Weltmilchtag: Milchbauern setzen mit mehr Tierwohl ein starkes Zeichen

Graz (OTS) – Mehr Tierwohl bedeutet höhere Auflagen für Milchbauern.
Die
heimischen Milchbauern befinden sich in einem dynamischen Wandel, bei
dem mehr Tierwohl, Digitalisierung und gesellschaftliche Erwartungen
eine wichtige Rolle spielen. „Tierwohl ist bei den heimischen
Milchbäuerinnen und Milchbauern großgeschrieben. Mit
Innovationsgeist, technischem Fortschritt, digitalen Hilfsmitteln und
unermesslichen Fleiß 365 Tage im Jahr setzen die Milchbauern höhere
Standards um und erfüllen so flächendeckend die Wünsche von Handel
und Bevölkerung nach mehr Tierwohl bei Milch- und Milchprodukten“ ,
unterstreicht Landwirtschaftskammer Steiermark-Präsident Andreas
Steinegger .

Wer Tierwohl-Produkte mit Qualitätszeichen „AMA-Gütesiegel –
Tierhaltung Plus“ ins Einkaufswagerl legt, bestärkt Bauern . Die
heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern setzen die höheren
Standards für mehr Tierwohl nicht nur freiwillig um, sie haben diese
flächendeckend als Branche vorangetrieben. Höhere Tierwohlstandards
sind für die Milchbauern mit erheblichen Mehrkosten und Investitionen
verbunden. Dazu gehören mehr Bewegungsfreiheit für die Kühe,
Laufställe, Auslauf oder Weide, palmölfreies und gentechnikfreies
Futter aus Europa, regelmäßige Gesundheitskontrollen durch die
Betreuungstierärzte, mehr Wohlbefinden durch Kuh-Bürsten und
Scheuermöglichkeiten. Das Label „AMA-Gütesiegel – Tierhaltung Plus“
am Milchpackerl oder auf Milchprodukten garantiert die Einhaltung
dieser speziellen Tierwohlstandards sowie die heimische Herkunft.
Präsident Andreas Steinegger : „Wer Tierwohl-Produkte mit dem
Qualitätszeichen ´AMA-Gütesiegel – Tierhaltung Plus´ ins
Einkaufswagerl legt, bestärkt die Milchbauern diesen Tierwohl-Weg
weiterzugehen.“ Je nach Tierwohlstufe erhalten die Milchbauern einen
Anreiz zwischen 0,2 und 3 Cent.

Besondere Herausforderungen: Klimawandelanpassung durch
klimafitte Grünlandwirtschaft. Für die rund 3.490 steirischen
Familienbetriebe mit Milchviehhaltung – sie sind im internationalen
Vergleich Kleinbetriebe, versorgen die Bevölkerung aber verlässlich
mit hochwertigen Produkten wie Milch, Käse, Topfen, Butter oder
Joghurt – stehen vor den besonderen Herausforderungen des
Klimawandels. Die Wetterextreme wie Trockenheit, Hitze und Starkregen
gefährden die Futterernte, die kurzen Erntefenster erfordern
Schlagkraft bei der Futtereinbringung. „Mit klimafitter
Grünlandwirtschaft steuern die Milchviehhalter gegen die Folgen der
Klimakrise“ , betont Steinegger. Und weiter: „Unsere Wiesen und
Weiden müssen in Zukunft noch mehr Hitze und Trockenheit überstehen.
Die Bäuerinnen und Bauern säen jetzt schon neue Gräser und
Pflanzenarten in die Wiesen und Weiden ein, um die vielen Hitzetage
im Sommer zu überstehen.“

Innovationen und Digitalisierung befördern Tierwohl und schaffen
Arbeitserleichterungen. Technischer Fortschritt und Digitalisierung
halten Einzug in den steirischen Milchviehbetrieben. „Innovationen
wie Melkroboter, Futteranschiebetechnik und Sensoren zur
Brunstüberwachung und Überwachung der Tiergesundheit erleichtern die
Arbeit und unterstützen Tiergesundheit sowie Tierwohl. Trotz dieser
Hilfsmittel ist der Mensch unerlässlich“ , betont der Kammerpräsident
. Das Smart-Phone ist für die Bäuerinnen und Bauern ein wichtiges
Steuerungsinstrument für die neuen Technologien. Alle entscheidenden
Daten, die der Melkroboter über die Qualität der Milch oder die
Tiergesundheit liefert, sind sofort über ein App am Handy verfügbar
und helfen den Bauern wichtige Entscheidungen zu treffen.

