Wien. (OTS) – Vor dem Bundesländer-Gipfel zu den dramatischen
Kapazitätsengpässen
in österreichischen Spitälern am Freitag (7. November) warnen die
Gewerkschaften GÖD-Gesundheitsgewerkschaft und younion – Team
Gesundheit vor Kürzungen im öffentlichen Gesundheitswesen. Sie
vertreten alle dort Beschäftigten bundesweit und fordern stattdessen
gezielte Investitionen in Personal und Arbeitsbedingungen.
In Österreich übernimmt das öffentliche Gesundheitswesen fast die
gesamte Notversorgung. So behandelt der Wiener Gesundheitsverbund (
WIGEV) über 90 Prozent aller Akutfälle tagsüber, nachts sind es sogar
über 96 Prozent. In anderen Bundesländern werden sämtliche Akutfälle
öffentlich versorgt. Darum warnen die Gewerkschaften vor einer
Schwächung dieses Systems durch Einsparungen wie der geplanten
Lohnkürzung für Pflegekräfte in Salzburg.
„Gesundheit ist kein Streichposten“, so Reinhard Waldhör,
Vorsitzender der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft. „Gerade in den letzten
Wochen haben wir doch erlebt, dass unser Gesundheitswesen nicht
weniger, sondern mehr Ressourcen braucht. Wir müssen klug
investieren, und zwar in die Beschäftigten, von der Pflegekraft über
diagnostische und therapeutische Kolleginnen und Kollegen bis hin zur
Primarin, denn sie allein stemmen unsere Versorgung. Je besser ihre
Arbeitsbedingungen, desto mehr Menschen kommen und bleiben in diesen
Berufen. Das ist der einzige Weg zu einer sicheren öffentlichen
Versorgung für uns alle. Darum sind diese Sparfantasien völlig
irrwitzig und brandgefährlich.“
Konkrete Lösungsvorschläge zur Entlastung der Beschäftigten im
Gesundheitswesen haben die Gewerkschaften bereits 2023 vorgelegt (
siehe OTS 0056 ).
Reform ohne Beschäftigte „zum Scheitern verurteilt“
Edgar Martin, Vorsitzender der younion – Team Gesundheit, fügt
hinzu: „Wir haben noch immer eine Gesundheitsversorgung, von der
andere Länder nur träumen können, trotz steigender Anforderungen
durch eine alternde Bevölkerung. Das ist allein der Verdienst der
Menschen, die in den Spitälern und Pflegeeinrichtungen täglich
Übermenschliches leisten. Und zum Dank wird ihnen mit Kürzungen
gedroht. Schlechtere Arbeitsbedingungen bedeuten weniger Personal und
damit noch mehr Last für die Verbliebenen. Das wiederum treibt viele
in die Teilzeit. Aus dieser Teufelsspirale müssen wir endlich
rauskommen. Unsere Vorschläge liegen am Tisch.“
Darum begrüßen die Gewerkschaften den Gipfel am Freitag, sie
fordern ein solches Treffen seit Jahren. Bereits im Mai 2023 warnten
sie vor einem Personalnotstand und erhoben, dass österreichweit 2.775
Betten gesperrt waren – weit mehr, als im AKH insgesamt zur Verfügung
stehen. Schon damals schlugen sie einen Gipfel zwischen Bund, Ländern
und Beschäftigten vor, um die Personalsituation zu entspannen und das
Gesundheitssystem so abzusichern. Diese Forderung sehen die
Gewerkschaften jetzt bestätigt.
Aber Waldhör betont: „Jede Reform ohne Verbesserung der
Arbeitsbedingungen ist zum Scheitern verurteilt. Für eine sichere
Gesundheitsversorgung müssen unsere Krankenhäuser und Pflegezentren
endlich wieder Orte werden, in denen man gerne, lange gesund arbeiten
kann, mit menschlichen Arbeitszeiten und fairer Entlohnung. Darum
brauchen die Beschäftigten eine starke Stimme bei jeder Reform. Das
ist unsere Aufgabe als Gewerkschaft, wir stehen jederzeit zu
Gesprächen bereit. Doch wer die Beschäftigten jetzt ignoriert,
riskiert sehenden Auges unser aller Gesundheitsversorgung. Das werden
wir nicht zulassen.“





