Klagenfurt/Oberwaltersdorf (OTS) – Unter dem Titel „EPSolutely
kreislauffähig! Game Changer: Wie
Styropor zum Wertstoff wird“ veranstaltete die Güteschutzgemeinschaft
Polystyrol-Hartschaum (GPH) eine hochkarätig besetzte
Informationsveranstaltung im Lakeside Science & Technology Park in
Klagenfurt. Ziel war es, die vielschichtigen Ergebnisse des vom FFG
geförderten Forschungsprojekts „EPSolutely“ vorzustellen und einen
Blick auf die Zukunft der Kreislaufwirtschaft von EPS (expandiertes
Polystyrol, umgangssprachlich Styropor) zu werfen.
Zwtl.: EPSolutely: Von der Idee zur Umsetzung
Im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts EPSolutely, unter
Leitung von Fraunhofer Austria, wurde ein umfassendes System zur
Verwertung von EPS-Abfällen entwickelt. Ziel war es, das Material in
einem geschlossenen Kreislauf zu führen – von Verpackungen über
Baustellenverschnitt bis hin zu Abbruchmaterialien. Getestet wurden
verschiedene Recyclingverfahren, darunter mechanisches und
lösungsmittelbasiertes Recycling, ebenso wie Softwarelösungen zur
digitalen Erfassung und Rückholung. Heute, am Ende der Pilotphase,
präsentiert sich ein funktionierendes Modell mit strukturierter
Logistik, flächendeckender Sammlung und erfolgreicher Aufbereitung zu
qualitativ hochwertigem rEPS (recyceltem EPS). Die Veranstaltung in
Klagenfurt war somit nicht nur ein Rückblick auf die Projektarbeit,
sondern markierte auch den Übergang zur industriellen Umsetzung.
Zwtl.: Roland Hebbel (GPH-Obmann): EPS ist der Wertstoff der Zukunft
Den Auftakt machte Roland Hebbel, Obmann der GPH, mit einem
klaren Statement: „ Das EPSolutely-Projekt zeigt, dass expandiertes
Polystyrol der ‚Wertstoff der Zukunft ‘ ist.“ Er betonte die Vision,
dass heutige Dämmplatten als Rohstoff für morgen dienen können – ohne
den Einsatz primärer Ressourcen. EPSolutely sei kein gewöhnliches
Recyclingprojekt, sondern ein maßgeschneidertes
Kreislaufwirtschaftsmodell, das den Materialfluss optimiert, die
Ressourcennutzung maximiert und zugleich CO₂-Emissionen reduziert.
Zwtl.: EPSolutely im Überblick
Stephan Keckeis (Fraunhofer Austria) erläuterte die grundlegenden
Ziele des Projekts: 80% der Baustellenabfälle, 50% der Abbruchabfälle
und 70% der Verpackungsabfälle sollen künftig in den
Recyclingkreislauf überführt werden. Erste Pilotversuche zeigten,
dass die technischen und logistischen Hürden überwindbar sind. „Die
Digitalisierung des Sammelprozesses – etwa durch den Einsatz von
Säcken mit QR-Codes, RFID-Tags oder Barcodes – wurde zunächst in
Pilotprojekten getestet und anschließend österreichweit
implementiert. Eine eigens entwickelte App ermöglicht dabei eine
effiziente und transparente Abwicklung des EPS-Sammelprozesses“, so
Keckeis.
Zwtl.: Fokus Verpackung: Wiederverwertung statt Müllverbrennung
Markus Kraft (HIRSCH Servo AG) präsentierte die Fortschritte im
Bereich EPS-Verpackung. Bis dato endet der Lebenszyklus meist in der
thermischen Verwertung oder in Styroporbeton, wo EPS nicht wieder
zurückgewonnen werden kann. EPSolutely zeigte, dass mechanisches wie
auch lösungsmittelbasiertes Recycling technisch machbar ist.
