Patientenorientierte Gesundheitsforschung: LBG und BMFWF präsentieren drei neue, herausragende Klinische Forschungsgruppen

Wien (OTS) – Das vom Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und
Forschung (
BMFWF) gemeinsam mit der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ins
Leben gerufene Programm Klinische Forschungsgruppen (KFG) ist
Österreichs erste kollaborative Forschungsförderung mit klarem Fokus
auf patientenorientierte, medizinisch relevante Themen im Gebiet der
nicht-kommerziellen klinischen Forschung. Damit wurde 2022 eine
Förderlücke im klinischen Forschungsbereich geschlossen, um
Ergebnisse aus der Grundlagenforschung näher an die Patient:innen zu
bringen. Heute wurden im Rahmen eines Pressegesprächs gemeinsam mit
Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung Eva-Maria
Holzleitner, LBG-Präsidentin Freyja-Maria Smolle-Jüttner und
Vizerektorin für Forschung und Innovation der Medizinischen
Universität Wien Michaela Fritz drei neue KFG in den Bereichen
Onkologie und Neurologie vorgestellt.

Zwtl.: 24 Millionen Euro für klinische Forschung in Österreich

Mit einer Fördersumme von insgesamt 24 Millionen Euro aus Mitteln
des BMFWF und des Fonds Zukunft Österreich können sich mit
Unterstützung der LBG drei Forschungsgruppen vollständig auf ihre
Forschung fokussieren. „Das Förderprogramm unterstreicht Österreichs
Engagement für eine patient:innennahe und praxisorientierte klinische
Forschung. Wir sind damit nicht nur Förderin, sondern gestalten aktiv
mit: als Brückenbauerin zwischen Praxis und Wissenschaft. Wir sorgen
für evidenzbasierte Innovation in der Gesundheitsversorgung und
stärken dadurch den Gesundheits- und Forschungsstandort“, so Eva-
Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und
Forschung.

Auch LBG-Präsidentin Freyja-Maria Smolle-Jüttner zeigt sich
erfreut: „Das große Interesse an unserem KFG-Programm zeigt
eindrucksvoll, welches Potenzial in der klinischen Forschung in
Österreich steckt. Mit den drei neuen Klinischen Forschungsgruppen
setzen wir auf exzellente, interdisziplinäre Teams, die
wissenschaftliche Erkenntnisse unmittelbar zum Nutzen von
Patient:innen weiterentwickeln. Unser Ziel ist es, klinische
Forschung noch näher an die Bedürfnisse der Patient:innen
heranzuführen und gleichzeitig neue Impulse für exzellente
Wissenschaft im Bereich der Life Sciences zu setzen.“

„Das neue Programm setzt genau dort an, wo es am meisten
gebraucht wird: bei der Förderung von Synergien und einer
intensiveren Zusammenarbeit innerhalb unserer wissenschaftlichen
Community“, sagt Michaela Fritz, Vizerektorin für Forschung und
Innovation der MedUni Wien. „Gerade im Bereich der investigator-
driven studies – also wissenschaftsgetriebene Studien – sehen wir
einen enormen Bedarf. Die Klinischen Forschungsgruppen schaffen hier
nicht nur eine wertvolle Struktur, sondern ermöglichen es auch,
interdisziplinäre Forschung gezielt und nachhaltig zu stärken. Es ist
ein großartiges Programm, das langfristig zur strukturellen
Verbesserung unseres Forschungsstandorts beitragen wird.“

Zwtl.: Die drei KFG im Überblick: Lebensqualität bei Darm-,
Blasenkrebs und Epilepsie verbessern

Der diesjährige Call berücksichtigte gemäß der „EU-Mission
Cancer“ auch Krebsforschung. Nach einer umfassenden Ausschreibung
wurden die drei neuen Forschungsgruppen „CRC-Res“ , „StrikeBC“ und
„EPICONN“ von einer hochkarätigen internationalen Expert:innen-
Kommission ausgewählt und werden nun für bis zu acht Jahre und mit
jeweils bis zu ca. acht Millionen Euro gefördert:

Zwtl.: CRC-Res: Therapieresistenzen bei Darmkrebs mit
personalisierten Tumormodellen bekämpfen

Bei rund 50 Prozent der Patient:innen mit Darmkrebs ist eine
Heilung derzeit nicht möglich. Das Hauptproblem entsteht, sobald sich
Metastasen bilden und lediglich Chemo- oder Immuntherapie als
Behandlungsoptionen verbleiben. Zwar zeigen viele Betroffene zunächst
gute Therapieerfolge, doch im Verlauf entwickelt sich häufig eine
Therapieresistenz. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder Tumor
individuell ist – keiner gleicht dem anderen.

