Vierfacher Erfolg: EU-Awards für Österreichs Rohstoffe

Redaktion

Vier Auszeichnungen für Österreichs Rohstoffbranche bei den Sustainable Development Awards in Brüssel: Bedeutung, Projekte, Zahlen und Blick nach vorn. Am 2. Dezember 2025 rücken Leistungen aus Salzburg, Wien und ganz Österreich ins europäische Scheinwerferlicht – mit konkreten Effekten für Baustellen, Gemeinden und Naturräume im Land. Was hinter den Preisen steckt, welche Projekte überzeugen und warum die Entscheidung einer Fachjury in Brüssel für die regionale Versorgung mit Sand, Kies, Schotter und Naturstein in Österreich relevant ist: Hier sind Hintergründe, Einordnungen und Perspektiven – sachlich, verständlich und mit Fokus auf Auswirkungen für Bürgerinnen und Bürger.

Vierfacher Erfolg bei Sustainable Development Awards 2025

Österreichs Rohstoffbranche hat bei den Sustainable Development Awards 2025 des europäischen Gesteinsverbands Aggregates Europe in Brüssel gleich vier Auszeichnungen geholt. Insgesamt wurden 66 Projekte aus 16 Ländern eingereicht, Österreich war mit sechs Projekten vertreten. Eine internationale Jury bewertete die Einreichungen in den Kategorien Umwelt, Wirtschaft, Gesundheit und Sicherheit sowie Kommunikation. Geehrt wurden Spitzenleistungen, die zeigen, wie mineralische Baurohstoffe heute umweltbewusst, sozial eingebettet und wirtschaftlich sinnvoll gewonnen werden.

Ausgezeichnet wurde unter anderem der langjährige Dialogprozess „BürgerBeirat Gartenau – Umweltmediation: Erfolgsrezept Dialog“ der Leube Zement GmbH in Salzburg. Ebenfalls aus Salzburg stammt das Projekt „Saxicola rubetra – Ein neuer Lebensraum für das Braunkehlchen“ der Lungauer Sand- und Kieswerk Lassacher GmbH & Co KG, das in der Kategorie Umwelt mit einer Special Mention gewürdigt wurde. Darüber hinaus erhielt das Forum mineralische Rohstoffe gleich zwei Ehrungen: zum einen für die fachlichen Leistungen seiner Geschäftsführerin Petra Gradischnig in der europäischen Zuschlagstoffindustrie, zum anderen für das Verbandsprojekt „Österreichs Rohstoffbetriebe als Trittsteinbiotope für bedrohte Tier- und Pflanzenarten“, das gemeinsam mit BirdLife Österreich umgesetzt wird.

Verliehen wurden die „Sustainable Development Awards 2025“ am 26. November im Konzertsaal „La Madeleine“ in Brüssel. Von 66 Einreichungen erhielten neun Unternehmen eine Trophäe, neun weitere wurden mit einer Special Mention gewürdigt. Österreichs starker Auftritt unterstreicht, dass die Branche nicht nur liefert, was Bau und Infrastruktur brauchen, sondern sich auch im Umwelt- und Sozialbereich anspruchsvollen Maßstäben stellt.

Die Relevanz für Österreich ist unmittelbar: Pro Jahr benötigt das Land rund 100 Millionen Tonnen hochwertiger Baurohstoffe wie Sand, Kies und Schotter. In rund 950 Sand- und Kiesgruben sowie 350 Steinbrüchen werden mineralische Rohstoffe gewonnen – statistisch gesehen in jeder zweiten Gemeinde. Diese regionale Produktion sichert kurze Transportwege, stabile Versorgung und Arbeitsplätze vor Ort.

Die Jury, die Kategorien und eine klare Botschaft

Die Jury setzte sich aus fünf unabhängigen Expertinnen und Experten zusammen: Stavros Hadjiyannis (Bürgermeister von Nicosia), Julie Hollis (Generalsekretärin EuroGeoSurveys), Klára Řehounková (University of South Bohemia), Michael Tost (Montanuniversität Leoben) und Guy Woodford (Journalist, Aggregates Business Europe). Aggregates-Europe-Präsident Antonis Antoniou Latouros betonte in seiner Eröffnungsrede: Nach Wasser seien mineralische Baurohstoffe die am meisten gebrauchten Materialien der Welt. Sie seien unverzichtbar, strategisch bedeutsam und die Bausteine von Häusern, Gemeinden und Zukunft. Zudem befinde sich die Branche im Wandel hin zu Low-Carbon-Innovationen, Kreislaufwirtschaft und Partnerschaften mit lokalen Gemeinschaften.

