Wien (OTS) – Seit 2021 misst der Österreichische Bildungsklima-Index
(BKI) die
Zufriedenheit von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Pädagoginnen
und Pädagogen mit dem heimischen Bildungssystem und wo
Verbesserungsbedarf im Unterricht sowie bei organisatorischen
Rahmenbedingungen als notwendig erachtet wird. Anhand von über 60
Einzelfaktoren wird alle zwei Jahre erhoben, in welche Richtung sich
das heimische Bildungssystem entwickelt, ob Reformen, Investitionen
und private Förderungen Wirkung zeigen und wie sich aktuelle
gesellschaftliche Themen und Entwicklungen auf den Unterricht
auswirken.
Die Ergebnisse des Bildungsklima-Index 2025 wurden am 24. Juni im
Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vom gemeinnützigen MEGA Bildungs
-Verein präsentiert. Im Rahmen der aktuellen Studie wurden zwischen
März und Mai 2025 beinahe 2.700 Personen in ganz Österreich befragt (
N = 2.677, 460 Schüler:innen, 1.221 Eltern, 996 Pädagog:innen).
Die Ergebnisse der nunmehr dritten österreichweiten BKI-Erhebung
sind ernüchternd: Das österreichische Bildungssystem stagniert – aus
Sicht aller drei Befragungsgruppen – weiter im Mittelmaß bei einem
Schulnoten-Durchschnitt von „Befriedigend“ (2025: 3,1). Zusätzlich
ist – trotz aller politischen Reformbemühungen und öffentlichen
Investitionen in Schulinfrastruktur der letzten Jahre – sogar eine
negative Tendenz erkennbar: 2021 lag der Notendurchschnitt über alle
60 Messfaktoren noch bei 2,8.
Im Vergleich zur letzten BKI-Erhebung im Jahr 2023
verschlechterte sich die Bewertung des gesamten Bildungssystems aus
Sicht von Schülerinnen und Schülern (-3,55 % Indexpunkte im Vgl. zu
2023) sowie aus Sicht des Lehrpersonals (-3,50 %) weiter. Im
Gegensatz dazu bewerten die befragten Eltern das Bildungssystem 2025
besser als zuletzt (+5,60 % zu 2023, +3,69 % seit 2021). Diese
Verbesserung aus Sicht der Eltern ist vor allem auf folgende Faktoren
zurückzuführen: Verbesserungen bei der Nachmittagsbetreuung und
steigende Relevanz von „Allgemeinbildung“, die in heimischen Schulen
im Vergleich zu anderen Unterrichtsinhalten generell gute Werte
erhält.
Im Vergleich dazu besonders negativ verlaufend ist jedoch die
Langzeitbetrachtung des Bildungssystems aus Sicht der Schülerinnen
und Schüler: Seit der ersten BKI-Erhebung vor vier Jahren (BKI 2021)
beurteilen diese das österreichische Bildungssystem heute insgesamt
um 9,25 Prozent schlechter.
Dazu Andreas Ambros-Lechner, Vorstand des gemeinnützigen MEGA
Bildungs-Vereins: „ Die kontinuierliche Verschlechterung des
Bildungsklima-Indexes aus Sicht der Schülerinnen und Schüler – und
zuletzt von 2023 bis 2025 auch bei den Pädagoginnen und Pädagogen –
ist besorgniserregend. Dies nicht zuletzt deswegen, da die ersten BKI
-Erhebungen 2020/2021 noch im Umfeld der COVID-Pandemie stattfanden,
die im Schulsystem für alle Beteiligten besondere Probleme und
Belastungen mit sich brachte. “
„ Vorbereitung auf Beruf und Studium, Umgang mit Geld sowie aktuelle
gesellschaftliche Herausforderungen stehen ganz oben auf der Liste
der Verbesserungswünsche bei Schülerinnen und Schülern. Dies zeigt,
dass unser Engagement sowie Förderungen und Projekte im Bereich
Wirtschaftsbildung weiter besonders notwendig und sinnvoll sind, da
sie auf die Grundbasis einer erfolgreichen Wirtschaft einzahlen. “,
so Ambros-Lechner weiter.
