„kulturMontag“ am 26. Mai: Zukunft der Kulturnation Österreich, Digitaler Humanismus, Italiens Kulturhauptstadt

Wien (OTS) – Im „kulturMontag“ am 26. Mai 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2
und auf ORF
ON begrüßt Clarissa Stadler angesichts des Sparkurses der
Bundesregierung Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler zu
einem Gespräch über die Zukunft der Kulturnation Österreich live im
Studio. Weiters befasst sich die Sendung mit dem Thema Digitaler
Humanismus, dem u. a. eine internationale dreitägige Konferenz im
Wiener MQ gewidmet ist. Außerdem geht es um die sizilianische Stadt
Agrigent, die gemeinsam mit der Insel Lampedusa zu Italiens
Kulturhauptstadt 2025 ernannt wurde und interessante kulturelle
Initiativen zu bieten hat.
Anschließend an das Magazin steht eine weitere Dokumentation der
Reihe „Schrecklich schöne Bausünden“ zum Thema „Größenwahn“ (23.30
Uhr) auf dem Programm.

Wunsch und Wirklichkeit – Die Zukunft der Kulturnation, dazu
Andreas Babler live im Studio

Die Kunst- und Kulturagenden zu übernehmen war Andreas Bablers
absoluter Wunsch, ist doch gerade dieser Bereich identitätsstiftend
und eine tragende Säule der Demokratie. Das Kulturprogramm der
Regierung hat sich als ausgewogene Mischung aus linken, konservativen
und liberalen Forderungen gelesen: Absicherung der großen
Institutionen, Bekenntnis zur Fortsetzung der bereits begonnenen
Infrastrukturprojekte – das heißt, die versprochenen 100 Millionen
für die dringenden Eingangssanierungen von Belvedere,
Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum sollten gesichert sein
– ein neues Holocaust-Museum wurde angedacht, das Haus der Geschichte
soll ein Bundesmuseum werden, die Mehrwertsteuer auf Kunstwerke,
Tickets und Bücher sollte sinken, Streaming-Dienste sollen zur Kasse
gebeten werden und mit der „Investment Obligation“ einen Beitrag zur
Kulturfinanzierung leisten, das Urheberrecht in Zeiten von KI sollte
adaptierte werden. Viele Absichtserklärungen, doch zweieinhalb Monate
später sieht die Wirklichkeit anders aus.
Denn vom harten Sparkurs der österreichischen Bundesregierung bleibt
auch das Kulturressort nicht verschont. Wie können Kulturschaffende
die gravierenden Auswirkungen verkraften? Welche treffsicheren
Lösungen zeichnen sich ab? Wie kann die Kreativwirtschaft in Zeiten
der Rezession angekurbelt werden? Welches Bild konnte sich Andreas
Babler bis dato von der facettenreichen Kulturbranche verschaffen?
Über die Zukunft der Kulturnation diskutiert Clarissa Stadler mit dem
Kulturminister und Vizekanzler live im Studio.

Gerechtigkeit und Grundrechte – Konferenz zum Digitalen
Humanismus

Die Welt befindet sich im Zukunftstaumel – doch wie können
künstliche Intelligenz und digitale Technologien langfristig dem
Gemeinwohl dienen, anstatt primär wirtschaftlichen und politischen
Interessen? Die Lösung will der renommierte Informatiker Hannes
Werthner im „Digitalen Humanismus“ gefunden haben, denn die
technologische Transformation darf nicht an den Menschen und den
Werten einer Gesellschaft wie Humanismus und Demokratie vorbeiführen.
Der an der TU Wien lehrende brillante Techniker hat sich stets auch
mit gesellschaftspolitischen wie philosophischen Fragen der
Technologie auseinandergesetzt. Gemeinsam mit rund 40
Spitzenforscherinnen und -forschern aus aller Welt erarbeitete er vor
sechs Jahren ein „Wiener Manifest für Digitalen Humanismus“ und hat
vor Kurzem dazu ein kämpferisches Buch herausgebracht. Obwohl das
Internet ein dezentrales Medium ist, an dessen demokratische Macht
vor einigen Jahren noch geglaubt wurde, ist der Markt mittlerweile
besonders stark konzentriert bzw. fast monopolisiert. Vor allem US-
Konzerne, abgesehen von wenigen chinesischen Firmen, bestimmen über
Informationssysteme und damit Infrastrukturen unserer Demokratie. Wie
organisiert man Gerechtigkeit und Gleichheit? Eine internationale
dreitägige Konferenz im Wiener MQ widmet sich dem Thema „Digitaler
Humanismus“. Unter dem Motto „Shaping our digital future“ treffen
dort Forschende, Akademiker:innen, Politiker:innen, Führungskräfte,
Technologinnen und Technologen sowie interessierte Bürger:innen
aufeinander.

