Bregenzer Festspiele – Babler: „Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass in Österreich wieder groß geträumt werden kann“

Wien (OTS) – Im Rahmen der Eröffnung der Bregenzer Festspiele betonte
Vizekanzler
und Kulturminister Andreas Babler heute, Mittwoch, dass die
Festspiele nicht nur ein Ort der Kultur sind, sondern auch ein Ort
der Begegnung und des Gedankenaustauschs. Die Kunst könne unsere
Köpfe und Herzen öffnen und sei „wie der Treibstoff einer echten
demokratischen Debatte“, so Babler, der vor autoritären Tendenzen
warnte, die unsere Demokratie, Institutionen und Rechtsstaatlichkeit
gefährden: „Wenn wir unsere liberale Freiheit aufrechterhalten
wollen, müssen wir uns um unsere soziale Freiheit kümmern: die
Freiheit, ein Leben ohne Armut zu führen, sich entfalten und
teilhaben zu können“, so Babler. Darum müsse sich die Politik
vergegenwärtigen, dass jede Mieterhöhung auch die Sorgen erhöht: „Bei
steigenden Preisen schrumpfen die Träume. Unsere Aufgabe ist es,
dafür zu sorgen, dass in Österreich wieder groß geträumt werden
kann“, so Babler, der betonte, dass „die Zukunft unsere Demokratie
davon abhängt, wie wir miteinander umgehen, ob wir aufeinander
zugehen und solidarisch sind“. *****

„Unsere Demokratie wurde aus dem radikalen Gedanken geboren, dass
jeder Mensch gleich viel wert ist und gleich viel mitbestimmen kann.
Diesen radikalen Gedanken sollten wir ernst nehmen“, so Babler, der
betonte, dass die soziale Säule der Demokratie schwächer geworden
ist: „Es geht darum, dass uns eine Gewissheit abhandengekommen ist;
die Gewissheit, dass die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft
funktioniert, uns allen nützt und dass der Erfolg Österreichs unser
aller Erfolg ist.“ Es habe sich etwas verschoben, so Babler, der
festhielt, dass die reichsten fünf Prozent in Österreich so viel
besitzen wie die übrigen 95 Prozent: „Es ist eine schlechte Nachricht
für unsere Demokratie, dass die Vermögensverteilung in den westlichen
Industrieländern heute eher an das absolutistische Frankreich
erinnert als an die vergleichsweise egalitären 1960er-Jahre.“

Diese ungleiche Verteilung habe zwei konkrete Auswirkungen auf
unser Zusammenleben: „Erstens haben immer mehr Menschen das Gefühl,
dass dieses Land sie vergessen hat und sie nicht am Erfolg
Österreichs teilhaben können.“ Zweitens bedeuten ökonomisch ungleiche
Lebensverhältnisse nicht nur ungleiche Kontostände, „sie bedeuten,
dass uns das Gemeinsame und die Fähigkeit, uns in andere
hineinzuversetzen, abhandenkommen“, so Babler, der betonte: „Wenn die
Herzen kalt sind, werden die Ellbogen ausgepackt. Statt der Empathie
wird der Egoismus kultiviert.“

„Wenn Kinder gar nicht erst zu träumen beginnen können, weil ihre
Eltern arm sind und ihre Chancen gering, dann schädigt das auch die
Vielfalt unserer Demokratie“, so Babler, der betonte: „In jedem
Menschen steckt ein ganzes Universum. Ein Universum voller Träume,
Sorgen und Wünsche. Wenn wir diese Vielfalt ernst nehmen, bewahren
wir den radikalen Gedanken, auf dem unsere Republik gründet: Dass
jede und jeder zählt“, sagte Babler, der sich bei allen Mitwirkenden
der Bregenzer Festspiele bedankte: „Ihre Arbeit hilft dabei, das
Beste in uns zu kultivieren: unsere Fähigkeit zur Empathie. Sie ist
kein Luxus, sondern der Grundpfeiler der Demokratie“, so Babler. (
Schluss) ls/bj