Fachbegriffe verständlich erklärt

  • Aggregates Europe (Europäischer Gesteinsverband): Aggregates Europe ist der Branchenverband der europäischen Zuschlagstoffindustrie. Er vertritt Unternehmen, die mineralische Baurohstoffe wie Sand, Kies und Naturstein gewinnen und verarbeiten. Der Verband bündelt Erfahrungen aus vielen Ländern, erarbeitet Positionspapiere, organisiert Austauschformate und verleiht die Sustainable Development Awards. Ziel ist es, praktikable Lösungen für Versorgungssicherheit, Umweltqualität und Arbeitssicherheit zu fördern und gute Beispiele europaweit sichtbar zu machen.
  • Sustainable Development Awards: Dieser Preis zeichnet Projekte aus, die nachhaltige Entwicklung in der Rohstoffbranche greifbar machen. Nachhaltig bedeutet hier: ökologisch verträglich, gesellschaftlich verantwortungsvoll und wirtschaftlich tragfähig. Bewertet wird in Kategorien wie Umwelt, Wirtschaft, Gesundheit und Sicherheit sowie Kommunikation. Es geht also nicht nur um Technik, sondern auch um Dialog, Biodiversität, Prozesse und handfeste regionale Beiträge, die langfristig wirken und über einzelne Baustellen hinausreichen.
  • Kreislaufwirtschaft: Kreislaufwirtschaft beschreibt das Ziel, Materialien möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten. Für die Rohstoffbranche bedeutet das etwa: Recycling von Bau- und Abbruchabfällen, Sortierung und Wiederaufbereitung, Einsatz sekundärer Rohstoffe, effiziente Logistik und Planung. So sinken der Bedarf an Primärmaterial, die Transportkilometer und der Ressourcenverbrauch. Kreislaufwirtschaft ist kein singulärer Prozess, sondern ein Zusammenspiel aus Technik, Normen, Marktakzeptanz und kommunaler Praxis – etwa bei Ausschreibungen oder Genehmigungen.
  • Umweltmediation: Umweltmediation ist ein strukturierter Dialogprozess, in dem Unternehmen, Anrainerinnen und Anrainer, Gemeinden und andere Interessengruppen Konflikte lösungsorientiert bearbeiten. Ziel ist ein Ergebnis, das von allen Seiten mitgetragen wird, etwa durch Lärmschutz, Staubminderung, Begrünung, Routenplanung für Lkw oder Betriebszeiten. Mediation unterscheidet sich von einer reinen Information: Sie setzt auf Zuhören, Transparenz und Vereinbarungen, die nachverfolgt, überprüft und fortgeschrieben werden – oft über viele Jahre.
  • Biodiversität: Biodiversität meint die Vielfalt an Arten, Lebensräumen und genetischen Ausprägungen in der Natur. In und um Rohstoffbetriebe kann Vielfalt entstehen, wenn Flächen naturnah gestaltet, temporäre Biotope angelegt oder Abbaubereiche renaturiert werden. Wichtig sind passende Strukturen für Brut, Nahrung und Rückzug, etwa Hecken, Pioniervegetation, Rohbodenflächen oder Amphibiengewässer. Biodiversität ist ein Qualitätsmerkmal für Ökosysteme – und zunehmend ein Kriterium bei Projekten, Förderungen und Planungen.
  • Trittsteinbiotope: Trittsteinbiotope sind kleine, gezielt gestaltete Lebensräume, die wie „Steine“ in einem Fluss die Verbindung zwischen größeren, oft weiter entfernten Habitaten verbessern. Sie ermöglichen bedrohten Arten das Wandern, Finden von Nahrung und die genetische Durchmischung. In der Praxis sind das beispielsweise Blühflächen, Böschungen, Rohbodeninseln oder Gewässerränder in oder neben betrieblich genutzten Arealen. Sie haben große Wirkung, wenn sie abgestimmt angelegt und gepflegt werden – oft in Kooperation mit Naturschutzorganisationen.
  • Habitatentwicklung: Habitatentwicklung beschreibt die aktive Gestaltung von Lebensräumen für Zielarten. Das umfasst Flächenkauf, Pflegekonzepte, Pflanzungen, Strukturvielfalt und regelmäßiges Monitoring. Entscheidend ist, welche Arten unterstützt werden sollen und welche Standortfaktoren – etwa Feuchtigkeit, Vegetationshöhe, Störungsarmut – sie brauchen. Unternehmen, die Habitatentwicklung betreiben, leisten damit einen Beitrag zur Biodiversität und zu regionalen Naturschutzzielen. Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Behörden, Expertinnen und Experten sowie lokalen Vereinen.
  • Renaturierung: Renaturierung meint die Wiederherstellung naturnaher Zustände nach Eingriffen, etwa in Abbauflächen oder Flussläufen. Typische Maßnahmen sind Geländemodellierung, Bodeneinbau, Anlegen von Gewässern, Gehölzpflanzungen und die Förderung natürlicher Sukzession. Renaturierung ist ein langfristiger Prozess: Sie beginnt mit Planung, geht über Umsetzung und Pflege und endet in einer Nutzung, die Naturziele dauerhaft respektiert. Sie schafft ökologische Qualitäten und kann Erholung, Bildung und Forschung ermöglichen.
  • Zuschlagstoffindustrie: Die Zuschlagstoffindustrie produziert mineralische Baurohstoffe – die „Aggregates“ – wie Sand, Kies, Schotter und Naturstein, die in Beton, Asphalt, Gleisbetten und vielen weiteren Anwendungen stecken. Ohne Zuschlagstoffe gäbe es keine Straßen, Bahndämme, Fundamente, Kanalisationen oder Sportplätze. Die Branche arbeitet regional, weil Transportwege kosten- und emissionsintensiv sind. Qualität, Normkonformität und Versorgungssicherheit sind zentrale Leistungsversprechen gegenüber Bauwirtschaft und Gemeinden.
  • Low-Carbon-Technologien: Low-Carbon-Technologien sollen den CO₂-Fußabdruck senken. In der Rohstoffbranche betrifft das zum Beispiel elektrische oder hybride Maschinen, Photovoltaik am Betriebsgelände, effiziente Förderbänder, alternative Treibstoffe oder die Optimierung von Fahr- und Ladezyklen. Auch digitale Steuerungen und genaue Materiallogistik sparen Energie. Wichtig: Low-Carbon ist ein Entwicklungsweg – Investitionen, Verfügbarkeit von Technik und die Einbindung in Energie- und Klimastrategien bestimmen das Tempo.
  • Special Mention: Eine Special Mention ist eine besondere Anerkennung der Jury für Projekte mit vorbildlichen Elementen, die in ihrer Kategorie herausragen. Sie ist kein Hauptpreis, aber ein deutliches Signal, dass Ansatz, Umsetzung oder Wirkung die Branchenstandards positiv übertreffen. Special Mentions fördern die Verbreitung von Best Practices, regen Nachahmung an und stärken die Motivation in Unternehmen, kreative Lösungen für Umwelt, Sicherheit, Wirtschaft oder Kommunikation umzusetzen.

