Flächendeckender Gewaltschutz in Niederösterreich: Hilfe dort, wo sie gebraucht wird – ohne Hürden und ohne Stigma

St. Pölten (OTS) – Gewalt hat viele Gesichter: Sie kann körperlich,
psychisch oder
sexualisiert sein und Menschen aller Altersgruppen und Lebenslagen
treffen. In einem Flächenbundesland wie Niederösterreich darf
Gewaltschutz nicht zentralistisch gedacht werden. Wer Unterstützung
sucht, soll sie in der Nähe, im vertrauten Umfeld und möglichst
unauffällig erhalten – ohne lange Wege, ohne bürokratische Hürden und
vor allem ohne Angst vor Stigmatisierung.

Dezentrales Modell für Flächenbundesland Niederösterreich nötig
Zentrale

Gewaltschutzambulanzen, wie sie zum Beispiel in Wien oder Graz
eingesetzt werden, mögen auf den ersten Blick als Maßnahme sinnvoll
erscheinen – in der Praxis jedoch sind sie oft schwer erreichbar und
wirken abschreckend. Genau das kann dazu führen, dass Menschen, die
Hilfe bräuchten, diese nicht in Anspruch nehmen. Niederösterreich
geht deshalb seit Jahren einen anderen, bewussten Weg: mit einem
dezentralen, flächendeckenden und niederschwelligen Angebot in allen
Regionen des Landes – sowohl in den Landeskliniken als auch im
niedergelassenen Bereich, der Landespolizei und den nahestehenden
Organisationen des Landes.

Landesgeschäftsführer LAbg. Matthias Zauner betont: „Eine
einzelne Gewaltschutzambulanz ist für ein Flächenbundesland nicht
zielführend. Erneut muss man die Grünen über die Bedürfnisse der
Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher aufklären – nett
gemeint, aber wieder einmal geht ein Vorschlag vorbei an der
Lebensrealität der Menschen, liebe Grüne!“

Hilfe direkt in den Kliniken und Ordinationen

Wer medizinische Hilfe sucht – sei es in einer Hausarztpraxis
oder in einem Spital – erhält dort die Möglichkeit, sich diskret als
von Gewalt betroffen zu erkennen zu geben. In allen 27 Landeskliniken
bestehen dafür verpflichtende Opferschutzgruppen. Diese
interdisziplinären Teams setzen sich aus medizinischem, pflegerischem
und psychologischem Fachpersonal zusammen und sind speziell dafür
geschult, Gewalt zu erkennen, sensibel zu reagieren, Spuren
professionell zu dokumentieren und Betroffene mit weiteren
Hilfeeinrichtungen zu vernetzen.

Die Maßnahmen in den Kliniken reichen dabei von standardisierten
Fragen in der Pflegeanamnese, um Gewalttaten frühzeitig zu erkennen
über die Ausbildung von Krankenpflegern die auf Gewalttaten
spezialisiert sind bis hin zu Informationsmaterialien und diskreten
Hinweisen in sensiblen Bereichen wie etwa den sanitären Anlagen.
Ergänzend sorgt die Landesgesundheitsagentur für regelmäßige
Fortbildungen, Austausch mit Polizei und Gewaltschutzzentren sowie
gezielte interne Sicherheitsschulungen. „Wir werden im Landtag
beschließen, dass diese guten Maßnahmen der Landesgesundheitsagentur
noch weiter intensiviert werden“, so VPNÖ Frauensprecherin LAbg.
Silke Dammerer.

Der Hausarzt als erste Vertrauensperson

Gleichzeitig nimmt auch der niedergelassene Bereich eine zentrale
Rolle ein. Hausärztinnen und Hausärzte kennen ihre Patientinnen und
Patienten oft über viele Jahre hinweg. Dieses gewachsene
Vertrauensverhältnis ist eine wertvolle Ressource, um erste Anzeichen
von Gewalt zu erkennen – oft, noch bevor die Betroffenen selbst
darüber sprechen können.

Gewaltschutz ist mehr als medizinische Ersthilfe

Das Land Niederösterreich engagiert sich seit vielen Jahren
intensiv für den Schutz von Frauen vor Gewalt – gemeinsam mit der
Landesgesundheitsagentur, den Frauenhäusern, den Beratungsstellen,
der Polizei sowie zahlreichen regionalen Einrichtungen. Das
Maßnahmenpaket des Landes setzt auf mehreren Ebenen an: In
Akutsituationen bieten Frauenhäuser Schutz, Unterkunft und Betreuung
– anonym, sicher und rund um die Uhr. Ergänzend gibt es telefonische
Hilfsangebote, bei denen Betroffene rasch und niederschwellig
Unterstützung finden. Für eine längerfristige Begleitung stehen in
allen Regionen psychosoziale und rechtliche Beratungsangebote zur
Verfügung. Dabei wird eng mit der Polizei, der Justiz, der
Jugendhilfe sowie den Kliniken und dem niedergelassenen Bereich
zusammengearbeitet, um eine koordinierte und wirksame Hilfe zu
gewährleisten.

Prävention und Verantwortung in der Fläche

Schon in Schulen werden Projekte zur Gewaltvermeidung umgesetzt,
Aufklärungskampagnen erreichen breite Bevölkerungsschichten, und
immer mehr Gemeinden engagieren sich mit konkreten Maßnahmen gegen
Gewalt. Im Jahr 2024 wurden 89 niederösterreichische Gemeinden für
ihr besonderes Engagement ausgezeichnet.

VPNÖ Frauensprecherin LAbg. Silke Dammerer abschließend:
„Gewaltschutz darf keine Frage der Entfernung, des Zufalls oder des
Mutes sein, sich zu offenbaren. Er muss überall dort stattfinden, wo
Menschen leben – im Spital genauso wie in der Hausarztpraxis oder im
Gemeindeamt. In einem Flächenland wie Niederösterreich braucht es
Nähe, Vertrauen und ein starkes Netz an Unterstützung. Unser Zugang
ist klar: Wir helfen flächendeckend, niederschwellig und konsequent.
Wer hinschaut, hilft. Und wer Hilfe braucht, bekommt sie in
Niederösterreich.“