Schulinfrastruktur wird besser bewertet als Unterrichtsqualität und
relevante Wissensvermittlung
Die Schulgemeinschaft, Schul-Organisation und -Infrastruktur in
Österreich wird von allen Befragungsgruppen besser bewertet als die
inhaltliche Qualität des Unterrichts und der Wissensvermittlung. Sie
erhält ein glattes „Gut“ (Notendurchschnitt der Einzelfaktoren im
Bereich „Allgemeine Rahmenbedingungen“: 1,8 bis 2,4).
Bei diesen allgemeinen Rahmenbedingungen zeigen sich – im Unterschied
zur öffentlichen Darstellung und tagespolitischen Diskussion – über
alle Befragungsgruppen hinweg die höchsten Zufriedenheitswerte bei
den Faktoren „Einteilung von Ferien und schulautonomen Tagen“ (46 %
Sehr gut, 34 % Gut) und beim „Umgang mit Schüler:innen
unterschiedlicher Herkunft oder nicht-deutscher Muttersprache“ (35 %
Sehr gut, 38 % Gut).
Am Ende der Zufriedenheitsskala bei den organisatorischen
Rahmenbedingungen stehen dennoch „Allgemeine Ausstattung der Schule
und Unterrichtsräume“ sowie „Computer und IT-Ausstattung“. Beide
Bereiche werden von 18 Prozent der Befragten mit „Genügend“ bzw.
„Nicht genügend“ bewertet. Gleichzeitig bewerten 27 Prozent der
Befragten die IT-Ausstattung ihrer Schule mit „Sehr gut“ und 23
Prozent die „Allgemeine Ausstattung“ ihrer Schule mit Top-Noten.
Ambros-Lechner: „ Diese Daten zeigen auf, dass es österreichweit sehr
große Ausstattungs- und Qualitätsunterschiede bei der
Schulinfrastruktur gibt und wir von Chancen-Fairness im
Bildungssystem weit entfernt sind. “
Beim Vergleich der einzelnen Befragungsgruppen zeigen sich bei der
Bewertung der Rahmenbedingungen signifikante Unterschiede:
Schülerinnen und Schüler und deren Eltern bewerten diese deutlich
schlechter als Pädagoginnen und Pädagogen. Auffällig ist dabei, dass
sich die Zufriedenheit des Lehrpersonals und der Eltern mit den
organisatorischen Rahmenbedingungen an den Schulen – anders als
zwischen 2021 und 2023 – im Zeitraum 2023 bis 2025 kaum verändert
hat, während sich die Bewertungen der Schülerinnen und Schüler im
gleichen Zeitraum in beinahe allen organisatorischen Bereichen
verschlechtert hat (gleichbleibend nur „Internet-Zugang“ und „Umgang
mit Konflikten“).
Bei der Beurteilung der Qualität des Unterrichts und der Vermittlung
von Lehrinhalten ist ein zentrales Ergebnis des BKI 2025, die
relative Unzufriedenheit mit genau jenen Lehrinhalten, die von den
Befragten für die Zukunft als besonders wichtig eingeschätzt werden:
Die schlechtesten Bewertungen aller Fächer und Unterrichtsthemen
betreffen die Bereiche wirtschaftliche Bildung (29 % „Befriedigend“,
22 % Genügend/Nicht genügend“, nur 19 % Sehr gut), digitale
Kompetenz, Künstliche Intelligenz (30 % „Befriedigend“, 21 %
Genügend/Nicht genügend“, nur 17 % „Sehr gut“), und
Berufsvorbereitung die von den Schülerinnen und Schülern als für die
Zukunft besonders bedeutend beurteilt werden.
Dazu Donia Lasinger, Leitung Förderwesen und Kommunikation bei der B&
C Privatstiftung: „ Vorbereitung auf Beruf und Studium, Umgang mit
Geld sowie aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen stehen ganz
oben auf der Liste der Verbesserungswünsche bei Schülerinnen und
Schülern. Dies zeigt, dass unser Engagement sowie Förderungen und
Projekte im Bereich Wirtschaftsbildung weiter besonders notwendig und
sinnvoll sind, da sie auf die Grundbasis einer erfolgreichen
Wirtschaft einzahlen. “
Lehrerinnen und Lehrer sehen aktuell großen Verbesserungsbedarf vor
allem bei der Vermittlung von sozialen und kommunikativen
Fähigkeiten, während dieser bei der Vermittlung von Know-how zu
sozialen und ökologischen Fragen deutlich weniger geortet wird als
noch 2021.