Historische Entwicklung: Vom Baustofflieferanten zum Partner der Regionen

Die mineralische Rohstoffgewinnung in Österreich hat eine lange Tradition. Jahrzehntelang stand vor allem die Versorgung mit Baumaterial im Vordergrund: Städte wuchsen, Straßen, Bahnen und Leitungen wurden ausgebaut, und die Nachfrage nach Sand, Kies, Schotter und Naturstein blieb hoch. Mit zunehmendem Umweltbewusstsein und strengeren Genehmigungsverfahren – etwa Anforderungen an Lärm-, Staub- und Grundwasserschutz – hat sich die Branche gewandelt. Unternehmen integrierten Umweltmanagement, begannen frühzeitig Dialogformate und entwickelten Renaturierungspläne. Parallel wurden Qualitätsnormen für Produkte geschärft, um Sicherheit und Dauerhaftigkeit von Bauwerken zu sichern.

Seit den 1990er-Jahren hat sich zudem die Idee verfestigt, dass Abbauflächen nach der Nutzung neue Werte schaffen können: Naturflächen, Naherholung, Lernorte oder landwirtschaftliche Nutzung. In vielen Betrieben entstand das Bewusstsein, dass Akzeptanz in Gemeinden ein langfristiger Standortfaktor ist. Umweltmediation, Forschungspartnerschaften – etwa mit Universitäten – und die Einbindung von Schulen und Vereinen wurden wichtiger. Heute präsentieren viele Unternehmen Naturschutzprojekte, Bildungsangebote oder Betriebsführungen und stimmen Maßnahmen eng mit Behörden ab. Aus dem reinen Baustofflieferanten ist so ein regionaler Partner geworden, der Versorgungssicherheit mit Umweltqualität und sozialer Verantwortung verbindet.

