Wien (OTS) – Wien hat bereits um die Jahrhundertwende Maßstäbe im
materialeffizienten Bauen gesetzt – mit innovativen Mehrzweckgebäuden
aus Eisenbeton, die bis heute das Stadtbild prägen. Der Architekt und
Publizist Otto Kapfinger hat diese wegweisenden Bauten in einem
Forschungsprojekt eingehend untersucht, unterstützt von Beton Dialog
Österreich und der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie.
Das Wien Museum widmet ihnen ab 22. Mai 2025 die Ausstellung
„Eisenbeton. Anatomie einer Metropole“.
In der Ausstellung werden architektonische Meilensteine gezeigt,
die nicht nur Baugeschichte geschrieben haben, sondern auch
eindrucksvolle Zeugen eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen sind.
Denn die meisten Gebäude werden heute noch zum Wohnen oder als Büro
und für Kultur genutzt. Was vor über 100 Jahren eine Revolution im
Bauwesen einleitete, ist heute aktueller denn je: Der Anspruch, mit
minimalem Materialeinsatz maximal langlebige und vielseitig nutzbare
Gebäude zu schaffen. Der Baustoff Beton spielte dabei eine zentrale
Rolle – und tut es bis heute. Seine hohe Tragfähigkeit, die
Flexibilität bezüglich Grundrisse wie auch die zeitlose Architektur
ermöglichten bereits um 1900, weitgespannte Räume zu realisieren, die
neue Maßstäbe im urbanen Bauen setzten. Entstanden sind dabei
visionäre Mehrzweckbauten: Wohn- und Geschäftshäuser mit loftartigen
Werkstätten, integrierten Theatern und Kinos oder funktionale
Fabriken, viele davon noch heute im Gebrauch.
Diese ingenieurtechnischen Pionierleistungen stehen im Zentrum
der Ausstellung „Eisenbeton. Anatomie einer Metropole“ im Wien
Museum. Mit Modellen, Plänen und Fotografien, Gemälden, Plakaten und
originalen Ausstattungsstücken werden berühmte und weniger bekannte
Eisenbetonbauten in Wien um 1900 und ihre zentrale Rolle im Alltag
der Menschen vorgestellt. Auch heute ist der Baustoff Beton
unverzichtbar, sowohl im Gebäudesektor als auch im Infrastruktur-
Ausbau, für die Mobilitäts- und die Energiewende. Materialeffizienz
spielt dabei nach wie vor eine große Rolle, zum Beispiel bei 3D-
Druckverfahren, durch die bis zu 40 Prozent des Betons eingespart
werden können.
Zwtl.: Materialeffizienz als Bauprinzip – damals wie heute
Was heute gut erforscht und mit Programmen und Modellen simuliert
und berechnet werden kann, erforderte um die Jahrhundertwende mutige
Planer und Bauherren. „Fast ein Jahrzehnt lang wurden mit Beton
Gebäude gebaut, für die es – im Gegensatz zu den konventionellen
Bauweisen – weder verbindliche Normen gab noch langfristig gesicherte
Erfahrungswerte“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung
der Österreichischen Zementindustrie und Vorstand von Beton Dialog
Österreich. Dementsprechend spielten Wiener Bauherren und Planer um
1900 eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung innovativer
Betonstrukturen, die unter anderem in Otto Wagners Postsparkasse oder
dem Geschäftshaus Goldman & Salatsch von Adolf Loos zum Einsatz
kamen. Innovative heimische Bauunternehmen wie Pittel & Brausewetter,
Wayss & Co. oder Porr sammelten in dieser Aufbruchszeit wertvolle
Erfahrungen und leisteten wesentliche Beiträge im Hochbau. Zudem
wurde um die Jahrhundertwende unermüdlich geforscht, Baustatik,
Baumechanik und Bauphysik wurden stetig und signifikant verbessert,
z. B. durch neue Methoden im Gewölbe- und Skelettbau.
Die revolutionären Innovationen um die Jahrhundertwende waren nur
der Anfang. Modernes Bauen erfordert heute mehr denn je den sparsamen
Einsatz von Ressourcen. Gefragt sind langlebige, anpassungsfähige
Bauwerke mit möglichst geringem ökologischem Fußabdruck über ihren
gesamten Lebenszyklus. Beton überzeugt dabei durch seine
Tragfähigkeit und Flexibilität, durch die hohe Widerstandsfähigkeit,
Wartungsarmut und Recyclingfähigkeit. Ob in modularer Bauweise, für
flexible Grundrisse oder zur thermischen Speicherung – der Baustoff
ermöglicht nachhaltige Konzepte, die sich an wechselnde Nutzungen und
Anforderungen anpassen, ganz im Sinne einer langfristigen Baukultur.
Weiterführende Informationen
Beton Dialog Österreich: https://www.betondialog.at
Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie:
https://www.zement.at/
Leichter bauen mit Beton durch 3D-Druckverfahren:
https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/planet-
research/einzelansicht/article/leichter-bauen-mit-beton/