Besonders durch den Einsatz von rEPS lässt sich der CO₂-Fußabdruck
deutlich reduzieren – laut Versuchen am Beispiel MA48 sowie weiteren
Berechnungen um bis zu 75%. Kraft : „Nur durch enge Zusammenarbeit
entlang der gesamten Wertschöpfungskette und über nationale Grenzen
hinaus kann echte Kreislaufwirtschaft gelingen.“
Zwtl.: ARA im Einsatz für Verpackungsrecycling
Dr. Harald Hauke (Altstoff Recycling Austria AG) verdeutlichte,
wie ARA als Sammel- und Verwertungssystem zur Erreichung der
Mindesteinsatzquoten (PPWR-Vorgaben) beiträgt. EPSolutely liefere
dafür einen wichtigen Baustein. In Zukunft wird es durch
Kompaktierung möglich sein, einen LKW mit 15 t EPS zu beladen. Ziel
sei ein geschlossener Stoffkreislauf, bei dem Verpackung zu
Verpackung wird – ein echter Game Changer.
Zwtl.: EPS-Baustellenabfälle: Der österreichweite Recyclingservice
startet
Christoph Pröbstl (Austrotherm GmbH) präsentierte das Projektfeld
„Baustelle“. Seit Ende 2024 läuft eine Initiative zur Sammlung von
EPS-Verschnittmaterial von Baustellen. Das Rückholsystem nutzt
speziell designte, mit QR-Code und Barcode versehene Sammelsäcke, die
über eine App zur Abholung angemeldet werden können. „Wir haben eine
leicht erweiterbare Lösung geschaffen, die über Unternehmensgrenzen
hinaus funktioniert und nur noch breiter kommuniziert werden muss“,
so Pröbstl.
Zwtl.: EPS-Abbruch: Das schwierigste Material wird recycelt
Dr. Gernot Peer (SUNPOR Kunststoff GmbH) sprach über das
Projektfeld „Abbruch“. Stark verunreinigtes EPS, teils mit Altlasten
wie HBCD, stellte das Projekt vor große Herausforderungen. Dennoch
zeigen Pilotversuche mit dem CreaSolv-Prozess, dass sogar solch
belastetes Material aufbereitet und zu rEPS verarbeitet werden kann.
Peer: „Kollaborative Projekte wie EPSolutely sind essenziell, um
systemische Herausforderungen zu lösen.“
Zwtl.: Podiumsdiskussion zur Zukunft der EPS-Kreislaufwirtschaft
In der abschließenden Diskussion mit Vertreter:innen von ARA,
EUMEPS, Plastics Europe, Austrotherm und PORR wurde deutlich: Der
Schlüssel zum Erfolg liegt in der gemeinsamen Umsetzung. Jürgen Lang
(EUMEPS) bezeichnete EPSolutely als „europäisches Leuchtturmprojekt“.
Sabine Nadherny-Borutin (Plastics Europe Austria) hob die CO₂-
Einsparungspotenziale hervor, während Sabrina Seebacher (PORR) die
Anwendungsmöglichkeiten im Bauwesen unterstrich. Heimo Pascher (
Austrotherm GmbH) betonte die Bedeutung unternehmensübergreifender
Kooperationen: „Das Projekt EPSolutely beweist, dass
unternehmensübergreifende Zusammenarbeit entscheidend ist, um
nachhaltige Veränderungen zu bewirken. EPS-Dämmstoffe eignen sich
hervorragend für Recycling und wir sind überzeugt, dass die
Kreislaufwirtschaft der Schlüssel für eine klimafreundliche Zukunft
ist.“
Zwtl.: Fazit & Ausblick
Roman Eberstaller (GPH) schloss die Veranstaltung mit einem
Plädoyer für differenzierte Recyclingwege, die sich an
Energieverbrauch und CO₂-Reduktion orientieren. „ EPSolutely hat
gezeigt, dass es keine Universallösung gibt – aber viele konkrete
Wege, wie EPS zukunftsfähig im Kreislauf gehalten werden kann. Als
GPH sind wir stolz darauf, im Rahmen dieses österreichischen Projekts
wesentliche Beiträge zur Entwicklung eines geschlossenen EPS-
Kreislaufs geleistet und damit eine Vorreiterrolle übernommen zu
haben. “
Präsentationen der Vortragenden sowie Fotomaterial von der
Veranstaltung finden Sie unter https://epsolutely.at/event-epsolutely
-kreislauffaehig/