Innsbruck (OTS) – Sprachrohr sind dabei auch wirtschafts- und
industrienahe
„Forschungsinstitute“ wie WIFO oder Agenda Austria. „Die politischen
Entscheidungsträger haben sich scheinbar völlig aus diesen wichtigen
Diskussionen ausgeklinkt und überlassen wirtschaftsnahen Instituten
das Feld, die offensichtlich den Boden für tiefgreifende Einschnitte
bei den Beschäftigten aufbereiten sollen“, so BAK-Vizepräsident und
AK Tirol Präsident Erwin Zangerl.
Gerade diejenigen, die 80 % der Steuerlast tragen und die Österreich
durch die Corona-Krise getragen haben, sollen nun massive Einschnitte
hinnehmen. „Im Sinne von ‚Koste es, was es wolle‘ haben die
österreichischen Beschäftigten mit ihrem Steuergeld während Corona
die größte Wirtschaftssubvention der Zweiten Republik geleistet und
Milliarden an Wirtschaft und Industrie abgeliefert. Der Dank ist
jetzt ein permanentes Schlechtmachen der Arbeitnehmer:innen, die zu
Sündenböcken einer völlig verfehlten Krisenpolitik und in diesem
Sinne auch Wirtschaftspolitik gemacht werden“, kritisiert Zangerl.
Wenn Wirtschaft nur mehr reiner Selbstzweck ist, wird Österreich
nicht vom Fleck kommen – Zangerl appelliert deshalb an jenen Teil der
Wirtschaft, die mit Ideen und Innovationen Arbeitsplätze sichern,
jenen ins Gewissen zu reden, die nur mehr mit reiner Polemik für
Schlagzeilen sorgen. „Die Ideen von Knill & Co. offenbaren in
Wirklichkeit ein Wirtschaftsverständnis, das den überwiegenden Teil
der Belastungen auf die Arbeitnehmer:innen abwälzen will, die für die
derzeitige wirtschaftliche Situation aber nicht verantwortlich sind“,
sagt Zangerl.
Plötzlich sind Länder der Eurozone wieder Vorbilder, wenn es
darum geht, Österreich zukunftsfit zu machen, zumindest wenn es nach
IV-Präsident Georg Knill u. a. geht. Dänemark wird hier plötzlich als
Vorbild genannt, ein Land, das das Pensionsantrittsalter auf 70
angehoben hat und in den kommenden Dekaden auf 74 steigern will. „Ich
frage mich, wo diese ‚Vordenker‘ alle waren, als es darum ging, die
enorme Inflation in Österreich in den Griff zu bekommen, die alle
anderen EU-Staaten weit besser bewältigt haben und die der Auslöser
für die derzeitigen Diskussionen rund um Budgetdefizit und Sparpaket
waren. Warum haben wir uns bei den wirklich relevanten Themen andere
Länder nicht zum Vorbild genommen?“, fragt Zangerl.
Anstelle Lösungen anzubieten, wie die vielen Langzeitarbeitslosen
wieder in Beschäftigung kommen können bzw. wie Über-50-Jährige
überhaupt bis zum Regelpensionsantrittsalter in Österreich in
Beschäftigung gehalten werden können, soll laut IV das
Pensionsantrittsalter erhöht werden: „Damit noch mehr Ältere von noch
weniger Unternehmen angestellt werden“, so Zangerl. Zudem würden die
Vergleiche zwischen Österreich und Dänemark hinken: „Es wird
verschwiegen, dass in diesen ‚Vorzeigeländern‘ wie Dänemark, Schweden
oder den Niederlanden riesige börsengetriebene Pensionsfonds mit
enormen Verwaltungskosten die Alterssicherung mitorganisieren. In
Österreich fließen 100 Prozent der Beiträge direkt in die Leistungen
und das System ist stabil, alles andere ist reine Panikmache“, stellt
Zangerl klar, der gleichzeitig darauf hinweist, dass sich die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Pensionen fast ausschließlich
selbst finanzieren. Für 2025 wird der Deckungsgrad bei 85 Prozent
liegen, so Zangerl.
Neben dem Pensionsthema geht es auch um die Löhne: Wirtschaft und
Industrie führen die hohen Löhne als Hemmschuh an, verschweigen
jedoch, dass der wirkliche Punkt die enorme Teuerung war, die über
die Haushalte gerollt ist und weiter anhält – noch immer liegt die
Inflation in Österreich deutlich über dem Euro-Raum. „Wir sehen hier
einen regelrechten Kampf einer kleinen, organisierten Gruppe, die
scheinbar die Bodenhaftung verloren hat, gegen die österreichischen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ich warne vor tendenziösen und
teils unqualifizierten Aussagen, weil sie der Wirtschaft und dem
Standort nicht helfen. Die Probleme sind da und sie lassen sich auch
lösen – aber gemeinsam und auf Augenhöhe und nicht auf Kosten der
größten Gruppe an Steuerzahlenden in Österreich“, stellt Zangerl
klar. Tirols AK Präsident fordert diesbezüglich auch klare Worte aus
den zuständigen Bundesministerien.