Wien (OTS) – Wenige verwaiste Fuchskinder haben dieses Glück im
Unglück und werden
von aufmerksamen Tierfreund:innen gefunden und gerettet. Ein solcher
Fall hat sich vor einigen Wochen in Niederösterreich abgespielt. Fünf
verwaiste Fuchskinder wurden in der Nähe eines Fuchsbaus gefunden,
der das Nachspiel einer Baujagd erahnen lässt: Am Baueingang wurden
Patronenhülsen gefunden. Zwei weitere Fuchsbabys haben den Verlust
ihrer Eltern nicht überlebt und konnten nur noch tot aufgefunden
werden. Obwohl nicht immer eindeutig festgestellt werden kann, warum
Fuchskinder verwaist sind, liegen in diesem Fall sehr eindeutige
Indizien vor, dass diese Fuchsbabys durch die Jagd zu Waisenkindern
wurden. Ein Interview mit den aufmerksamen Finder:innen kann auf
bundesjagdgesetz.at nachgelesen werden.
Bei Baujagden werden die Tiere mittels Jagdhunden aus ihren
Erdhöhlen getrieben und dann erschossen. Diese Jagdmethode ist
äußerst tierquälerisch. Zusätzlich zu dieser grausamen Jagd kommt,
dass Füchse in vielen Bundesländern keinen einzigen Tag Schonzeit
haben, was vor allem im Frühling zu zahlreichen verwaisten Fuchsbabys
führt. 365 Tage im Jahr werden Füchse verfolgt, selbst wenn sie sich
um ihre Kinder kümmern müssen. Jäger:innen achten zumeist nicht
darauf, welche Füchse gerade ihre Kinder versorgen und schießen
deshalb auch auf Fuchseltern. Die von ihren Eltern abhängigen jungen
Füchse können sich noch nicht selbst versorgen und sterben in Folge
durch Unterkühlung, Hunger und Durst einen qualvollen Tod. Diese
tragischen Fälle bleiben meist unerkannt. Diese grausame Verfolgung
muss endlich ein Ende haben. Eine aktuelle Petition an den Wiener
Landtag fordert eine ganzjährige Schonung gefährdeter und bedrohter
Wildtiere.
In Österreich werden jährlich über 65.000 Füchse (1) getötet,
wobei nicht nur die grausame Baujagd sondern auch Fallenjagd immer
noch praktiziert wird. Die dabei zu Tode gekommenen Fuchskinder sind
in diese Statistik nicht mit eingerechnet. Grund für die Bejagung der
Füchse ist einzig und allein das vorgeschobene Argument des Schutzes
des sogenannten Niederwildes (Feldhase, Rebhuhn oder Fasan). Diese
Tiere werden im Herbst aber selbst zum Opfer der Jägerschaft. Auch
wissenschaftliche Studien (2) untermauern die Tatsache, dass die
Fuchsjagd abgesehen vom massivem Tierleid, keinen ökologischen
Mehrwert hat – denn Füchse kompensieren die Abschüsse mit höherer
Reproduktionsaktivität und Zuwanderung aus anderen Revieren, wodurch
die Anzahl der Füchse in einem Gebiet sich nicht wesentlich ändert.
Aktuell werden die fünf verwaisten Fuchskinder in einer
Wildtierstation gepflegt und für die Wiederauswilderung vorbereitet.
Damit dies gelingt, müssen die Füchse weitgehend von menschlichem
Kontakt unberührt bleiben. Die Scheu vor dem Menschen, selbst vor der
betreuenden Person, ist wichtig, um in der Freiheit überlebensfähig
zu sein und um Abstand von Menschen zu bewahren.
„Schonzeiten sind wichtig! Wir Menschen haben gegenüber den
Tieren eine Verantwortung“ , sagt die Pflegeperson der fünf
verwaisten Fuchskinder, die aus Angst vor Repressalien durch die
Jägerschaft anonym bleiben will.
Es gibt zahlreiche ähnliche tragische Geschichten von durch die
Jagd verwaisten oder verletzen Tieren. VGT-Campaigner Georg Prinz:
„Wildtierstationen und Tierheime tun ihr Bestes, hier Hilfe zu
leisten – es muss sich aber auch etwas auf gesetzlicher Ebene tun, um
dieses gewaltige Tierleid zu beenden. Es braucht Schonzeiten für alle
Tiere, auch für Füchse!“
Pressefotos (Copyright: VGT.at)
(1) Jagdstatistik Jagdjahr 2023/24
(2) vgl. z.B. Comte, Sebastien, Gerlad Umhang et al.:
Echinococcus multilocularis management by fox culling: An
inappropriate paradigm , in: Preventive Veterinary Medicine, Volume
147 (2017), S. 178-185