Wien (OTS) – Die Bedingungen für klinische Forschung sind in Europa
und damit auch
in Österreich schwierig. Komplexe Regulatorien, fragmentierte
Forschungsdatenlandschaften und wenig finanzielle Anreize machen
anspruchsvolle Arzneimittelprüfungen zunehmend herausfordernd. Das
zeigen auch die Zahlen. Im Vergleich zu anderen Weltregionen, etwa
den USA, ist Europa bei der Genehmigung neuer Studien deutlich
langsamer. Der Anteil klinischer Prüfungen im Europäischen
Wirtschaftsraum (EWR) ist von 22 % im Jahr 2013 auf nur noch 12 % im
Jahr 2023 gesunken.
Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG, betont anlässlich
des Welttags der klinischen Forschung am 20. Mai deren Bedeutung und
weist auf bestehende Herausforderungen hin: „Die Entwicklung neuer
Therapien ist langwierig, wissenschaftlich komplex und streng
reguliert. Sie ist zudem mit hohen Kosten und unternehmerischem
Risiko verbunden. Nur ein Bruchteil der untersuchten Wirkstoffe
schafft es tatsächlich bis zur Zulassung als neue Therapie. Damit
Österreich im Sinne eines ‚Made in and with Austria‘ weiterhin Teil
dieser wichtigen Forschungstätigkeiten sein kann, müssen wir
forschungsstarke Unternehmen im Land halten, neue gewinnen und ein
dynamisches Life-Sciences-Ökosystem schaffen. Das lässt sich
beispielsweise durch gezielte Investitionen in Digitalisierung und
die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft erreichen.“
Zwei wichtige Maßnahmen, die auch von Behördenseite als
standortrelevant erachtet werden, konnten jüngst realisiert werden:
Bei klinischen Prüfungen, die sowohl Arzneimittel als auch
Medizinprodukte betreffen (sogenannte Kombinationsstudien), wurden
die regulatorischen Abläufe vereinfacht. Eine neue Verordnung
harmonisiert die Zuständigkeiten der Ethikkommissionen und ermöglicht
eine koordinierte Begutachtung. Das verkürzt die Vorlaufzeit deutlich
und erlaubt schnellere Studienstarts. Auch bei mononationalen
Studien, also klinischen Prüfungen, die EU-weit ausschließlich in
einem einzigen Land durchgeführt werden, hat Österreich Effizienz
geschaffen: Hier kann auf die sonst nötige Koordinierung mit anderen
EU-Mitgliedstaaten verzichtet werden. Die Genehmigungsdauer wird
dadurch erheblich verkürzt.
Ein weiterer positiver Impuls kommt von europäischer Seite: Mit
der interaktiven Clinical Trials Map der European Medicines Agency (
EMA) ist erstmals auf einen Blick ersichtlich, wo in Europa Studien
stattfinden und welche Indikationen sie betreffen. Ein Filtersystem
ermöglicht das gezielte Suchen, beispielsweise nach Studien, die
aktuell Teilnehmende rekrutieren. Das schafft EU-weit mehr
Transparenz und fördert Sichtbarkeit, Kooperation und Effizienz in
der klinischen Forschung.
Trotz dieser vereinzelten positiven Signale bleibt noch viel zu
tun, um weiterhin frühzeitigen Zugang zu oft lebensrettenden
Innovationen für Patientinnen und Patienten in Österreich und der EU
sicherzustellen. Verbandsvertreter Herzog richtet seinen Appell an
die Politik: „Jetzt ist es entscheidend, dem Abwärtstrend mit
vereinten Kräften entgegenzuwirken und forschungsfreundlichere
Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige
Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit
hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand Mai 2025), die den
Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre
Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit
mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und
Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.