Schmuckenschlager fordert politische Klarheit statt Symbolpolitik auf dem Rücken der Landwirtschaft

St. Pölten (OTS) – Am Montag, 30. Juni 2025 tagte die Vollversammlung
der
Landwirtschaftskammer Niederösterreich in St. Pölten. Die
internationale Krisenlage, wirtschaftliche Unsicherheit und
zunehmende Bürokratie setzen der heimischen Landwirtschaft zu.
Präsident Johannes Schmuckenschlager sieht dringenden Handlungsbedarf
– von der GAP-Finanzierung nach 2027 über die
Pflanzenschutzmittelzulassung bis hin zu einer praxisnahen und
verlässlichen Agrarpolitik der EU. Scharfe Kritik äußerte
Schmuckenschlager an der Forderung der Arbeiterkammer nach einer
Lebensmittelpreisbremse: „Das ist reine Symbolpolitik und schadet
jenen, die tagtäglich für unsere Versorgung arbeiten.“

Die politisch und wirtschaftlich unsichere Lage weltweit –
verschärft durch unvorhersehbare Eingriffe wie etwa der US-
Zollpolitik – zeigt laut Schmuckenschlager deutlich: „Eine
verlässliche Versorgung mit Lebensmitteln ist die Basis für
Stabilität und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Damit diese
Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann und die bäuerlichen
Familienbetriebe bestehen können, brauche es daher klare
Rahmenbedingungen.

LH-Stv. Stephan Pernkopf erklärt im Rahmen der Vollversammlung:
„Gerade zur beginnenden Erntezeit sieht die ganze Gesellschaft: Die
Bäuerinnen und Bauern sorgen für beste heimische Lebensmittel und
garantieren die Versorgungssicherheit. Dafür brauchen sie aber auch
die Sicherheit sowie die notwendigen Mittel und Unterstützungen, um
nachhaltig produzieren zu können“.

Lebensmittelpreisbremse ist keine Lösung, sondern Teil des
Problems

Die Herausforderungen in der Land- und Forstwirtschaft nehmen
stetig zu – nicht nur auf Acker, Wiese, im Stall oder im Wald,
sondern zunehmend auch in gesellschaftspolitischen Debatten. Umso
unverständlicher ist es, dass gerade in einer der arbeitsintensivsten
Zeiten des Jahres, wenn die bäuerlichen Betriebe mit großem Einsatz
jene Lebensmittel produzieren, die tagtäglich für Versorgung und
Leben sorgen, Forderungen nach einer Lebensmittelpreisbremse laut
werden. Die Landwirtschaftskammer zeigt sich irritiert über die
jüngsten Aussagen der Arbeiterkammer und weist deren Forderung nach
einer Lebensmittelpreisbremse aufs Schärfste zurück. „Eine
Preisdeckelung bei Lebensmitteln als Reaktion auf gestiegene
Lebenserhaltungskosten vorzuschlagen, verkennt die Realität in der
heimischen Landwirtschaft und setzt ein fatales Signal“, sagt
Schmuckenschlager in aller Deutlichkeit.

Dabei liegt das Problem weniger in den Preisen als vielmehr im
Umgang mit Lebensmitteln. 25 Prozent aller gekauften Lebensmittel
landen im Müll – ein Umstand, der weder ökologisch noch ethisch
vertretbar ist. Allein in Wien wird täglich so viel Brot entsorgt,
wie Graz, die zweitgrößte Stadt Österreichs, insgesamt konsumiert.
„Diese Zahlen machen deutlich: Wer von einer Preisbremse spricht,
sollte zunächst über einen bewussteren und verantwortungsvolleren
Umgang mit Lebensmitteln sprechen“, sagt Schmuckenschlager.

Eine tatsächliche Preisbremse liegt im Verhalten jeder und jedes
Einzelnen. Wer Lebensmittel wertschätzt, geht achtsam mit ihrer
Lagerung, Verarbeitung und ihrem Verbrauch um – und kann dabei bis zu
25 Prozent der Kosten einsparen. Aus Sicht der Landwirtschaftskammer
wäre vielmehr ein höherer Preis, der die wahre Wertigkeit von
Lebensmitteln widerspiegelt, ein notwendiger Schritt zu einem
gesellschaftlichen Umdenken. Die Forderung der Arbeiterkammer nach
einer Lebensmittelpreisbremse weist die Landwirtschaftskammer daher
entschieden zurück.

GAP nach 2027: Finanzierung sichern, Bürokratie abbauen

Im Sommer will die EU-Kommission erste Vorschläge für die
Finanzierung und Ausrichtung der GAP nach 2027 vorlegen. Aus Sicht
der Landwirtschaftskammer Niederösterreich muss die Finanzierung auf
EU-Ebene klar abgesichert sein. Der sogenannte „Single Plan“, der die
Finanzierung den Mitgliedstaaten überlässt ohne EU-eigene
Zweckbindung, wird entschieden abgelehnt. Inhaltlich fordert die
Kammer deutliche Vereinfachungen, allerdings unter Beibehaltung
bewährter Instrumente und Maßnahmen. „Denn Kontinuität ist oft die
wirksamste Form der Vereinfachung“, so Schmuckenschlager.

Pflanzenschutz: Zulassungen beschleunigen, Versorgung absichern

Die schwierige Situation bei Pflanzenschutzmitteln gefährdet
zunehmend die Produktion, vor allem in wertschöpfungsintensiven
Kulturen. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich warnt seit
Jahren vor Engpässen in diesem Bereich. Die jüngste Initiative von
Bundesminister Norbert Totschnig für ein „EU-Zukunftskonzept für
effektiven Pflanzenschutz“ wird ausdrücklich unterstützt. Kurzfristig
müsse jedoch auch auf nationaler Ebene gehandelt werden. Verfahren
wie die gegenseitige Anerkennung müssen rascher und praxisnäher
abgewickelt werden. Für Spezialkulturen braucht es Lösungen zur
Schließung von Zulassungslücken, und auch Notfallzulassungen müssen
weiterhin möglich sein. Bürokratische Auflagen – etwa bei der
Dokumentation – dürfen nicht über EU-Vorgaben hinausgehen.

Entwaldungsverordnung: Österreich braucht „Null-Risiko“-Status

In Österreich wächst die Waldfläche kontinuierlich – Entwaldung
findet nicht statt. Dennoch werden heimische Betriebe durch die
europäische Entwaldungsverordnung (EUDR) mit neuen bürokratischen
Auflagen konfrontiert. Die Kammer fordert, Österreich als „Null-
Risiko“-Land einzustufen. Sollte das nicht gelingen, sind zumindest
Detailregelungen nötig, die bürokratischen Mehraufwand verhindern.

Die Resolution entnehmen Sie bitte hier .

Über die Vollversammlung der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer

Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der
Vertretung der Landwirtschaft in Niederösterreich. Sie besteht aus 40
Mitgliedern, die gleichzeitig als Landeskammerräte Funktionen
ausüben. Die Vollversammlung dient der Beratung und Beschlussfassung
aller Angelegenheiten der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer, soweit
nicht der Hauptausschuss oder der Präsident zuständig sind.