Vergleiche: Österreichs Bundesländer, Deutschland und die Schweiz

Österreichs Bundesländer unterscheiden sich in Geologie, Siedlungsstruktur und Verkehrsanbindung. Entsprechend variieren Abbauschwerpunkte: In alpinen Regionen prägen Bergstandorte mit Naturstein und Schotter die Versorgung, im Alpenvorland und in Beckenlagen sind Sand- und Kiesvorkommen entscheidend. Weil Transportwege teuer und emissionsintensiv sind, hat die regionale Produktion hohe Bedeutung. Die in jeder zweiten Gemeinde aktive Gewinnung zeigt: Versorgung wird dezentral sichergestellt, mit kurzen Wegen zu Baustellen und kommunaler Infrastruktur.

Im Vergleich zu Deutschland gelten ähnliche Grundprinzipien, doch der Rechtsrahmen ist unterschiedlich organisiert. In Österreich regeln Landes- und Bundesvorgaben – etwa in Genehmigungen und Umweltverträglichkeitsprüfungen – die Detailanforderungen. In Deutschland spielt die föderale Ausgestaltung über Landesbehörden und Rahmenwerke wie das Immissionsschutzrecht eine große Rolle. Die Schweiz kombiniert hohe Umweltstandards mit klarer Raumplanung; der starke Fokus auf Schutz- und Nutzungsinteressen verlangt präzise Abwägungen. Gemein ist der DACH-Region, dass Akzeptanz, Biodiversitätsmaßnahmen und Kreislaufwirtschaft zunehmend in den Mittelpunkt rücken. Hervorzuheben ist die technische Expertise in Österreich, unter anderem durch starke Ausbildungsschwerpunkte und Forschung – ein Faktor, der sich in europäischer Anerkennung wie den aktuellen Auszeichnungen spiegelt.

Bürger-Impact: Was die Auszeichnungen für den Alltag bedeuten

Für Bürgerinnen und Bürger zählt, was konkret vor Ort ankommt. Erstens: Versorgungssicherheit. Ohne Sand, Kies, Schotter und Naturstein keine Straßenbeläge, keine Schienenbetten, keine Fundamente für leistbares Wohnen, keine Kanalisationen und keine modernisierten Schulen. Die regionale Gewinnung – in rund 950 Sand- und Kiesgruben sowie 350 Steinbrüchen – bedeutet kurze Wege, planbare Baukosten und weniger Lkw-Kilometer als bei Ferntransporten.

Zweitens: Lebensqualität. Ausgezeichnete Projekte wie der Bürgerbeirat zeigen, dass Dialog zu messbaren Verbesserungen führen kann – etwa durch Lärmschutzwälle, Staubminderung, begrünten Sichtschutz, abgestimmte Betriebszeiten oder alternative Anfahrtsrouten. Umweltmediation auf Augenhöhe stärkt Vertrauen und ermöglicht Lösungen, die Konflikte entschärfen, bevor sie eskalieren. Drittens: Natur und Biodiversität. Die Special Mentions für Habitatentwicklung und Trittsteinbiotope machen deutlich, dass Abbauflächen nicht im Widerspruch zu Naturzielen stehen müssen. Richtig geplant, können sie Strukturen für seltene Arten schaffen, Wanderkorridore ergänzen und Gewässerräume aufwerten.

Viertens: Ausbildung und Arbeit. Die Branche beschäftigt europaweit etwa 190.000 Menschen und bietet Lehrberufe, Technikjobs, Umweltplanung, Logistik und Verwaltung. Österreich profitiert von stabilen, regional verankerten Arbeitsplätzen, die nah an Wohnorten entstehen – das stärkt Gemeinden und lokale Wertschöpfung. Und fünftens: Resilienz. Regionale Rohstoffquellen mindern Abhängigkeiten von internationalen Lieferketten. In herausfordernden Zeiten – etwa bei Preisschwankungen oder Engpässen – ist das ein Standortvorteil, der Bauprojekte, Hochwasserschutz oder Verkehrsinstandsetzungen absichert.

