Wien (OTS) – In der zweiten Förderrunde des Filmfonds Wien ergibt
sich ein
Schwerpunkt auf Dokumentarfilme, die von gesellschaftlichen Themen
wie aktuellen Formen der Protestkultur und Gendermedizin bis hin zu
Kinoporträts über Christine Nöstlinger und Florentina Holzinger
reichen. Unter den Zusagen für fiktionale Stoffe finden sich zwei
Nachwuchsprojekte der Filmemacherinnen Jasmin Baumgartner und Johanna
Lietha sowie die neuen Projekte von Jessica Hausner und Ulrich Seidl.
Zusagen in der TV-Förderrunde erhielten unter anderem die Serie
„Pflegeleicht“ sowie neue Wien-Dokumentationen, die sich der Stadt
mit unterschiedlichsten Themen widmen.
Bei der zweiten Sitzung im Jahr 2025 erteilte die Jury, bestehend
aus Christine Dollhofer, Elisabeth Gabriel, Peter Jäger, Malina
Nwabuonwor und Manfred Schmidt neun Herstellungen von Kinofilmen und
neun Projektentwicklungen Zusagen – Mittel in Höhe von über 3
Millionen Euro wurden vergeben. Eingereicht waren 46 Projekte mit
einer Antragssumme von 9,7 Millionen Euro.
Zum zweiten TV-Antragstermin 2025 wurden 18 Fernsehprojekte mit
der Gesamtantragssumme von 877.000 Euro eingereicht, zwölf Projekte
erhielten Zusagen vom Filmfonds Wien in Höhe von 668.000 Euro .
Zwtl.: Neun Herstellungen erhalten Förderung in Gesamthöhe von
2.851.000 Euro.
Regisseurin Jessica Hausner beleuchtet mit ihrem neuen Kinofilm
TOXIC in vier Episoden verschiedene Aspekte unserer Arbeitswelt. In
modernen Parabeln folgt sie den Akteur*innen eines kapitalistischen
Systems, das dabei ist, sich selbst zu überholen. Mal realistischer,
mal absurder – doch was alles verbindet, ist das menschliche Element,
das als Sand im Getriebe einer profitorientierten Welt wirkt. Die auf
dem Drehbuch von Jessica Hausner und Jessica Lind basierende
majoritäre Koproduktion wird von der Wiener Schubert Füm, der
Berliner Essential Film und der Pariser Société Parisienne de
Production verwirklicht.
In seinem neuen Spielfilm DISTANZEN erzählt Regisseur und
Produzent Ulrich Seidl von der Angst vor menschlicher Nähe – und der
Sehnsucht danach: Carl Schwert organisiert Reisen zu Orten des
Schwarzen Tourismus. An diesen Stätten von Leid und Tod fühlt er sich
lebendig. Sein Leben zuhause in Österreich ist hingegen geprägt von
Distanzen. Sein erwachsener Sohn Ben etwa hat sein Zimmer seit Jahren
nicht mehr verlassen. Als der junge Mann seiner angestauten Wut
freien Lauf lässt, droht auch Schwerts Welt zusammenzubrechen. Für
das Drehbuch zeichnen Ulrich Seidl, Veronika Franz und Severin Fiala
verantwortlich.
SENTIMENTAL FAIL CLUB ist das Langfilmdebüt von Regisseurin
Jasmin Baumgartner. In der Tragikomödie führen die zwei Teenage-
Schwestern Chilli und Jolo die Tagebücher ihrer Eltern als
Theaterstück auf, in der Hoffnung viral zu gehen und so der Tristesse
ihres Dorfes zu entkommen. Der auf einem Drehbuch von Jasmin
Baumgartner und Lorenz Uhl basierende Kinofilm wird von der KGP
Filmproduktion realisiert.
In HEART BEATS muss die elfjährige Halbwaise Lia gegen ihren
Willen mit ihrem Vater zu seiner Freundin nach Wien ziehen und
schaltet auf Generalwiderstand. Auch von ihrer erfrischend direkten
Patchwork-Schwester Pauline, die das Down-Syndrom hat, will sie
nichts wissen. Erst am Schlagzeug findet sie einen Weg, ihrer Wut und
Trauer Ausdruck zu verleihen und kann neue Freundschaften zulassen.