Tierärzt:innen spielen wichtige Rolle. Die Tiergesundheit hat
oberste Priorität auf den Milchviehbetrieben. Betriebe, die
Qualitätsrohmilch mit dem Label „AMA-Gütesiegel – Tierhaltung Plus“
herstellen, sind verpflichtet am Tiergesundheitsdienst teilzunehmen.
Im Fokus der Tierärzt:innen steht dabei die Tier- und
Eutergesundheit, zudem wird der Gesundheitsstatus der Tiere laufend
beobachtet. „Ähnlich wie in der Humanmedizin wird auch die
tierärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu einer wachsenden
Herausforderung. Die Landwirtschaftskammer arbeitet aktiv daran, eine
Unterversorgung zu vermeiden“ , hebt Steinegger hervor. In mehreren
steirischen Regionen ist die Notfallversorgung am Wochenende und in
den Nacht nicht mehr gewährleistet.

Margret Karelly, Milchbäuerin: „Herkunft und Tierwohl sind
eindeutig auf den ersten Blick erkennbar – damit ist ein bewusstes
und verantwortungsvolles Einkaufen möglich. Ich hoffe, dass unsere
Milch- und Milchprodukte eine neue Wertschätzung erfahren.“

Obmann Jakob Karner, Obersteirische Molkerei. „Die steirischen
Milchbäuerinnen und Milchbauern haben mit den neuen Tierwohlstandards
einen Meilenstein gesetzt. Die Obersteirische Molkerei erweitert
laufend ihre Produktpalette von Milch über Käse bis hin zu
Schlagobers, die das Qualitätszeichen ´AMA-Gütesiegel –Tierhaltung
Plus´ tragen. Damit grenzen wir uns von ausländischen No-Name-Waren
ab.“

Franz Spath, Stv. Obmann Steirermilch. „Es ist uns ein großes
Anliegen gemeinsam mit den Milchbäuerinnen und Milchbauern sowie den
in Österreich aktiven Molkereien ein starkes Zeichen in Richtung
Tierwohl zu setzen. Damit erfüllen wir die Wünsche und Forderungen
der Bevölkerung und hoffen, dass sie uns bei unseren
Tierwohlprodukten die Treue hält.“ Und weiter: „Die Berglandmilch
erwartet sich mit den neuen Tierwohl-Produkten am internationalen
Markt noch besser punkten zu können.“

Andreas Radlingmaier, Aufsichtsratsvorsitzender
Landgenossenschaft Ennstal. „Die Umsetzung der neuen Tierwohl-
Standards waren für die Ennstalmilch und für unsere Lieferanten, die
neue Auflagen umsetzen mussten, eine Herausforderung. Sehr froh bin
ich, dass wir die Tierärzte ins Boot holen konnten und damit die
Umsetzung gelungen ist. Die Branchenlösung ´AMA-Gütesiegel –
Tierhaltung Plus´ ist eine Win-Win-Situation für Milchbauern und
Konsumenten.“

Zahlen und Fakten. Die steirischen Milchviehbetriebe werden
jährlich weniger, die Anlieferungsmenge mit etwa 540.000 Tonnen
bleibt aber weitgehend stabil. Die Betriebe wachsen langsam, stoßen
vor allem im Berggebiet bereits an ihre Grenzen. Der
durchschnittliche Milchviehbetrieb hält in der Steiermark 22,9 Kühe (
2024), im Jahr 2021 waren es 19,4 Kühe. Im internationalen Vergleich
sind unsere Betriebe klein: die Slowakei hält im Schnitt 277
Milchkühe, Neuseeland 440, Dänemark 236 oder Deutschland 73 Kühe.
2024 gab es in der Steiermark 3.490 Milchviehbetriebe, um 3,8 Prozent
weniger als im Jahr davor. Zwei Drittel davon sind
Nebenerwerbsbetriebe – Milchviehhalter mit zwei Jobs. Ein Viertel der
Betriebe sind Biobetriebe.