Wien (OTS) – Das Jahr 2024 war ein gutes Jahr für die
österreichischen Meteorite!
Neben dem spektakulären Fall bei Haag, Niederösterreich, am 24.
Oktober 2024, wurde bereits Anfang September letzten Jahres ein
vielsprechend aussehender Stein an das Naturhistorische Museum
gebracht. Und tatsächlich, der Finder hatte bereits diese Vermutung,
nach einem Blick in das Innere des Fundes, war klar: es ist ein
Steinmeteorit!
Der Fund als solcher ereignete sich im Juli 2025 auf einer
Wanderung im Tauerntal (Kärnten). Auf dem mit hellem Kalkstein
aufgeschütteten Wirtschaftsweg, in der Nähe der Jamnigalm
nordwestlich von Mallnitz, stach dem Finder ein Stein mit dunkler,
glatter Kruste unter den sonst hellen und scharfkantigen Bruchstücken
des Wegschotters ins Auge. Der besondere Stein war in den Boden
gedrückt und im Weg halb „vergraben“. Dennoch: in den wachsamen Augen
des studierten Biologen und Erdwissenschaftlers war er auffällig
…und wurde geborgen.
Jetzt ist der Steinmeteorit offiziell klassifiziert, d.h., er
wurde vom internationalen Komitee für die Namensgebung von Meteoriten
akzeptiert und im Meteoritical Bulletin eingetragen. Das Einreichen
eines Meteoriten zur Klassifizierung bedarf einiger, genau
festgelegter Analysen zur Zusammensetzung und Konstitution des
Meteoriten und nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Gemäß den Regeln
des Meteoritical Bulletin wurde der neue österreichische Meteorit
nach dem Ort seines Fundes benannt: Mallnitz (Kärnten).
Mallnitz ist – wie die anderen neun offiziell anerkannten
Meteorite aus Österreich auch – ein gewöhnlicher Chondrit.
Gewöhnliche Chondrite nehmen weltweit mit einer Häufigkeit von ca. 85
% aller eingetragenen Meteorite den mit Abstand ersten Platz ein.
Mallnitz ist vom Typ H5, d.h., ein relativ eisenreicher Chondrit, der
auf dem Mutterkörper durch erhöhte Temperaturen genau definierte
Veränderungen unterlief. Die Messung der Aktivität des kurzlebigen
Radionuklids Mangan-54 (Halbwertszeit 312 Jahre) in einem
Speziallabor in Dresden (Felsenkellerlabor des VKTA Dresden) belegt,
dass Mallnitz vor weniger als 10 Jahren gefallen ist.
„Außerdem konnte anhand des Spaltprodukts Cäsium-137 – eine
Kontamination aus dem Tschernobyl-Unfall von 1986 – nachgewiesen
werden, dass Mallnitz tatsächlich in Europa einschlug und dort einige
Zeit dem lokalen Wetter ausgesetzt war, erklärt Dr. Andrea Patzer,
Kuratorin der Meteoritensammlung des NHM Wien.
Weitere Untersuchungen, u.a. am Vienna Environmental Research
Accelerator (VERA) der Universität Wien, werden helfen, die
ursprüngliche Größe und die Aufenthaltszeit von Mallnitz im All zu
rekonstruieren. Die Veröffentlichung aller Analysen, die ein
Konsortium aus sechs Wissenschaftler*innen von sechs Institutionen
und aus vier Ländern am neuen österreichischen Meteoriten Mallnitz
durchgeführt hat, wird im kommenden Jahr in einem Fachjournal
veröffentlicht.
Ab 5. November 2025 sind eine polierte Scheibe und ein Modell von
Mallnitz in der Österreich-Vitrine im Meteoritensaal (Saal 5) des
Naturhistorischen Museums zu sehen.
Das Naturhistorische Museum Wien beherbergt eine der größten
Meteoritensammlungen der Welt. Mit 10.779 Objekten von 2675
verschiedenen Meteoriten liegt die Sammlung an dritter Stelle, nur
übertroffen vom U.S. National Museum in Washington, D.C., und der
großen Sammlung antarktischer Meteorite in Tokio (National Institute
of Polar Research).
Die Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums Wien ist
außerdem die weltweit älteste Meteoriten-Schau und wurde aus diesen
Gründen vom Komitee für das geologische Welterbe der International
Union of Geological Sciences 2024 als „Geo-Collection“ ausgezeichnet.
Wissenschaftlicher Rückfragehinweis:
Dr. Andrea Patzer, Kuratorin der Meteoritensammlung
https://orcid.org/0000-0003-2224-3452
Tel.: +43 (1) 52177 – 393
Dr. Julia Walter-Roszjár, Ko-Kuratorin der Meteoritensammlung
https://orcid.org/0000-0001-9921-5500
julia.walter-roszjá[email protected]
Tel.: +43 (1) 52177 – 393





