Wien (OTS) – “Ich habe Freundinnen, die E-Mails bekamen mit Aussagen
wie ‚Ich
werde dich vergewaltigen‘”. Unabhängigen Journalismus zu betreiben,
wird immer schwieriger, so viel wird aus Aussagen wie dieser von Soňa
Weissová klar. Doch wie genau sieht eine schwindende Pressefreiheit
aus? Soňa Weissová, Journalistin in der Slowakei bei Dennik N, und
Noémi Martini, ungarische Journalistin bei HVG Kiadó Zrt, kommen
unter Moderation von Mirjana Tomić (fjum/Presseclub Concordia) im
Rahmen des 27. Österreichischen Journalistinnenkongresses zu Wort.
Zwtl.: Russland zieht die Fäden
Propaganda allgemein und russische Propaganda gehen Hand in Hand.
Während in Ungarn die Bühne russischen Politikern wie Sergej Lavrov
im Rahmen von Staatsbesuchen geboten werde, gelte die Slowakei viel
mehr als “Spielplatz der russischen Informationskampagnen”. Alle
Strategien Russlands werden dort ausprobiert – bisher mit Erfolg. Die
Bürger*innen – in der Slowakei sind mittlerweile nur noch zwei
Geschlechter anerkannt – sind bereits so stark im Bann der pro-
russischen “alternativen Medien”, dass unabhängige Journalist*innen
mit Drohungen aus der Öffentlichkeit rechnen müssen. “Besonders
Frauen sind von Beschimpfungen betroffen. Ich habe Freundinnen, die E
-Mails mit Vergewaltigungsandrohungen bekamen“, erzählt Soňa
Weissová.
Zwtl.: Ungarn – doch positive Seiten?
Im Nachbarland Ungarn wird die Lage etwas anders geschildert. Im
World Press Freedom Index belegt es den 68. Platz, ganze 30 Plätze
hinter der Slowakei. Mehr als 50% aller Medien gehören Oligarchen,
die in Verbindung mit Orban stehen. Dennoch beschreibt Noémi Martini
Gespräche mit Bürger*innen zur Pressefreiheit und deren Interesse an
unabhängigem Journalismus. Dabei versteht sie als Ungarin freie
Medien als finanziell frei: Sie finanzieren sich über Werbung und EU-
Gelder. Bis vor Kurzem auch noch über USAID, nicht mehr seit Trumps
zweiter Amtszeit. Martinis Meinung nach wird auch die aktuelle
Regierung nicht ohne gute, unabhängige Journalist*innen überleben,
jene, die Propaganda reproduzieren seien hingegen entbehrlich.
Zwtl.: Mut!
Und wo befindet sich Österreich in dem allen? Mit Platz 22 auf
dem World Press Freedom Index ist es den beiden Nachbarländern noch
voraus. Doch der Trend ist negativ. Dennoch sagt Soňa Weissová: “In
Österreich sowie in Westeuropa hat man noch Vertrauen in das
Justizsystem.” Wird in Österreich ein Gesetz verletzt, vertraut man
darauf, dass der Täter/die Täterin strafrechtlich verfolgt wird.
Dieses Vertrauen gibt es in der Slowakei nicht mehr. Der Journalismus
steht allein und Journalist*innen sind „vogelfrei“.
Doch was lässt sich tun? Darauf bieten die zwei Kämpferinnen für
Pressefreiheit nur vage Antworten. “Tapfer bleiben und
zusammenhalten. Als Frauen und als Journalist*innen” ist, was man
wohl am ehesten heraushören kann.
Autorin: Jarmila Frimlová