Der Kinderfilm von Max-Ophüls-Preisträgerin Johanna Lietha (
„Lovecut“, 2020), der sich mit den Themen Trauer und Inklusion
auseinandersetzt, wird von der Wiener berg hammer film gemeinsam mit
der Züricher Tellfilm produziert.
Inklusion ist auch das Thema des Dokumentarfilms WAS FEHLT, DAS
BLEIBT des Duos Katharina Brunne und Lukas Ladner. Intimität,
Sexualität und Nähe werden gerne als die „schönste Nebensache der
Welt“ bezeichnet. Doch für Nikolai, Martin, Susi und Max sind sie
keine Selbstverständlichkeit, denn ihnen wird von der Gesellschaft
eine Vielzahl an Barrieren in den Weg gelegt. Die Produktion der
Eutopiafilm begleitet die vier körperlich beeinträchtigten, jungen
Erwachsenen dabei, wie sie für sich und ihre Bedürfnisse einstehen
und damit gegen eine behindertenfeindliche Gesellschaft ankämpfen
müssen.
Wenn man künstliche Intelligenz an ihre Grenzen bringt, dann
erträumt sie Monster wie den dämonenartigen Crungus. Der Essayfilm
DARKNESS IN THE BOX von Dokumentarist Matthias Writze und der Glitter
and Doom Film dringt in die Abgründe der KI-Programme vor und
erforscht, was sich in dieser Black Box verbirgt: Was bedeutet die
Fehlbarkeit der KI für uns und was können wir aus diesen
Halluzinationen über das Mensch-Sein lernen?
Der Regisseur und Produzent Marko Doringer begibt sich mit seinem
neuen Projekt DER SOLDAT auf eine essayistische Reise entlang der
Lebenslinie seines verstorbenen Großvaters. Sie führt uns in das
größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – und wieder zurück in
unsere Gegenwart.
Die Choreografin und Performancekünstlerin Florentina Holzinger
spaltet mit ihren radikalen Inszenierungen die Gemüter. Die einen
sind angeekelt, die anderen feiern sie frenetisch. Mit FLORENTINA
erforscht Regisseurin Margarita Jimeno („Gogol Bordello Non-Stop“,
2008) die tieferen Themen in der Arbeit und dem Leben von Florentina
Holzinger und ihrem Team. Das Dokumentarprojekt entsteht als deutsch-
österreichische Koproduktion zwischen der Berliner Medea Film Factory
und der Wiener Mischief Films.
Christine Nöstlinger war eine der prägendsten und meistgelesenen
Kinderbuchautorinnen des deutschsprachigen Raums, deren Werk so
radikal ehrlich ist wie ihr Leben. In dem dokumentarischen Porträt
SOWIESO UND ÜBERHAUPT – DIE WELT DER CHRISTINE NÖSTLINGER von
Regisseurin Alexandra Schneider und der Nikolaus Geyrhalter
Filmproduktion werden ihre markante Sprache, ihr scharfsinniger Humor
und ihr unerschütterlicher Humanismus wieder lebendig.
Zwtl.: Neun Projektentwicklungen erhalten Förderung in Gesamthöhe von
192.000 Euro.
Die Wiener FreibeuterFilm und die Londoner House Productions
entwickeln gemeinsam den historischen Kinofilm EMPIRE OF SENTIMENT .
Nach „Große Freiheit“ (2021) erzählen Filmemacher Sebastian Meise und
Ko-Autor Thomas Reider in ihrem neuen Projekt die Geschichte des
schwarzen Sklaven Jacob Wainwright, der die Leiche des berühmten
Entdeckers David Livingstone auf einer entbehrungsvollen Reise nach
London bringen will, in der Hoffnung, so seine Freiheit zu erlangen.
In einem kleinen Städtchen im Mühlviertel wird die ambitionierte
Karriere der frischgebackenen Bürgermeisterin Birgit auf die Probe
gestellt, als ihre rebellische Schwester aus Wien zurückkommt und den
heimischen Strickverein übernimmt. DIE STRICKPIRATINNEN wird von der
Dim Dim Film nach dem Drehbuch von Günter Schwaiger und Julia
Mitterlehner entwickelt.
Nach „Das Tier im Dschungel“ (2023) erzählen Filmemacher Patric
Chiha und Ko-Autorin Jihane Chouaib in ihrem neuen Projekt ICE CREAM
von einer jugendlichen Sommerliebe in Wien. Jedoch stehen den
Teenager*innen Ava und Florian die eigenen Geheimnisse und Ängste im
Weg. Das Coming-of-Age-Drama wird von der Panama Film projektiert.
Mit STÄRKER ALS DIE ANGST entwickeln Filmemacherin Elke Groen und
die pooldoks Filmproduktion einen Oral-History-Kinodokumentarfilm
über Maria Langthaler und ihre Töchter, die während des Zweiten
Weltkriegs zwei geflohene Häftlinge des KZ Mauthausen versteckten.
Ein Langzeitporträt des Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstands bereiten Autor Jakob Brossmann und Regisseur Victor Kössl
mit FÜNF GUTE JAHRE vor, die Eutopiafilm produziert.
Mit DAS ENDE DER UNGLEICHHEIT planen Dokumentaristin Theresa
Distelberger und die Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion einen
fiktiven historischen Dokumentarfilm, der aus der Perspektive einer
utopischen Zukunft auf unsere Gegenwart und ihre Wirtschaftskrisen,
Unzufriedenheit und das Vorrücken faschistischer Kräfte blickt.
Das Dokumentarprojekt FIGHTING FOR TOMORROW der Plan C Film
erzählt von Menschen, die sich gegen die Klimakrise und für die
Verteidigung demokratischer Werte engagieren. Filmemacherin Anna
Katharina Wohlgenannt begleitet hierfür Aktivist*innen bei ihrem
Kampf mittels Klagen, Protesten, Sorgearbeit und Entwicklungen neuer
Visionen.
SUPERHUMANS porträtiert die schwierige und wichtige Arbeit im
Superhumans Center in Lwiw, Ukraine, einer hochmodernen Einrichtung
für Rehabilitation und Prothesen. Der Kinodokumentarfilm der
Aktivistin Inna Shevchenko („Girls & Gods“, 2025) wird von der Golden
Girls Filmproduktion projektiert.
Mit ES IST RICHTIG, DASS ES WEH TUT taucht die Filmemacherin Liza
Enzinger in die Welt der gynäkologischen Station eines Wiener Spitals
und reflektiert in Betrachtung des weiblichen Körpers
gesellschaftliche Strukturen; die Epo-Film produziert.
Zwtl.: Zehn dokumentarische und zwei fiktionale TV-Projekt erhalten
Förderung in Gesamthöhe von 668.000 Euro.
In der neuen fiktionalen TV-Serie PFLEGELEICHT kämpft eine Gruppe
bunt zusammengewürfelter Auszubildender in einem finanziell
angeschlagenen Krankenhaus sowohl mit den Herausforderungen der
Pflege als auch mit persönlichen Krisen. Die Produktion der Prisma
Film wird von Katharina Heigl und Michael Podogil inszeniert.
Drei neue Wien-Dokumentationen widmen sich mit unterschiedlichen
Themen der Stadt: Die Doku-Reihe DER KLANG EUROPAS der Good Media
Solutions beleuchtet Wien als Musikmetropole, WIEN BEI NACHT der
Produktionsfirma Raum Film nimmt sich der Nachkriegszeit in Wien an
und in DAS JÜDISCHE WIEN – BLÜTEZEIT UND SCHICKSALSJAHRE der Neuland
Film begibt sich Danielle Spera, langjährige Direktorin des Jüdischen
Museums, auf Spurensuche durch die Jahrhunderte.
Eine Pressemitteilung mit einer vollständigen Projektliste finden
Sie hier auf der Webpage des Filmfonds Wien.