Zahlen & Fakten: Einordnung der verfügbaren Daten

  • Europaweit: rund 15.000 Unternehmen an 26.000 Standorten mit etwa 190.000 Beschäftigten; pro Jahr mehr als 3 Milliarden Tonnen mineralische Rohstoffe.
  • Österreich: rund 100 Millionen Tonnen pro Jahr; Gewinnung in rund 950 Sand- und Kiesgruben sowie 350 Steinbrüchen – statistisch in jeder zweiten Gemeinde.
  • Preisverleihung: 66 Einreichungen aus 16 Ländern; neun Trophäen, neun Special Mentions; Österreich holt vier Auszeichnungen.

Was bedeuten diese Zahlen? Erstens zeigt der EU-Vergleich, dass die Zuschlagstoffindustrie die größte nicht-energetische Rohstoffbranche Europas ist. Zweitens gibt die österreichische Zahl von 100 Millionen Tonnen pro Jahr einen Rahmen für Bau- und Infrastrukturbudgets: Sie signalisiert, wie eng Versorgungssicherheit und Baukonjunktur verflochten sind. Drittens erlaubt ein grober Vergleich eine Größenordnung: Setzt man Österreichs 100 Millionen Tonnen in Relation zu Europas gut 3 Milliarden Tonnen, ergibt sich eine Einordnung im niedrigen einstelligen Prozentbereich – ein theoretischer, nicht offizieller Marktanteilswert, der lediglich die Größenordnungen illustriert. Viertens zeigt die Zahl der heimischen Gewinnungsstätten, wie dezentral die Versorgung organisiert ist. Kurze Wege sparen Kosten und Emissionen, erhöhen aber auch den Bedarf an guter Nachbarschaft – weshalb Projekte mit Dialog, Umweltmediation und Biodiversität mehr sind als „nice to have“: Sie sind betriebliche Notwendigkeiten.

Die prämierten österreichischen Projekte im Fokus

Dialog als Standortfaktor: Bürgerbeirat Gartenau (Leube Zement GmbH)

Aus einer Idee wurde eine vertrauensvolle Plattform: Der Bürgerbeirat Gartenau bringt Vertreterinnen und Vertreter der Anrainerschaft und des Unternehmens an einen Tisch. Über fast drei Jahrzehnte entstanden Vereinbarungen, die Umwelt- und Akzeptanzfragen konkret lösen – ein Musterbeispiel gelungener Kommunikation. Die Special Mention in der Kategorie Kommunikation würdigt, dass Dialog keine Einmalaktion, sondern ein Prozess ist, der Transparenz, Monitoring und Verlässlichkeit verlangt. Die Signalwirkung reicht über Salzburg hinaus: Wo frühzeitig gesprochen wird, lassen sich Konflikte fair regeln.

Braunkehlchen als Botschafter der Biodiversität (Lassacher GmbH & Co KG)

Unter dem Titel „Saxicola rubetra – Ein neuer Lebensraum für das Braunkehlchen“ richtete das Unternehmen gezielt Flächen für die Art ein und unterstützte die Renaturierung entlang der Mur. Das Projekt schafft Brutstrukturen und Lebensräume für das Braunkehlchen – eine Vogelart, die strukturreiche, extensiv bewirtschaftete Flächen bevorzugt. Die Special Mention in der Kategorie Umwelt honoriert Regionalität und Biodiversität: Sie zeigt, wie Rohstoffgewinnung mit Naturschutz verbunden werden kann, wenn Flächenentwicklung, Pflege und fachliche Begleitung ineinandergreifen.

Doppelte Anerkennung für das Forum mineralische Rohstoffe

Das Forum mineralische Rohstoffe erhielt zwei Auszeichnungen: Erstens wurde Petra Gradischnig für herausragende fachliche Leistungen in der europäischen Zuschlagstoffindustrie sowie ihr Engagement bei Aggregates Europe – insbesondere als Leiterin der Task Force Biodiversität – geehrt. Zweitens wurde das Verbandsprojekt „Österreichs Rohstoffbetriebe als Trittsteinbiotope für bedrohte Tier- und Pflanzenarten“, gemeinsam mit BirdLife Österreich, mit einer Special Mention als „Beste Initiative eines Verbands“ ausgezeichnet. Beide Ehrungen zeigen: Branchennetzwerke, die Expertise bündeln, können Innovation und Naturziele in die Breite tragen.

