Wien (OTS) – Eine Aortenklappenverengung (Aortenstenose) mit
gleichzeitiger
kardialer Amyoidose ist eine schwere Herzerkrankung des höheren
Alters, die mit einem hohen Sterberisiko verbunden ist. Bisher
besteht die Therapie in einem Klappeneingriff, während die Amyloidose
genannten Ablagerungen im Herzmuskel oft unbehandelt bleiben. Ein
internationales Forschungskonsortium unter Leitung der MedUni Wien
und des University College London konnte nun erstmals nachweisen,
dass die kombinierte Behandlung aus Herzklappenersatz und
spezifischer medikamentöser Therapie einen deutlichen
Überlebensvorteil für die Patient:innen bringt. Die Studienergebnisse
wurden akutell im „European Heart Journal“ publiziert.
Im Rahmen der Studie des Forschungsteams unter der Leitung von
Christian Nitsche (Universitätsklinik für Innere Medizin II,
Klinische Abteilung für Kardiologie, MedUni Wien) und Thomas Treibel
(Department of Cardiovascular Imaging, University College London,)
wurden die Daten von 226 Patient:innen mit Aortenstenose und
gleichzeitiger kardialer Amyloidose aus zehn Ländern untersucht.
Aortenstenose bezeichnet eine Verengung der Herzklappe, die das Blut
aus der linken Herzkammer in den Blutkreislauf leitet. Bei der
kardialen Amyloidose lagern sich fehlgefaltete Proteine im Herzmuskel
ab. Beide Erkrankungen treten in höherem Alter und oft gemeinsam auf.
Bisher war unklar, ob die Behandlung der Amyloidose zusätzlich zum
Klappeneingriff einen Nutzen für die Patient:innen bringt.
In der jetzt veröffentlichten Analyse zeigte sich, dass sowohl
der Aortenklappenersatz als auch die Behandlung mit dem Wirkstoff
Tafamidis gegen Amyloidose mit einem deutlich geringeren Stererisiko
verbunden waren. Am höchsten war der Überlebensvorteil bei jenen
Patient:innen, bei denen beide Therapieformen kombiniert wurden.
„Unsere Ergebnisse zeigen sogar, dass Patient:innen mit beiden
Erkrankungen, die sowohl einen Klappenersatz als auch eine
spezifische Amyloidose-Therapie erhielten, langfristig ähnlich gute
Überlebenschancen hatten wie Menschen mit Aortenstenose ohne
Amyloidose“, betont Studienleiter Christian Nitsche.
Zwtl.: Gezielte Tests nötig
Sowohl die Aortenstenose als auch die kardiale Amyloidose
beeinträchtigen die Pumpfunktion des Herzens und können unbehandelt
zum Tod führen. Eine gezielte Therapie kann das Fortschreiten der
Amyloidose verlangsamen, ein Klappenersatz behandelt die mechanische
Belastung durch die verengte Herzklappe. Bei rund zehn Prozent der
Patient:innen mit Aortenstenose liegt gleichzeitig eine Amyloidose
vor, was im klinischen Alltag allerdings oft nicht diagnostiziert
wird. „Unsere in der Studie gewonnenen Erkenntnisse legen auch nahe,
dass Patient:innen mit ausgeprägter Aortenklappenverengung auf
Amyloidose untersucht werden sollten, um den Betroffenen gezielt
lebensverlängernde Therapieoptionen anbieten zu können“, betont
Christian Nitsche.
Publikation: European Heart Journal
Cardiac transthyretin amyloidosis treatment improves outcomes after
aortic valve replacement for severe stenosis.
Christian Nitsche, Stephan Dobner, Hannah R. Rosenblum, Kush P.
Patel, Simone Longhi, Ali Yilmaz, Marco Merlo, Maria Papathanasiou,
Jan Griffin, Marish I.F.J. Oerlemans, Francisco Gama, Ashraf Hamdan,
Andrew D. Kelion, Andreas Schuster, Sigita Glaveckaité, Nuriye Akyol,
Aldostefano Porcari, Lara Schlender, Teresa Capovilla, Maximilian
Autherith, Laurenz Hauptmann, Kseniya Halavina, João L. Cavalcante,
Marianna Fontana,Paul R. Scully, James C. Moon, Julia Mascherbauer,
Robin Ristl, Elena Biagini, Stefan Stortecky, Matthew S. Maurer, and
Thomas A. Treibel; AS-Amyloidosis Consortium.
Doi: 10.1093/eurheartj/ehaf362
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaf362