Wien / Brüssel (OTS) – ACHTUNG, SPERRFRIST BIS 01. JULI 2025, 06:00
UHR BEACHTEN!
Die Umweltorganisation Greenpeace und die Umwelt- und
Menschenrechtsorganisation Fern warnen vor der Aushöhlung des EU-
Waldschutzgesetzes (EUDR) und fordern eine konsequente und
vollständige Umsetzung. Seit die EUDR 2023 beschlossen wurde, wird
sie immer wieder von EVP und rechten Parteien angegriffen, mit dem
Ziel, sie zu verhindern. So wird sie u.a. als “Bürokratiemonster”
bezeichnet. Forstwirt Carl Sondermann hat das EUDR-Online-System für
die Organisationen getestet und kommt zu dem Ergebnis: “Nicht
schwerer als online einen Urlaub zu buchen!” Bereits in der kommenden
Plenarsitzung im Juli ist mit dem nächsten Vorstoß zu rechnen. So
wird über die Einführung einer sogenannten “Nullrisiko”-Kategorie
abgestimmt. Greenpeace und Fern kritisieren, dass damit die teils
erheblichen Waldprobleme in der EU (wie z.B. Walddegradierung,
Ausbreitung von Kahlflächen, illegale Abholzungen) verleugnet und
illegale Holzimporte befeuert würden.
Die EUDR soll sicherstellen, dass beispielsweise nur mehr
Holzprodukte aus verantwortungsvollen Lieferketten in der EU
gehandelt werden – die also weder Umweltzerstörung noch
Menschenrechtsverletzungen verursacht haben. Je risikoreicher ein
Land eingestuft wird, desto mehr Kontrollen sollen stattfinden. Mit
der Einführung einer “Null-Risiko”-Kategorie würden Produkte aus
Ländern, wie z.B. Österreich, automatisch als risikoarm eingestuft
werden – und dementsprechend nicht nach der EUDR kontrolliert werden.
Ursula Bittner von Greenpeace betont: „Allein im Jahr 2024 wurden
laut Global Forest Watch weltweit 6,7 Millionen Hektar Tropenwälder
zerstört – eine Fläche so groß wie Panama. Die Europäische Union ist
einer der größten Treiber der weltweiten Entwaldung. Auch wenn die
derzeitige Risikoeinstufung in der EUDR die wahren Umwelt- und
Menschenrechtsverletzungen nicht korrekt abbilden, ist es ein
wichtiger erster Schritt, um das Gesetz auf den Boden zu bringen.
Klar ist: Unternehmen und Betriebe müssen – egal wie oft sie
kontrolliert werden – der Sorgfaltspflicht nachkommen und
garantieren, dass ihre Produkte frei von Umweltzerstörung und
Menschenrechtsverletzungen sind. Das österreichische
Landwirtschaftsministerium und die Abgeordneten der EVP im EU-
Parlament versuchen hingegen, das zu untergraben. Dabei sind Wälder
unsere Lebensversicherung gegen die eskalierende Klima- und
Artenkrise – sie zu schützen heißt letztlich, uns selbst zu
schützen.”
Die Einführung einer „Null-Risiko-Kategorie“ innerhalb des
Benchmarking-System für EU-Länder lehnen die Organisationen klar ab.
Matthias Schickhofer erklärt dazu: „In der EU nimmt die reale
Baumüberschirmung ab und es stehen immer weniger Bäume auf den als
Wald gewidmeten Flächen. In Deutschland sind seit 2018 bereits mehr
als 600.000 ha Nadelholzforste abgestorben und wurden meist
großflächig geräumt. Auch in Österreich kollabieren Nadelholzbestände
auf großer Fläche und es entstehen Kahlflächen, etwa im Waldviertel
und in Osttirol. In Ländern wie Schweden und Finnland sind riesige
Kahlschläge omnipräsent. Naturwälder werden verstärkt durch
Monokulturen ersetzt, auch in EU-Schutzgebieten. In Ländern wie
Rumänien gibt es illegale Abholzungen. Angesichts dieser Fakten kann
nicht von einem ‚Nullrisiko‘ für die Wälder in der EU gesprochen
werden. Eine “Nullrisiko”-Generalausnahme würde die EUDR aushöhlen
und außerdem – mangels Kontrollen – illegale Holzimporte befeuern.”
Der Forstwirt Carl Sondermann (Ökodorf Sieben Linden, Deutschland
) hat das EU-Online-System “Traces” in der Praxis getestet.
Sondermann berichtet: “Pro Holzverkauf muss eine Sorgfaltserklärung
für die verkaufte Holzmenge mit einer gesammelten Herkunftsangabe
angegeben werden. Diese Sorgfaltserklärungen sind ohne großen Aufwand
machbar. Ein Herkunftsnachweis mit GPS-Koordinaten für jeden
einzelnen Baumstamm ist nicht erforderlich. Wir verkaufen etwa 3-5
mal / Jahr Holz. Die Nutzerfreundlichkeit des Systems und die
deutsche Übersetzung sind zwar noch verbesserungsbedürftig, das
System ist aber sicher kein ‘Bürokratiemonster’, das Forstbetriebe in
ihrer Existenz bedroht. Besondere Unterstützung für
Kleinwaldbesitzende für die digitale Erfassung ihrer Bestände wäre
aber nützlich.”
Die EUDR will als weltweit erstes Gesetz, sowohl die „Entwaldung“
(Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen) als auch
„Walddegradierung“ (etwa Ersatz von Naturwäldern durch Monokulturen)
und illegale Abholzungen bekämpfen. Die Verordnung wurde 2023 mit
sehr großer Mehrheit im EU-Parlament beschlossen, wird aber seither
immer wieder angegriffen, besonders von EU-Ländern mit
einflussreicher Holzindustrie wie Österreich oder Schweden.
“Die EU-Waldschutzverordnung ist ein entscheidendes Instrument,
um der eskalierenden Klima- und Waldkrise endlich wirksam entgegen zu
treten. Wir fordern Österreich, die EU-Mitgliedstaaten und ihre
Abgeordneten daher sehr eindringlich auf, sich konstruktiv dafür
einzusetzen, die EUDR in ihrer jetzigen Form konsequent umzusetzen“ ,
betonen Bittner und Schickhofer abschließend.
Faktencheck & weiterführende Informationen zum EUDR-Konflikt:
http://bit.ly/3GkX7Im
Video zur Test des EUDR-Online Systems: