AK Stilling zu Pensionsdebatte: Wo sind die Arbeitsplätze für Ältere?

Wien (OTS) – „Wer fordert, dass Menschen länger arbeiten sollen, muss
ihnen zuerst
mal die Arbeitsplätze dafür zur Verfügung stellen“, kommentiert Ines
Stilling, AK Bereichsleiterin Soziales, die aktuelle Pensionsdebatte.

Die Finanzierung des Pensionssystems entscheidet sich nämlich
nicht am Aktienmarkt oder mit Kürzungen, sondern vor allem am
Arbeitsmarkt. Hier ist bei der Beschäftigung von Menschen ab 60
dringender Handlungsbedarf gegeben. Statt zu fordern, mittels
arbeitnehmerfeindlicher Reformen das Pensionssystem neu zu gestalten
und das gesetzliche Pensionsalter anzuheben, gilt es, das faktische
Pensionsantrittsalter genauer zu beleuchten. Und da zeigt sich ganz
klar: Das ist seit 2000 bei den Männern von 58,5 auf 62,4 Jahre, also
um 3,9 Jahre, und bei den Frauen von 56,8 auf 60,4, also um 3,6
Jahre, gestiegen.

Die wahre Herausforderung liegt woanders: Rund 30 % aller
mittleren und großen Betriebe haben überhaupt keine Mitarbeiter:innen
über 60 angestellt. Ein höheres gesetzliches Pensionsalter bedeutet
also nicht automatisch längeres Arbeiten, sondern viel zu oft mehr
Jahre in Krankenstand oder Arbeitslosigkeit. Auch das WIFO bestätigt:
Die Arbeitslosenquote der über 60-Jährigen steigt ohne Gegenmaßnahmen
bis 2030 auf unfassbare 13 %!

„Es kann doch nicht sein, dass zahlreiche Unternehmen ihre
Verantwortung sozialisieren und die Menschen vor dem Pensionsantritt
der Arbeitslosigkeit überlassen. Jene Betriebe, die sich ihrer
gesellschaftlichen Verantwortung entziehen, sollen dafür einen
Ausgleichsbetrag leisten“, fordert Stilling erneut ein Bonus/Malus-
System für Älterenbeschäftigung. Gleichzeitig gilt es, endlich die
Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz und in der Gesundheitsversorgung zu
schaffen, die es den Menschen ermöglichen, gesund bis zum
Pensionsalter beschäftigt zu bleiben.