Wien (OTS) – „Wir begrüßen die Maßnahmen, die die Regierung als Folge
der
Katastrophe von Graz beschlossenen hat. Junge Menschen brauchen heute
mehr denn je psychologische, psychotherapeutische und
sozialarbeiterische Unterstützung – sowohl präventiv als auch in und
nach Belastungssituationen. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Wir
wissen seit Jahren, dass die jungen Generationen massiv psychisch
belastet sind. Die Akuthilfe jetzt ist darum gut und wichtig, aber
sie ist weit davon entfernt, eine neue Ära einzuleiten,“ so Christian
Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf.
Ursachen bearbeiten
„Auch nach einer Aufstockung bei Schulpsychologie, Schulsozialarbeit
oder offener Jugendarbeit wird noch immer nur ein sehr kleiner Teil
der Kinder und Jugendlichen Unterstützung bekommen. Es ist dringend
notwendig, die Ursachen für die umfassende psychische Krise der
jungen Generation zu identifizieren und zu bearbeiten“, so Moser.
„Junge Menschen fühlen sich stark belastet. Eine der Hauptursachen
dafür ist laut Studien das System Schule. Österreichische Schulen
sind kein kindgerechter Ort. Die Anzahl an Schüler*innen pro Klasse
ist hoch, die Besetzung mit Lehrer*innen zu gering. Die Schulinhalte
gehören reformiert ebenso wie die Unterrichtsstruktur und die
Schulkultur. Wir brauchen eine umfassende Bildungsreform, die das
tatsächliche Erleben des täglichen Schulalltages verbessert. Das
alles kann nur gelingen, wenn Kinder aktiv und intensiv in die
Weiterentwicklung einbezogen werden. Es ist nicht nachvollziehbar,
warum diese dringende Reform nicht endlich gestartet wird,“ so Moser.
Familien entlasten
Ebenso fordert SOS-Kinderdorf eine Entlastung für Familien. „Nicht
nur junge Menschen stehen unter Druck. Auch viele Eltern kommen mit
den unzähligen Anforderungen an sie nicht zurecht“, so Moser.
Psychologische Hilfe – etwa die Elternseite von Rat auf Draht – könne
unterstützen. Doch auch hier müsse man auf die Hintergründe schauen.
„Ein aktuelles Beispiel: Wir haben in Österreich rund 14 Wochen
Schulferien pro Jahr und kein flächendeckendes, qualitativ gutes
Betreuungsangebot, das für eine Durchschnittsfamilie geschweige denn
für finanziell benachteiligte Familien leistbar ist. Das führt zu
enormem Stress für Familien“, so Moser. „All das wissen wir und vor
allem auch die politisch Verantwortlichen seit Jahren. Das aktuelle
Maßnahmenpaket mit seinen finanziell bescheidenen Möglichkeiten wird
hier leider keinen Turnaround schaffen“, so Moser.