhandels in der Wirtschaftskammer Wien erklärt,
wie sich das auf das Kaufverhalten der Konsumenten auswirkt: „Gold-
Schmuck und -Uhren bleiben trotz Rekordpreis gefragt. Der emotionale
Wert überwiegt bei der Mehrheit der Kunden den Preis.“ Jedoch führt
die Entwicklung zu überlegteren und bewussteren Käufen: „Anstatt ganz
auf Gold zu verzichten, treffen die Käufer nun bewusste
Entscheidungen – mit klaren Vorstellungen zu Preis, Material und
Design.“

Konsumentenstimmung als entscheidender Faktor

Ein signifikanter Rückgang bei Schmuckkäufen ist nicht zu
beobachten, heißt es aus der Branche. Goldschmuck und -Uhren sind
krisenfest, betont der Obmann: „Die Stimmung der Konsumenten hat
größeren Einfluss als die allgemeine Wirtschaftslage. Es gibt auch
Kundinnen und Kunden, die ihre Käufe aufschieben, in der Hoffnung auf
sinkende Preise, grundsätzlich bleibt die Nachfrage stabil.“ Im
gehobenen Segment zeigt sich die Nachfrage weitgehend unbeeindruckt
vom derzeitigen Preisniveau. Für die Händler bedeutet der hohe
Goldpreis zwar höhere Umsätze, doch die Gewinnspanne bleibt im
Wesentlichen gleich wie vor dem Preisanstieg.

Filigrane Schmuck-Designs gefragt

Bei der Produktauswahl gibt es jedoch eine Verlagerung der
Nachfrage hin zu leichteren Schmuckstücken, geringeren Karatzahlen
und alternativen Edelmetallen wie Platin. „Statt opulenter Stücke
stehen filigrane Designs im Vordergrund. Besonders gefragt sind
derzeit Schmuckstücke mit 14 Karat sowie international stark
nachgefragte 9- oder 8-Karat-Legierungen. Auch der Absatz
hochwertiger Platinprodukte hat spürbar zugenommen“, so Asvazadurian.

Asvazadurian: „Schmuckkauf ist emotional“

Historisch hohe Goldpreise steigern die Wahrnehmung von Gold als
wertvolles Investment – insbesondere in Form von Goldmünzen sowie –
barren. Diese Anlageprodukte sind bei Investoren besonders gefragt,
da sie bei hohem Feingehalt mehrwertsteuerfrei sind: Ab 900
Tausendstel bei Goldmünzen und ab 995 Tausendstel bei Goldbarren.
Schmuck hingegen unterliegt der Mehrwertsteuer und wird aus ganz
anderen Gründen gekauft, erklärt Asvazadurian: „Kunden, die Schmuck
kaufen, unterscheiden sich deutlich von jenen, die in Gold
investieren. Der klassische Schmuckkäufer sucht kein Anlageprodukt.
Vielmehr geht es um Emotionen und persönliche Bedeutung – etwa bei
einem Verlobungsring, einem Geschenk oder einem besonderen
Erinnerungsstück.“

Kunden machen Schmuck zu Geld

Ein weiterer Trend zeigt sich beim Altgold: Immer mehr Wiener
bringen alten Schmuck, Münzen oder Erbstücke zum An- und Verkauf.
„Die Leute sehen ihren Schmuck durch – was braucht man noch, was
nicht mehr, was lässt sich zu Geld machen – und kommen jetzt vermehrt
zu den Fachbetrieben. Auch eine Schätzung ihres Goldbesitzes
interessiert viele“, erklärt Asvazadurian.

Der Hauptgrund dafür ist der gestiegene Goldpreis, den viele
nutzen, um ungenutztes Gold zu Geld zu machen. „Natürlich kann man
derzeit Gewinne mitnehmen – ein Verkauf sollte aber gut überlegt
sein“, betont er. Zugleich steigt die Nachfrage nach Reparaturen und
Umarbeitungen: „Die Wienerinnen und Wiener bringen immer öfter alten
Familienschmuck oder beschädigte Stücke zum Juwelier, um sie
aufarbeiten oder modernisieren zu lassen.“

Während Anleger meist online recherchieren und über Banken oder
Edelmetallhändler investieren, kaufen Schmuckkunden bevorzugt vor Ort
– mit persönlicher Beratung und dem Wunsch nach einem emotionalen
Erlebnis. Manche Schmuckhändler bieten inzwischen auch Anlageprodukte
an, etwa von Privatpersonen angekaufte Münzen oder Barren.

Wiener Fachhandel zeigt sich krisenfest

Der Wiener Juwelen- und Uhrenhandel zeigt sich trotz der
Entwicklungen robust. Aktuell gibt es in der Bundeshauptstadt 421
Einzelhändler mit Edelmetallen, Edelmetallwaren, Edelsteinen und
Perlen sowie 127 spezialisierte Uhrenhändler. „Unsere Branche
reagiert flexibel – mit Erfahrung, Feingefühl und Innovationskraft
und einem feinen Gespür für Marktbewegungen“, betont Asvazadurian.
Die Kunden profitieren von der hoher Beratungskompetenz der
Fachbetriebe. Dabei bleibt das persönliche Einkaufserlebnis zentral:
„Schmuck und Uhren sind emotionale Produkte, die man sehen,
anprobieren und mit Gefühl auswählen möchte – das geht am besten vor
Ort.“