Brüssel (OTS) – Fettleibigkeit führt zu einem starken Anstieg von
Verdauungsstörungen
und Krebserkrankungen in ganz Europa, insbesondere bei Menschen unter
50 Jahren, wo Stigmatisierung und geringes Bewusstsein eine
frühzeitige Diagnose verzögern. Als Reaktion darauf veranstaltete die
United European Gastroenterology (UEG) Connecting the Dots: Obesity,
Digestive Diseases and Cancers am 5. Juni im Europäischen Parlament.
Die Veranstaltung brachte politische Entscheidungsträger, Kliniker,
Patientenvertreter und führende Persönlichkeiten des öffentlichen
Gesundheitswesens zusammen, um dringende, koordinierte Maßnahmen zu
fordern.
Bei der Eröffnung der Veranstaltung betonte MEP Romana Jerković,
Vorsitzende der MEP Digestive Health Group, das Ausmaß der Krise.
„Fast 60 % der Europäer und eines von drei Kindern sind übergewichtig
oder fettleibig“, sagte sie. „In die Prävention zu investieren ist
nicht nur eine gute Gesundheitspolitik, sondern auch eine kluge
Wirtschaftspolitik.“ Sie plädierte für verbindliche, bürgernahe
Maßnahmen und ein stärkeres politisches Engagement.
Die Europaabgeordnete Alessandra Moretti wies darauf hin, dass 90
% der Todesfälle in der EU auf nicht übertragbare Krankheiten (NCDs)
zurückzuführen sind, aber nur 2,8 % der Gesundheitsbudgets zur
Verfügung stehen. Sie betonte die Notwendigkeit eines verbesserten
Screenings und einer Aufstockung der Forschungsmittel.
In einer Grundsatzrede warnte Dr. Kremlin Wickramasinghe von der
WHO Europe, dass Adipositas heute die führende Ursache für
Behinderungen in der Europäischen Region ist und jährlich zu 20.000
neuen Krebsfällen beiträgt. Er drängte auf durchsetzbare, systemweite
Maßnahmen und betonte, dass freiwillige Leitlinien nicht ausreichend
seien.
Wissenschaftliche Vorträge untermauerten den Zusammenhang
zwischen Fettleibigkeit und Krebserkrankungen im Verdauungstrakt. Die
Professoren Patrick Michl und Thomas Seufferlein erklärten, wie
Übergewicht durch chronische Entzündungen und Stoffwechselstörungen
Krebs fördert. Dr. Jorge Amil Dias sprach über die lebenslange
Belastung durch Fettleibigkeit bei Kindern, während Professor Volkan
Demirhan Yumuk eine multidisziplinäre Betreuung forderte, bei der der
Mensch im Mittelpunkt steht.
Professor Patrizia Burra, Vorsitzende der UEG Public Affairs
Group, leitete die Diskussion zur Umsetzung wissenschaftlicher
Erkenntnisse in die Politik über. Der Europaabgeordnete Tomislav
Sokol von der European People’s Party betonte, dass Fettleibigkeit
ein gesellschaftliches Problem und kein individuelles Versagen sei,
und forderte einen EU-weiten, gesamtgesellschaftlichen Ansatz ähnlich
wie bei der Tabakkontrolle. Die Diskussionsteilnehmer forderten eine
strengere Regulierung der Lebensmittelvermarktung, EU-weite
Verbrauchssteuern, einen breiteren Zugang zu Therapien wie
semaglutide, ein frühzeitiges Screening auf Lebererkrankungen und ein
strukturiertes Gewichtsmanagement nach Krebserkrankungen. Vor allem
drängten sie darauf, Adipositas als eine chronische, multifaktorielle
Krankheit anzuerkennen, die eine multidisziplinäre Betreuung
erfordert.
In einer offenen Fragerunde forderten die Teilnehmer die
politischen Entscheidungsträger auf, wissenschaftliche Erkenntnisse
mit den Erfahrungen der Betroffenen zu kombinieren, insbesondere
derjenigen, die mit lebenslangen Erkrankungen zu kämpfen haben.
Der Europaabgeordnete Jerković griff dies sofort auf und schloss
die Veranstaltung mit einem Aufruf zum Handeln: „Statistiken sind
niemals nur Zahlen; sie stehen für Leben. Heute haben wir begonnen,
die Punkte zu verbinden – jetzt müssen wir handeln.“
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