Eltern bewerten die Qualität der Vermittlung von Allgemeinwissen und
Fremdsprachen in Österreich weiterhin mit „Gut“. Auffällig in den
aktuellen Daten ist, dass die Bedeutung von Allgemeinwissen aus Sicht
der Eltern zuletzt signifikant gestiegen ist.
Pädagoginnen und Pädagogen erhalten zu wenig gesellschaftliche
Anerkennung
Trotz breiter gesellschaftlicher Zustimmung zur Wichtigkeit
pädagogischer Arbeit bei allen Befragten (über 85 % Zustimmung),
empfinden alle Befragungsgruppen, aber insbesondere Lehrkräfte, eine
klaffende Lücke zwischen gesellschaftlicher Bedeutung und
tatsächlicher Anerkennung des Lehrberufes im Alltag (4 % Sehr gut, 14
% Gut). Dieser Eindruck hat sich im Vergleich zu 2023 noch
verschärft.
„ Die gesellschaftliche Anerkennung pädagogischer Berufe wird weiter
als absolut unzureichend wahrgenommen und hat sich aus Sicht der
Betroffenen sogar weiter verschlechtert. Das ist ein Warnzeichen für
Politik und Gesellschaft und sicherlich mit ein Grund für den
Personalmangel in pädagogischen Berufen “, so Ambros-Lechner.
Gesprächsbasis und Beziehungsqualität: Lehrerinnen und Lehrer
beurteilen diese deutlich positiver als Schülerinnen und Schüler
Das allgemeine Klima an heimischen Schulen wird wesentlich vom
persönlichen Verhältnis und einer positiven Gesprächsbasis zwischen
Schülerinnen und Schülern mit ihren Lehrkräften geprägt. Dabei
klaffen die Einschätzungen stark auseinander: Lehrkräfte bewerten
ihre Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern überwiegend „Sehr
gut“ (55 %) und „Gut“ (34 %). Diese hingegen sehen ihre persönliche
Beziehung zu den Pädagoginnen und Pädagogen wesentlich kritischer (19
% „Sehr gut“, 39 % „Gut).
Psychische Belastung an Schulen hoch: Leistungsdruck als größter
Stressfaktor
Die psychischen und sozialen Belastungen im Schulalltag sind laut
allen drei Befragungsgruppen – Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte –
hoch. Leistungsdruck und die Lernsituation zu Hause werden als größte
Belastungsfaktoren für Schülerinnen und Schüler im gesamten
Schulumfeld gesehen. 23 Prozent der Schülerinnen und Schüler bewerten
ihre psychische Belastung im Schulumfeld als „sehr stark“ und neun
Prozent als „stark“, wobei die höchsten Belastungswerte in
Berufsbildenden Schulen aufgezeigt werden (29 % „stark“, 23 % „sehr
stark“).
Lehrkräfte empfinden darüber hinaus Personalmangel, Zeitdruck und
mangelnde Unterstützung als besonders belastend. Schülerinnen und
Schüler berichten in offenen Fragestellungen über fehlende emotionale
Unterstützung und ein angespanntes Klassenklima. Eltern sorgen sich
zunehmend um die psychische Gesundheit ihrer Kinder – insbesondere in
den Übergangsphasen in andere Schulen und Bildungsstufen. Bei der
Frage, wo sie zusätzliche finanzielle Mittel im Bildungssystem
einsetzen würden, reihen Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter
„Weitere Schul-Sozialarbeiter:innen“ mit großem Abstand an die erste
Stelle (53 %).
Zustimmung zum Handyverbot: Überraschend breiter Konsens
Das Handyverbot in Schulen trifft bei allen Gruppen auf mehrheitliche
Zustimmung: 79 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer sowie 76
Prozent der Eltern befürworten ein Verbot im Unterricht an
Volksschulen. Auch unter den Schülerinnen und Schülern ist die
Zustimmung überraschend hoch, vor allem in Bezug auf die unteren
Schulstufen (63 % VS, 49 % Mittelschule/AHS) wobei in der Oberstufe
nur mehr 23 Prozent der Schülerinnen und Schüler ein Handyverbot
befürworten, hingegen immer noch 46 Prozent der Eltern und 51 Prozent
der Lehrerinnen und Lehrer.