Harmonie und Konflikt – Italiens Kulturhauptstadt Agrigent und
Lampedusa

Nicht nur die Europäische Union kürt jährlich ihre
Kulturhauptstädte quer durch die Länder, auch Italien feiert seine
nationalen Juwele. 2025 ist die sizilianische Stadt Agrigent samt der
Insel Lampedusa zur italienischen Kulturhauptstadt erklärt worden.
Mit der mit einer Million Euro dotierten Initiative werden nicht nur
die Sonnen-, sondern auch die Schattenseiten dieser Region
thematisiert. Das Motto: „Das Selbst, der Andere und die Natur.
Beziehungen und kulturelle Transformationen“. Zahlreiche kulturelle
Initiativen in der 55 000 Einwohner:innen zählenden Stadt und auf
Lampedusa sollen das Konzept von Harmonie und Konflikt unter den vier
Elementen des antiken griechischen Philosophen und Naturforschers
Empedokles von Agrigent umsetzen. Während die Stadt mit ihrem „Tal
der Tempel“ – dem mit 1.000 Hektar größten archäologischen Park der
Welt –, der idyllischen Altstadt und kulinarischen Hochgenüssen
punktet, steht die Lebensrealität auf Lampedusa in starkem Kontrast
dazu. Die Mittelmeerinsel zwischen Sizilien und Tunesien ist seit den
2010er Jahren vor allem als Station auf der Flucht nach Europa
bekannt. Die Lebensbedingungen von Tausenden auf der Insel gelandeten
Geflüchteten werden seither als menschenunwürdig kritisiert. 2023
wurde die italienische Regierung deswegen vom Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt. Ein Kulturhauptstadt-
Projekt nennt sich „Hospitium“ – Gastfreundschaft – und wird von der
österreichischen Textilkünstlerin Tanja Boukal, die einen starken
Fokus auf soziale Themen und speziell auf Migration setzt,
realisiert. Der „kulturMontag“ bringt eine Reportage.

Dokumentation „Schrecklich schöne Bausünden: Größenwahn“ (23.30
Uhr)

Betonkathedralen, die in die Landschaft geklotzt sind;
gigantomanische Kolosse, die sich schier endlos die Küste Rügens
entlangziehen; Konsumtempel als manifeste Sinnbilder für die Gier des
Kapitalismus: alles Bausünden, die verstören, verärgern – und
faszinieren. Die vierteilige Reihe „Schrecklich schöne Bausünden“
setzt sich mit Bauwerken auseinander, die als architektonische
Sündenfälle abqualifiziert wurden, aber heute, aus neuer Perspektive
betrachtet, durchaus in ihren Bann ziehen können.
In dieser von Ralf Pfleger gestalteten Folge geht es um Größenwahn in
der Architektur. So etwa um den 830 Meter weit in den Himmel ragenden
Burj Khalifa in Dubai. Ein Turm mit der Bauhöhe von einem Kilometer
scheint seither in greifbare Nähe gerückt. Architektonisches Geprotze
gilt den einen als Peinlichkeit, anderen gar als Sakrileg. Schon der
Pariser Eiffelturm mit dem seinerzeit unvorstellbaren Höhenrekord von
mehr als 300 Metern galt den Zeitgenossen als Bausünde.
Architektonischer Größenwahn strebt aber nicht nur in die Höhe,
sondern manchmal auch in die Länge: Der „Koloss von Rügen“ erstreckt
sich über knapp fünf Kilometer und galt als längstes Gebäude der
Welt. Die Nationalsozialisten errichteten ihn in Prora als „Kraft
durch Freude“-Seebad. Heute befinden sich Luxuswohnungen in der
Anlage – gigantomanische Architektur, die gleichermaßen befremdet wie
fasziniert.