Weltbienentag: Bienen sind mehr als Honiglieferanten – Tierärzt*innen fordern stärkeren Fokus auf Bienenmedizin

Wien (OTS) – Zum Welttag der Bienen machen Österreichs Tierärztinnen
und Tierärzte
auf die immense Bedeutung der Honigbiene und deren medizinische
Betreuung aufmerksam.
„Die Honigbiene zählt weltweit zu den wichtigsten Nutztieren – nach
Rind und Schwein ist sie das drittwichtigste landwirtschaftlich
genutzte Tier in Europa. Dennoch wird die Bienenmedizin noch immer
als Randgebiet betrachtet“, erklärt der Präsident der
Österreichischen Tierärztekammer Mag. Kurt Frühwirth.

Schon seit Jahrtausenden wird die Biene vom Menschen genutzt –
zunächst für Honig und Wachs, später auch in strukturierter Haltung.
Mit der Industrialisierung und Globalisierung kamen jedoch neue
Herausforderungen: Parasiten wie die Varroamilbe, eingeschleppte
Viren und Umweltgifte setzen den Bienen massiv zu. Die traditionelle
Imkerei allein kann diese Probleme längst nicht mehr bewältigen.

Zwtl.: Tierärztliche Kompetenz als Schlüssel

Aus diesem Grund bietet die Österreichische Tierärztekammer (ÖTK)
seit dem Jahr 2014 ein umfassendes Fortbildungs-Curriculum für
zukünftige Fachtierärzt*innen für Bienen an und vergibt den
Fachtierarzt für Bienen.

„Spätestens mit dem öffentlichen Schlagwort ‚Bienensterben‘ wurde
klar, dass auch veterinärmedizinisches Know-how notwendig ist“, so
wHR Dr. Robert Fink e.h., Vorsitzender der
Fachtierarztprüfungskommission Bienen. „Die moderne Bienenmedizin ist
mehr als Krankheitsbehandlung. Wir erfassen Krankheitsdaten und
interpretieren sie, verbinden Erhebungs- und Labordaten und
unterstützen die Erforschung neuer diagnostischer Möglichkeiten wie
z.B. den neuen Virus-Schnelltest, genannt VirusCheck, der
veterinärmedizinischen Virologie und wir setzen wissenschaftliche
Erkenntnisse in die Praxis um. Denn die Biene braucht uns – nicht nur
als Sympathieträgerin in der Öffentlichkeit, sondern als Patientin
mit komplexen gesundheitlichen Herausforderungen,“ betont Fink.
Besonders im Kampf gegen Viruserkrankungen und Resistenzen bei Varroa
-Behandlungen brauche es fundierte tierärztliche Begleitung.

Zwtl.: Gesunderhaltung im Fokus

„Alle neuen Gefahren für die Bienen, da sind die natürlich
vorkommenden Insekten nicht ausgenommen, sind vom Menschen gemacht
und bedürfen damit auch der menschlichen Hilfe bzw. wirksamer
Vorbeugungsmaßnahmen. Wir befinden uns damit nicht mehr nur im
Hobbybereich, sondern in einem Bereich mit großen Völkerzahlen und –
dichten mit Hochleistungstieren, die durch das Nektarangebot zu
Höchstleistungen getrieben werden und damit anfällig für Parasiten,
Viren und andere negative Einflüsse sind. Wie bei allen anderen
Nutztieren muss daher auch bei den Bienen die Gesunderhaltung und
die, wenn notwendig, eingesetzte Therapie Aufgabe von Tierärzt*innen
sein“, macht Fink deutlich.

„Seuchenhafte Erkrankungen gefährden nicht nur die Bienen,
sondern auch die gesamte Lebensmittelkette. Mit wissenschaftlich
fundierter Expertise und gesetzlicher Grundlagen – wie dem neuen
Tiergesundheitsgesetz, das seit 1.7.2024 in Kraft getreten ist –
setzen wir uns gezielt für die Gesunderhaltung der Bienenvölker ein.
Denn gesunde Bienen bedeuten nicht nur sichere Honigprodukte, sondern
auch eine funktionierende Landwirtschaft und Biodiversität. Die Biene
verdient unsere volle Aufmerksamkeit – heute und jeden Tag“, sagt
Frühwirth abschließend.