Fazit & Empfehlungen aus dem Bildungsklima-Index 2025: Bildungsreform
braucht Fokus auf Zukunftsthemen und Vertrauen
Aus Sicht der Expertinnen und Experten von MEGA leiten sich aus den
Ergebnissen des BKI 2025 folgende klare Handlungsfelder für Politik
und Verwaltung ab:
– Investitionen in Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen,
Fortbildung und Supervision.
– Verbindliche Integration wirtschaftlicher Bildung, digitaler
Kompetenzen und psychischer Gesundheit in die Lehrpläne.
– Stärkung des Schulstandorts durch moderne Ausstattung, digitale
Infrastruktur und bessere Betreuungsangebote.
– Systemische Förderung von „21st Century-Skills“, wie kritisches
Denken, Kooperation und Selbstorganisation.
– Förderung der Beziehungskultur an Schulen: Mehr Zeit, mehr
Kommunikation, mehr Vertrauen.
Alle Daten und Ergebnisse der Studie werden nun zur weiteren
inhaltlichen Bewertung und Detailanalyse dem heimischen
Bildungssystem und Fördereinrichtungen zur Verfügung gestellt, die
auf Basis der Daten Verbesserungsmaßnahmen und Förderinitiativen
zielgerichtet anpassen können.
Über den österreichischen Bildungsklima-Index (BKI)
Der BKI wurde 2021 durch die MEGA Bildungsstiftung initiiert und 2025
vom neuen, gemeinnützigen MEGA Bildungs-Verein gemeinsam mit dem
Meinungsforschungsinstitut „Triple M“ umgesetzt. Die österreichweite
Erhebung findet alle zwei Jahre statt. Ziel ist die ganzheitliche
Messung der Zufriedenheit mit dem Bildungssystem (organisatorische
Rahmenbedingungen, Infrastruktur, Unterrichtsqualität,
Verbesserungsbedarf) in Österreich. Die Erhebung ist damit eine
wichtige Ergänzung zu den PISA-Studien, die sich auf den
internationalen Vergleich von Leistungen der Schülerinnen und Schüler
konzentrieren. Im Herbst 2025 werden die Detaildaten für den Bereich
Elementarpädagogik aus dem BKI 2025 veröffentlicht. Weiters können
mit dem vorhandenen Datenmaterial Detailauswertungen und Vergleiche
zwischen Bundesländern und verschiedenen Schultypen erstellt werden.
Über die MEGA Bildungsstiftung und den MEGA Bildungs-Verein
Mit der Gründung der MEGA Bildungsstiftung ( www.megabildung.at )
bündelten die B&C Privatstiftung ( www.bcprivatstiftung.at ) und die
Berndorf Privatstiftung ihre Ressourcen und Aktivitäten bei der
Bildungsförderung, um bestehende innovative Bildungsprojekte im
schulischen und außerschulischen Bereich zu fördern, auszubauen und
allen Bildungseinrichtungen in Österreich zur Verfügung zu stellen.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der MEGA Bildungsstiftung liegen in den
Bereichen „Chancenfairness in der Bildung“ und „Allgemeine
Wirtschaftskompetenz“. Insgesamt hat die MEGA Bildungsstiftung
bereits über 10 Millionen Euro zur Förderung von innovativen
Bildungsprojekten in Österreich zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der
MEGA Academy unterstützt die Bildungsstiftung gemeinsam mit der WU
Wien diese Bildungsprojekte über die finanziellen Ressourcen hinaus
mit Know-how. 2025 wurde der gemeinnützige MEGA Bildungs-Verein
gegründet.
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Rückfragen, Kontakt für Grafiken, Interviews, Detailergebnisse
und Bundesländerauswertungen:
Pressestelle MEGA Bildungsstiftung und MEGA Bildungs-Verein Jürgen
Gangoly, The Skills Group | Team Farner T: +431505262513, E:
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