Wien (OTS) – Das Stimmungsbarometer in Österreichs Gewerbe und
Handwerk zeigt –
noch verhalten, aber doch – nach oben. Das zeigen die Ergebnisse der
vierteljährlichen Konjunkturbeobachtung von KMU Forschung Austria,
die am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs vorgestellt wurden.
Im ersten Quartal 2025 gab es noch ein nominelles (wertmäßiges)
Minus von -2,0 Prozent. Unter Einrechnung der Preise (+2,6 Prozent)
ergibt das ein reales (mengenmäßiges) Minus von -4,6 Prozent. Der
Rückgang hat sich somit gegenüber dem Vorjahr (damals -8,1 Prozent)
deutlich abgeschwächt.
Nominell schafften einige Branchen wie Gärtner und Florist:innen,
Kunsthandwerke, Gesundheitsberufe oder Friseur:innen bereits ein
Plus. Real (unter Berücksichtigung der Preisentwicklung) waren jedoch
noch alle Branchen, mit Ausnahme der chemischen Gewerbe, im Minus.
Im soeben abgelaufenen zweiten Quartal 2025 zeigt sich die
Aufwärtstendenz noch deutlicher. 23 Prozent der Betriebe meldeten
eine gute Geschäftslage. 48 Prozent berichteten von einer
„saisonüblichen“ Entwicklung. Für 29 Prozent waren die Monate April
bis Juni von schlechter Geschäftslage gekennzeichnet. Damit bleibt
der Saldo mit minus 6 Prozentpunkten noch negativ. Das
Stimmungsbarometer zeigt sich verglichen mit dem Vorquartal (damals
minus 11 Prozentpunkte) aber deutlich verbessert.
In den konsumnahen Branchen war die Entwicklung besonders
heterogen: Bei Kunsthandwerken, Gesundheitsberufen sowie Mode und
Bekleidungstechnik überwogen bereits die Betriebe mit positiver
Umsatzentwicklung. Einen negativen Überhang gab es im zweiten Quartal
weiterhin in der sehr exportlastigen Mechatronik, bei den im
Strukturwandel befindlichen Berufsfotograf:innen sowie der
konjunktursensiblen Branche Personaldienstleistung und
Sicherheitsgewerbe.
Besonders wichtig für den weiteren Ausblick: In den
investitionsgüternahen (baunahen) Branchen ist der durchschnittliche
Auftragsbestand im zweiten Quartal 2025 mit 13 Wochen in etwa
gleichgeblieben. Eine positive Entwicklung gibt es mit +2,7 Prozent
im Baugewerbe.
„Das Anspringen der Baukonjunktur ist eine sehr gute Nachricht,
denn mehr als die Hälfte des Umsatzes im Gewerbe und Handwerk hängt –
direkt oder indirekt – davon ab. Die positive Entwicklung wird in
vielen nachgelagerten Branchen mit etwas Verzögerung ankommen“, sagt
Manfred Denk , seit Juni neuer Obmann der Bundessparte Gewerbe und
Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Er sieht mehrere
Gründe für Optimismus, auch wenn die Erwartungen der Unternehmen für
das dritte Quartal 2025 noch sehr verhalten sind: „In diesen Zahlen
zeigt sich die starke Verunsicherung: Unsere Betriebe sind nach den
vielen Krisenjahren sehr vorsichtig geworden. Jetzt gilt es, diesen
zarten Stimmungsumschwung aufzugreifen, sich vermehrt auf die Stärken
unserer Wirtschaft zu besinnen und den Blick nach vorne zu richten:
Zuversicht statt Konsumverzicht ist die Devise. Wir können
Österreichs Konjunktur auf einen stabilen selbsttragenden
Wachstumspfad steuern.“ Die stark gesunkenen Zinsen und das Auslaufen
der KIM-Verordnung am 30. Juni 2025 wirkten sich ebenfalls positiv
aus.
Zudem sei das Know-how der Betriebe im Gewerbe und Handwerk als
„praktische Umsetzer der Klima-, Energie- und Mobilitätswende “
weiterhin gefragt, betont Denk. Er plädiert dafür, frühere Gießkannen
-Förderungen durch punktgenaue Anreize zu ersetzen. Das hätte sowohl
für Konsument:innen als auch Unternehmen Vorteile: „Besser etwas
weniger, das dafür aber gezielt, dauerhaft und planbar. Eine ständige
Berg- und Talfahrt von Aufträgen durch ein Stop-and-Go bei
Förderungen macht eine vernünftige unternehmerische Planung unmöglich
und verärgert auch die Kundinnen und Kunden.“
Was Österreich nicht brauche, seien zusätzliche Auflagen und
Verbote. „Ich habe den Eindruck, der ‚Peak Bürokratie‘ ist
überschritten. Auf EU-Ebene und auch hierzulande setzt sich die
Einsicht durch, dass der Bogen überspannt wurde. Die Betriebe
brauchen kein Korsett von Vorschriften, sondern mehr Luft zum Atmen.
Bürokratie-Abbau ist Entlastung und Konjunkturankurbelung zum
Nulltarif“, so Denk. Er sieht auch im Inland viel Potenzial für
Verbesserungen – etwa in einer Vereinfachung der neun
unterschiedlichen Bauordnungen.
Besonders erfreut ist der Spartenobmann über die allererste
Qualifikation der neuen Höheren Beruflichen Bildung (HBB) in
Österreich, nämlich die Höhere Berufsqualifikation (HBQ) „Technische
Beratung für Energieeffizienz“, die in den nächsten Tagen kundgemacht
werden soll. Diese wurde federführend von den Branchenvertretungen
der Rauchfangkehrer sowie Heizungs- und Gebäudetechniker beantragt
und entwickelt.
„Das ist ein Meilenstein der beruflichen Bildung in Österreich
und wertet unser duales Ausbildungssystem enorm auf. Wer einen
tertiären Bildungsabschluss erwerben möchte, muss künftig nicht
zwingend auf eine Universität oder Hochschule ausweichen, sondern
kann dies auf berufspraktischem Weg tun“, erläutert Reinhard Kainz ,
Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ.
Der mit der Pilotqualifikation aufgesetzte Prozess ebnet vielen
weiteren Branchen den Weg zu eigenständigen und offiziell anerkannten
Abschlüssen. Auch in anderen Sparten und Bereichen wie E-Mobilität,
Handel, Tourismus oder Metalltechnik sind bereits eigene HBB-
Qualifikationen in Vorbereitung. (PWK278/HSP)
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