Die Klinische Forschungsgruppe „CRC-Res“ unter der Leitung von
Johannes Längle von der Medizinischen Universität Wien hat es sich
zur Aufgabe gemacht, mit personalisierten Tumormodellen neue
therapeutische Ansätze zu identifizierten, um Therapieresistenzen zu
bekämpfen. Dafür werden Stücke von Tumorgeweben entnommen und im
Labor gezüchtet, um so gezielt zu untersuchen, welche
Wirkstoffkombination den besten therapeutischen Effekt verspricht.

Zwtl.: StrikeBC: Überlebenschancen und Lebensqualität von Menschen
mit Blasenkrebs verbessern

Blasenkrebs ist weltweit die neunthäufigste Krebserkrankung – und
die Zahl der Betroffenen nimmt stetig zu. Die Krankheit belastet
nicht nur die Patient:innen stark, sondern auch das gesamte
Gesundheitssystem. Eine besondere Herausforderung bei der Behandlung
ist der individuell sehr unterschiedliche Krankheitsverlauf.

Unter der Leitung von Bernhard Englinger von der Medizinischen
Universität Wien verfolgt die Klinische Forschungsgruppe „StrikeBC“
das Ziel, die Behandlung von Blasenkrebs gezielter, individueller und
schonender zu gestalten. Dafür werden eine Vielzahl an Informationen
gesammelt – zum Beispiel aus Blut- und Gewebeproben, bildgebenden
Untersuchungen und aus Laborexperimenten mit Modellen, die die
Krankheit nachbilden. Mithilfe moderner Datenanalyse-Methoden wird
anschließend untersucht, wie diese Informationen zusammenwirken. Das
Forschungsziel ist, Behandlungen zu entwickeln, die individuell auf
jede Person zugeschnitten sind und so die Überlebenschancen und
Lebensqualität von Menschen mit Blasenkrebs spürbar zu verbessern.

Zwtl.: EPICONN: Vorausschauende und personalisierte Behandlung für
fokale Epilepsie

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die wiederkehrende
Anfälle verursacht. Wenn diese Anfälle von bestimmten Bereichen des
Gehirns ausgehen, spricht man von einer fokalen Epilepsie. Diese kann
sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit
beeinträchtigen, das Sozialleben einschränken und die Lebenserwartung
verringern. Bei den meisten Betroffenen lassen sich die Anfälle mit
Medikamenten kontrollieren. Allerdings spricht etwa ein Drittel der
Patient:innen nicht auf die medikamentöse Behandlung an.

Ein neuer wissenschaftlicher Ansatz geht davon aus, dass die
Ursachen der Epilepsie nicht auf einzelne Hirnregionen beschränkt
sind, sondern weite Netzwerke im Gehirn betreffen. Die
Forschungsgruppe „EPICONN“ unter der Leitung von Silvia Bonelli-Nauer
von der Medizinischen Universität Wien hat sich zum Ziel gesetzt,
diese komplexen Veränderungen zu identifizieren. Dazu werden
biologische Merkmale des Gehirns – sogenannte Biomarker –
identifiziert. Diese ermöglichen es, die individuell bestmögliche
Behandlung schneller zu finden. Darüber hinaus liefern sie
Erkenntnisse darüber, wie sich Epilepsie auf das Gehirn auswirkt,
welche Faktoren zusammenhängen, wie sie sich auf den Therapieverlauf
auswirken und wer besonders unter Begleiterscheinungen leidet. Das
Ziel ist eine vorausschauende und personalisierte Behandlung, die die
Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie deutlich verbessert.

In den ersten vier Jahren sollen 300 Personen mit fokaler
Epilepsie zur Teilnahme an der Studie eingeladen werden. In einer
zweiten Förderperiode über weitere vier Jahre sollen die gewonnenen
Erkenntnisse in mehreren österreichischen Epilepsiezentren in die
Praxis umgesetzt werden.

Nächste KFG-Ausschreibung 2026

Für 2026 ist bereits die nächste Antragsrunde für das
Förderprogramm der LBG Klinische Forschungsgruppen vorgesehen.
Aktuelle Ausschreibungsunterlagen werden rechtzeitig auf der Website
der LBG unter https://lbg.ac.at/kfg/ veröffentlicht.