Rahmen der Awards und hochkarätige Besetzung

Die Preisverleihung fand am 26. November im Konzertsaal „La Madeleine“ in Brüssel statt. Mehr als 200 Personen nahmen teil, darunter hochrangige Hauptrednerinnen und Hauptredner sowie der Präsident von Aggregates Europe, Antonis Antoniou Latouros. Seine Botschaft war klar: Unternehmerinnen und Unternehmer in der Branche sind nicht nur Rohstofflieferanten, sondern Innovatoren im Bereich Low-Carbon-Technologien, Partner in der Nachbarschaft und Treiber der Kreislaufwirtschaft. Auch die Jurybesetzung – unter anderem mit Fachkompetenz der Montanuniversität Leoben – betont die inhaltliche Tiefe der Bewertung.

Rechtlicher und organisatorischer Kontext in Österreich

Für Genehmigungen und den Betrieb mineralischer Rohstoffgewinnung gelten in Österreich klar definierte Verfahren, in denen Umwelt-, Sicherheits- und Nachbarschaftsbelange abgewogen werden. Umweltmediation, Bürgerdialoge und freiwillige Standards spielen ergänzend eine wichtige Rolle. Der Fachverband Steine-Keramik sowie die Bundes- und Landesinnungen der Bauhilfsgewerbe tragen zur Branchenorganisation bei. Das Forum mineralische Rohstoffe ist als freiwillige Plattform in der Wirtschaftskammer Österreich die Interessenvertretung von derzeit 111 Unternehmen, die vor allem Sand, Kies und Naturstein gewinnen, aufbereiten und verarbeiten. Diese Struktur unterstützt Wissenstransfer, Fortbildung und die Verbreitung von Best Practices – vom Arbeitsschutz bis zur Biodiversität.

Zukunftsperspektive: Was als Nächstes wichtig wird

Die aktuellen Auszeichnungen sind Momentaufnahmen eines größeren Trends. Erstens wird die Kreislaufwirtschaft weiter an Bedeutung gewinnen. Recycling-Baustoffe, digitale Rückverfolgbarkeit und angepasste Ausschreibungen können die Nutzung sekundärer Rohstoffe erhöhen. Zweitens beschleunigen Energie- und Klimaziele die Einführung von Low-Carbon-Technologien – von elektrifizierten Maschinen über Photovoltaik am Betriebsgelände bis zu effizienteren Transportketten. Drittens wird Biodiversität mess- und nachweisbarer: Monitoring, Indikatoren und Kooperationen mit Naturschutzorganisationen geben Orientierung, wo Projekte wirken und wo nachgeschärft werden muss.

Viertens bleibt der Dialog entscheidend. Bürgerinnen und Bürger erwarten Transparenz, Mitgestaltung und nachvollziehbare Verbesserungen. Funktionierende Beiräte und Mediationen sind daher kein „Extra“, sondern Teil professioneller Standortführung. Fünftens ist Resilienz ein Leitmotiv: Regionale Rohstoffbasis, robuste Logistik und qualifizierte Fachkräfte sichern die Umsetzung öffentlicher Vorhaben – vom Schienenprojekt bis zum Hochwasserschutz. Die vier Auszeichnungen zeigen, dass Österreichs Rohstoffbranche auf europäischer Bühne mithält und Impulse setzt. Die Aufgabe der kommenden Jahre ist, erfolgreiche Ansätze zu skalieren – pragmatisch, messbar und im Schulterschluss mit Gemeinden.

Weiterführende Informationen und Quellen

Fazit: Österreichs Projekte setzen europaweit Signale

Die Sustainable Development Awards 2025 machen sichtbar, wie breit die österreichische Rohstoffbranche aufgestellt ist: Kommunikation auf Augenhöhe, biodiversitätsfördernde Habitatentwicklung und verbandliche Initiativen mit wissenschaftlicher Begleitung. Wer Baustoffversorgung, Klimaziele und regionale Lebensqualität zusammenbringen will, braucht genau diese Mischung aus Technik, Dialog und Naturverständnis. Vier Auszeichnungen in Brüssel sind deshalb mehr als eine Ehrenrunde – sie sind ein Auftrag, erfolgreiche Formate zu verstetigen und auszubauen.

Für Interessierte lohnt ein Blick in die Projekte und Hintergründe. Welche Maßnahmen funktionieren in Ihrer Gemeinde? Wo könnten Trittsteinbiotope entstehen? Und welche Rolle kann ein lokaler Beirat spielen? Informieren Sie sich über die prämierten Initiativen, sprechen Sie Verantwortliche an und bringen Sie eigene Ideen ein. Weiterführende Informationen finden Sie in der Originalmeldung und auf den Seiten des Forums mineralische Rohstoffe. So wird aus europäischer Anerkennung gelebte Praxis vor der Haustür.